A Plague Tale: Requiem (PS5) im Test – Es wird nicht einfacher

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A Plague Tale: Requiem folgt einer Formel für Nachfolgespiele, die ihre Tücken hat: Abgesehen von der epischen Geschichte, die weitererzählt werden muss, möchte Asobo Studio seinen Erstling in allen Belangen übertreffen. Das versucht man auch durch eine fast doppelt so lange Spielzeit zu zeigen. Doch nicht alles in den rund 20 Stunden gefällt mir – unsere Review verrät, warum A Plague Tale: Requiem sowohl Fort- als auch Rückschritte im Vergleich zu Innocence macht. Getestet haben wir auf PS5.

Beklemmender denn je

Natürlich war klar, dass Amicias und Hugos Reise nicht einfacher werden würde. So gut wie jede vermutete Sicherheit in A Plague Tale: Requiem ist nur von kurzer Dauer. Doch das bedeutet für dich eine Reise, wie man sie nur selten in einem Videospiel erlebt: Wenn du dieses Abenteuer abgeschlossen hast, fühlt es sich wirklich so an, als ob du mit Amicia und Hugo sowie ihren Gefährt:innen durch Dick und Dünn gegangen bist. Und das bist du auch wirklich.

Asobo Studio liefert eine annähernd doppelte Spielzeit verglichen mit A Plague Tale: Innocence. Der zweite Teil bietet eine Spielzeit von rund 20 Stunden, wer wirklich alles erledigt, könnte sogar etwas länger brauchen. Aufgebaut ist das Spiel dabei immer noch sehr linear, nur in einigen Abschnitten gibt es einmal zwei oder drei Wege. Die Geheimnisse sind in mehreren Levels sehr gut versteckt, sodass sich die Erkundung lohnt. Doch in erster Linie sind die Vielzahl der Orte und Figuren beeindruckend, A Plague Tale: Requiem vermittelt deutlich besser als sein Vorgänger, was für eine lange Reise mit unterschiedlichen Etappen man hier absolviert.

Die Figuren in A Plague Tale: Requiem sind alle großartig und noch etwas besser dargestellt als im Vorgänger. Auch ihre Entwicklung stellt Asobo Studio gut dar. Amicia kämpft von Anfang an mit ihrer Wut, die angesichts der Handlungen, die sie immer wieder in der Welt sieht, nur verständlich ist, und muss sich immer wieder auf ihre Rolle als Hugos Beschützerin besinnen, die eine noch viel weitreichendere Bedeutung hat, als zunächst angenommen.

Am Anfang des Abenteuers hat A Plague Tale: Requiem für mich etwas Chance verspielt, denn tatsächlich hätte ich gern etwas mehr Sicherheit gesehen. Doch das Spiel macht direkt klar, dass es diese nicht gibt, denn schon nach den ersten zehn Minuten ist man im ersten handfesten Konflikt gefangen, eine Chance auf ein besseres Leben gibt es nicht mal hier. Mir hätte es gut gefallen, wenn das Chaos nicht ganz so schnell ausgebrochen wäre – doch damit legt A Plague Tale: Requiem auch schon für die restlichen Spielstunden vor. !B

Gespräch zwischen Amicia und Lucas in einer Zwischensequenz, die Kamera vor ihnen. Amicia: "Verstehe. Keine toten, keine Probleme. Suchen wir das Boot!"
Die Story ist gut inszeniert und die Figuren hinterlassen alle ihren Eindruck.

Gewalt, überall Gewalt

Schon A Plague Tale: Innocence schreckte vor keinen gewaltigen und furchteinflößenden Darstellungen zurück. Auch hier setzt A Plague Tale: Requiem an vielen Stellen noch eins drauf, vor allem gibt es nun vielmehr aktive Gewalt, was auch daran liegt, dass Amicia eine Reihe neuer Fertigkeiten erhält, um gewalttätiger gegen Widersacher vorzugehen.

Trotz dessen gelingt der Spagat, dass man sich an (zu) vielen Stellen komplett machtlos fühlt, denn nicht immer hat man etwas entgegenzusetzen. Sehr oft bleibt dennoch nur die Flucht. Das liegt zum einen daran, dass Materialien knapp sind, denn die Armbrust nützt nichts, wenn du keine Munition bei dir hast. Zum anderen setzt A Plague Tale: Requiem in seinem linearen Verlauf aber viel auf Scripte – und oft funktioniert einfach nur das, was das Spiel möchte, das funktioniert.

Ein paar Szenen im Spiel fand ich etwas übertrieben, da hatten wir quasi solche Uncharted Momente wie „30 Gegner seilen sich hier mal eben ab, erledige sie“. Na ja, es waren nicht wirklich 30 und abgeseilt haben sie sich auch nicht, aber auf solche Szenen hätte ich verzichten können. Ebenso wie in anderen Spielen weiß Amicia in A Plague Tale: Requiem natürlich immer genau, wenn der letzte Gegner erledigt ist. !B

Amicia auf einem Geschütz auf einem Boot, es wird gerade auf einen Gegner am Strand gezielt.
Auf Szenen wie diese hätte ich auch verzichten können, sie bringen aber Abwechslung ins Spiel.

Das Gameplay hält nicht mit

A Plague Tale: Requiem tut nicht überall gut, dass es derart viel größer als sein Vorgänger werden musste. Für die Geschichte lohnt sich das Spielen auf jeden Fall: Die ganze Spielzeit über bleibt die Geschichte spannend und dauerhaft merkt man auch, dass die lenkenden Personen Kinder und Teenager sind. Es sind viele Coming-of-Age Elemente in A Plague Tale: Requiem zu finden und ohne, dass es an irgendeiner Stelle nervt, wird deutlich, dass teilweise Ratlosigkeit, teilweise Verzweiflung, teilweise aber auch blanke Wut oder die Sorge nach Geborgenheit das Handeln bestimmen. Asobo Studio erzählt wirklich auf tolle Weise.

Das Gameplay kommt leider durch die lange Spielzeit nicht mit. Das liegt nicht daran, dass den Entwickler:innen die Ideen ausgegangen wären, ganz im Gegenteil: Es gibt viel mehr Abwechslung, als ich erwartet habe. Regelmäßig liefert A Plague Tale: Requiem Abschnitte mit frischen Elementen und das Spiel fühlt sich nie über lange Strecken gleichförmig an. Doch einzelne Elemente haben sich leider nicht genügend weiterentwickelt. Um es direkt zu sagen: An vielen Stellen fühlt sich A Plague Tale: Requiem noch genau so an wie sein Vorgänger, nur dass die schon damals erkennbaren Schwächen gut drei Jahre später noch deutlich mehr ins Gewicht fallen und ich sie der aktuellen Konsolengeneration nicht angemessen erachte.

An einigen Elementen musste man auch gar nichts verändern: Die Schleuder und ihre verschiedenen Einsatzmöglichkeiten sind bekannt, ebenso vertraut wirken die Abschnitte, in denen man die Ratten umgehen muss und sich nur im Licht fortbewegen darf. Aufgelockert wird das Spiel immer wieder durch die Unterstützung von Begleiter:innen. Sie bringen verschiedene Fähigkeiten mit, die z.B. auch die Abschnitte mit Ratten nicht zu gleichförmig werden lassen. Doch leider stehen einem die Gefährt:innen nur selten im Kampf zur Seite. !B

Amicia flieht vor den Ratten, die Kamera vor ihr.
Fluchtszenen wie diese gibt es öfter

Die größten Schwächen sind für mich Scripts und die KI: Im Vorgänger habe ich die Stealth Passagen noch gelobt, in A Plague Tale: Requiem empfinde ich zu oft Frust, teilweise aber auch Verwunderung über das Handeln der KI. Wenn die ganze Meute an Wachen hinter mir her ist, komme ich einfach davon, wenn ich mich unter den nächsten Wagen rette, obwohl Wachen genau hinter mir sind. Doch die wollen plötzlich nichts mehr gesehen haben. Nur sehr selten schauen sie wirklich darunter und man wird entdeckt. Wenn ich aber noch mehr Glück habe, ist die Animationen, die Tür zu öffnen und zu schließen am Ende des Levels auch einfach schneller als die Gegner und ich komme direkt davon, obwohl mich eben noch alle töten wollten. Und natürlich bin ich dann in Sicherheit, weil es das Script so will.

Ganz ehrlich: Ich möchte diese ganzen Szenen in A Plague Tale: Requiem einfach nicht. Auch größer tut hier einfach nicht gut, im Vorgänger hatte ich noch Spaß damit, hier habe ich einige der nervigsten Gameplay-Elemente meines ganzen Gaming-Jahres erlebt und auch Szenen, die ich wirklich nicht als zeitgemäß erachte. Wenn eine Wache wenige Sekunden, nachdem die Wache direkt neben ihr mit Feuer ermordet wurde, beschließt, dass es hier „nichts zu sehen“ gibt, finde ich das ziemlich lahm. Davon abgesehen funktioniert in A Plague Tale: Requiem meistens auch nur die eine Sache, die das Spiel gerade will, sodass man nicht sonderlich flexibel mit seinen Handlungsoptionen ist. Ein paar Mal steckte ich auch fest, weil ich den richtigen Gegenstand nicht mehr zu Hand hatte.

Die Flucht vor den Wachen fällt teilweise zu leicht.

Wunderschön mit Abstrichen

Auch beim technischen Feinschliff kann A Plague Tale: Requiem nicht mit dem Vorgänger mithalten. Einige Bugs, die den Spielablauf aufhalten konnten, scheinen mit einem Patch vor dem Launch noch gelöst worden zu sein, doch nicht alle technischen Mängel, die mir aufgefallen sind, wurden damit behoben. Ein Update für unsere Testversion stand am 14.10.2022 zur Verfügung und ich habe am darauffolgenden Wochenende die meiste Zeit mit dem Spiel verbracht.

Ganz grundsätzlich sieht A Plague Tale: Requiem wunderschön aus, an Bildgewaltigkeit fehlt es dem Spiel nicht. Optisch kaschieren die Level auch sehr gut die begrenzten Bewegungsmöglichkeiten und man fühlt sich in wesentlich größeren Welten. Bei ihrer technischen Seite hinterlassen verschiedene Abschnitte aber unterschiedliche Eindrücke: In mehreren Bereichen des Spieles kommt es auf der PS5 zu starkem Tearing, das Bild reißt auseinander. Zudem gibt es regelmäßig Probleme mit der Bildrate, in einigen Abschnitten ohne erkennbaren Grund, in anderen vor allem dann, wenn viele Ratten und/oder viele Flammen dargestellt werden.

A Plague Tale: Innocence habe ich damals auf der Xbox One X gespielt und diese Version war herausragend optimiert. Ich erinnere mich noch, dass ich selten so ein butterweiches Spiel gespielt habe. A Plague Tale: Requiem lässt mich das vermissen und ich hoffe, dass Asobo Studio hier noch mit kommenden Patches nachliefert. Die flüssig laufenden Abschnitte zeigen nämlich, was eigentlich im Spiel steckt.

Beim Sound leistet sich A Plague Tale: Requiem dagegen keine Schwächen: Musik und Soundeffekte sind sehr gut gelungen und unterstreichen die Atmosphäre des Spiels jederzeit passend. Eine Synchronisierung gibt es wieder auf Deutsch und auch diese weiß wieder zu gefallen und alle Sprecher:innen wurden passend zu den Figuren gewählt. Auf der PS5 kommt der Sound der Schleuder aus dem DualSense Controller, was sich für mich nicht erkennbar umstellen ließ. !B

Amicia am Strand, sie blickt auf ein kaputtes Boot, das Meer und Felsen im Wasser.
Optisch hinterlassen viele Gebiete einen sehr guten Eindruck.

Fazit: Größer ist nicht gleich besser

Der Gamer's Palace Score zeigt eine 75 an.

A Plague Tale: Requiem setzt seinen Vorgänger inhaltlich herausragend fort und versucht spürbar, in allen Disziplinen eins draufzusetzen. Besonders deutlich wird das beim Umfang, währt diese Reise doch beinahe doppelt so lang wie die erste. Am Ende bleibt der Eindruck, mit Amicia, Hugo und ihren Gefährt:innen durch Dick und Dünn gegangen zu sein – in dieser Hinsicht ist A Plague Tale: Requiem wirklich ein beeindruckendes Erlebnis. Leider halten Gameplay und Technik da nicht mit. Asobo gingen zwar keineswegs die Ideen aus, denn regelmäßig präsentiert A Plague Tale: Requiem ein frisches Element, doch ebenso viele Stellen im Spiel sind nervig und frustrierend, während sich die Mechaniken im Vergleich zum Vorgänger kaum weiterentwickelt haben und daher einfach nicht mehr zeitgemäß sind. Vor allem KI-Mängel haben meinen Gesamteindruck mächtig getrübt und einige Abschnitte entweder nur witzig oder aber auch absurd werden lassen. Auch vom technischen Feinschliff des Vorgängers kann ich in Requiem auf der PS5 bei abschnittsweisem Tearing und Bildrateneinbrüchen nur wenig erkennen. Die Geschichte von A Plague Tale: Requiem hat mich nachhaltig beeindruckt, doch die insgesamte Gewaltigkeit des Vorgängers vermisse ich hier.

ProContra
+ Tolle Fortsetzung der Geschichte– Viele frustrierende Stellen, v.a. Stealth und Kämpfe
+ Gut dargestellte Figuren mit realistischer Entwicklung– KI-Verhalten weit unter Durchschnitt
+ Gute deutsche Synchronisierung– Tearingprobleme und Bildrateneinbrüche auf PS5
+ Wunderschöne Abschnitte– Wenig mechanische Weiterentwicklung im Vergleich zum Vorgänger
+ Viel spielerische Vielfalt

Offenlegung

Wir haben einen Reviewkey zu A Plague Tale: Requiem erhalten.

Die ersten 30 Minuten von A Plague Tale: Requiem

Hier kannst du dir die ersten 30 Minuten Gameplay aus A Plague Tale: Requiem anschauen.

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Manuel Eichhorn
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