Assassin’s Creed Odyssey – Fazit nach 115 Stunden

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Ich habe viel Zeit in Assassin’s Creed Odyssey verbracht. Wirklich viel – zumindest für meine Verhältnisse. Über 100 Stunden habe ich diese Generation tatsächlich noch in keiner Spielwelt verbracht, und das zeigt, dass Ubisoft mit dem Titel Einiges richtig gemacht hat. Auch wenn ich immer noch nicht alles gesehen habe, ist es Zeit, ein Fazit zu ziehen. Denn mehr oder weniger bin ich mit dem Ausflug nach Griechenland jetzt doch durch.

Meine Odyssee hatte ihre Höhen und Tiefen – und zwar von Anfang an. Ich habe Anfang des Jahres mal einen Artikel geschrieben, dass Assassin’s Creed Odyssey zu viele Wiederholungen in seinem Spielablauf einbaut. Die Erkundung der riesigen, offenen Spielwelt liefert einfach nicht das, was ich mir eigentlich von einer Welt wie dieser wünsche. Daran hat sich auch wirklich nichts geändert, doch woran lag es, dass mich der Titel doch noch motiviert hat, weiterzuspielen, die Geschichte zu beenden, die gesamte Welt zu entdecken, den Kult auszuschalten und immerhin auch den Atlantis DLC komplett abzuschließen?

Die Story war tatsächlich ein wesentlicher Hebel und damit auch irgendwo eine Überraschung und hat immer wieder mit epischen Momenten geglänzt. Ich habe Assassin’s Creed nicht von Anfang an gespielt und hatte doch den Eindruck, dass Ubisoft irgendwo den Faden verloren haben muss. Vielleicht ist das auch so und manch ein Fan der Reihe wird das bestätigen, doch hin und wieder in Assassin’s Creed Odyssey schaffen es die Entwickler und Autoren einfach meisterhaft, bisherige Episoden zu verweben, und hier und da gibt es sogar schon wieder einen Blick auf die Zukunft. Manches ist auch wirklich episch und für sich genommen etwas emotional – auch das ist etwas, das nicht jedes Spiel schafft.

Vor allem der Atlantis DLC, insbesondere die Episode 3, hatte etwas ganz für sich. Den Atlantis Mythos hat Assassin’s Creed Odyssey für mich zwar nicht bereichert, allerdings sehr wohl gut umgesetzt. Wir erfahren etwas über die Entstehung und den Niedergang dieser geheimnisvollen Stadt und genau hier webten die Entwickler auch noch Diskussionen ein, wie sie genau in der heutigen Zeit auch noch geführt werden – über das Bienensterben und Nachhaltigkeit, und ob Umweltschutz nun wirklich so wichtig ist, wie wir denken, oder sich Natur schon wieder von selbst regeneriert. Eine klare Antwort bekommen wir nicht, handeln aber im Sinne der Natur.

Wenn Assassin’s Creed Odyssey dann, so wie jetzt, sein Inhalt ausgeht, wird das Erlebnis aber recht tröge, denn die Open-World gleicht eben immer noch einem Abarbeiten von Checklisten. Ich muss zwar auch sagen, dass ich endlich einmal Schatzkisten gefunden habe, die nirgends markiert waren und dennoch mit epischer Ausrüstung aufwarteten – so richtig etwas gebracht hätte mir das aber nur früher im Spiel, denn mittlerweile habe ich meine perfekte Ausrüstung inklusive passender Gravuren auch schon zusammen.

Doch genau das ist es, was ich mir für die Zukunft der Reihe wünsche: Ich will auch mal was erreichen, ohne dass das Spiel das vorgibt oder schon offensichtlich markiert. Die Ansätze sind ja da, denn man kann zum Beispiel schon Objekte finden oder Ziele töten, bevor man die entsprechende Quest angenommen hat. Doch nicht einmal das, was in einer offenen Welt logisch sein sollte, hat Ubisoft in Assassin’s Creed Odyssey wirklich konsequent umgesetzt.

Bei manchen Quests braucht man nur einen Dialog mit dem Auftraggeber führen und direkt im Gespräch hat Alexios den passenden Spruch auf Lager („habe ich schon erledigt“) – bei anderen Quests muss man die Aufgabe aber doch erst brav annehmen, um dann den NPC einfach nochmal anzusprechen und die Quest abzugeben. Warum eigentlich? Hier merkt man einfach, wie viele verschiedene Teams an so einem Titel arbeiten. Das ist nicht schlecht, nur müssen alle nach den gleich Richtlinien arbeiten. Das scheint bei Assassin’s Creed Odyssey manches Mal zu kurz gekommen zu sein, denn auch die Qualität der Quests schwankt einfach wahnsinnig stark, während vor allem diejenigen Aufgaben, die durch unsere vorherigen Entscheidungen entstanden sind, einfach immer noch wahnsinnig schwach und größtenteils ein schlechter Witz sind.

Die Reihe Assassin’s Creed soll den Wandel zu einer echten RPG Reihe durchmachen – ich begrüße das sehr, doch Assassin’s Creed Odyssey merkt man immer noch deutlich an, dass es in einer Zwischenstufe steckt. Systeme wie die Herrschaft über ein Gebiet sind eher rudimentär, dass Ausrüstungssystem zwar motivierend, aber auch viel zu vollgeknallt mit unnötigen Gegenständen, ist man erst mal mit den Sätzen in Berührung gekommen, und der Haushalt mit den wenigen Rohstoffen im Spiel ist irgendwann einfach nur noch lächerlich übertrieben und fühlt sich an wie in einer schlechten Itemspirale. Kann man überhaupt alle Upgrades für die Adrasteia vollständig bekommen? Nicht, dass man sie wirklich bräuchte, doch die Rohstoffe sollten irgendwie realistischer gehandhabt werden.

Assassin’s Creed braucht in Zukunft realistischere NPCs, bessere Interaktionen mit der Spielwelt und vor allem spannendere Quests. Wenn Ermittlungsaufgaben mir nur noch ein Gähnen entlocken, ist irgendwas nicht ganz richtig. Bleiben dürfen die Atmosphäre, die Abwechslung in der Spielwelt sowie natürlich deren fotogewaltigen Kulissen – nicht zuletzt hat mich das immer wieder motiviert, weiterzumachen, und das, obwohl die Optimierung des Titels auf der Xbox One X mit dem Fortschreiten des Atlantis DLC spürbar schlechter geworden ist und starke Bildrateneinbrüche mit zum Erlebnis gehörten. Aber das ist ja generell ein Thema für die nächste Konsolengeneration, auf der das nächste Assassin’s Creed ja seinen Einstand feiern wird.

Wenn Ubisoft die mit Assassin’s Creed Odyssey geschaffene Basis konsequent ausbaut und die neuen Konsolen die Änderungen mit sich bringen, die sie versprechen, dann dürfte das nächste Assassin’s Creed wieder ein ganz krasser Stundenfresser für mich werden. Im Vergleich mit Assassin’s Creed Rogue, das ich kürzlich mal wieder gespielt habe, ist mir klar geworden, wie viele spielerischen Verbesserungen Ubisoft doch vorgenommen hat, sodass sich Assassin’s Creed Odyssey im direkten Vergleich wirklich butterweich anfühlt. Ich bin jetzt ein großer Fan davon, dass wir beim nächsten hoffentlich ein noch umfassenderes RPG bekommen – welches das Genre dann auch in allen Facetten lebt.

Die Spielwelt ist ein Highlight von Assassin’s Creed Odyssey –

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Manuel Eichhorn
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