Assassin’s Creed Odyssey – Wenn Freiheit Repetition bedeutet

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Assassin’s Creed Odyssey bringt die Reihe in vielerlei Hinsicht voran und ist ein guter Vorgeschmack dessen, was uns Ubisoft höchstwahrscheinlich auf der nächsten Generation kredenzen wird. Zweifelsohne beeindruckend und ist die riesige (und wunderschöne) Spielwelt, und Ubisoft hat lange genug betont, dass die Odyssee mehr Freiheit als jemals zuvor bieten soll. Trotzdem bleibt der Titel an vielen Stellen erstaunlich flach – und zeigt ausgerechnet durch die Freiheit seine größten Schwächen.

Ich habe Assassin’s Creed Odyssey noch immer nicht durch, bei weitem nicht, aber mittlerweile ungefähr 50 Stunden ins Spiel investiert. Dass ich noch nicht weiter bin, liegt vor allem daran, dass ich mich in manchen Situationen wieder und wieder motivieren muss, überhaupt weiterzuspielen. Es gibt Dinge, die machen mir Spaß, andere weniger – vor allem steckt Assassin’s Creed Odyssey aber voller Widersprüche, was seine Inhalte angeht.

Die Odysee – Eine mit Schwierigkeiten verbundene, lange Reise

Vielleicht ist im Falle von Assassin’s Creed Odyssey der Name einfach doch wörtlicher zu nehmen. Denn ebenso wie Alexios treffe ich im Laufe meiner Reise immer wieder auf Herausforderungen. Um genau zu sein: Spielspaßblocker. Dabei hat Assassin’s Creed Odyssey ganz grundsätzlich alles an Bord, um mein Spiel zu sein.

Die Spielwelt ist genial – sie ist zumindest wunderschön und jedenfalls riesig. Das Entdecken eines neues Gebietes löst manches Mal echte Glücksgefühle für mich aus, und Erfahrungspunkte bekomme ich dafür auch noch geschenkt.

Doch jetzt verrate ich euch, was mir in Assassin’s Creed Odyssey am wenigsten Spaß macht: Wenn ich mir ein einzelnes Gebiet vornehme und den Plan mache, dieses abzuschließen, stoße ich schnell an die Grenzen. Denn während die Spielwelt visuell überwältigend ist, bietet sie spielerisch viel vom Gleichen. Das zweite Militärlager im gleichen Gebiet löst einfach nicht den Reiz aus, dass ich es unbedingt erledigen muss, zumal die Belohnungen für die Vielzahl der Gebiete und „geheimer Orte“ einfach irgendwann unspektakulär werden. Ab einem bestimmten Zeitpunkt ist die x-te Rüstung auch nicht mehr für mich, als wenn ich einfach einen Stapel Rohstoffe einsammle.

Die Spielwelt ist ganz klar riesig, hübsch und größtenteils atmosphärisch.

Kleine Insel, großer Spaß

Was mir Assassin’s Creed Odyssey irgendwie auch bestätigt hat: Mit mancher großer Welt leidet am Ende die Atmosphäre und Glaubwürdigkeit. Mein erster frei gewählter Besuch in Sparta hat nicht unbedingt Hype ausgelöst. Doch ausgerechnet machen mir die vorgegebenen Inhalte im Spiel mit einer der größten offenen Welten ausgerechnet dann am meisten Spaß, wenn ich auf einer kleinen, abgeschlossenen Insel innerhalb dieser Welt unterwegs bin.

Assassin’s Creed Odyssey hält hier einige Highlights in der Spielwelt bereit: Kleinere oder mittelgroße Inseln, die ihre eigenen Geschichten erzählen und dazu mehrere, in sich verwobene Quests anbieten. In diesen Umgebungen haben sich die Entwickler dann auch ins Zeug gelegt, alles darauf abzustimmen. Hier habe ich unheimlich viel Freude daran, die Quests zu erledigen und nebenbei auch noch die zusätzlichen Aktivitäten abzuschließen.

Manchmal ist die Qualität der Erzählung in diesen Umgebungen sogar besser als in der Hauptgeschichte, und vor allem: Überblickbar. Es ist ein Ziel erkennbar, eine bestimmte Anzahl von Aktivitäten, die man abschließen kann, bevor man sich mit gutem Gewissen wieder an Bord der Adrasteia begeben kann und sich ins nächste Abenteuer stürzen.

Nebenquests für die Tonne

„Ich hab sie alle getötet. Jeden Einzelnen.“ Wie oft habe ich Alexios schon diesen Satz sagen hören. Die größeren Nebenquests gehören definitiv zumindest manches Mal zu den Highlights des Spieles und halten mit Figuren wie Alkibiades auch Persönlichkeiten bereit, bei denen man sich freut, sie wiederzutreffen. Gerade in diesem Fall passt es auch, dass die Quests spielerisch manches Mal so banal sind – denn irgendwie wird es dadurch lustig.

Auf Dauer gar nicht gehen aber die zeitlich begrenzten Quests oder die, die an den Notizbrettern geteilt werden. Wenn ich das fünfte Mal einige Banditen für den gleichen Klon NPC erledigen soll, hört der Spaß irgendwie auf. Genügend generische Lager von Wachen und Banditen gibt es in der Spielwelt natürlich, doch sie halten nicht einmal sinnvolle Belohnungen bereit. Meist gibt es dort auch einen gefangenen NPC – doch er bringt nicht mal ein „Danke“ heraus, wenn man ihn denn dann befreit.

Die mehreren Entwicklerteams sind mit ihren Quests verschiedenen Schablonen gefolgt, damit sich die Quests in Assassin’s Creed Odyssey in einer bestimmten Zeit – oder einem bestimmten Aufwand – abschließen lassen. Diese Schablonen merkt man den Quests allerdings allzu oft an. Eine bestimmte Zahl an Töte alle Banditen Quests ist sicherlich der Welt angemessen, in einer so großen Menge können sie allerdings auch schnell den Spaß verhageln.

Eigene Ziele setzen: So klappt’s

Mittlerweile habe ich einen Weg gefunden, wie mir Assassin’s Creed Odyssey auch dauerhaft Spaß machen kann. Zum Glück bietet das Spiel dafür auch genug verschiedene Elemente und Ansatzpunkte.

Meistens mache ich es jetzt so, dass ich mir ein bestimmtes Ziel setze und und einen damit verbundenen Wegpunkt auf der Karte. Dann lege ich diesen Weg zu Fuß zurück und erledige einfach alles, was auf dem Weg liegt. Das macht Spaß!

Ab ins Abenteuer – mit selbst gesteckten Zielen macht mir die Odyssee Spaß!

Was ich mir fürs nächste Assassin’s Creed wünsche

Assassin’s Creed Odyssey lässt einem zum Glück genügend Freiheiten, sich seine absolvierten Inhalte selbst auszusuchen. So muss ich mich nicht auf die unzähligen sinnbefreiten Nebenquests einlassen. Bisher finde ich es in diesem Zusammenhang schade, dass die Spielwelt eher wenig von sich aus hergibt.

Sicher, man kann zufällig über Questgegenstände stolpern und muss somit die Quest dann nur noch abliefern, das ist ein Plus. Die Sorgfalt der Entwickler bei Quests, die man schon erledigt hat, ist allerdings sehr schwanken. Nur in wenigen Fällen ist die bereits erfolgte Lösung in den Dialog mit einbezogen – meistens muss man die Quest erst ganz normal annehmen und den NPC später nochmal ansprechen, um sie gleich wieder abzugeben. Für die wünschenswerte Einheitlichkeit hat den Entwicklern vermutlich auch bei Assassin’s Creed Odyssey ein weiteres Mal die nötige Entwicklungszeit gefehlt.

Auch an Orten, die nicht auf der Karte markiert sind, kann man immer mal etwas finden, wie einen verborgenen Schatz oder Drachmen. Insgesamt gleicht das Erfüllen aller Aufgaben aber immer noch einem Abgrasen von Kartenmarkierungen.

Was ich mir fürs nächste Assassin’s Creed wirklich wünsche: Mehr Tätigkeiten in der Spielwelt, die ich selbst wählen und einfach auch mal zwischendurch machen kann. Angeln vielleicht. Oder dass wenigstens die Jagd eine Bedeutung hat. Ein sinnvolles Handelssystem, wie es in Ansätzen zum Beispiel in Black Flag schon einmal vorhanden war, wäre cool. In Assassin’s Creed Odyssey sind Handelsgüter alle gleich, mit einem fest definierten Wert, alle in derselben Kategorie. Schade eigentlich.

Zum aktuellen Zeitpunkt finde ich es noch nicht gerechtfertigt, Assassin’s Creed Odyssey als vollständig ausgebautes RPG zu bezeichnen. Sicher, bei der Charakterentwicklung und der Menge der Inhalte ist es das – bei der Tiefe derselben allerdings noch nicht ganz. Auch das Erobern der Gebiete für Sparta oder Athen dürfte beispielsweise mehr sein als nur eine optische Veränderung. Ein Handelssystem dürfte mit an Bord sein oder langfristige Änderungen in der Spielwelt, die auf meine Handlungen zurückzuführen sind.

Ich bin mir sicher, der Ausbau von Assassin’s Creed zum RPG wird voranschreiten. Darauf freue ich mich – mit der Hoffnung, nach wie vor, dass Ubisoft sich und seinen Entwicklern mehr Zeit gibt, damit die Spiele ihr volles Potential entfalten können.

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Manuel Eichhorn
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