All diejenigen unter uns, die in den Neunzigern und frühen Zweitausendern aufgewachsen sind, hatten doch die beste Kindheit und Jugend, stimmt’s? Nun, am Ende sieht das vielleicht jeder ein bisschen anders, doch nun gibt es ein Spiel, welches genau diese Zeit wieder zugänglich und erlebbar macht: Cardpocalypse versetzt uns in eine Zeit an einer Grundschule vor Smartphones und Tablets – und in die Zeit der Sammelkarten. Ob Gambrinous das stimmig einfangen konnten, verrät der Test.
Karten klären alles
Wer bei Cardpocalypse ein reines Sammelkartenspiel erwartet, wie wir es in den letzten Jahren öfter gesehen haben, wird schnell eines besseren belehrt: Cardpocalypse ist ein vollständiges Rollenspiel inklusive Entscheidungen – nur, dass die Kämpfe über Kartenbattles ausgetragen werden und die Verbesserung des Helden in der Verbesserung eures Decks bestehen.
Die „Mega Mutant Power Pets“ haben die Dudsdale Elementary komplett im Griff. Jeder Schüler ist vernarrt ins Spiel, die Lehrer dagegen hassen es – Cardpocalypse zeichnet ein herausragendes Setting mit einer perfekten Atmosphäre. Die Schule ist nicht unbedingt die erstrebenswerteste im Land und über die „Burger mit Hack“ in der Cafeteria kursieren die wildesten Gerüchte.
Die Schüler wissen sich allerdings zu helfen und klären ihre Herausforderungen untereinander mit Battles mit den Mega Mutant Power Pets. Da hilft es auch nicht, dass die Lehrer alle Karten direkt an Tag – Protagonistin Jessicas erster Tag an der Dudsdale – konfiszieren. Karten und Decks kursieren dennoch weiterhin und alle haben ein Auge darauf, nicht von den Lehrern erwischt zu werden. Übrigens klärt man in Cardpocalypse nicht alles nur mit Duellen: Streiche sind auch mit von der Partie. Da könnt ihr meistens entscheiden, ob ihr mitmacht oder doch lieber petzen geht. Doch so manches Mal lockt Cardpocalypse dann doch wieder das Kind aus einem heraus. Die Nebenquests sind inhaltlich sehr vielfältig und schicken euch nach und nach durch beinahe alle Räume der Schule. Neben den Duellen ist da eben auch Streiche spielen, Nachforschungen anstellen oder Schmiere stehen dabei. Cardpocalypse zeigt vermutlich die wichtigsten Etappen im Leben eines Grundschülers.
Der Weg zum Mega Mutant Power Pets Meister
Cardpocalypse bietet zwei Schwierigkeitsgrade, um entweder sehr einsteigerfreundlich oder aber von Anfang an eher anspruchsvoll zu sein. Was beide Modi eint: Der Schwierigkeitsgrad ist absolut fair und steigt kontinuerlich, ohne zwischendurch unnachvollziehbare Sprünge zu machen. Das heißt, der Anfang ist größtenteils recht einfach, während nach und nach die Feinheiten von Mega Mutant Power Pets sowie schwierigere Kämpfe eingeführt werden.
Auch verlieren ist nicht immer schlimm – denn oft genug handelt es sich ja einfach auch um freundschaftliche Duelle oder aber die Geschichte hat eine andere Lösung bzw. man kann den Kampf wiederholen. Wer auf der Suche nach einer Herausforderung ist, kann sich aber definitiv den „Challenge Mode“ genauer anschauen. Hier verschafft man sich keinen Nahrungsvorteil, wobei Nahrung zum Einsetzen der Minions benötigt wird, und Kämpfe können nicht übersprungen werden.
Man erhält immer wieder Tipps von den anderen Schülern auf dem Schulhof und ansonsten gilt auch: Kartentausch ist alles. Cardpocalypse hat an alle Besonderheiten des Sammelkartenwahns gedacht: Überall auf dem Schulhof stehen Schüler zum Tauschen herum. Als Währung dienen nicht nur die Karten an sich, sondern man kann auch Süßigkeiten obendrauf legen, wenn man keine Karten mit passendem Gegenwert zum Tauschen hat. Die Werte der Karten sind größtenteils nachvollziehbar berechnet, nur im Einzelfall kam es mir so vor, dass ich ein schlechtes oder mitunter auch sehr gutes Geschäft gemacht habe.
Mega Mutant Power Pets – Ein cooles Spiel
Ich habe nach und nach immer mehr verstanden, warum alle Schüler der Dudsdale die Mega Mutant Power Pets lieben. Am Anfang wirkt für Jess alles noch wie ein einfaches Kartenspiel, und in der Tat ist auch das Konzept sehr einfach, doch mit Zugang zu zusätzlichen Karten und immer härteren Gegnern offenbaren sich die Feinheiten. In Cardpocalypse wartet ein vollständiges Sammelkartenspiel von euch darauf, erkundet zu werden.
Leider haben die verschiedenen Artender Karten , die Namen sind mit Miautanten, Kläffern, Finssterernen und Piepsi-Quiekis recht kryptisch, nicht wirklich Vor- oder Nachteile gegeneinander, aber dennoch gibt es genügend Tiefgang, um für anspruchsvolle und coole Duelle zu sorgen. Im Prinzip ist immer das Ziel, den Champion des Gegners zu besiegen. Champions werden ab der Halbierung ihrer Gesundheit „Mega“ und haben dann nicht nur stärkeren Angriff, sondern auch noch einen anderen Bonus, der den Bonus der Standardvariante ersetzt.
Es gibt viele verschiedene Champions, von denen man sich bald pro Fraktion seinen Favoriten herausgesucht hat – und mit einer steigenden Anzahl von Minions, Mutationen, die bei bestimmten Bedingungen getriggert werden, und auch Stickern muss man immer mehr auf Wechselwirkungen der Karten achten, denn es gibt auch Situationen, in denen man sich selbst schadet. Sticker sind Möglichkeiten, Karten selbst in ihren Eigenschaften anzupassen – so kann man sehr mächtige Versionen schaffen. Mir gefällt das und es lohnt sich, mit allem in Cardpocalypse detailliert auseinander zu setzen.
Nicht alles läuft rund
Ganz so wie Jessicas Einstieg an der Dudsdale trotz des schnellen Findens von Freunden nicht ganz so wie geplant verläuft, ist auch technisch in Cardpocalypse auf der Nintendo Switch nicht alles perfekt. Das liegt aber ausschließlich an der etwas hakeligen Bedienung und ist nichts, was man mit etwas Feintuning nicht beheben könnte. Menüs lassen sich nicht immer gut bedienen oder ruckeln. Vor allem beim Kartentausch steht zum Beispiel manchmal der „Tauschen“ Button nicht zur Verfügung, obwohl das Gegenüber zum Tausch. Dann muss man nochmal neustarten und den Tausch direkt nochmal durchführen, allerdings ohne nochmal auf eine andere Karte zu klicken.
Ähnliches gilt für die Karte – dort steht praktischerweise eine Schnellreise zur Verfügung und Tipps, wo man die wichtigen NPCs findet. Cardpocalypse gibt hier nämlich sonst keine Tipps, wenn man möchte, kann man also auch die ganze Dudsdale nach dem nächsten Ziel absuchen. Irgendwann habe ich herausgefunden, dass relevante Figuren auf der Karte eingezeichnet werden und man mit Tippen (Cardpocalypse hat auch Touchscreen Support auf der Switch) auf dem Raum dort direkt hin „reisen“ kann. Die Bedienung ist allerdings hakelig und springt oft auf Räume, die einem noch gar nicht zur Verfügung stehen, oder es wird ein anderer Raum angezeigt als der, den man eigentlich gewählt hat.
Ich hoffe, dass für diese Bereiche noch ein paar Updates zu Cardpocalypse veröffentlicht werden. Im Vorfeld der Veröffentlichung hat sich jedenfalls schon Einiges getan, was Fortschrittsbugs betraf – mir sind keine mehr untergekommen, und dass das Spiel fast einen Monat vor der Veröffentlichung schon für uns spielbar war, ist schon auf jeden Fall ein sehr gutes Zeichen. Somit hatten wir auch die Gelegenheit, den Umfang des Titels voll auszukosten: Man spielt fünf Tage im Spiel, also den Ablauf einer Woche, und da jeder Tag vollgepackt ist mit Zusatzmissionen und optionalen Dingen, beschäftigt das für mehrere Stunden.
Übrigens hält auch der Soundtrack bei Laune und passt perfekt zu den Neunzigern. Zunächst hatte ich überlegt, einfach nur das Cardpocalypse Hauptmenü und die Titelmelodie zu bewerten – CARD-PO-CALYYYYPSE!
Fazit: Ein Fest für die Kids der Neunziger
Alle, die in den Neunzigern ihre Kindheit oder frühere Jugend erlebt haben, werden Cardpocalypse feiern: Es zeigt all die Freuden und auch Herausforderungen der damaligen Zeit. Cardpocalypse ist dabei ein vollumfängliches RPG mit integriertem Sammelkartenspiel. Jessica und ihre Freunde klären ihre Auseinandersetzungen mit dem einen oder anderen Streich, größtenteils aber mit den Mega Mutant Power Pets. Wir freuen uns dabei über ein vielfältiges RPG, welches ein Sammelkartenspiel mit Tiefgang gleich integriert. Und Karten mit anderen auf dem Schulhof tauschen? Kein Problem. Die Dudsdale Elementary ist zwar nicht ganz wie meine Grundschule, aber dennoch fühle ich mich in meine Kindheit zurückversetzt. Die hakelige Bedienung in Menüs und auf der Karte trübt etwas den sonst runden Eindruck und sollte unbedingt noch überarbeitet werden – den Spaß an Cardpocalypse kann sie uns aber nicht nehmen.
Pro | Contra |
---|---|
+ Vollumfängliches RPG mit Sammelkartenspiel | – Fummelige Bedienung |
+ Kontinuierliche Steigerung des Schwierigkeitsgrades | – Einige Menüs verbuggt |
+ Feinheiten des Spieles werden nach und nach eingeführt | – Karte schwierig zu bedienen |
+ Cooler Soundtrack | |
+ Gelungenes Setting – fängt alles der Neunziger-Kindheit ein | |
+ Abwechslungsreiche Quests: Streiche, Schmierestehen etc. | |
+ Einsteigerfreundlich und doch anspruchsvoll |
Technik: 88
Grafik: 85
Sound: 93
Umfang: 89
Gameplay: 87
KI: 88
Spielspaß: 91
- Story: Eine Geschichte über Jessicas erste Woche an der Dudsdale Elementary – die etwas anders abläuft als gedacht. Und zwar nicht nur durch das Kartenspiel, das alle spielen. Mysteriöse Dinge geschehen auch.
- Frustfaktor: Ab und zu vorhanden. Der Schwierigkeitsgrad steigt aber sehr nachvollziehbar und fair.
- Nachhaltigkeitswert: Cardpocalypse ist ein Fest für alle Kids der Neunziger – es beschäftigt lange und hat auch einen guten Wiederspielwert.
- Design/Stil: Passt gut, auch zu der dargestellten Zeit.
- Musik und Sound: Die Musikuntermalung passt hervorragend, die Effekte sind OK.
- Preis-Leistungs-Verhältnis: 24,99€ kostet Cardpocalypse. Ich finde den Preis angemessen.
- Akkuverhalten: Pro Stunde werden rund 30 Prozent Akku verbraucht. Ihr könnt also rund 3 Stunden spielen.
Offenlegung
Ein Pressemuster zu Cardpocalypse wurde uns vom Publisher Versus Evil zur Verfügung gestellt.
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