Concrete Genie (PS4) im Test – Mit Farbe die Welt verändern?

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Die Welt zu verändern, ist nicht immer etwas, was über Nacht passiert, und in vielen Fällen muss man auch hartnäckig bleiben, doch wie willst du das tun, wenn alles schon verloren scheint? In Concrete Genie von PixelOpus hast du auf der PlayStation 4 einen Pinsel, um Farbe in die Welt zu bringen, doch reicht das aus? Mehr verrate ich in meinem Test.

Wird dich die Einsamkeit verschlingen?

In Concrete Genie schlüpft ihr in die Rolle von Ash, einem Jungen, der einsam zu sein scheint. Sein Eltern arbeiten wieder einmal lange und die Kids aus dem Ort Denska drangsalieren ihn. Doch Ash hat einen Weg gefunden, um seine Einsamkeit in ein bisschen Freude umzuwandeln, denn er zeichnet. Unser Spiel beginnt damit, dass Ash auf einem Geländer sitzt und seine neueste Kreation – Luna – in sein Skizzenbuch zeichnet. Dies geschieht jedoch nicht ungesehen, denn die Fieslinge aus dem Ort spüren Ash auf und zerstören sein Skizzenbuch, sodass alle Entwürfe über die Stadt verteilt sind. Jetzt ist es unsere Aufgabe, die Skizzen zu sammeln und Welt ganz nebenbei wieder zu einem farbigen Ort zu machen.

Denska war einst ein schöner Ort, mitten an der Küste. Ein kleines, niedliches Fischerdorf, das Fisch in Dosen verpackte. Doch eine schreckliche Ölkatastrophe hat den Ort unbewohnbar, finster und gefährlich gemacht, sodass es keine Hoffnung mehr zu geben scheint. Doch hier haben wir die Rechnung ohne Ash, seinen magischen Zauberpinsel und mich gemacht, denn wir sammeln nicht nur Ashs Skizzen wieder ein, sondern bringen auch wieder Farbe nach Denska und sorgen dafür, dass sich alle wieder ein bisschen wohler fühlen und die Dunkelheit vertrieben wird. Concrete Genie erzählt somit mehrere Geschichten und beschäftigt sich ganz nebenbei mit der Mental Health von Ash als auch mit denen der Fieslinge, was heutzutage wirklich selten ist.

Wenn das Böse überhand nimmt

In Concrete Genie hat das Böse zunächst die Überhand. Ash wird zu Beginn gezwungen, im finsteren Leuchtturm seine Zeit mit den Gespenstern zu verbringen. Dumm nur, dass die Fieslinge nicht wissen, dass dies der Anfang des größten Abenteuers unseres Lebens ist. Im Leuchtturm treffen wir auf Luna, die uns den magischen Pinsel überreicht, mit dem wir nicht nur an Wände zeichnen können, sondern auch unsere Zeichnungen real werden lassen und schon ziemlich bald malen Ash und ich uns durch Denska und weichen den Fieslingen aus, die es immer und immer wieder auf uns abgesehen haben. Ich weiß nicht, was passiert, wenn sie uns erwischen, dafür war ich einfach viel zu schnell.

Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr lerne ich über die Fieslinge. Da gibt es Scheidungskinder, Kinder von Eltern, die sich immerzu gestritten haben. Ein anderes Kind kann seinen Vater nur im Gefängnis besuchen. Das sind schwere Schicksale, die dazu beigetragen haben, dass diese Kinder zu Fieslingen wurden, deren Leben kein wirkliches Ziel mehr hat und die sich deswegen an Ash vergreifen. Ash, dessen Eltern immer nur arbeiten. Ash, der selbst keine Freunde hat. Ash, der jedoch talentiert ist und sich somit einen friedlichen Ausgleich geschaffen hat.

Wer jedoch denkt, dass Concrete Genie ein ganz simples „Ich mal mir die Welt, wie sie mir gefällt“ ist, der hat sich getäuscht. Ich möchte jetzt nicht sonderlich viel spoilern, aber das letzte Drittel vom Spiel ist gänzlich anders als alles, was ihr vorher gemacht habt. Plötzlich müsst ihr euch verteidigen. Plötzlich müsst ihr die Fieslinge retten. Und plötzlich scheint die Dunkelheit wieder die Oberhand zu haben.

Ein kleines bisschen Unterstützung

Glücklicherweise bin ich in Concrete Genie nicht gänzlich auf mich allein gestellt, sondern habe neben meinem Pinsel noch den einen oder anderen Freund, den ich mir selbst male. Um im Spiel voranzukommen, male ich mir Dschinns, die verschiedene Fähigkeiten und Elemente haben, um mich und Ash bei unserem Abenteuer zu unterstützen. Das coolste daran ist schlichtweg das, dass ich vollkommen selbst entscheide, wie die Dschinns aussehen. Ich bestimme, ob sie auf zwei oder vier Beinen gehen, ob sie Ohren oder Hörner haben, ob der Kopf unten oder oben ist. Ich bin derjenige, der entscheidet, wie die Dschinns aussehen und da pfuscht mir Concrete Genie auch niemals hinein: Auch in Cutscenes werden meine ganz eigenen Dschinns verwendet und keine standardmäßigen Wesen und das ist echt ziemlich cool!

Doch das ist nicht das einzige, was sich an meinen Stil anpasst. Tatsächlich male ich die Welt wirklich wie sie mir gefällt, deswegen unterscheiden sich auch alle Kunstwerke, die man in den sozialen Netzwerken sieht. Das Spiel sagt dir zwar, welche Formen zu malen sollst, nicht aber wie oder wo und das ist sooooo cool. Ich fühle mich frei beim Malen und Gestalten und das fehlt mir häufig in Videospielen, denn oft werde ich in meiner Kreativität doch eingeschränkt und muss mich an Grenzen halten. Doch zurück zu den Dschinns. Da Ash keine Freund hat, halten die Dschinns dafür her und dabei erlebe ich so viele liebevolle Momente. Ein Ash, der einem Dschinn ein High Five gibt, nachdem wir zusammen einen Ball durchs Basketballnetz geworfen haben. Oder wir sitzen gemeinsam mit den Dschinns am Lagerfeuer. Es ist einfach so liebevoll, wie Ash mit den Dschinns umgeht. Wie sie zu unseren Verbündeten und Freunden werden, obwohl sie „nur“ gezeichnet sind. Manchmal brauchen die Dschinns nur ein paar mehr Aufforderungen, um das zu tun, was ich von ihnen möchte, aber auch das hält sich in Grenzen.

Concrete Genie ist hoch emotional und baut an allen möglichen Ecken und Enden Beziehungen zu seiner Welt und den Bewohnern auf, sodass ich am Ende ein fließender Wasserfall von Tränen bin, weil es so schön umgesetzt wurde und weil ich mit Ash mitfühle. Ich weiß, was er denkt und wie er sich fühlt. Das erlebe ich wirklich selten in einem Spiel und zuletzt beim kleinen spanischen Indietitel Stay. Hier hat PixelOpus wirklich hervorragende Arbeit geleistet, aber ich hätte nach Entwined auch nichts anderes erwartet. Übrigens: Wer aufmerksam ist, wird auch Entwined im Spiel entdecken und somit ist es das niedlichste und familiärste Easter Egg, das ich je in einem Spiel gesehen habe.

Phänomenale Umsetzung

Concrete Genie läuft auf meiner weißen Standard PS4 erstaunlich flüssig. Lediglich wenn ich wirklich sehr viel gemalt habe und dann herumlaufe, bricht die Framerate an wenigen Stellen ein, ebenso nach dem Abspann, wenn man ins Spiel zurückkehrt. Doch das ist alles zu verkraften. Etwas ärgerlicher ist das Meisterwerk im Wasserkraftwerk gewesen, denn um ein Meisterwerk zu beginnen, benötigt man Dschinns, die einem sagen, welche Dinge sie haben wollen. Leider steckten meine Dschinns so fest, dass ich nicht an sie herankam und den Spielstand neu laden musste. Das war ein bisschen ärgerlich, jedoch der einzige Bug, der mir im Laufe des Spiels aufgefallen ist.

Andernfalls darf ich Concrete Genie loben, denn es ist neben Dreams eines der kreativsten Spiele, die wir in dieser Generation auf der PlayStation 4 begrüßen dürfen. Ich finde es schade, dass es nicht so viel Aufmerksamkeit erhält, denn Concrete Genie hat genau das ausgelöst, was uralte Sony Spiele bei mir immer ausgelöst haben: Teil einer magischen Welt zu sein, in der ich mich gehen lassen kann, in der hinter jeder Ecke ein neues Abenteuer auf mich wartet und eine Welt, in der ich mich vollends verlieren kann. Zudem ist es ziemlich cool, dass ich im Grunde mit meinem Controller male. Das ist am Anfang ein bisschen gewöhnungsbedürftig, fühlt sich jedoch schon ziemlich bald im Spiel ganz natürlich an und als hätte ich schon immer mit einem Controller statt eines Pinsels gemalt.

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Fazit: Ich erwarte eine Fortsetzung!

Ich möchte an dieser Stelle PixelOpus zu einem wahren Meisterwerk gratulieren. Schon bei Entwined war ich over the Moon, weil ich die Story und das Spiel liebte, doch Concrete Genie legt die Messlatte hier noch einmal ein ganzes Stück höher an. Ich erwarte einfach eine Fortsetzung, weil mir das Konzept so gut gefallen hat und weil Concrete Genie einfach den uralten Sony Geist wiederbelebt hat, der in vielen Sony Spielen heute trotz allem fehlt. Ich liebe es, die Welt mithilfe von Ash und seinem Pinsel zu gestalten und meinen Ideen freien Lauf zu lassen. Es ist meine Welt, die ich in Farbe tauchen kann. Concrete Genie ist ein ganz besonderes Spiel, das einfach Maßstäbe setzt, nicht nur wegen des hervorragenden Synchronsprechers, den andere hoffentlich genauso lieben wie ich. Ich freue mich, auch endlich meinen eigenen Christian Zeiger steuern zu dürfen. Und ja, ich möchte weiter mit meinem magischen Pinsel malen und die Finsternis vertreiben. Ich möchte weiter als Ash zeichnen und die Welt zu einem besseren Ort machen – und wenn die Finsternis kommt, dann doch mit meinem Pinsel magische Blitze schleudern können. Selten habe ich so eine Überraschung in einem Spiel erlebt wie dieser Moment im letzten Drittel.

Kurzum: Wer es meinem Fazit jetzt nicht entnehmen kann – Concrete Genie ist eines der besten Spiele auf der PlayStation 4, das euch kreativ gegen die Dunkelheit kämpfen lässt, am Ende mit einer Überraschung auftrumpft, und somit nicht einfach nur im Sony Einheitsbrei verloren geht. Danke, PixelOpus.

Pro Contra
+ Kreatives Design und Gameplay – Leichte Einbrüche der Framerate
+ Hervorragende deutsche Synchronsprecher – Dschinns steckten fest
+ Fantastische Geschichte mit wahrem Tiefgang – Dschinns sind manchmal ein bisschen begriffsstutzig
+ Überraschung im letzten Drittel, die das Gameplay umkrempelt
+ Hoch emotional und tiefe Bindung zu Dschinns möglich
+ Mental Health wird indirekt in den Vordergrund gestellt
+ Bewegungssteuerung wird genutzt

Technik: 92
Grafik: 96
Sound: 93
Umfang: 94
Gameplay: 89
KI: 87

Spielspaß: 98

  • Story: Als Ash malst du die Welt zu einem besseren Ort und kämpfst gegen die Dunkelheit sowohl in Denska als auch in den Herzen der Menschen an.
  • Frustfaktor: Gar nicht vorhanden. Das Gameplay ist super und auch die Elemente im letzten Drittel sind gut durchdacht.
  • Nachhaltigkeitswert:  Concrete Genie ist ein umwerfendes Erlebnis, über das auch noch in einigen Jahren gesprochen wird und das die Messlatte höher legt. Es ist ein Spiel, das ich auch im Nachgang noch spiele, um alle Trophäen zu bekommen, und hat eine Geschichte, die ich gerne noch einmal erleben möchte.
  • Design/Stil: Der Stil der Charaktere ist ganz interessant, denn auch diese wirken gezeichnet und heben sich somit ein wenig vom normalen Stil des Spiels ab.
  • Musik und Sound: Hervorragende Sprecher, toller Sound.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Concrete Genie ist mit einem Preis von 30 € angegeben und kommt mit einer Spielzeit von etwa 6 oder 7 Stunden daher. Man könnte jetzt sagen, dass es viel ist für das, was man geboten bekommt, doch das ist nicht der Fall.

Offenlegung

Wir haben Concrete Genie auf der PlayStation 4 selbst gekauft.

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Beatrice Eichhorn
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