Dieses Spiel ist genau wie das hier, nur anders

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Was mir in letzter Zeit wieder sehr häufig auffällt – und irgendwie auch sauer aufstößt – sind direkte Spielvergleiche. Stellt euch vor, ihr macht ein Spiel. Es ist total cool, man kann dort Autos stehlen, in dem man Menschen aus Fahrzeugen zerrt. Außerdem wird auch geschossen und irgendwie ist alles ein bisschen düster und hat was von Getto. Doch gleichzeitig ist es eure Aufgabe, die Stadt mit Leben zu erfüllen, die alten Häuser zu erneuern und die geheimnisvollen Wesen in den Grotten unterhalb der Stadt zu beschützen.

Und dann kommt die Presse daher und behauptet, dass es sich hierbei um einen Grand Theft Auto Klon handelt, nur aufgrund der Tatsache, dass man Autos stehlen kann. Klar, euch als Entwickler freut das vielleicht. „Oh, wow, mein Spiel ist so toll, dass man es mit Grand Theft Auto vergleicht“, doch passiert danach? Niemand wird hinterher sagen „Ach ja, das war ja Tinkerella„, sondern viele werden eher sagen, dass das ja dieser GTA Klon war. So wie sich beispielsweise auch heute Saints Row noch immer als GTA Klon hält oder Darksiders ein bisschen wie The Legend of Zelda ist. Natürlich haben diese Spiele schon irgendwas miteinander gemein, sonst würde dieser Bezug nicht entstehen, aber möchte ich nicht den eigentlichen Kern des Spiels sehen?

Wir haben kürzlich die Netflix Serie „Der Brief für den König“ geschaut und fanden sie richtig gut. Eine der wenigen Serien, die wir fast am Stück geschaut haben, doch Rezensionen auf anderen Seiten sahen das nicht so. „Der Brief für den König ist nicht wie Game of Thrones“ hieß es da oder auch „Na ja, es ist kein Herr der Ringe“. Solche Vergleiche richten bei mir etwas an: Denn ich werde ich wütend über solche Äußerungen. Natürlich ist es nicht wie Game of Thrones oder Der Herr Der Ringe, schließlich ist es Der Brief für den König.

So geht es mir auch immer wieder bei Spielen. Nehmen wir zum Beispiel diese ganzen Harvest Moon Klons, die in den letzten und kommenden Jahren aus dem Boden wachsen und gedeihen. Ja, an der Stelle schreibe ich bewusst von Harvest Moon Klonen, denn zunächst scheinen sie alle gleich zu sein: Du erbst eine Farm und musst sie aus einem schrecklichen Zustand heraus in den Wohlstand bringen. Doch jedes einzelne dieser Spiele unterscheidet sich durch ganz verschiedene Dinge. Ich bin mir fast sicher, dass niemand ernsthaft mehr sagen würde, dass es sich bei Stardew Valley wirklich um einen Harvest Moon Klon handelt, eher wurde damit mittlerweile ein eigenes Genre begründet. Dennoch war die Idee dahinter ganz klar, ebenso wie die anderen Spiele aus dieser Richtung: Ein gutes Harvest Moon suchen wir alle schon seit langem, also kommen kleine und große Entwickler hervor, um entsprechend etwas Neues zu schaffen.

Ein direkter Vergleich mit einem anderen Spiel ist prinzipiell nicht verkehrt, um eben möglicherweise besagte Zielgruppe ansprechen zu können. Ganz á la Amazon „Spieler, die Grand Theft Auto spielten, spielten auch…“, doch bei mir führt das häufig eher dazu, dass ich ein Spiel gar nicht erst angucke. Wieder ist es nur ein Spiel, dass einem anderen Titel nacheifert und auf den ersten Blick nichts Neues anbietet – obwohl das Spiel vielleicht etwas für mich wäre, doch hier waren dann Werbung und Presse falsch.

In den wenigsten meiner Reviews werdet ihr zum Beispiel solche Vergleiche finden – denn in der Regel ist es nicht gut, wenn ich ein Spiel mit einem anderen vergleiche. Das zeigt mir, dass ich es schon einmal woanders besser oder schlechter gesehen habe und dass es für mich nichts Neues ist. Sicherlich ist es in der heutigen Zeit gar nicht mehr so einfach, wirklich kreativ zu sein, aber kleinere Spiele wie Sometimes Always Monsters beweisen, dass es eben doch geht: Im Spiel entscheide ich vollkommen allein, was ich tue. Es gibt mir eine Freiheit, die ich in keinem anderen Spiel habe, weswegen hier auch kein Vergleich möglich ist.

Doch genau dieser frische Charakter geht bei mir einfach direkt verloren, wenn ich lese, dass ein Spiel wie The Legend of Zelda ist. Und dabei können diese Vergleiche auf die unterschiedlichste Art und Weise kommen: Bei Darksiders war zum Beispiel aufgrund des Grafikstils – und dennoch hat dies dazu geführt, dass ich die Reihe jahrelang gemieden habe, weil ich mit The Legend of Zelda einfach nichts anfangen kann. Für mich hinken die Vergleiche einfach hinten und vorne, ebenso wenn man gleich mehrere Vergleiche heranzieht. Witzigerweise passiert das aber fast nur bei Spielen, die im Adventurebereich angesiedelt sind. Kein Mensch würde bei einem Rennspiel sagen: „Spielt Garfield Kart: Furious Racing, denn das ist wie Mario Kart 8 Deluxe und All-Star Fruit Racing zusammen“ oder „DriveClub ist Sonys Forza Horizon Klon“. Denn – und da schlägt mich Manu, wenn er es liest – am Ende sind die Rennspiele eh alle gleich, weswegen sich ein Vergleich gar nicht lohnen würde.

Wie seht ihr das? Helfen euch solche Vergleiche oder führen sie eher dazu, dass ihr ein Spiel meidet?

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Beatrice Eichhorn
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