Vor vielen Jahren kämpfte die mächtige Göttin gegen den finsteren Vile God – und bescherte uns somit eine Geschichte, die in der heutigen Zeit fortgeführt und von Fairies und Furies dominiert wird. Wovon wir reden? Von Fairy Fencer F, das für die PlayStation 3 entwickelt wurde und uns in eine Welt entführt, in der es um Feen, Furies und jede Menge Essen geht. Wir konnten uns tatsächlich für eine Weile vom Spiel loseisen, um euch diese Review zu präsentieren und euch dieses Mal bereits im Vorfeld erahnen zu lassen, dass sich der Titel lohnt. Warum das so ist, verraten wir euch selbstverständlich auch noch im Test.
Story mit Twist. Oder: Compile Heart, ernsthaft?!
Japanische Spiele neigen dazu, dass man sie viele Stunden am Stück spielen kann, ohne sich einem Ende oder der magischen 100 % (wir reden nicht von der Platin) zu nähern. Auch Fairy Fencer F ist ein Titel mit genau dieser Atmosphäre, diesem Geist der Spiele, der vielen anderen Spielen der heutigen Zeit oft fehlt. Eigentlich möchten wir gar nicht so viele Worte über die Story verlieren, weil sie fast belanglos und lediglich wie ein Deckmantel wirkt, der dem Gameplay noch gefehlt hatte. Aber dennoch:
Die Story beginnt damit, dass man den jungen Fencer Fang eingesperrt vorfindet, doch er wird von seiner Fairy Eryn befreit. Anschließend erfährt man wie die beiden überhaupt zueinander gefunden haben, denn so ganz ausgetüftelt war das nicht. Jede Fairy wohnt zu Beginn in einem sogenannten Fury. Das ist eine Waffe, die auf der Erde gelandet ist, und die besondere Mächte beinhaltet. In einer Stadt nun, in der Fang auf Nahrungssuche ist, sieht er ein Schwert, das im Boden steckt. Er erfährt, dass man sich etwas wünschen darf, wenn man es aus dem Boden wieder herauszieht. Kommt einem bekannt vor, oder? Doch dann entwickelt sich die Geschichte anders. Nach einer urkomischen Sequenz zwischen Eryn, die davon spricht, dass sie nun gemeinsam die Göttin befreien werden, und Fang, der partout nicht verstehen will, dass ihm Eryn kein Essen geben wird, begibt man sich dann auf die erste Suche nach einer Fury. Und das bedeutet: Wir lernen viele neue Fencer und ihre Fairies kennen, begegnen vielen Furies, helfen dabei, die Göttin zu befreien und…
… landen in einem der dümmsten Twists, der uns je unter die Augen gekommen ist. Um nicht allzu viel zu spoilern, werden wir selbstverständlich nicht weiter darauf eingehen. Nur so viel: Man hätte die Story auch anders strecken können, Complie Heart. Ein wenig veralbert fühlen wir uns nun nämlich schon, gerade weil das Land noch so viele Möglichkeiten geboten hätte. Sehr schade! Dennoch kann man an der Stelle sagen, dass sie gewusst haben, wie man so etwas einsetzt. Es entpuppt sich zwar später als gelungen, aber am Anfang wundert man sich lediglich darüber…
Charaktere mit Herz
Wenn Fairy Fencer F auf eines ganz besonders stolz sein kann, dann sind es die Charaktere, die so tiefgehend und wirklich einmal unterschiedlich sind, dass man sich bei keinem der Charaktere wie in einer Klischeesammlung vorkommt. Vor allem sind die Charaktere durch passende Synchronstimmen und den herrlichen Zeichnungen geprägt, die während der Gespräche eingeblendet werden und die ganz wunderbar sind. Anders als bei anderen Spielen, deren Sequenzen an Visual Novels erinnern, bewegen sich die Figuren während der Sequenzen. Man sieht sie atmen, ihre Haare bewegen sich und überhaupt wirken sie fast menschlich. Außerdem sind sie so wunderschön gezeichnet, dass man fast meinen könnte, sie währen in besonderem HD gezeichnet wurden. Hervorragende Leistung!
Aber es sind nicht nur die Zeichnungen, die begeistern, sondern die Charaktere der Figuren. Wie oft lachen wir über Fangs Art, der irgendwie immer nur Essen oder Schlafen im Kopf hat oder von den anderen angeschnauzt wird, weil er keine Ahnung hat? Wie oft regen wir uns über die gestörte Tiara auf, die vorne herum wie eine feine Dame wirkt, aber hintenrum darauf steht, dass man sie beleidigt? Besonders gefällt uns die herrlichen Beziehungen, die die Fencer zu ihren Fairies aufgebaut haben. Harley und ihr Fairy Bahus beispielsweise haben eine verrückte Vater-Tochter-Beziehung, die einen immer wieder zum Lachen und Schmunzeln bringt. Selten haben wir so gelungene Charaktere erlebt, die so viel Tiefe aufweisen.
Retro im neuen Look
Wer nun jedoch glaubt, es mit einem dieser neumodischen Spiele zu tun zu bekommen, die noch regelmäßig von alleine speichern und die Gruppe nach jedem Kampf automatisch heilen, der hat sich geschnitten und zwar ganz schön. Fairy Fencer F schickt euch in eine Zeit zurück, in der ihr wirklich noch alleine speichern müsst. Macht ihr das nicht und seht dann den Game Over Bildschirm heißt es erst einmal: Herzlich willkommen im Startbildschirm! Erstaunlicherweise hat uns das jedoch keineswegs gestört, wir haben sogar ganz von alleine angefangen, eigenständig zu speichern, was wir bei Spielen mit ähnlichem Charakter *hust* FF7 *hust* regelmäßig vergessen haben und dann viele Stunden erneut spielen mussten.
Außerdem werden die Figuren nach den Kämpfen auch nicht von selbst geheilt, sofern man noch im Dungeon ist. Hier helfen lediglich Potions und Tränke für Magiepunkte weiter. Möchte man vollständig geheilt werden, muss man in die Stadt zurückkehren – dann muss man aber auch den Dungeon von vorn beginnen. Aber auch das macht Spaß, zudem kann man, wenn man einem langweilig ist, solche Tränke auch farmen gehen, da es einige Gegnertruppen gibt, die das ganz gern mal fallen lassen. An der Stelle gehen wir kurz aufs Gameplay ein: Das Ganze läuft in Runden ab, in denen ihr allerdings so viel Zeit habt, wie ihr braucht, um eure Aktion zu wählen.
Feen, soweit das Auge reicht
Fairies, Furies, Feen, Fencer? Wovon zum Geier sprecht ihr eigentlich!? Das Interessante am Spiel ist, dass man alles aus der Sicht von Fang erlebt und er genauso viele Fragen an die Story hat wie ihr. Wir erwähnten bereits, dass die Fairies in den Furies leben. Die Furies allerdings dienen dazu, die Göttin zu befreien, während die Fairies helfen, die Furies zu erlösen. Verwirrt? Waren wir auch, aber das legt sich nach ein, zwei Furies, die man besiegt, denn dann wird sich alles langsam aufklären.
Diese kämpften vor sehr vielen Jahren miteinander und versteinerten sich schließlich mit Furies selbst. Und genau diese Furies muss man nun herausziehen aus den Göttern. Um die Furies allerdings nun herauszuziehen, muss man durch das Land reisen und eigene Furies/Fairies finden. Diese kombiniert man dann mit einem der Schwerter in der Göttin und gibt ihnen somit eine neue Fähigkeit. Anschließend kommt es zu einem Kampf, denn die Schwerter beinhalten meistens verschiedene Präsenzen, die es schützen. Und genau hier kommt ein weiterer nerviger Punkt ins Spiel. Der Schwierigkeitsgrad ist verdammt schwankend. Zum Beispiel könnt ihr am Anfang nur Schwerter der Stufe C herausziehen. Wenn ihr dies das erste Mal macht, kann es passieren, dass euch sofort Gegner der Stufe 10 begegnen, die ihr zu diesem Zeitpunkt noch nicht besiegen könnt. Zieht ihr das Schwert dann noch einmal heraus, könnt ihr bereits Gegnern gegenüberstehen, die lediglich Stufe 3 und somit machbar sind. Das Ganze wirkt sehr zufällig und frustriert manchmal sehr.
Mit den Fairies könnt ihr im Übrigen auch kämpfen. Zwar hat jeder Fencer seine eigene Fairy, aber mit denen, die ihr zwischendurch fangt, könnt ihr eure Werte aufpolieren. Jede Fee verstärkt den Charakter um bestimmte Werte und verstärkt somit zum Beispiel die Resistenz gegenüber einem Element oder verbessert die Abwehr. Und je weiter ihr die Fairies levelt, desto mehr werden sie euch unterstützen und zur Seite stehen. Das ist ein gutes Konzept wie wir finden, das noch dazu zum Ausprobieren anregt.
So viel zu tun, so viel Zeit
Wer sich im Übrigen nicht nur mit Fairies oder Furies rumärgern möchte, kann sich an andere Dinge wagen. Wie wäre es zum Beispiel mit verschiedenen Quests, bei denen ihr verschieden Objekte bringen oder eine bestimmte Anzahl an Gegnern besiegen müsst? Einige dieser Quests kann man problemlos nebenbei erledigen, für andere muss man seine Fairies wechseln, um einen bestimmten Gegner freizuschalten. An sich sind diese Quests eine gute Abwechslung, allerdings sind einige nur sehr schwer zu erfüllen, weil diese blöden Gegner einfach so dreist sind und eben nicht jedes Mal einen Gegenstand fallen lassen. Ja, ihr habt richtig gehört. Einige haben eine so niedrige Droprate, dass man einen ganzen Nachmittag problemlos mit dem Sammeln von einem Gegenstand verbringen kann. Das ist manchmal nervig, macht aber auch den Reiz aus.
Wer auf diese Quests keine Lust hat, kann sich trotzdem auf das Sammeln von Gegenständen konzentrieren, denn in einem Shop kann man auch Gegenstände synthetisieren. Das wiederum erfordert auch viel Geduld, da wie gesagt, nicht jeder Gegner sofort mit tausenden Items um sich wirft. Und wer nun nicht so der Freund von Sammelgegenständen ist, der kann sich auf die Suche nach sehr starken Furies machen. Diese Aufträge bekommt man hin und wieder am Marktplatz, doch diese Viecher haben es dann wirklich in sich und erfordern viel Training. Oft sind diese Monster geschätzt fünf Level über dem Normallevel im jeweiligen Gebiet, was in Fairy Fencer F wirklich viel ausmacht. Erstaunlicherweise sind die Monster jedoch nie unfair, wie beispielsweise bei einigen Final Fantasy Spielen, wo das Ausführen einer Attacke fast zum kompletten Gruppen-Wipe führen kann.
Musik mit Seele
Diese Musik! Übrigens, während wir gerade diesen Test hier schreiben, läuft der Soundtrack zu Fairy Fencer F hoch und runter und verursacht uns Ohrwürmer. Man könnte glatt meinen, dass die Musik von einem Meister stammt – Oh, Moment, das tut sie! Final Fantasy Fans werden genau jetzt hellhörig werden, denn die Musik wurde unter anderem vom Musikgott der japanischen Fantasyspiele geschaffen: Nobuo Uematsu hatte seine Finger im Spiel und das hört man stellenweise auch sehr gut heraus. Uematsus Stil ist unverkennbar und es gibt genau zwei Stücke, die an vergangene Final Fantasy Titel erinnern.
Japanische Spiele haben es einfach drauf mit dem Soundtrack und vor allem der Soundtrack zu Fairy Fencer F begeistert uns wie schon lange kein Soundtrack mehr. Wir haben uns erlaubt, einen Blick in die Playlist zu Fairy Fencer F zu bieten. Was meint ihr zum Soundtrack?
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Die Leiden der jungen Grafik
So perfekt wie Fairy Fencer F bisher wirkt, ist es leider nicht. Wir haben euch bereits erzählt, dass die Grafiken der einzelnen Figuren sehr schön sind und auch die Menüs fast so wirken als wären sie in 1080 p designt. Leider kann das aber nicht das gesamte Spiel von sich behaupten. Und das ist leider auch ein Punkt, unter dem die meisten japanischen Spiele leiden. So hübsch wie sie stellenweise aussehen, haben sie mit großen Problemen zu kämpfen. Fairy Fencer F beispielsweise lebt davon, dass man in verschiedene Dungeons geht und die dortigen Furies holt. Leider sind diese häufig sehr verschwommen und unscharf. Und leiden unter Kantenflimmern, überhaupt leiden dann auch die Figuren darunter. Sehr schade.
Ein weiterer Minuspunkt, der nicht sein müsste, ist die Framerate. Diese läuft zwar sehr stabil, aber nur bis zu dem Zeitpunkt, bei dem man sich mit seiner Fairy verbindet (dieser Vorgang heißt Fairize). Das schafft die Framerate nicht und das merkt man auch, denn es kommt zu Rucklern und das Steuern der Figuren ist weitaus schwieriger. Wenn man dann noch eine oder zwei Figuren mit Fairize verwandelt, ist es fast schon sehr schwierig, überhaupt zum Ziel zu gelangen. Sehr schade und das hätte definitiv nicht sein müssen.
Genauso wenig wie das Unterbrechen bei Bosskämpfen. Ja, es ist ein Boss. Ja, vielleicht ist man zu schwach dafür. Aber warum muss man den Kampf mittendrin unterbrechen, wenn der Spieler schon dabei ist zu gewinnen? Wie oft ist es uns passiert, dass wir uns gerade mit Fairize verwandelt haben und so gut wie gewonnen hatten – dass dann plötzlich der Kampf unterbrochen wird und es eine Cutscene gibt, die nichts aussagt, außer dass der Gegner zu schwer ist, man es nun aber erneut versuchen will – und wir dann wieder am Anfang des Kampfes landen und warten müssen bis wir uns wieder verwandeln können. Das muss nicht sein.
Fairy Fencer F nur für Fairy Fencer gedacht?
Fairy Fencer F entführt uns in eine Welt, in der es Feen und Götter gibt. Wir lernen den jungen Fang kennen, der durch Zufall in eine Geschichte hineinstolpert, die zunächst zu groß zu sein scheint, die ihm allerdings auch recht egal ist, da sein eigentliches Bestreben darin besteht, einen vollen Bauch zu haben. Aber nicht nur Fang begeistert, sondern alle Charaktere, die sehr liebevoll dargestellt werden und über eine ganz besondere Tiefe verfügen. Besonders in den Vordergrund wollen wir hier den Soundtrack rücken, der Ohrwürmer garantiert und für eine perfekte Atmosphäre sorgt. Doch so toll wie Fairy Fencer F scheint, ist es leider dann doch nicht, da es viele (vor allem technische) Aspekte gibt, die nicht hätten sein müssen.
Zum einen bricht die Framerate ein, wenn man Fairize – ein zentrales Spielelement – nutzt. Zum anderen schwankt die Grafik erheblich: In Menüs und in Gesprächen ist sie fast zu schön, um wahr zu sein, während die Dungeons matschig und verschwommen wirken. Schade, hier hat mehr Finetuning gefehlt. Auch Bosskämpfe sollten nicht unterbrochen werden, vor allem dann nicht, wenn man dabei ist zu gewinnen. Dennoch ist Fairy Fencer F ein sehr unterhaltsames und süchtigmachendes Spiel, das man kaum aus der Konsole legen kann. Gerade Japanofans werden auf ihre Kosten kommen, ebenso wie Fans von Final Fantasy. Man muss sich dabei lediglich mit dem Animelook anfreunden, allerdings ist dieser gar nicht so quietschbunt und übertrieben wie vielleicht in anderen Spielen. Wir jedenfalls können Fairy Fencer F sehr empfehlen.
Pro | Contra | ||
+ Interessante und gut durchdachte Charaktere | – Dämlicher Storytwist, um Story zu strecken | ||
+ Wunderschöner Soundtrack mit Ohrwurmgarantie | – Bosskämpfe werden häufig unterbrochen, auch wenn man gewinnen könnte | ||
+ Sehr schöne Animationen während der Gespräche | – Sehr schwankender Schwierigkeitsgrad | ||
+ Interessantes Level- und Ausrüstungskonzept | – Schwankende Grafik: Charaktere/Menüs in 1080p, Dungeons eher schlechte SD-Qualität | ||
+ Glaubwürdige und gut gewählte Synchronisation der Charaktere | – Framerateeinbrüche im Fairize-Modus (wird schlimmer, je mehr gefairized sind…) | ||
+ Viele Nebenquests… | – … wobei manche sehr schwierig zu erfüllen sind und sich auf Bringe/Hole/Töte beschränken |
Technik: 83
- Grafik: 75
- Sound: 96
- Umfang: 90
- Gameplay: 70
Spielspaß: 87
- Story: Es ist eine simple Story, bei der man eine Göttin befreien muss, um Frieden zu bringen. Allerdings begeistern und überzeugen die Charaktere und sorgen somit für eine ganz besondere Atmosphäre, die fast den meisten Japanospielen zu eigen ist. Allerdings nervt der Twist zwischendrin ganz schön.
- Frustfaktor: Der ist trotz Retro-Speichersystem seltsamerweise nicht oder nur geringfügig vorhanden, da man den Fehler fast immer bei sich finden kann und das Spiel an keiner Stelle “wirklich” unfair ist.
- Wiederspielwert: Dank kurzer Kämpfe und “Suchtwert” ist der wohl vorhanden, allerdings dann nur, um Platin zu holen, da es keine Entscheidungen zu treffen gibt und auch sonst die Story nicht ganz soooo mitreißend ist, als dass man sie zweimal erleben möchte.
- Design/Stil: Hach, was sollen wir bei einem Japanospiel sagen? Vom Stil her haben wir es wieder mit einem Anime zu tun, der jedoch dieses Mal gespalten daherkommt. Die Gespräche zwischendrin sind wunderschön, während es grafische Einbrüche innerhalb der Dungeons gibt.
- Musik: Nobuo Uematsu, kennt den noch jemand? Dann brauchen wir zum Sound nicht allzu viel zu sagen, oder? Ohrwürmer und traumhafte Melodien garantiert. Wir bekommen das Fairize-Lied kaum aus dem Kopf.