In den letzten Tagen habe ich einige Diskussionen gelesen über Spiele, die zu gewalttätig sind – dass Mainstreamspiele überhaupt nur selten auf Gewalt verzichten. Das Jahr 2020 war zudem geprägt von Diskussionen zum Thema Freiheit. Für mich selbst war 2020 geprägt von neuen Erfahrungen rund um Meditation und Entspannung – und dann kommt Feather, was all das gekonnt vereint.
Ich hebe ab
Feather will nichts von dir. Es gibt dir keine Aufgaben, es bombardiert dich nicht mit Worten. Beim ersten Start liefert es dir ein kurzes Tutorial. Danach lässt es dich los – es lässt dich abheben, und es möchte, dass du es genießt. Feather ist ein Spiel ohne Aufgaben, ohne Ziele, ohne Muss – und auch ohne Worte. Niemals sollte man sagen, dass ein solches Spiel keine Geschichte hat. Nein, Feather erzählt die Geschichte durch die Welt und durch das Sein.
Feather ist nichts für dich, wenn du was abknallen möchtest, wenn du Gewalt oder Sex sehen möchtest. Doch Feather ist vielleicht dann etwas für dich, wenn du auf Geschwindigkeit stehst, wenn du den Rausch genießt, aber völlig ohne – und wenn es auch nur auf dem Bildschirm ist – jemanden in Gefahr zu bringen.
In Feather lebt man das Leben eines Vogels, man fliegt, steigt auf oder sinkt, ja vielleicht taucht man sogar. Der Fokus liegt allein darauf, die Welt und ihre Geheimnisse zu entdecken. Nicht einmal um Essen oder sonstiges muss man sich nebenbei sorgen.
Einfach mal abschalten
Ich gebe zu, auch bei mir hat es einen Moment gedauert, bis ich die Qualität von Feather erkannt habe – denn technisch zum Beispiel ist nicht alles ganz rund und in den ersten 20 Minuten prasseln die Trophäen nur so auf einen ein. Jetzt fehlen mir noch zwei Trophäen bis zur Platintrophäe. Ich weiß nicht genau, was es für Trophäen sind – doch ich möchte es auch gar nicht wissen, ich möchte es entdecken.
Trotz der Pop-Ups, die in der Spielwelt in der recht dichten Vegetation auftauchen und trotz kleiner Probleme mit der Kamera hat mich Feather dann verzaubert – mit einer Welt, in der sich in jeder Ecke ein Geheimnis verbergen kann, auch wenn das Geheimnis nur dazu da ist, um gefunden und genossen zu werden. Mit einem Soundtrack, der perfekt passt und zum Entspannend einlädt. Auf Steam habe ich von Spielern gelesen, die Feather einfach nur starten, stundenlang laufen lassen und zum Entspannen oder Meditieren benutzen – ja, genau so etwas kann man mit Feather machen.
Ausgestattet wird das Spiel auch mit einer Cross-Plattform Funktion. So kann man andere Spieler treffen. Die Interkationsmöglichkeiten sind zwar begrenzt, doch man kann zusammen fliegen, vielleicht sogar ein Wettrennen machen, oder sich zusammen irgendwo hinsetzen – wie auf einen Baumstamm in einem besonders schönen Abschnitt der Landschaft. Feather lebt in erster Linie von der Fähigkeit seiner Spieler, genießen und entspannend zu können – doch gleichzeitig bietet es mit seiner wunderschönen Gestaltung auch genügend Anlässe, das zu lernen.
Der Multiplayermodus bringt leider mit sich, dass man Feather nur mit einem PS Plus Abo kaufen und spielen kann – ob das wirklich sein müsste, weiß ich nicht.
Die Welt ist bunt
Jedes Mal auf eine kannst du in Feather auch deinen Sammeltrieb befriedigen – Portale in der Welt lassen dich die Musik wechseln oder die Gestalt deines Vogels. Bis man alle Farben gesammelt und Musikstücke gehört hat, wird einige Zeit vergehen, denn die Portale sind gut versteckt – genauso gut wie das Portal in die anderen Teile der Welt. Oh, habe ich nun zu viel verraten?
Feather bietet dauerhaft etwas Neues zu entdecken, auch wenn die Welt zunächst kompakt wird. Auch nach Stunden gibt es noch etwas Neues zu entdecken. Genervt hat mich dabei in Feather eigentlich nur eins: In den engeren Höhlen- und Tunnelsystemen in und unter der Spielwelt ist die Steuerung gern etwas hakelig. Dass das Spiel eine Kollision mit einem „Zurückstoßen“ zu lösen versucht, ist nicht gerade förderlich – manches Mal verhakt man sich in einem sekundenlangen Ping-Pong mit dem Vogel. Plötzlich wird aus der Entspannung ein etwas erhöhter Adrenalinspiegel, bis es dann doch weitergeht.
Fazit: Erkundung und Entspannung
Feather ist etwas Besonderes – und zeigt mir, wie gut Spiele ohne Aufgaben, Zielsetzungen und mit einem einfachen Fokus auf Erkundung funktionieren können. Oft werde ich damit nicht warm – mit Feather schon, denn dank der Gestalt eines Vogels zwingt dich Feather nicht dazu, langsam zu sein. Du kannst auch den Rausch der Geschwindigkeit genießen. Oder du kannst dich irgendwo hinsetzen. Dazu bietet Feather eine wunderschöne Welt und tolle Musik. Kleine technische Macken, eine etwas hakelige Kamera und die bockige Steuerung in engen Umgebungen ziehen mich teilweise etwas aus meiner stimmungsvollen Reise. Dennoch ist Feather eine willkommene Abkehr von fast jedem Mainstreamspiel da draußen – und sollte auch von dir genossen werden.
Pro | Contra |
---|---|
+ Wunderschöne Spielwelt | – Deutliche Pop-Ups |
+ Tolle Musik | – Teils hakelige Steuerung |
+ Einzigartige Atmosphäre | – Kamera nicht perfekt |
+ Völlige Freiheit | – PS Plus nötig |
+ Viele Geheimnisse |
Technik: 85
Grafik: 78
Sound: 100
Umfang: 85
Gameplay: 83
KI: 77
Spielspaß: 93
- Story: Feather erzählt die Geschichte durch seine Welt – und vielleicht durch deine Fantasie.
- Nachhaltigkeitswert: Feather kann man immer wieder spielen – und auch mit anderen Spielern. In Erinnerung bleibt es auch. Hoffentlich sprechen wir noch lang darüber.
- Frustpotential: Nur vorhanden, wenn sich der Vogel mal wieder irgendwo verfängt.
- Design/Stil: Absolut stimmig – technisch nicht ganz perfekt.
- Musik und Sound: Rundum gelungen.
- Preis-Leistungs-Verhältnis: Feather kostet einen schmalen Normalpreis von 9,99€. Das ist fair. Allerdings ist PS Plus nötig.
Offenlegung
Ein Reviewkey zu Feather wurde uns zur Verfügung gestellt.
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