Stell dir vor, du bist mit deinem Freund unterwegs. Ihr wollt euch einen schönen Abend machen, vielleicht einen Film, vielleicht Pizza, doch das Leben hat etwas ganz Anderes mit dir vor: Auf dem Weg zu dir habt ihr einen Unfall. Alles ist gut, dem Auto geht’s gut, dir geht’s gut, deinem Freund geht’s gut. Und trotzdem wird sich an diesem Tag alles für dich ändern. Wir haben uns Flipping Death auf der Nintendo Switch angesehen und ich verrate euch im Test, warum sich der Sprung auf die andere Seite auch mal lohnt.
Schleck des Todes
Dies ist die Geschichte von Penny, die auf ihrem Weg nach Hause verstarb. Sie war ein drolliges Mädchen, immer aufgelegt für einen Scherz oder einen schrägen Job, doch sie sollte nicht länger unter den Lebenden wandeln. Sobald ihr Flipping Death startet, erzählt euch der Ladebildschirm etwas über unsere Penny, die ihr schon selbst kennenlernen werdet und die zu Beginn einem sehr fragwürdigen Business nachgeht und einer alten Dame einen ziemlichen Schrecken einjagt.
Nur wenig später wandle ich mit Penny auf der Seite der Toten und versuche mir aus allem einen Reim zu machen. Spätestens als Penny und ich Gevatter Tod treffen, er uns Umhang und Sense gibt, weil er jetzt auf dem Mond – dem letzten Ort vollkommener Ruhe – Urlaub machen will, ist es um mich geschehen und ich befinde mich mitten in einem typischen Spiel von Zoink!, die mit ihrem Humor wieder einmal wahre Meisterleistungen vollbringen. Flipping Death ist voll mit makaberen Humor, der bei den Bezeichnungen der Kapitel beginnt und noch lange nicht damit endet, dass man mit der Zunge eines Sterblichen ein Boot streicht. Wer mit dieser Art Humor nichts anfangen kann, ist prinzipiell bei Spielen des schwedischen Entwicklers Zoink! etwas sehr fehl am Platze.
Besonders gut gelungen finde ich die einzelnen Geschichten der Charaktere: Jeder erzählt dir seine makabere Geschichte, wie er denn starb oder du kannst teilhaben an den irren Gedanken der noch Lebenden. Nicht immer geht es hierbei sittlich zu, manche Geschichten sind auch mehr als nur zweideutig und andere… nun ja. Andere sind ganz besonders. Darauf sollte man sich auf jeden Fall einstellen, wenn man Flipping Death spielen möchte, andererseits bleibt manchmal auch keine Auge trocken aufgrund des Humors.
Die Algen von unten
Flipping Death ist ein Sidescrolling Abenteuer, bei dem ihr zwischen der Welt der Toten und der Welt der Lebendigen hin und her wechselt. Etwas verwirrend kann es hierbei sein, dass die Welten spiegelverkehrt seid, wenn ihr also in der Welt der Toten nach rechts lauft, wandert ihr in der Welt der Lebenden nach links. Das kann zur Verwirrungen führen, wenn ihr jedoch das Schnellreisesystem nutzt und euch direkt zu Geistern oder Lebenden teleportieren lasst, ist es nicht mehr ganz so schlimm. Neben diesem coolen Feature kann Flipping Death noch auf etwas anderes zurückblicken: Eine Sense! Mit der kann man sich an höher gelegene Orte bringen lassen oder Sammelobjekte einsammeln, was wiederum ziemlich cool ist. Allerdings lässt sich die Sense nicht immer so gut steuern und wenn sie einmal wo feststeckt, muss man sich auch dorthin teleportieren, da sie sonst einfach nicht zu einem zurückkommt. Etwas umständlich ist das dann doch.
Dafür kann Flipping Death aber auf eine wirklich interessante Latte an vielseitigen Charakteren blicken, die nicht nur ziemlich imposante Gedanken haben, sondern gleichzeitig auch spannende Fähigkeiten mit sich bringen. So gibt es beispielsweise ein Mädchen, das irgendwann Kaugummi isst und dann mit Hilfe dieser fliegen kann. Oder einen Polizisten, der sich in einen Hacker verwandelt, wenn er schläft. Wirklich, da ist ziemlich schräges Zeug dabei, das jedoch hervorragend zur Story selbst passt.
Das Ziel in Flipping Death ist übrigens, anhand von verschiedenen Rätsel herauszufinden, was… so ganz genau verrate ich euch das nicht, allerdings müsst ihr die Aufgaben aller Geister lösen, um auch die Hauptstory abschließen zu können. Es gibt jedoch Momente, da werdet ihr nicht so richtig vorankommen, doch da haben die Entwickler mitgedacht: Im Pausenmenü findet ihr Hinweise zu eurem aktuellen Fall. Diese sind jedoch nicht bis ins kleinste Detail beschrieben, sondern lediglich Bilder, die euch einen kleinen Hinweis auf die Lösung geben sollen. Meistens sind die ganz gut und meistens kommt man sogar ganz logisch ohne sie aus, doch manchmal braucht man schon die eine oder andere Unterstützung, sonst guckt man ziemlích schnell in die Röhre.
Vera weiß, dass da ein Feuer auf ihrem Kopf ist.
Neben den ganzen coolen Dingen habe ich während der Testphase auch einige andere Dinge gesehen, die ich lieber nicht gesehen hätte. Gleich am ersten Tag, als ich Flipping Death auf der Nintendo Switch testete, wurde plötzlich der Bildschirm schwarz. Die Map und auch das Menü funktionierten einwandfrei, nur der normale Spielbildschirm war schwarz. Die einzige Lösung hierfür war ein Neustart des Spiels. Es ist mir nur einmal passiert, seltsam war es allerdings trotzdem. Solche Macken gibt es leider hin und wieder im Spiel, die doch ein wenig nervig sind. Zwar wird nicht immer das Bild schwarz, aber dafür geschehen andere Dinge.
So sind zum Beispiel die Untertitel manchmal zu schnell oder zu langsam ausgeblendet, sodass die Figuren mittlerweile schon etwas ganz anderes sagen als es noch unten angezeigt wird. Von der manchmal nicht ganz stimmigen Übersetzung an der Stelle einmal zu schweigen. Und Rechtschreibfehler, von denen leider auch die meisten Deutschen behaupten würden, sie wären korrekt. Die Sense, die sich nicht immer so gut steuern lässt und die sich auch nicht einfach so zurückholen lässt, habe ich bereits erwähnt.
Witzig und kreativ sind dafür die Möglichkeiten, um an die Währungen in Flipping Death zu gelangen, denn wenn man jemanden besitzen und steuern möchte, muss man sich die Seele mit verschiedenen Unterweltdingen erkaufen. Also hüpfe und springe ich durch die Unterwelt und sammle Geisterpilze oder schwebende Was-auch-immer ein, um die Lebenden steuern zu können. Richtig gut gelungen ist im Übrigen der Soundtrack, der mich ganz klar an die Voodoo Leute aus New Orleans und Co. erinnert. Sehr gelungen und passend, denn ein bisschen Voodoo ist im Spiel schon dabei.
Fazit: Auch der Tod hat seine dunklen Seite, die dennoch Spaß machen
Ich war gehypet von Flipping Death, da ich bereits vorherige Titel von Zoink! kenne und liebe – und ich wurde zumindest humorvoll nicht enttäuscht und mit einer gelungenen und ziemlich makaberen Story konfrontiert, die ihresgleichen sucht. Selten habe ich bei einem Videospiel so gelacht wie in dem Moment, als ich das Boot mit der Zunge eines Sterblichen blau anmalte, oder als ich in einem sterblichen Mädchen durch den Schornstein kletterte und danach zum Schrecken der Nachbarschaft wurde. Flipping Death ist voll von Ironie auf die Lebenden und auch ein bisschen auf die Toten, doch genau das macht es zu etwas Besonderem. Wenn die Fehler und die Dinge im Spiel nicht wären, die mich ärgern, gäbe ich sogar eine bedingungslose Kaufempfehlung.
Doch mich haben sie geärgert, die Rechtschreibfehler in den Untertiteln. Die Untertitel, die viel zu schnell oder zu langsam sind und deswegen nicht zum Gesagten passen. Die Sense, die irgendwie ein Eigenleben hat. Der Bildschirm, der manchmal einfach schwarz und traurig wird. Vielleicht könnt ihr drüber wegsehen und Flipping Death so eine verdiente Chance geben, denn eine solche Story werdet ihr so schnell nicht wieder erleben. Außerdem muss jemand Penny helfen, sich in ihrem neuen Job zurechtzufinden, oder nicht?
Technik: 82
Grafik: 87
Sound: 96
Umfang: 84
Gameplay: 67
KI: 78
Spielspaß: 86
- Story: Ihr schlüpft in die Rolle von Penny, die auf tragische Weise verstirbt und plötzlich den Job vom Tod höchstpersönlich annimmt, da dieser auf dem Mond Urlaub machen will.
- Frustfaktor: Hin und wieder vorhanden, meistens dann, wenn die Steuerung nicht so will, wie sie will oder sich die Rätsel doch als kniffliger als gedacht herausstellen.
- Wiederspielwert: Zumindest vom Humor her gesehen auf jeden Fall. Und vielleicht wenn man noch die Sammelobjekte haben möchte.
- Design/Stil: Der Stil ist super und wieder im typischen Zoink! Stil. Wer einen Vorgeschmack möchte, darf einen Blick auf Stick it to the Man oder Zombie Vikings werfen.
- Musik: Der Soundtrack und auch die Synchronsprecher passen hervorragend zum Spiel und erinnern mich ganz stark an die Voodoo Magie aus New Orleans und Umgebung.
Pro | Contra |
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+ Cooles Gameplay: Man kann Lebende besetzen! | – Untertitel verschwinden häufig viel zu schnell und sind nicht identisch zum Gesagten |
+ Witziger Erzähler und gut gewählte Synchronsprecher | – Spiel wird gelegentlich komplett schwarz – Neustart übers Menü hilft |
+ Coole Überleitung in den Kapiteln | – Untertitel beinhalten typisch deutsche Rechtschreibfehler |
+ Interessante Charaktere mit „besonderen“ Fähigkeiten | – Steuerung nicht immer korrekt |
+ Ziemlich makabere Quests | – Sense lässt sich nicht zurückholen |
+ Schräger Humor | – Rätsel sind nicht immer offensichtlich |
+ Perfekt gewählter Soundtrack |
Vielen Dank an Zoink! Games für den Review Code.