Forza Horizon 4 (Xbox One) im Test – Immer besser

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Es ist kaum zu glauben: In diesem Jahr steigt schon das dritte Horizon Festival dieser Konsolengeneration. Pünktlich alle zwei Jahre startet ein neuer Vertreter der Forza Horizon Reihe durch und tunt die PS, um der König der Arcaderacer zu werden. Bisher hat man den Titel immer gut verteidigt. Gelingt es auch mit dem Ausflug ins historische Großbritannien in Forza Horizon 4? Unser Test verrät es.

Man muss ja auch sagen: So wahnsinnig viel Konkurrenz hat Forza Horizon 4 ja auch gar nicht. Trotzdem waren für mich die bisherigen Ableger der Reihe ganz klar immer so, dass sie die Konkurrenz ziemlich alt aussehen haben lassen. Schon Horizon 3 machte ganz einfach so viel richtig, dass man sich durchaus fragen konnte, wo genau Playground Games denn noch ansetzen könnte. Einige Dinge sind mir da durchaus eingefallen, und manche davon hat man tatsächlich angepackt. An andere hat man den Rotstift angesetzt und wieder andere sind immer noch unverändert, weswegen Forza Horizon 4 für mich persönlich auch immer noch mit einigen ärgerlichen Macken zu kämpfen hat.

Freundschaft schließe ich vermutlich niemals mit dem Spieleinstieg ins Horizon Festival. Das Eröffnungsrennen zum Event, um diesmal alle Jahreszeiten einmal vorzuführen, verstehe ich noch – den eher linear aufgebauten Spielabschnitt dahinter, in dem man alle Jahreszeiten nochmal ausführlicher durchmacht, um sich letztlich dann für den Horizon Kader zu qualifizieren und richtig durchzustarten, schon weniger.

Playground Games schafft in Forza Horizon 4 immer wieder selbst kleinere Blockaden, um dem Ziel echter Freiheit im Weg zu stehen. Der Spieleinstieg ist einer davon. Der positive Aspekt ist sicherlich, dass so jeder mal alle Jahreszeiten gesehen hat – auch diejenigen, die bald schon wieder aussteigen und den ersten Horizon Winter in zwei Wochen schon nicht mehr miterleben. Vielleicht steigert man so von vornherein auch die Motivation, auch alle Jahreszeiten zumindest ein Mal zu spielen – das kann schon sein.

Ich hätte mir allerdings eher einen freien Start ins Spiel ohne Qualifikationsphase für den Horizon Kader gewünscht. Erst nach dem Einstieg kann man nämlich die ganzen Vorzüge der Shared World so richtig auskosten. Hier entfaltet Forza Horizon 4 sein volles Potential.

Clubs und passende Nummernschilder dürfen auch diesmal wieder erstellt werden.

Tuning an den richtigen Stellen

Aus dem historischen Großbritannien eine mit anderen Spielern geteilte Spielwelt zu machen, halte sogar ich für einen richtigen Schritt, obwohl ich nach dem ersten The Crew dem Konzept wegen Sinnlosigkeit eher kritisch gegenüberstand. Auch in Forza Horizon 4 merkt man, wenn man möchte, gar nicht unbedingt, dass man ständig mit anderen zusammenspielt, denn die anderen Fahrer sind erst einmal Schemen, allerdings für Kopf-an-Kopf Rennen herauszufordern.

Keine Sorge: Forza Horizon 4 kann an den geeigneten Stellen zwar nicht offline, aber durchaus allein gespielt werden. Fast bei jedem Rennen könnt ihr entscheiden, ob ihr allein gegen Drivatare, gegen andere Spieler oder mit anderen Spielern gegen Drivatare im Team fahren wollt. Die altbekannten Rivalen sind auch dabei: Hier sucht sich das Spiel eure härtesten Konkurrenten heraus und lässt euch gegen sie antreten.

Der echte Onlinemodus, das Teamabenteuer, ist auch in Forza Horizon 4 immer noch eher strikt vom ‚Offline’spiel abgetrennt. Das ist auch gut so. Neu sind allerdings die Events in der geteilten Welt: Der stündlich stattfindende Forzathon Live ist unheimlich motivierend. Obwohl die Herausforderungen jedes Mal ziemlich gleich sind, macht es Spaß, gemeinsam mit den anderen die Ziele zu erfüllen und so Forzathon Punkte zu sammeln, die sich in einem Shop gegen regelmäßig wechselnde Belohnungen eintauschen lassen. Es gibt auch noch größere, tägliche und wöchentliche Forzathon Herausforderungen, die größere Belohnungen versprechen.

Einmal Super Wheelspin, bitte!

Vertraut und atemberaubend

Auf der Strecke merkt man sofort, woran man ist. Ein nicht so mit den Games vertrauter Spieler könnte Forza Horizon 4 wahrscheinlich nicht vom Vorgänger unterscheiden, wenn man das Gameplay betrachtet. Je nach Wagen ist das Handling sofort vertraut und durch die ganze bisherige Spielreihe zieht sich ein roter Faden, den ich beeindruckend finde. Zum einen sprechen die Titel zwar jedes Mal die gleiche Sprache und man ist sofort wieder drin, zum anderen schafft man es aber, jedes Mal die meisten Dinge noch ein bisschen besser zu machen.

Forza Horizon 4 ist schlicht und einfach technisch beeindruckend – daran gibt es nichts zu rütteln. Ich bin auf einer Xbox One X und auf einem 4K TV unterwegs. Das Spiel sieht im Grafikmodus Qualität grandios aus, ganz egal, in welcher Situation. Das Spiel ist knackscharf, die Effekte passen, die Automodelle und ihr Innenleben sind wunderbar detailliert. Es gibt rein optisch einfach nichts auszusetzen, ganz im Gegenteil: Für mich ist Forza Horizon 4 seit langem der erste Titel, der einen echten Wow-Effekt bei mir ausgelöst hat.

Bei der Performance ist dagegen noch Luft nach oben: Während ich in den Rennen glücklicherweise nie Probleme festgestellt habe, kommt es in der freien Fahrt, besonders mit schnellen Autos, immer mal wieder zu unschönen Rucklern und Aussetzern. Manches Mal verliert man dadurch die Kontrolle über den Wagen. Zwei Mal ist das Spiel auch komplett abgestürzt – allerdings nur am ersten Tag des Early Access, vielleicht hatte das also noch etwas mit Netzwerkproblemen oder ähnlichem zu tun.

Der Winter sieht schon kalt aus. Atemberaubend!

Eine umfangreiche Karriere

Wie man es dreht und wendet: Angesichts des visuell Gebotenen sind die technischen Macken sehr klein, und sie halten definitiv nicht davon ab, dass die Horizon Karriere unheimlich motiviert. Ein wenig hat man an der Struktur geschraubt: So sammelt man nun für jede Aktion einzeln Punkte, und steigt nicht nur im „Einfluss“ in seinem Gesamtlevel auf, sondern sammelt auch direkt nachvollziehbar in den verschiedenen Disziplinen Erfahrung und steigt somit beispielsweise bei den Straßenrennen unabhängig von Dragrennen Punkte.

Ja, es gibt mehrere neue Disziplinen gegenüber zum Vorgänger – Fans der Schaurennen dagegen werden weniger aus ihre Kosten kommen. Ihre Anzahl ist wirklich überschaubar und eins davon ist auch noch aus der Eröffnung recycelt. Ich muss sagen, dass es für mich nicht dramatisch ist – in dieser Form hätte ich aber lieber ganz auf die Schaurennen verzichtet, zumal sie mit ihrem eher gescripteten Charakter mir eh nicht besonders zusagen. Abgesehen vielleicht vom Halo Schaurennen empfand ich sie höchstens als müde Beigabe und konzentriere mich lieber auf die anderen Vorzüge des Horizon Festivals.

Eine größere Änderung haben die Fertigkeitspunkte und ihre Verteilung erfahren. Die Änderung gefällt mir sehr gut: Statt generelle Verbesserungen mittels verdienter Fertigkeitenpunkte, die man quasi für alles bekommt, seien es Drifts oder Sprünge, freizuschalten, sind diese nun ans Auto gebunden. Jedes einzelne Fahrzeug hat also quasi einen eigenen „Skilltree“.

Man läuft so zwar Gefahr, ein einzelnes Auto zu ‚vergessen‘, oder den Überblick zu verlieren, und die einzelnen Fertigkeiten wiederholen sich auch oft, aber man hat so eine wirklich realistische Chance, bei seinen Lieblingswagen alle gebotenen Vorteile recht schnell freizuschalten. Dazu gehört bei manchen Wagen zum Beispiel auch, dass eine Fertigkeitenkette erst nach einer oder zwei Kollisionen unterbrochen wird. Damit kann man dann so richtig rocken!

Das Halo Schaurennen war das einzige, mit dem ich etwas anfangen konnte.

Neue Stärken, alte Schwächen

Das grundsätzliche Spielerlebnis in Forza Horizon 4 ist mindestens genauso stark wie im Vorgänger – und wird durch die visuelle Qualität noch mehr bereichert. Am Umfang des Titels gibt es auch nichts zu rütteln. Während man zwar subjektiv schnell Fortschritte macht und auch einen großartigen Fuhrpark sein Eigen nennt, hat man längst nicht alle Events abgeschlossen, geschweige denn Herausforderungen erfüllt. Und nebenbei mal ein Teamabenteuer ist auch immer drin.

Beim Drumherum habe ich mir noch einige weitere Änderungen gewünscht, von denen Playground Games leider nur eine umgesetzt hat: Es ist endlich möglich, vor Events oder auch unterwegs das Auto zu wechseln. Autolieferungen sind immer und überall – sogar kostenlos – möglich und ermöglichen euch nach einem kurzen Ladebildschirm, in einem neuen Wagen weiterzumachen. Dadurch lässt sich zwar auch das Schadensmodell noch leichter aushebeln und spielt nun nur noch innerhalb eines Events eine Rolle, allerdings ist der Wechsel des Autos nun keine komplizierte Aktion mehr.

Langwierig ist trotzdem immer noch die Navigation durch die Menüs, weil diese eher träge sind und es zudem oft zu Ladezeiten kommt, auch auf der Xbox One X. Besonders nervig ist für mich aber etwas anderes: Durch Ansagen der zahlreichen Horizon Persönlichkeiten wird jedes Mal der Spielfluss unterbrochen. Haben sich beim Aufrufen der Map mehrere Ankündigungen angesammelt, ist das nervig – und hindert einem mitunter an der Teilnahme beim zeitlich begrenzte Forzathon Live oder anderen Events. Während die Leistung der deutschen Sprecher gut ist, sind die Ankündigungen nun auch nicht so relevant, dass man dafür immer alles lahmlegen muss – und ein weiterer unnötiger Block darin, dass ich Forza Horizon 4 einfach so spielen kann, wie ich möchte.

Eine weitere althergebrachte Schwäche ist die nicht ganz verlässliche Schwierigkeit der Drivatare: Bei so vielen verschiedenen verfügbaren Schwierigkeitsgraden sollte man meinen, ein halbwegs zuverlässiges Bild zeichnen zu können, was aber nicht wirklich der Fall ist. Es passiert vor allem immer noch gerne, dass sich ein oder zwei KI Fahrer soweit vom Feld nach vorn absetzen, dass es etwas unfair wird. Im Zweifel hilft es, die Schwierigkeit für ein einzelnes Event nach unten zu setzen. Cool dagegen: Es gibt in Forza Horizon 4 fast nie eine Notwendigkeit, etwas als Erster abzuschließen. Man gewinnt immer, auch wenn es nur Credits und Einfluss sind.

Fazit: Ein Rennspiel für Monate

Forza Horizon ist und bleibt der König der Arcaderacer. Auch wenn Playground nicht bei allen Schwächen des Vorgängers konsequent angesetzt hat und einst prominente Elemente wie die Schaurennen nun eher müde Beigaben sind, ist Forza Horizon 4 als Großes und Ganzes einfach atemberaubend, und zwar technisch wie spielerisch. Technisch ist der Titel abgesehen von kleinen Performanceeinbußen auf der Xbox One X herausragend und der überwältigende Umfang in Verbindung mit der umfangreichen und aufgeteilten Horizon Karriere motivieren ungemein. Beim Thema Shared World und Onlinespiel hat man auch einen Schritt in die richtige Richtung gemacht und individuelles Spiel und Zusammenspiel perfekt vereint. Der ganz große Schritt bleibt unterm Strich vielleicht aus, aber den braucht es auch gar nicht. Ich persönlich mag Großbritannien etwas lieber als Australien – und für mich ist Forza Horizon 4 an den richtigen Stellen auch das bessere Spiel, und vor allem ein guter Nachfolger.

Technik: 94
Grafik: 95
Sound: 94
Umfang: 100
Gameplay: 100
KI: 79

Spielspaß: 96

  • Story: Forza Horizon 4 versucht es tatsächlich. Somit gibt es einige weitere Events mit Rahmenhandlung, die ganz nett sind – und voller Anspielungen stecken. Daher enttäuscht man sogar nicht einmal.
  • Frustfaktor: Stellenweise vorhanden. Lässt sich immer beheben, die Drivatar Schwierigkeit ist allerdings weiterhin nicht ganz verlässlich.
  • Wiederspielwert: Riesig – eure Horizon Karriere endet quasi nie.
  • Design/Stil: Forza Horizon 4 ist vor allem technisch umwerfend und setzt auf viel Realismus.
  • Musik: Sehr harmonisch. Die Effekte sind gut, die Musik auch, auch wenn sie sich schnell wiederholt. Es gibt keine Groove-Einbindung mehr.
  • Stabilität (online): Andere Spieler werden teilweise laggend dargestellt, was allerdings in erster Linie am weltweiten Multiplayer und schwankenden Internetverbindungen liegen dürfte.
ProContra
+ Visuell umwerfende Qualität– Drivatar-Schwierigkeit nicht verlässlich
+ Motivierende Horizon Karriere mit einzelnen Disziplinen– Performanceeinbrüche bei freier Fahrt
+ Ausbau von Fertigkeitenboni pro Fahrzeug– Unnötige Unterbrechung des Spielfluss durch Ansagen
+ Super Forzathon Events– Lahme Navigation durch Menüs
+ Gelungene Kombination aus Einzelspieler und Mehrspieler– Müde Schaurennen
+ Riesige Auswahl an Fahrzeugen– Musik wiederholt sich recht häufig
+ Spaßige Teamabenteuer
+ Jede Menge Events
+ Fertigkeitenpunkte für quasi alles
+ Große Auswahl von Disziplinen
+ Wechsel von Fahrzeug jetzt auch unterwegs möglich

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Manuel Eichhorn
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