Ich gebe zu: Ich habe Hades von Supergiant Games schon zu einem Early Access Launch auf Epic gekauft, aber nie so richtig gespielt. Und offenbar nicht lang genug, um die Vielfalt des Spieles zu erkennen – oder es nahm erst im Laufe des Early Access Gestalt an. Ich bin mir nicht so ganz sicher. Was ich jedenfalls verpasst habe, erfährst du in der Review zu den PC und Switch Versionen von Hades.
Einmal ausbrechen, bitte
Zagreus möchte aus der Unterweld ausbrechen – ein Vorhaben, das der wütende Hades, in dessen Fängen sich Zagreus befinden, und seine Freunde natürlich nicht so leicht machen werden. Vom Tartaros ausgehend müssen mehrere Ebenen der Unterwelt bis zur möglichen Freiheit überwinden werden: Mit all den Herausforderungen und Schergen, die die Unterwelt so zu bieten hat.
Mit starken Figuren, wunderbarem Humor und jede Menge Vielfalt spinnt Supergiant Games aus diesen Komponenten mit Hades ein Roguelike, das es in sich hat – und Hades ist das Spiel, das mich von Roguelike Elementen wohl so ziemlich endgültig überzeugt hat. Lange Zeit waren Spiele mit solchen Elementen die ungeliebtesten Gäste auf meiner SSD oder Festplatte – doch während ich in letzter Zeit schon mehr Spiele spielen durfte, bei denen die Elemente Sinn ergeben, sind die in Hades gut erklärter Zusammenhalt aller Ereignisse – und halten die Mission zusammen, die Hades verfolgt: Dem Gefangengen den Ausbruch unmöglich machen.
Während sich die Kammern der Unterwelt dazu immer neu anordnen, bringen sie einen audiovisuellen Hochgenuss mit sich, sind voller Details und vor allem sehr abwechslungsreich. Doch ungekannt ist auch die sonstige Vielfalt, die Hades mitbringt, wenn es um Fertigkeiten und freischaltbare Objekte geht.
Kein Fluchtversuch ist gleich
Nein, Repetition ist auch in Hades nicht völlig ausgeschlossen, und manch ein Fluchtversuch ist von mehr Erfolg gekrönt als andere – doch das liegt hier in der Natur der Sache und ich werde nicht in der zweiten Kammer von einem übermächtigen Gegner überrollt und kann nix dafür. Hades ist gut ausgewogen und jederzeit fair – auch wenn das Sterben und die Rückkehr ins Haus des Hades als Basis in der Natur der Sache liegen. Doch weißt du was: Frust kommt mit Hades so gut wie nie auf. Dazu unterhält und motiviert das Spiel einfach zu gut.
Auch das Haus des Hades wird immer erweitert und es stehen bestimmte Gesprächspartner zur Verfügung, mit denen man eine immer tiefere Beziehung aufbauen kann. Ja, das Haus des Hades gleicht manchmal einer Abarbeitung einer Checkliste, das bleibt nicht aus – doch immerhin wird auch hier nebenbei eine stimmige und bisweilen auch witzige Geschichte erzählt. Zagreus wird einfach wunderbar als der rebellierende Teenager inszeniert, der immer noch in den Wirren der Pubertät steckt. Und dadurch, dass sich das Drumherum weiterentwickelt, ist Hades ein Roguelike, das endlich etwas aus meinem (Miss-)Erfolg macht.
Die Gaben der Götter kommen dem Rebellen gerade recht, die Erweiterungen für die Attacken oder passive Boni bereithalten – gemeinsam mit der Auswahl an Waffen, die du in Hades nach und nach freischalten kannst, ist damit wirklich kein Durchgang gleich, und allzu oft fieberte ich in meinen Durchgängen einem bestimmten Upgrade schon entgegen – wie zum Beispiel einem Upgrade von Zeus, das Angriffe mit Blitzen erweitert. Diese liebe ich einfach.
Kleiner Ausflug in die Mythologie: Zagreus ist aus der thrakischen Mythologie und wurde in die griechische integriert. Er ist der Sohn des Zeus und der Persephone. Diese und weitere Götter und Persönlichkeiten sowie Wesen lernt man in Hades kennen – auch mit dem Codex der Unterwelt, der nach und nach befüllt wird.
Schmiede dein eigenes Schicksal
Ein gutes Stück ist das Erlebnis in Hades wie in Roguelikes üblich vom Zufall abhängig – doch Supergiant Games hat sehr gute Arbeit geleistet, dass es hier nicht willkürlich wirkt, sondern trotzdem alles gut zusammenpasst. Und dennoch bringt man auch ein taktisches Element in den Zufall mit rein: Manchmal darf man sich die nächste Kammer aussuchen, wobei die Türen Inhalt und Belohnung bereits vorab sichtbar sind: So kann man gut selbst beeinflussen, welche Art von Belohnung man erhalten möchte – abhängig davon, welche man gerade braucht, um Zagreus und sein Waffenarsenal weiter auszubauen.
Während die grundsätzlichen Kampfaktionen mit Angriff, „Spezialität“, Spurt und Wurf überschaubar sind, gibt es durch das Waffenarsenal, die Fertigkeiten und deren Erweiterungen dennoch jede Menge Abwechslung – und einen Spielstil, den du für dich selbst finden kannst. Meine Lieblingswaffe war über weite Wege hinweg zum Beispiel der Speer.
Durch die Wahlmöglichkeiten der Kammer und ein bisschen Überlegen, was ich als nächstes Freischalten sollte, hatte ich durchaus den Eindruck, in Hades trotz des großen Zufallscharakters Zagreus‘ Schicksal auch selbst schmieden zu können – auch wenn das zentrale Element natürlich dennoch ist, es immer wieder zu versuchen. Und einen Fluchtversuch um den anderen früher oder später zu scheitern.
Ein audiovisueller Hochgenuss (fast)
Hades gibt es aktuell für PC auf Epic und Steam und für die Nintendo Switch – eine großartige Plattform fürs Spiel. Ich hab schon einige Zeit mit Zagreus im Bett verbracht. Für beide Plattformen gilt: Hades ist audiovisuell ein Hochgenuss: Das Bild strotzt vor Details und der Soundtrack von Darren Korb, für Spieler:innen der bisherigen Spiele von Supergiant Games bereits bekannt, ist ebenfalls einfach super. Auch die englische Sprachausgabe ist sehr gelungen, während sich die deutsche Übersetzung der Texte lesen lassen kann.
Unerwartet: Am besten gefällt mir Hades im Handheldmodus der Switch. Hier ist das Spiel einfach super gut optimiert. Lediglich mit Einbrüchen der Bildrate muss man auf der Switch in hitzigen Situationen rechnen, doch im Vergleich zum TV-Modus läuft es im Handheldmodus besser, weil andere Grafikfehler nicht auftreten. Auf dem TV fällt das teils etwas unruhige Bild auf, die Ladezeiten sind aus irgendeinem Grund etwas länger und ich hatte manchmal Grafikfehler, zum Beispiel fehlende Bilder von Figuren, die ich im Handheldmodus nicht hatte.
Vergleicht man das mit der PC-Version, ist diese für einen größeren Bildschirm die etwas bessere Wahl: Zwar ist das Bild auch hier nicht immer ganz sauber, aber Hades läuft flüssiger und die Schrift ist größer – die ist auf der Switch leider in beiden Modi ziemlich klein, im TV-Modus fällt das durch das etwas unscharfe Bild aber noch stärker ins Gewicht. Der Unterschied zwischen PC und Switch ist aber kleiner als gedacht, nach kurzer Eingewöhnung fällt auch das verwaschenere Bild auf der Switch kaum noch auf – und trotz der kleinen Ruckler ist das Spiel super auf die Switch optimiert.
Das beste Feature von Hades: Plattformübergreifendes Speichern, was in meinem Fall zwischen Switch und Epic absolut nahtlos funktioniert. So kann man auf dem PC und auf der Switch nahtlos weiterspielen, denn die Synchronisierung erfolgt direkt beim Verlassen des Spieles – weitermachen kann man immer am Beginn einer Kammer. Das klappt reibungslos und ist ein Feature, das noch viel mehr Spiele mitbringen sollten!
Fazit: Zagreus‘ Flucht begleitet mich
Ich habe viel zu lange gewartet, um mit Zagreus aus der Hölle auszubrechen: Hades ist das motivierendste Roguelike, das ich bisher gespielt habe, und strotzt nur so vor Vielfalt und Abwechslung. Während der Zufallscharakter in der Natur der Sache liegt, bringt Supergiant Games‘ Hades eine Detailverliebtheit und ein Balancing mit, das ich bei vielen anderen Genrevertretern vermisst habe und mit dem man auch die üblichen Wiederholungen verzeihen kann. Die gesamte Inszenierung ebenso wie Zagreus‘ Figur und die anderen sind einfach super ausgearbeitet, und etwas über die Mythologie lernen kann man auch noch. Während das plattformübergreifende Speichern zwischen Switch und PC (Epic/Steam) begeistert, ist Hades technisch auf beiden Plattformen weitestgehend rund, trotz kleiner Schrift gefällt es mir im Handheldmodus auf der Switch am besten. Der PC hat die Bildrate, aber nicht unbedingt Bildqualität voraus, was an der guten Optimierung für die Switch liegt. Wie auch immer: Hades ist in allen Versionen ein fast rundum gelungener Titel, der mir noch eine Weile begleiten wird.
Pro | Contra |
---|---|
+ Riesige Vielfalt | – Etwas Wiederholungscharakter |
+ Super Inszenierung | – Kleine Schrift & verwaschenes Bild (Switch) |
+ Gelungene Darstellung von Hades, Zagreus und Co. | – Leicht instabile Bildrate (Switch) |
+ Super Soundtrack | – Etwas unruhiges Bild |
+ Sehr detailverliebt | |
+ Vielfältige Fähigkeiten und Upgrades |
Switch Version
Technik: 93
- Grafik: 85
- Sound: 93
- Umfang: 100
- Gameplay: 93
- KI: 95
Spielspaß: 93
- Story: Hades erzählt von Zagreus Flucht aus der Unterwelt – und macht dies auf abwechslungsreiche und auch witzige Weise.
- Frustfaktor: Ab und zu durchaus vorhanden, aber insgesamt moderat.
- Wiederspielwert: Sehr hoch – manches Mal bleibt zwar Wiederholung nicht aus, aber kein Durchgang ist anders und es dauert laaange, bis man erfolgreich ist.
- Design/Stil: Super gelungen, hier und da mit kleinen Abzügen in der Technik.
- Musik/Sound: Sehr stimmig, Wiederholungen beim Soundtrack bleiben nicht aus.
- Preis/Leistung: Die 24,99€ UVP sind angemessen.
PC Version
Technik: 94
- Grafik: 88
- Sound: 93
- Umfang: 100
- Gameplay: 93
- KI: 95
Spielspaß: 93
- Story: Hades erzählt von Zagreus Flucht aus der Unterwelt – und macht dies auf abwechslungsreiche und auch witzige Weise.
- Frustfaktor: Ab und zu durchaus vorhanden, aber insgesamt moderat.
- Wiederspielwert: Sehr hoch – manches Mal bleibt zwar Wiederholung nicht aus, aber kein Durchgang ist anders und es dauert laaange, bis man erfolgreich ist.
- Design/Stil: Super gelungen, hier und da mit kleinen Abzügen in der Technik.
- Musik/Sound: Sehr stimmig, Wiederholungen beim Soundtrack bleiben nicht aus.
- Preis/Leistung: Die 24,99€ UVP sind angemessen.
Offenlegung
Wir haben Hades selbst gekauft.
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