Pharaoh: A New Era (PC) im Test – Gar nicht so leicht, dieses Ägypten

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Wow, es ist schon etwas mehr als 24 Jahre her, da erschien für den PC eine interessante Städtebausimulation, die ins alte Ägypten versetzte und sich mit den dortigen Herausforderungen beschäftigen ließ. Jetzt ist mit Pharaoh: A New Era das Remake vom damaligen Pharaoh bei Steam vollständig erschienen. Da ich damals schon einiges an Zeit mit dem Spiel verbrachte, schrie es förmlich danach, nun nochmal von mir getestet zu werden. Mal sehen, ob ich noch immer graue Haare vom Spiel bekomme oder ob sich das Remake doch lohnt. !B

An den Ufern des Nils gibt es noch nicht viel zu sehen: Leute ziehen gerade erst auf Hüttenparzellen, um sich ein Leben einzurichten.
Beobachten wir den Zustrom der Leute ein bisschen

Willkommen im alten Ägypten

Zugegeben: Die ersten Level in Pharaoh: A New Era dienen zwar als Tutorial, haben es aber stellenweise ganz schön in sich, da mitunter nicht alles erklärt wird und man sich mit einigen Dingen im Spiel schlichtweg selbst beschäftigen muss. Dass der Titel aus einer ganz anderen Zeit stammt, habe ich bereits daran gemerkt. Während die heutigen Spiele jedes kleine Fitzelchen im Detail erklären – am besten auch, wie man sich bewegt – lässt dieser Titel, der schon fast ein Vierteljahrhundert alt ist, einige Aspekte einfach weg. Das führt teilweise zu einem Trial and Error Prinzip, frei nach dem Motto: Einfach mal drücken, wird schon nichts schief gehen. Doch zum Anfang zurück.

Wie es der Name Pharaoh: A New Era bereits verrät, spielen wir im alten Ägypten. In der Kampagne erarbeiten wir uns dabei verschiedene Dynastien und erfahren, wie sich die Kultur entwickelt hat, wann welche Technologien wichtig wurden und so weiter. Das macht schon Spaß, allerdings vergisst man im Laufe der Zeit definitiv, dass man hier eine alte, hoch entwickelte Gesellschaft spielt, denn der Schatten des Alltags stülpt sich über alles. Doch dazu später mehr.

Ich finde es faszinierend, an den Ufern des Nils nach geeigneten Stellen für meine Felder zu suchen – sofern die Stadt so was überhaupt hat. Jedes Level kommt mit anderen Gegebenheiten daher und stellt mich als Spielerin vor andere Herausforderungen. Mal werde ich alle paar Monate von irgendwelchen Beduinen angegriffen, mal muss ich drei Gottheiten gleichzeitig glücklich machen und mal komme ich nur durch gutdurchdachten Handel an all die Rohstoffe und Gegenstände, die ich so brauch, damit mein Volk nicht auswandert.

Jedes Level hat dabei seine eigenen Herausforderungen, wodurch besonders am Anfang alle Städte abwechslungsreich wirken. An sich mache ich dennoch in Pharaoh: A New Era immer dasselbe: Ich baue Wohnhäuser, Wasserstellen, Basare, Silos und Warenlager, ich baue Arbeitslager oder Drillstellen, Forts oder Felder oder lasse meine Männer (ja, sind immer nur Männer) ein paar Vögel Strauß jagen. Wichtig ist immer nur, dass meine Gesellschaft glücklich ist und es ihr an nichts mangelt. !B

Zu sehen ist eine ägyptische Stadt an den Ufern des Nils von oben.

Das Leben in Ägypten

Was nun einfach klingt, ist möglicherweise in einem Spiel von heute kaum eine Herausforderung wert. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass Pharaoh aus einer anderen Zeit stammt. Das Remake ist zwar deutlich einfacher als das Original (oder ich komme einfach mit Städten mittlerweile besser zurecht als vor mehr als 20 Jahren), bringt jedoch trotzdem das eine oder andere graue Haar mit sich.

Erstmal Leute in die Stadt locken, ist gar nicht so komplex: Ich baue ein paar Wohnhäuser hin und warte, dass Leute einziehen. Komplexer wird es dann erst auf Dauer. Je zufriedener die Leute in den Häusern sind, desto besser geht es ihnen und sie haben voll Bock dazu, ihr Haus zu erweitern. Das führt prinzipiell auch dazu, dass reichere Leute einziehen und die wiederum nach anderen Gütern verlangen. Sind genügend Menschen in meiner Stadt, ist das an sich keine wirkliche Herausforderung, diese besteht eher darin, die Leute auch hier zu behalten.

Pharaoh: A New Era setzt mich vor einige Aufgaben. Irgendwie müssen die Leute in der Stadt bleiben, doch das ist bei einer gewissen Größe gar nicht so einfach und so ziehen sie manchmal viel schneller wieder aus als mir lieb ist. Und das hat enorme Konsequenzen, die dazu führen, das mitunter noch mehr Leute ausziehen. Verlassen die Menschen deine Stadt, geben sie natürlich auch ihren Job auf, sodass dann beispielsweise Basare oder Tempel nicht mehr arbeiten, diese Dinge werden jedoch zwingend vom Volk gebraucht, um glücklich zu sein.

So kann es durchaus vorkommen, dass du zwar einen Zugang zur Religion geschaffen hast, dort aber schlichtweg keiner arbeitet, und somit eben doch kein Zugang zur Religion besteht. Das ist super nervig und super frustrierend und kann am Ende dafür sorgen, dass deine Stadt einfach nichts wird. Schon im alten Pharaoh war das nervig und irgendwie hatte ich gehofft, dass das im neuen gelöst wurde. Dafür gibt es jetzt in manchen Leveln von Pharaoh: A New Era Arbeitslager, mit denen die Menschen nicht mehr unbedingt in der Nähe ihrer Arbeitsstätten leben müssen, allerdings eben nicht in allen Leveln. Cool also, dass diese Neuerung eingeführt wurde, doof nur, dass es sie nur dann gibt, wenn das Spiel das will. !B

Zu sehen ist eine ägyptische Stadt mit Tempeln und Warenhäusern aus der Nähe. Der Fokus liegt auf einer Pyramide, die derzeit von Arbeitern erbaut wird.

Oops, das wird nicht mehr bedient

Ich habe schon erwähnt, dass Pharaoh: A New Era teilweise keine Tutorials hat, um dich über alles im Spiel aufzuklären und dass du auf diese Weise einfach verschiedene Dinge ausprobieren musst. Sei aber wirklich vorsichtig: Viele der Schalter haben nicht mal ein kleines Pop-Up-Fenster, das dir verrät, was der Schalter wirklich tut. Und in der schlecht sortierten, weil nach englischsprachigen Ursprungsbegriffen gelistet, wirst du mitunter auch nicht schlau werden, was du da gerade eingestellt hast. Und dann kann es eben passieren, dass es dir genauso wie mir geht und plötzlich niemand mehr arbeitet und Lebensmittel auch nicht mehr eingelagert werden. Das war ziemlich hart, da wieder rauszukommen.

Generell kann das Verhalten der Bevölkerung als fehlerhaft interpretiert werden, wenn sie es zum Beispiel nicht mal schafft, in den Tempel auf der anderen Straßenseite zu gehen. Wenn man nicht darauf achtet, ob da jemand arbeitet, verurteilt man die Leute grundlos. Doch ganz fehlerfrei ist Pharaoh: A New Era trotzdem nicht, obwohl es sich um eine Überarbeitung handelt, der man nur bedingt anmerkt, dass es überhaupt ein Remake ist. Der Titel sieht schon deutlich moderner aus als noch das Original, größtenteils merke ich das jedoch nur in den Menüs. Ansonsten merkt man dem Titel an, dass er aus einer früheren Zeit stammt: Die meisten Arbeiter sind männlich und sehen zudem alle gleich aus. Es gibt keine Vielfalt in der Spielwelt, weil eben jeder Job demselben Charakter gleicht.

Dennoch gibt es auch Fehler im Spiel. So kann es vorkommen, dass Texte nicht komplett übersetzt wurden, und manchmal nicht gearbeitet wird, weil eben „No workers are nearby“ darüber informiert, dass niemand zum Arbeiten da ist. Manchmal finden sich auch Platzhalterwörter in den Texten und manchmal wurde sogar falsch übersetzt. Beispielsweise wird in einem Tutorialtext von Drillplätzen gesprochen, die ich schon kennengelernt habe, die Rede war aber eigentlich von Arbeitslagern. Das verwirrt unnötig. Ebenso kann es aber auch passieren, dass dein Handel nicht mehr funktioniert und du eben keine Ziegel mehr für deine Monumente geliefert bekommst. Da es sich hierbei häufig um Siegbedingungen handelt, siehst du dann ziemlich alt aus.

Pharaoh: A New Era fühlt sich einfach nicht so an, als wäre es wirklich überarbeitet wurden. Sondern einfach nur so, als hätte man ein grafisches Update über das Original geworfen. Sicherlich gibt es Dinge, die angepasst wurden, wie beispielsweise die sinnlosen Kämpfe, die alle paar Monate stattfinden: Meine Armee läuft auf die gegnerische Armee, nichts passiert in dem Fenster und nur, wenn ich auf „Weiter“ klicke, sehe ich das Resultat des Kampfes. Hier fehlt definitiv noch der Feinschliff und dass man sich die gemeldeten Fehler bei Steam auch anschaut. An alle deren Spielstände nach vielen Spielstunden kaputt sind: Ich hoffe, dass das bald gelöst wird. !B

Zu sehen ist ein Siegesbildschirm nach einem Kampf. Ich habe gewonnen. Nicht alles wurde jedoch auf Deutsch übersetzt, sodass noch immer da stet, dass ich zwei Einheiten loses hätte.

Fazit: Grafische Überarbeitung mit Mängeln

Gamer's Palace Score: 68 / 100

Pharaoh erschien ursprünglich 1999, sodass es an der Zeit war, ein Remake mit Pharaoh: A New Era ins Leben zu rufen, allerdings scheint es sich nur um ein grafisches Update mit einigen, wenigen Veränderungen am Gameplay zu handeln. Viele Aspekte sind noch immer merkwürdig, oft ist zum Beispiel nicht ganz klar, warum die Leute aus deiner Stadt wegziehen oder warum sich Wohnhäuser nicht weiterentwickeln. Dafür punktet jedes Level in Pharaoh: A New Era mit neuen Herausforderungen und unterschiedlichen Gegebenheiten, was es wiederum spannend macht, auch wenn der grundlegende Aufbau der Stadt derselbe bleibt.

Dennoch kommt der Titel mit einigen technischen Mängeln daher: Texte wurden nicht übersetzt, hin und wieder finden sich Platzhalterwörter, Begriffe wurden falsch übersetzt, Handel funktioniert plötzlich nicht mehr, Fortschritt bei Monumenten wird nicht gezählt. Nur, um ein paar Mängel aufzuzählen. Ich hatte mich sehr auf das Remake gefreut und finde es schade, dass es sich nun nicht so ganz nach einem Remake, sondern nur wie ein warmer Aufguss anfühlt – obwohl es auch nach all den Jahren immer noch viel Spaß macht, eine eigene Stadt aus dem Nichts aufzuziehen.

ProContra
+ Jedes Level hat gesonderte Herausforderungen und Gegebenheiten– Nicht immer ist klar, warum Leute aus der Stadt wegziehen
+ Viele verschiedene Level– Texte wurden nicht übersetzt
+ Menüs grafisch anspruchsvoller gestaltet– Platzhalterwörter und falsche Übersetzung
+ Einige Anpassungen im Gameplay– Fortschritt von Monumenten stoppt manchmal plötzlich
– Nicht alles wird im Tutorial erklärt oder gezeigt
– Charaktere sehen alle „gleich“ aus in ihrer Rolleb

Offenlegung

Ich habe einen Review Key zu Pharaoh: A New Era kostenfrei erhalten.

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Beatrice Eichhorn
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