Murdered Soul Suspect (PS4) im Test – Kann der tote Detektiv gut ermitteln?

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Stellt euch vor, ihr würdet gerade einem Serienmörder hinterherhetzen, würdet ihn stellen – und dann würdet ihr bei diesem Versuch sterben. Doch ihr könnt nicht weiter ziehen, denn ihr müsst erst euren Mörder finden. Interessantes Setting? Interessante Story? Gutes Spiel? Wir verraten euch, ob sich ein Blick in das heutige Salem lohnt und ob sich Murdered Soul Suspect in eurer Konsole drehen sollte oder nicht. Getestet haben wir die Fassung für die PlayStation 4.

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Ein Mörder, viele Morde und ein Cop

In unserer Einführung erwähnten wir bereits, dass ihr auf der Suche nach einem Serienkiller seid, bevor ihr ins Jenseits befördert werdet. Hierbei handelt es sich um den gefürchteten Glockenmörder, der die Polizei seit einer geraumen Zeit in Atem hält. Doch er mordet nicht nur, sondern foltert seine Opfer regelrecht. Und genau diesem Mörder ist Ronan, unser Detective vom Salem Police Department, auf der Spur: Einem Tipp zu folge befindet sich der Glockenmörder in einer Mietswohnung, also macht sich Ronan auf den Weg. Es kommt zum Kampf und Ronan fliegt aus dem Fenster. Doch das reicht offensichtlich nicht aus, um ihn richtig zu töten, sodass ihm der Glockenmörder folgt und Ronan mit seiner eigenen Waffe in die Brust schießt – und genau hier treten wir vollends in die Geisterwelt ein.

Das vorher recht graue Salem verwandelt sich in eine Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart und offenbart uns ganz neue Möglichkeiten, doch dazu später mehr. Denn zunächst einmal beginnt eine wahnwitzige Suche nach dem Glockenmörder, denn nur wenn ihr ihn stellt und enttarnt, werdet ihr weiterreisen und zu eurer bereits verstorbenen Frau Julia zurückkehren können. Dabei wird euch eure Suche an ganz klischeebehaftete Orte führen: Friedhöfe, Irrenhäuser und verlassene Häuser stehen hier an der Tagesordnung. An diesen Orten gilt es Hinweise zu finden, damit ihr dem Glockenmörder auf die Schliche kommt, doch nicht alles, was ihr dabei finden werdet, wird euch gefallen.

Denn so simpel sind die Morde nicht, die uns der Glockenmörder liefert, auch wenn man bei dem Namen ziemlich leicht an einen gestörten Musiker denken könnte. Im Laufe des Abenteuers lernt man so verschiedene Geister und Menschen kennen, die mit dem Mörder in Verbindung stehen und deckt am Ende ein noch viel tieferes und aufregenderes Geheimnis auf, als man es am Anfang glauben mag. Wir möchten euch deswegen bitten, gebt dem Spiel eine Chance. Ja, die erste Stunde wird vielleicht nicht flüssig sein und ihr werdet euch immer wieder fragen, wann es denn nun spannend wird, aber wir versprechen euch, dass das Ganze wesentlich mehr Fahrt aufnimmt, wenn ihr ihm etwas Zeit lasst. Murdered Soul Suspect ist ein Spiel, auf das man sich einlassen muss und das einem leider nicht gleich in der ersten Minute als Blockbuster ins Auge springt. Okay, das würde auch weh tun…

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Ich bin doch ein Geist, oder?

Was bringt man am ehesten mit Geistern in Verbindung? Eben, dass sie durch Wände gehen können. Ronan kann das zwar als Geist auch, aber dieses böse und verfluchte Salem (Ja, das ist eine Anspielung auf die Vergangenheit der Stadt) bietet uns dennoch immer wieder Schranken, denn trotz unseres Geiststatus können wir eben doch nicht überall durchgehen. Und das Ganze hat auch einen Grund: Durch gesegnete Dinge können wir nämlich nicht gehen. Und jetzt denken wir noch einmal an die Geschichte von Salem (HexenverfolgungHexenprozesse von Salem) zurück und erinnern uns, dass in früheren Zeiten die Menschen schreckliche Angst vor Satan und Hexen hatten. Und was ist da naheliegend? Eben, man schützt sich davor und genau das ist das Problem, denn durch die Segnungen, die vor vielen hundert Jahren vorgenommen wurden, können wir nun einmal nicht überall durch. Das macht das Spiel am Anfang unglaublich monoton und linear, da man eben kein übermächtiger Geist ist, der mal eben ganz Salem unterwerfen kann. Doch später öffnet sich die Stadt und man hat es fast mit einer Openworld zu tun, aber eben nur fast, denn die einzelnen Gebiete sind dennoch voneinander abgetrennt.

Das ist aber nicht weiter schlimm. Ebenfalls ist es nicht schlimm, dass die Stadt an sich relativ leblos wirkt, da kaum Leute unterwegs sind. Wer sich jedoch die Situation genauer betrachtet, dann ergibt dieses Setting auch einen Sinn, denn alles passiert am gleichen Abend – und warum sollten nachts mehr Leute plötzlich auf die Straße gehen als tagsüber? Trifft man dann aber doch mal einen anderen Menschen oder einen anderen Geist, kann man sich freuen, da man sich entweder mit ihnen unterhalten (Geist) oder ihre Gedanken lesen (Mensch) kann und somit tiefe Einblicke in die Gefühlswelt des Gegenüber erhalten kann. Somit erhalten die NPCs eine Tiefe, von der sich viele andere Spiele eine ganze Scheibe abschneiden könnten.Ein bisschen Schade ist nur, dass ihr gerade am Anfang gleich einigen NPC-Klonen begegnet, hier wäre ein bisschen mehr besser gewesen.

Aber nicht nur die NPCs haben eine Tiefe, auch die einzelnen Gebiete sind sehr detailreich ausstaffiert und wissen zu überzeugen. Wie wir bereits schrieben, wird man verschiedene, klischeebehaftete Orte aufsuchen, darunter beispielsweise eine Irrenanstalt und einen Friedhof, die exakt das richtige Feeling vermitteln und einem – auch dank der passenden NPCs – das Gefühl geben, direkt dort zu sein. Vor allem auf dem Friedhof raten wir euch, mit den verschiedenen Geistern zu sprechen, die dort umherstreifen, denn diese haben höchst interessante Geschichten auf Lager. Stellenweise fehlt hier nur leider eine Übersichtskarte von Salem, aber man gewöhnt sich recht schnell an die verwinkelten Straßen des amerikanischen Städtchens.

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Ach, wenn ich doch nur richtig ermitteln könnte

So viel Liebe wie in die Umgebungen und die Geschichten der NPCs gesteckt wurde… Da wird das Bild leider auch schon wieder durch die Bugs im Spiel gestört, bzw. die seltsamen Gameplayelemente. Hin und wieder kommt es nämlich vor, dass ihr eine so genannte Geräuschermittlung habt, das bedeutet, dass euch ein Geräusch vorgespielt wird und ihr müsst meist aus drei Antworten wählen, worum es sich dabei handeln könnte. Klingt an sich ja einfach und sicher fragt ihr euch, was es daran zu beanstanden gibt. Ganz einfach: Das Geräusch passt niemals (never ever) zu den Antwortmöglichkeiten. Beispiel gefällig? Bei einem der Rätsel hört ihr Glocken läuten, die einzig passende Antwort ist ein Bild, auf dem eine Kirche und ein Priester abgebildet sind. Aber diese Antwortmöglichkeit heißt nicht etwa “Kirche” oder so, sondern “Priester”. Habt ihr schon mal einen Priester getroffen, der wie eine Glocke läutet? Immerhin ist das eine passende Möglichkeit, spätere Rätsel sind noch unnachvollziehbarer. Warum sollte zum Beispiel Blut ein schlagendes und reißendes Geräusch verursachen?

Die anderen Rätsel sind dann zum Glück jedoch meistens nachvollziehbar. Im Übrigen könnt ihr bei den Rätseln auch nicht versagen. Es gibt zwar eine Anzeige am unteren Rand, aber ihr könnt so oft danebenliegen, bis ihr die richtige Antwort erraten habt. Ein bisschen schade ist, dass man nicht allein ermitteln muss, sondern im Prinzip nur die richtigen Antworten wählen muss. Danach schlussfolgert Ronan ganz von allein, aber gut, das ist dann wohl die Eigenart solcher Spiele, aber hier sollte unbedingt mal nachgebessert werden. Apropos nachbessern… Wenn wir schon einmal dabei sind, über Fehler oder seltsame Anwandlungen von Murdered zu sprechen, dann sollten wir das auch wirklich tun.

So an sich ist Murdered Soul Suspect schon relativ fehlerfrei, doch natürlich gibt es auch hier die eine oder andere Sache. Zum Beispiel kann es passieren, dass ihr bei den Sammelgegenständen immer wieder zu denselben lauft, denn normalerweise leuchten diese gelb auf, wenn ihr sie noch nicht eingesammelt habt. Es kann aber auch vorkommen, dass euch dieses Licht trotzdem noch angezeigt wird, auch wenn ihr die Dinge bereits habt. Ebenso hakt manchmal die Steuerung, wenn ihr beispielsweise vor einem Dämonen fliehen müsst, aber das hält sich noch relativ in Grenzen. Gelegentlich kann es auch zu kurzen Freezes des Bildes kommen (bei uns trat das zweimal im Museum auf), aber keine Panik, danach geht es ganz normal weiter.

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Achtung beim Spielen!

Ihr solltet bei Murdered nicht nur darauf achten, dass ihr alles einsammelt, sondern solltet ihr auch dringend darauf achten, dass ihr alles im Museum findet, BEVOR ihr in das Haus des Urteils geht. Nach diesem Level habt ihr zwar die Gelegenheit, jeden Ort noch einmal aufzusuchen, aber das Museum bleibt euch versperrt, da es dort storymäßig Richtung Ende weiter geht. Das heißt: Fehlen euch einige Sammelgegenstände im Museum, habt ihr schlichtweg Pech gehabt, weil ihr dort keine Gelegenheit haben werdet, noch einmal nach diesen Gegenständen zu suchen. Das ist auf der einen Seite zwar logisch, aber auf der anderen Seite unglaublich ärgerlich, da man dann das gesamte Spiel erneut spielen muss. Glücklicherweise hat Murdered Soul Suspect keine lange Spielzeit und mit etwa 6 Stunden seit ihr auch schon durch, aber ärgerlich ist es dennoch. Seid also achtsam, wenn ihr im Museum seid und schaut euch dort am besten einen Guide für an.

Gold für die Story

Murdered bietet eine interessante Story, die einen ab der zweiten Spielstunde, spätestens aber ab dem Friedhof vollends in den Bann zieht und einem die Brutalität des Mörders offenbart. Für die Story erhalten die Entwickler definitiv Gold – schade nur, dass vermutlich kein zweiter Teil möglich sein wird. Was uns vor allem an der Story begeistert hat, war die geballte Erzählstruktur. Murdered weist, wie wir schon sagten, keine allzu lange Spielzeit auf, aber das braucht es auch gar nicht, denn die Entwickler haben in diese kurze Spielzeit alles gepackt, was möglich war. So wurde die Geschichte an keiner Stelle langatmig, sondern eher immer packender. Das nennen wir Glanzleistung! Und eine solche Spiellänge würde anderen Spielen auch einmal ganz gut tun, denn wie heißt es so schön? In der Kürze liegt die Würze. Man braucht kein Spiel mit 1.000 Spielstunden, sondern man braucht knackige Blockbuster, die eine spannende Geschichte erzählen – Auch wenn Murdered vielleicht kein mega Blockbuster ist, so ist es doch ein gelungenes Spiel.

Aber nicht nur die Story ist gut geworden, auch die deutsche Sprachausgabe ist ziemlich gut. Vor allem viele bekannte deutsche Synchronsprecher geben sich hier die Klinke in die Hand, so wird Ronan beispielsweise von Peter Fletchner gesprochen, der normalerweise seine Stimme Ben Affleck leiht. Aber auch Heike Haggege (Piper in Charmed), Ulrike Stürzbecher (deutsche Stimme von Jennifer Aniston) und einige weitere werden euch begegnen, um den schaurigen Mordfall noch ein wenig interessanter zu gestalten.

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Wie macht sich der Geisterdetective?

Wir finden, dass Murdered Soul Suspect zwar kein perfektes, dafür aber ein durchaus gelungenes Spiel ist, das dem Spieler eine hervorragende Geschichte inklusive geschichtlicher Aspekte zu Salem und dessen Vergangenheit liefert. Auch wenn das eine oder andere Rätsel vielleicht nicht ganz eindeutig ist und sich hin und wieder einige NPCs wiederholen, so birgt Salem einige Geheimnisse, die es sich zu entdecken lohnt. Es ist schade, dass Murdered an einigen Stellen so viele Punkte verschenkt, aber dafür macht es diese an anderen Stellen wieder wett, denn so können sich die Story des Spiels als auch die einzelnen Schicksale der Figuren und NPCs durchaus sehen lassen. Die Charaktere sind interessant und machen eine Entwicklung durch, die anderen Spielen auch einmal gut tun würde.
Wer auf gute Stories, klischeehafte Schauplätze, Detektivgeschichten und brutale, schräge Mörder steht, der ist hier definitiv an der richtigen Adresse – und wer gleichzeitig noch ein bisschen historisches Interesse mitbringt, der sollte nicht zögern, das Spiel zu kaufen, denn Murdered bietet all das, sofern man sich als Spieler darauf einlässt. Ach, und noch was: Vergesst einfach mal alle anderen Spiele, hört auf Titel miteinander zu vergleichen, lasst euch einfach mal auf das ein, was sich vor euch im Laufwerk eurer Konsole dreht. Amen.

+ Interessante Story mit historischen Aspekten
+ Glaubwürdige Charaktere, die eine authentische Entwicklung vollziehen
+ Kurze Spieldauer, die zur Ballung der Geschichte beiträgt
+ Keine allzu schwierigen Passagen, da auch keine Failmöglichkeiten bei Rätseln
+ Interessante Geschichten der NPCs
+ Guter und gestörter Fall
+ Passende und schöne Schauplätze
+ Hervorragende und dichte Atmosphäre, die den Spieler mitfiebern lässt, sofern er sich darauf einlässt
+ Bekannte Synchronsprecher

– Steuerung nicht immer flüssig, reagiert manchmal nicht
– Gerade am Anfang gibt es NPC-Klone
– Selten: Freeze des Spiels für wenige Sekunden, fängt sich aber gleich wieder
– Als Geist kann man nicht überallhin
– Stellenweise ist Salem unübersichtlich
– Viele verpassbare Gegenstände und Trophäen
– Leider manchmal zu anspruchslos, da es keine wirklichen Failmöglichkeiten gibt
– Geräuschrätsel sind uneindeutig

Technik: 72
Grafik: 78
Sound: 82
Umfang: 50
Gameplay: 79

Spielspaß: 87
Story: Murdered bietet eine verdammt interessante Geschichte, die jedoch erst ab der zweiten Spielstunde an Fahrt aufnimmt.
Frustfaktor: Dieser ist so gut wie kaum vorhanden, da man bei den Ermittlungen nicht versagen kann, lediglich die Dämonen nerven.
Grafik/Stil: Grafisch sieht Murdered zwar nicht aus wie ein perfektes PS4-Spiel, dennoch trägt der Stil zur passenden Atmosphäre bei.
Wiederspielwert: Leider bietet Murdered keine Entscheidungen, um die Geschichte zu ändern. Da man im Laufe des Spiels so gut wie alle Trophäen erhält, wird man es wohl nicht so schnell erneut spielen, auch wenn die Geschichte kurz und knackig ist.

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Beatrice Eichhorn
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