Paper Mario: Color Splash (Wii U) im Test – Eine Welt in bunt

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Die Spieleveröffentlichungen für Wii U wurden in diesem Jahr merklich zurückgefahren. Der letzte große Exklusivtitel dürfte just erschienen sein und bedient eine Reihe, die zuletzt 2012 auf dem 3DS vertreten war: Paper Mario: Color Splash ist das vierte Spiel mit dem Klempner in einer papierenen Welt. Ob Wii U Besitzer nochmal eine ordentliche Kost bekommen, verrät unser Test.

Künstler fürs Grobe

Paper Mario: Color Splash bedient sich einer grundlegenden Ausgangssituation, die wir in der letzten Zeit schon in mehreren Spielen erlebt haben: Der Welt wird die Farbe gestohlen! Diebische Shy Guys saugen mit Strohhalmen die Farben aus der Insel Prisma – Oder rennen gleich mit vollen Farbeimern herum. Paper Mario und seine Freunde, allen voran der Farbeimer Farbian, müssen es wieder richten.

Paper Mario entpuppt sich im Laufe des Abenteuers eher als Mann fürs Grobe: Nicht nur macht man wie gewohnt den Shy Guys, Gumbas und weiteren Widersachen mit Sprüngen und Hammerschlägen den Garaus, sondern auch die Farbe bringt der Klempner mithilfe seines Farbhammers zurück in die Welt, nicht etwa mit einem Pinsel! Alle weiß gewordenen Stellen in den einzelnen Levels wieder aufzufüllen, ist die ständig präsente (Neben-)Aufgabe. Unbedingt nötig, die entsprechenden Stellen einzufärben, ist es über weite Strecken des Spieles nicht – Jedoch bringt jede eingefärbte Fläche nicht nur Münzen, sondern auch neuen Farbvorrat und neue Karten, die im Kampf eingesetzt werden.

Den Farbvorrat sollte man immer im Auge behalten: Der Einfachheit halber werden die Farben in die Basisfarben Rot, Blau und Gelb eingeteilt. Farbe benötigt man nicht nur, um die weißen Objekte in der Spielwelt einzufärben, sondern auch für die Karten im Kampf. De facto hat man aber auf Dauer immer ausreichend Farbe bei sich: Nicht nur besiegte Gegner hinterlassen großzügige Farbkleckse zum Einsammeln, sondern auch, wenn Mario Objekte in der Spielwelt mit seinem Hammer bearbeitet, lassen sie ihre entsprechende Farbe „fallen“. Ihr könnt also quasi erst Objekte einfärben und dann draufhauen, um direkt wieder Farbe zu gewinnen.

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Alles Graue muss wieder eingefärbt werden!

Kampfkarten – Wie war das?

Schon mehrfach geschrieben habe ich nun von Kampfkarten – Wer bei Paper Mario: Color Splash erwartet, ausnahmslos aktiv durch die Level zu hüpfen und allen Gegnern auf den Kopf zu springen, muss sich auf ein für die Mario-Reihe ungewöhnliches Kampfsystem mit Karten einstellen, welches aber dem aus Paper Mario: Sticker Star ähnelt.

Beginnen könnt ihr die Kämpfe zunächst noch normal: Begegnet ihr einem Gegner im Level und schafft es, ihm rechtzeitig einen Schlag zu verpassen oder auf ihn zu springen, verschafft euch das à la JRPG einen Vorteil im Kampf, doch danach wechselt ihr in den Kampfbildschirm und die Kämpfe laufen rundenbasiert ab. Mario muss für sämtliche Angriffe und Aktionen jeweils eine Karte ausspielen. Zum Repertoire an Angriffen gehören verschiedene Sprungangriffe, Hammerangriffe, aber auch Feuerkugeln sowie Karten, die Figuren herbeirufen, die dann selbsttätig die Gegner angreifen. So kann man Shy Guys auf seine Seite ziehen oder Koopas einsetzen.

Zum Einsatz der Karten macht Paper Mario: Color Splash intensiven Nutzen vom Wii U GamePad: Zum Einsetzen müsst ihr die Karte zunächst in den entsprechenden Slot ziehen, dann einfärben und schließlich ins „Spiel schnippen“, also auf dem Touchscreen nach oben. Das ist eine nette Idee, jedoch auf Dauer auch relativ eintönig, weil es eben jedes Mal gleich abläuft und durch den nicht allzu präzisen Touchscreen des GamePads geht die Bedienung auch nicht immer gut von der Hand. Gerade beim Einfärben der Karten reagiert das GamePad nicht immer perfekt, und auch das Scrollen durch die Liste an Karten gestaltet sich manchmal schwierig, weil dann direkt eine Karte ausgewählt wird, obwohl man das gar nicht möchte.

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Taktische Notwendigkeit

In Paper Mario: Color Splash ist es nicht so, dass ihr euch ein Deck aufbaut und dieses dann immer bei euch habt: Stattdessen sind einmal benutzte Karten fort. Das gilt beim Ausspielen mehrerer Karten in einem Zug leider auch für die, die de facto nicht eingesetzt werden, zum Beispiel weil nach der ersten Karte alle Gegner besiegt waren. Doch keine Sorge, an Nachschub scheitert es nicht: Besiegte Gegner lassen häufig gleich mehrere Karten fallen, außerdem kann man in Port Prisma, wo sich sozusagen die Operationsbasis von Mario und Co. befindet, jederzeit Karten nachkaufen und darüber hinaus einmal pro Kampfrunde Gebrauch vom „Kartenrad“ machen, wo man für zehn Münzen eine Karte nach Glücksspielprinzip erwerben kann.

Auf Dauer können die Kämpfe in Paper Mario: Color Splash nicht ihr ganzes Potential entfalten – Leider schleicht sich etwas zu viel Routine ein und wirklich fordernd werden die Kämpfe auch nicht, und das, obwohl es viele taktische Elemente aufweist. Unter Umständen könnt ihr nämlich zum Beispiel nicht so viel gegen Gegner ausrichten, wenn ihr gerade nur Sprungangriffe im Portfolio habt, euer Gegner aber einen Hut mit Spitze darauf trägt. Dann muss euch das Kartenrad weiterhelfen.

Darüber hinaus wird auch die Umgebung mit in die Kämpfe mit einbezogen: Ein Koopa-Panzer wird so beispielweise an einer Wand abprallen, die ihr eventuell im Kampf nicht seht, aber durchaus, wenn ihr außerhalb des Kampfes durch die Spielwelt lauft. Aufmerksam zu sein, hilft im Kampf also weiter. Schnell gelernt dagegen ist es, im richtigen Moment die A-Taste zu drücken, die sowohl für erfolgreiches Blocken, als auch für besonders effizientes Angreifen zum Einsatz kommt. Wer es beherrscht, die Taste im richtigen Timing zu drücken, kommt auch ohne vollständig eingefärbte oder herausragende Karten zum Ziel.

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Starke Spielwelt

Auf Dauer war ich von den Kämpfen in Paper Mario: Color Splash tendenziell eher genervt und habe insbesondere beim wiederholten Besuch eines Levels eher versucht, diese zu vermeiden. Seine Stärken spielt der Titel aber zum Glück in ganz anderen Bereichen aus: Die Spielwelt und die Gameplaymechaniken haben mich immer wieder in ihren Bann gezogen.

Obwohl die grundsätzliche Handlung von Paper Mario: Color Splash natürlich nicht besonders komplex ist und man später auch das bekannte Motiv der Prinzessinnenentfühung zurückgreift, arbeitet das Spiel doch mit erstaunlich verstrickten Handlungen: Fast jeder der besuchten Schauplätze kommt nämlich mit seiner eigenen Minigeschichte daher, wobei diese nicht nur auf die Hauptgeschichte Bezug nehmen, sondern auch untereinander verknüpft sind.

Konkret entstehen so mehrteilige Verschachtelungen, die es mitunter insbesondere für jüngere Spieler schwierig machen könnten, den Überblick zu bewahren. So öffnet man hier ein Tor mit drei passenden Toads, um den einen davon zu finden, muss man hier dieses und jenes Rätsel lösen, doch um das zu schaffen, muss man am dritten Schauplatz… Und so weiter.

Die Insel Prisma und ihre verschiedenen Schauplätze stellen eine gut vernetzte Spielwelt samt Haupt- und Nebenaufgaben dar, die stellenweise nicht nur ein wachsames Auge, sondern auch ein bisschen Köpfchen fordern. Hier wird dann auch die fehlende Abwechslung des Kampfsystems wieder wettgemacht. Humor und ein bisschen Selbstironie kommen dabei übrigens nicht zu kurz – Es lohnt sich, die witzigen Dialogtexte zu lesen, mögen sie manchmal auch ein bisschen langatmig sein.

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Klingt gut, sieht gut aus

Wer mal nicht weiter weiß, kann jederzeit auf Knopfdruck auch Farbian fragen, der mit einem klugen Spruch zur Seite stehen wird. Zum Beispiel dann, wenn man wieder einmal nicht daran denkt, dass man Teile der Spielwelt auch ausschneiden kann, um so an bestimmte Punkte zu gelangen. Auf diese Möglichkeit machen aber keine optischen Hinweise aufmerksam, außer, wenn man ohnehin schon die entsprechende Taste drückt. Das Ausschneiden der Umgebung kann auch verwendet werden, um spezielle Karten zu platzieren – Wie zum Beispiel die göttlich inszenierte Saugglocke, um Rohre freizusaugen.

Einen wichtigen Grundbaustein, die Technik, meistert Paper Mario: Color Splash indes wie viele andere Nintendo-Exklusivtitel mit Bravour: Während der Artstyle sicherlich auch in der Lage ist, technische Schwächen etwas zu kaschieren, fällt maximal das Kantenflimmern hin und wieder auf. Die Gestaltung der Spielwelt ist ebenso gelungen wie die technische Umsetzung, und auch die Musik macht eine gute Figur.

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Überaus genial!

Fazit: Mit Hammer und Farbe…

…lässt Nintendo seinen Spielenachschub für Wii U ausklingen. Paper Mario: Color Splash ist dabei ein sehr solider Titel für all jene, die nochmal einige gelungene Spielstunden mit der scheidenden Nintendo-Konsole verbringen wollen. Das einzige, was in Paper Mario: Color Splash nicht so richtig zündet, ist das eigentlich zentrale Kampfsystem mit Kampfkarten, dem es ein wenig an Vielfalt und Anspruch trotz vieler guter taktischer Ansätze mangelt. Ansonsten offenbart Paper Mario: Color Splash viele Stärken im Bereich Spielwelt, sonstiger Gameplayelemente und Inhalt, wobei die vielen miteinander verstrickten Handlungsstränge insbesondere für jüngere Spieler verwirrend sein können. Unterm Strich ein sehr solider Titel, den sich spielehungrige Wii U Besitzer definitiv näher anschauen sollten.

Pro Contra
+ Gelungene Spielwelt – Kampfsystem mit Kampfkarten nicht wirklich spannend
+ Schauplätze eng miteinander verknüpft… – … aber Level-/Inhaltsstruktur mitunter verwirrend
+ Gute Gameplaymechaniken (ausschneiden etc.) – Fummeliger GamePad-Touchscreen
+ Toller Stil – Kantenflimmern
+ Technisch rund

Technik: 84

  • Grafik: 85
  • Sound: 83
  • Umfang: 90
  • Gameplay: 76
  • KI: 84

Spielspaß: 78

Einzelspieler 

  • Story: An sich simpel, aber durch Verknüpfungen zwischen den Schauplätzen doch komplex gestrickt – Mitunter sogar verwirrend!
  • Wiederspielwert: Groß. Es gibt zahlreiche Level und die meisten kann/muss man mindestens ein zweites Mal besuchen.
  • Frustfaktor: Stellenweise vorhanden.
  • Design/Stil: Gelungen und farbenfroh. Das Artdesign überzeugt!
  • Musik: Die Musik überzeugt, die Soundeffekte sind okay und vertraut.

Informationen zum Testgerät

Plattform: Wii U
Version: Premium 32GB
Hardware: Standard, ohne ausgetauschte Hardware, Spiel installiert auf externer Festplatte (USB 2.0).
Alter des Geräts zum Testzeitpunkt: 2 Jahre, 3 Monate

Wir bedanken uns bei Nintendo für die Bereitstellung des Pressemusters zu Paper Mario: Color Splash!

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Manuel Eichhorn
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