Die Entwickler von Paws and Soul versprechen Einiges: In Gestalt eines Wolfes dürfen wir die mysteriöse Vergangenheit verschiedener Menschen erkunden und mehr über sie herausfinden, noch dazu soll das Spiel eine meditative Erfahrung bieten, die euch die Umgebung vergessen lässt, durch eine schöne Welt und einen tollen Soundtrack. Ob Paws and Soul diese Versprechen einhält und welche Erfahrungen ich durch das Spiel noch kennengelernt habe, erfahrt ihr im Test.
Ein Wolf auf den Spuren der Vergangenheit
Vom Grundgedanken her hat mich Paws and Soul durchaus sehr an Lost Ember erinnert: Auch hier wandelt man in Gestalt eines Wolfs auf den Spuren der Vergangenheit. Das ist keineswegs schlecht und wer was zuerst angekündigt hat, spielt ja auch gar keine Rolle, ich finde es sogar gut, dass es mehr Spiele in dem Stil geht. Kämpfe gibt es dabei auch in Paws and Soul die ganze Zeit über nicht – wir haben es mit einem gewaltfreien Spiel zu tun.
Die ersten Unterschiede sind schnell ausgemacht: Paws and Soul konzentriert sich auf die individuelle Vergangenheit: Wir verfolgen die Geschichte eines Jungen, der zum Mann heranwächst, mit allen Herausforderungen des Lebens. Teils optional und nur, wenn man die manchmal mehr, manchmal weniger weitläufigen Gebiete erkundet, erzählt Paws and Soul die Geschichte einer anderen Person – diese stellt ziemlich ungefiltert das neue Gegenteil der Geschichte des Protagonisten dar.
Mehrfach zuviel auf dem Weg betont mir der Wolf, dass er sich die Verbindung und Vertrautheit zur Geschichte des jungen David gar nicht erklären kann – er lässt quasi keine Gelegenheit außen vor, zu betonen, dass er die Gefühle, die David gerade empfinden muss, anscheinend selbst gerade erlebt. Für die eigentliche Erkenntnis ist am Ende aber nur wenige Sekunden Zeit. Und kennt ihr das Gefühl, wenn ihr ungefähr die letzten ein, zwei Stunden einer Videospielgeschichte denkt, euch fällt ein (sehr plattes) Szenario ein, wie die Geschichte enden könnte? Und dann passiert, innerhalb von nur wenigen Minuten genau das? Ich kenne das Gefühl nach dem Abschließen von Paws and Soul nun jedenfalls…
Die Erzählung lässt zu wünschen übrig
Der englische Erzähler in Paws and Soul hat durchaus auch Einiges drauf – mit seiner markanten Stimme könnte er eine gelungene und vielfältige Story mit Wendungen erzählen. Doch die Wendungen, die er als solche bezeichnet, sind nicht mal welche – die Geschichte ist letztlich die große Schwachstelle von Paws and Soul, denn vom Grundgedanken her ist sie schon okay, aber die Erzählweise, die Wendungen und das Ende sind nichts weniger als platt und vorhersehbar – das ist unglaublich schade. Eine Faszination wie das zuvor erwähnte Lost Ember kann Paws and Soul einfach nicht aufbauen, eher das Gefühl, dass es da doch definitiv noch mehr geben muss…
Immerhin spiegelt die Spielwelt zumindest zum Teil die Ereignisse wider und ist an sich auch wunderschön. Das Erkunden, welches sich eigentlich lohnt, macht aber an zu vielen Stellen keinen Spaß, weil der Wolf bei zu vielen unsichtbaren Wänden weiß, dass das hier definitiv nicht der richtige Weg ist. Den richtigen dagegen kennt er nicht und gibt auch eine Tipps – obwohl man in Paws and Soul eigentlich immer dem Pfad nachlaufen kann, ist das Leveldesign direkt im ersten Kapitel und auch später manches Mal richtig verwirrend. Zudem scheint man in der ersten Umgebung auch vergessen zu haben, dass alles auch etwas auslösen sollte und nachvollziehbar sein sollte, wenn man schon ein Rätsel löst.
Dabei gibt es nämlich immer wieder Geheimnisse und Objekte aus Davids Leben, die wir finden können – von Objekten aus seiner Kindheit bis hin zum Verlobungsring. Dabei stört, dass sich Erzählungen und damit Tonspuren und Einblendungen immer wieder überlagern, wenn wir zu schnell unterwegs sind – oder aber, weil die einzelnen Skripts einfach nicht gut aufeinander abgestimmt sind.
ein Wolf auf wackligen Beinen
Im Großen und Ganzen hat sich Paws and Soul die Bezeichnung Walking-Simulator redlich verdient. Große Teile des Spieles verbringt man mit Herumlaufen, doch aufgelockert wird das Ganze durch die Erzählung, Erkundung, wenige Rätsel- und ebenso wenige Geschicklichkeitseinlagen. Nur eine davon ist ziemlich frustrierend, der Rest ist okay, doch dauerhaft fällt die Steuerung auf, die nicht wirklich präzise ist.
Allein schon die Controllerintegration von Paws and Soul ist nicht fehlerfrei, es lässt sich zwar problemlos mit Controller spielen, zeigt aber nicht dessen Tasten an und Menüs sind außen vor. Sprünge fühlen sich jedoch unnötig unpräzise an und warum man immer eine Taste fürs Rennen drücken muss, obwohl es ohnehin die einzige sinnvolle Fortbewegungsmöglichkeit ist, blieb mir schleierhaft.
Die Faszination für die tolle Spielwelt schwindet so doch zu einem guten Stück und auch der versprochene meditative Effekt oder zumindest die Entspannung setzt nicht wirklich ein: Zunächst beeindruckt zwar der Soundtrack von Paws and Soul, doch schnell stellt sich heraus, dass immer wieder die gleichen zwei Stücke in Dauerschleife laufen. So schön sie auch sind – irgendwann gehen sie auf die Nerven.
Optisch dagegen haben mir die Welten dauerhaft gefallen, wenngleich technisch nicht alles stabil läuft. Immer wieder ruckelt Paws and Soul mal, während es manche Gebiete vom Detailreichtum her nicht ganz mit anderen aufnehmen können. Hier habe ich dann doch wieder an Lost Ember gedacht.
Fazit: Ein Einsamer Wolf
Paws and Soul liefert ein großes Versprechen: Eine meditative Spielerfahrung, in der man die Geheimnisse der Vergangenheit aufdecken kann. Es liefert leider nicht allzu viel davon: Geheimnisse gibt es nicht wirklich – die Handlung ist zwar durch den Erzähler solide repräsentiert, inhaltlich aber ziemlich schwach und zudem absolut vorhersehbar. Noch nie habe ich in einem Videospiel gehofft, dass die Story ausgerechnet nicht so enden würde, wie ich dachte, weil sie dann ziemlich platt wäre. Doch genauso kam es dann. Auch spielerisch leistet sich Paws and Soul mit einer unpräzisen Steuerung und unnötigen unsichtbaren Wänden ärgerliche Schwächen – und während ich die eigentlich wunderschönen Welten gern wirklich entspannt genießen möchte, geht mir auch die Dauerschleife aus wenigen eigentlich sehr gelungenen Musikstücken schnell auf den Geist. Genau der fehlt mir bei Paws and Soul: Die Idee ist gut und starke Ansätze klar erkennbar, doch in der Ausführung entfaltet der Titel nicht die Faszination, die manch anderer Indietitel erreicht.
Pro | Contra |
---|---|
+ Schöne Welten | – Platte und vorhersehbare Geschichte |
+ Gute Musikuntermalung… | – … die nach kurzer Zeit wegen ihrer Dauerschleife doch nervt |
+ Entspanntes Gameplay… | – … das Frustpotential birgt |
– Schwammige Steuerung | |
– Performance nicht fehlerfrei | |
– Teils verwirrendes Leveldesign | |
– Controllerintegration lückenhaft | |
– Unsichtbare Wände |
Technik: 62
Grafik: 81
Sound: 52
Umfang: 77
Gameplay: 52
KI: 50
Spielspaß: 44
- Story: Paws and Soul erzählt eine individuelle Geschichte – die jedoch nicht viel mehr als gewöhnlich und absolut vorhersehbar ist.
- Frustfaktor: Stellenweise vorhanden, meist bedingt durch die unpräzise Steuerung.
- Nachhaltigkeitswert: Die Spielzeit von Paws and Soul beträgt etwa drei Stunden. Ob man den Titel danach nochmal anschmeißt, um die restlichen Geheimnisse zu sammeln, ist fraglich.
- Design/Stil: Optisch überzeugt Paws and Soul fast immer.
- Musik und Sound: Die Musik ist top – bis sie sich ständig wiederholt.
- Preis-Leistungs-Verhältnis: Der veranschlagte Preis von knapp 10€ ist angemessen.
Offenlegung
Wir haben einen Reviewkey zu Paws and Soul erhalten.
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