Road 96: Mile 0 (PS5) im Test – Raus aus Petria

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Auch wenn ich es zum Zeitpunkt, als ich Road 96 getestet habe, noch gar nicht wahrgenommen hat, so hat mich der Titel doch verändert – und ich habe mich sehr gefreut, mit Road 96: Mile 0 zurück in diese grausame Welt gehen und Jugendlichen helfen zu können. Mile 0 stellt eine Art Prequel da und begleitet die beiden Charaktere Kaito und Zoe, die aus unterschiedlichen Welten kommen und einen Road Trip planen, um aus Petria rauszukommen. Ganz so einfach ist das nicht. Warum ich trotzdem immer wieder an die Schicksale denke, berichte ich in meiner Review zur PS5 Version von Road 96: Mile 0. !B

Auf dem Bild ist eine braune Wand zu sehen, an der zwei Graffities gesprüht sind. Ein Mädchen fliegt mit bunten Luftballons weg, während ein Junge "Enjoy Your Life" korrigiert und das F in Life entfernt hat, sodass da nun steht "Enjoy Your Lie".

Zwei verschiedene Welten

Road 96: Mile 0 spielt in einer Welt, in der es für niemanden leicht ist. Ich lerne in einem Versteck zu Beginn des Spiels die beiden Charaktere Kaito und Zoe kennen, die ihre Zeit in White Sands verbringen. Einem Ort, an dem vor allem reiche Leute wohne und an dem arme Leute für die Ordnung und Sicherheit zuständig sind. Es ist eine grausame Welt, die sich auf einen nahenden Sandsturm namens Sonja vorbereitet.

Für Zoe ist die Welt theoretisch in Ordnung: Sie ist die Tochter eines Ministers, der für Präsident Tyrak arbeitet. Sie hat ein unbeschwertes Leben und vor allem, wenn man weiter im Spiel fortschreitet, erkennt man erstmal die Unterschiede zwischen den beiden. Während Zoe in einem Palast lebt und einen eigenen Bodyguard hat, lebt Kaito in einer abgeranzten Kellerwohnung und verdient sich sein Geld, in dem er an einem Zeitungsstand arbeitet. Doch beide sind unzufrieden. Beide wollen raus aus Petria, dem Land, in dem nur der Reiche etwas wert ist. Ein Land, in dem die „Armen“ angehalten sind, die Lunchpakete für die Armen zu schnüren. Ein Land, in dem es keine Zukunft gibt und das wir bereits aus Road 96 kennen.

Zoe und Kaito sind dabei die besten Freunde geworden, die in dieser Welt versuchen, zu leben. Sie haben beide den Entschluss gepackt, rauszuwollen und einen Roadtrip zu wagen. Sie wollen nicht mehr in diesem für sie gefährlichen Land leben, das keine Zukunft bereit hält.

So düster die Geschichte in Road 96: Mile 0 auch dargestellt wird, so sehr fühle ich mit den beiden. In Road 96 begleite ich lediglich Jugendliche auf ihrer Flucht, die auf verschiedene Menschen stoßen. In Mile 0 erlebe ich die Welt, die die Jugendlichen dazu bewegt, fliehen zu wollen. Es ist keine schöne Welt, aber dafür eine, die sehr gut gezeichnet wurde. Die bedrückende Zukunft wird sehr deutlich und ich hätte auch daraus gewollt. Mich persönlich hat Mile 0 sehr bewegt, auch wenn ich manche Entscheidungen der beiden nicht unterstützen würde. Doch gerade der Konflikt zwischen Kaito und Zoe, zwischen arm und reich, zwischen „eigentlich ganz nettem Zuhause“ und „Teil der Revolution“, macht es für mich so spannend. !B

Zwischen der Geschichte

Ich habe Road 96: Mile 0 fast in einem Rutsch durchgespielt, weil es mich motiviert hat. Ich wollte wissen, was als nächstes passiert, ob ich was ändern kann. Für mich hat sich lediglich das Ende gezogen, in dem es um wichtige Informationen ging, die die politische Lage in Petria hätten ändern können. Dafür war ich trotzdem froh, mit Zoe gereist zu sein und erlebt zu haben, wie sie zu der Person wurde, die auch in Road 96 eine große Rolle spielt. Ebenso wie viele andere Charaktere, denen ich im Laufe der Zeit begegne und die ich bereits kenne. Es tut gut, diesen guten Seelen erneut zu begegnen – obwohl Sonja Sanchez in ihrer Luxuslimousine hätte bleiben können.

Tatsächlich bin ich ein großer Fan der Geschichte und der Charaktere, auch wenn sich das Ende hinzieht. Wovon ich aber, ehrlich gesagt, weniger Fan bin, sind die Episoden zwischen der Geschichte. Diese Momente, in denen man mithilfe von Skateboard oder Rollschuhen auf verschieden schwierige Strecken geschickt wird, um einige Elemente in der Geschichte zu umgehen. Mal fliehen wir in Road 96: Mile 0 vor Bodyguard Adam, mal denkt Kaito fliehen zu können, mal brechen wir in ein Haus ein. Es sind verschiedene Strecken, jede erzählt dabei einen Teil der Geschichte. Da ich mich jedoch nicht auf die Strecken, Hindernisse und Erzählungen gleichzeitig konzentrieren kann, haben mich diese Elemente eher gestresst.

Auch schon in Road 96 gab es Minispiele, die für mich nicht hineingepasst haben, doch diese Geschwindigkeitsrennen hatten für mich nur am Anfang einen Sinn, um die Charaktere noch zu entwickeln. Ich hätte mir gewünscht, dass sie generell nur optionale Zwischenstücke sind. Immerhin: Scheitert man an einer Stelle zu häufig, bietet das Spiel automatisch an, diese zu überspringen und einfach beim nächsten Checkpoint weiterzumachen. Und einige Stellen sind auch teilweise echt fies, sodass ich doch bei dem einen oder anderen Moment diese Option gewählt habe. Doch irgendwie passen sie für mich später nicht mehr hinein. Sie wirken unnötig und fehl am Platz. Als ob man nicht einfach nur ein Game mit tiefer Story machen kann, sondern noch so Minispiele einbauen muss. !B

Wunderbare Atmosphäre

Was ich wirklich an Road 96: Mile 0 liebe, ist die dichte Atmosphäre, in die die ganze Geschichte gehüllt ist. Alles wirkt so tief und unangenehm, sodass ich wirklich das Gefühl habe, aus diesem Land weg zu müssen. Das macht es noch ein bisschen besser als Road 96, da man hier alles vor der Flucht erlebt und nicht nur Teil der Flucht ist. Es zeichnet die Grausamkeit der Welt und die Unterschiede deutlich besser.

Unterstützt wird das Ganze durch einen wunderbaren Soundtrack, von dem ich hoffe, dass ich ihn irgendwo finden kann. Die einzelnen Musikstücke sind grandios und sorgen stets für die richtige Stimmung. Ich achte normalerweise nicht so häufig auf die Musik in Spielen, doch hier hat sie mich erreicht. Zusätzlich wirkt Mile 0 aber auch vertraut, denn es greift auf denselben Grafikstil zurück, der auch schon in Road 96 verwendet wurde, sodass ich mich direkt zurechtgefunden habe. Hin und wieder leistet sich die Grafik jedoch Fehler und lässt Schatten und andere Objekte immer mal flackern oder ganz verschwinden, um sie im nächsten Moment wieder auftauchen zu lassen. Das ist ein bisschen schade, da Road 96: Mile 0 eine ungefähre Spielzeit von 4 Stunden mitbringt.

Ziemlich cool finde ich deswegen, dass es relativ große Gebiete in White Sands gibt, die ich erkunden kann. Hier warten auch verschiedene Entscheidungen auf mich, die meine eigene Stimmung zu dem Ganzen beeinflussen, und Sammelobjekte. So kann ich Sticker und Kassetten finden, aber auch verschiedenfarbige Spraydosen, mit denen ich das Versteck verschönern kann. Das ist ziemlich cool. Auch die Kassetten haben einen Sinn, da ich sie im Kassettenrekorder einfach abspielen kann, die Sticker selbst finde ich an einer großen Stickersammelwand. So haben die Sammelobjekte in Mile 0 einen Sinn und sind nicht nur sinnlose Sammelobjekte, das gefällt mir sehr gut. !B

Fazit: Flucht aus einer bedrückenden Welt

Gamer's Palace Score 82

Auch wenn sie mich bedrückt, so mag ich die stark gezeichnete Welt in Road 96: Mile 0. Es ist eine Welt, in der die Schere zwischen Arm und Reich gar keine Schere, sondern ein gigantischer Abgrund ist. In so einer Welt möchten weder ich, noch Kaito oder Zoe leben, die beiden Protagonist:innen im Spiel. Auf unterschiedliche Weise lerne ich die verschiedenen Leben der beiden mitsamt ihren Hintergründen kennen und klar ist, das beide aus Petria raus wollen. Untermalt mit großartigem Voice Acting, einem tollen Soundtrack und einem bekannten Grafikstil mit leichten Macken leistet Mile 0 Fantastisches, auch wenn ich die Zwischenspiele mit Skateboard und Rollschuhen unangebracht und unnötig finde, sie wirken einfach deplatziert für mich und sind teilweise auch noch bockschwer – zum Glück kann man überspringen. Dennoch wurde hier ein tolles Prequel geschaffen, an das ich noch lange denken werde.

ProContra
+ Tiefe, bedrückende Spielwelt, aus der ich auch fliehen würde– „Rennepisoden“ nervig, unangebracht und schwierig
+ Nachvollziehbare Charaktere mit Charakter– Immer mal wieder leichte Grafikfehler
+ Grandioser Soundtrack– Ende in die Länge gezogen
+ Gelungenes Voice Acting
+ Nachdenkliches Setting mit vielen Entscheidungen

Offenlegung

Wir haben einen Key zu Road 96: Mile 0 vom Publisher für die PlayStation 5 erhalten.

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Beatrice Eichhorn
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