Road 96 (PS5) im Test – Ich will doch nur über die Grenze!

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Seit ich vor einigen Monaten die Demo auf der Nintendo Switch zum zufällig generierten, gefährlichen Roadtrip Road 96 spielte, habe ich immer mal einen Blick auf den Titel geworfen, doch so wirklich kam ich nie dazu, dieses interessante Indieabenteuer zu spielen. Bis jetzt. Ich habe mir Road 96 auf der PlayStation 5 etwas genauer angesehen und dabei immer wieder mein Leben riskiert, um es über die Grenze zu schaffen. Nicht immer war ich erfolgreich. Mehr erfährst du in der Review zur PS5 Version.

Eine beklemmende Welt

Die Welt in Road 96 ist keine fröhliche, vor allem nicht für Jugendliche. Hier herrscht ein Tyrann und Diktator, der jegliche Art von Freiheit untergraben will, am liebsten soll niemand wählen gehen, um gegen ihn stimmen zu können. Jugendliche, die eine Stimme haben, landen in gefährlichen Lagern, in denen sie meist nicht mehr das Licht des nächsten Tages sehen können. Es ist eine gefährliche Welt, in der ich als zufällig generierte/-r Jugendliche/-r meine Reise antrete, denn ich habe keinen Bock mehr auf den Laden und will das Land über die Grenze verlassen. Wenn’s doch nur so einfach wäre.

Jugendliche sehen in Road 96 keine Zukunft, solange Tryark, der schreckliche Tyrann, weiterhin an der Spitze bleibt, weswegen ich mich in viele verschiedene junge Menschen verwandle und versuche, mein Glück über der Grenze zu finden. Die ersten beiden Reisen klappen problemlos: Ich freue mich, dass ich beim ersten Mal gut die Luft anhalten kann, und dass ich bei der zweiten Reise schon hacken konnte. Die Reisen danach enden jedoch jedes Mal anders. Mal werde ich gefangen genommen, mal blicke ich in den Lauf einer lebensgefährlichen Pistole.

Im Endeffekt ist Road 96 ein zufällig generiertes, narratives Abenteuer mit einem roguelike Aspekt, denn am Ende jeder Reise steht ein komplett neuer Anfang: Neuer Charakter, neuer Startpunkt, viele Kilometer bis zur Grenze. Lediglich zuvor erworbene Fähigkeiten oder Items bleiben bestehen, auf die ich mich beziehen kann. Doch die Frage ist, ob es wirklich um „mich“ als Spielerin geht oder doch eher um all die Menschen, die ich auf meiner Reise treffe.

Da gibt es die junge Zoe, deren Vater ein hohes Tier ist, und die unbedingt auch über die Grenze möchte. Oder Stan und Mitch, das durchgeknallte Verbrecherpärchen, das für ein paar Dollar einen Waschsalon überfallen hat. Oder die Fanny, die Polizistin, die ihren adoptierten Sohn sucht. Es gibt ganz viele Schicksale, die ich auf meinen verschiedenen Reisen streife. Und so bin ich jedes Mal nur ein kleines Licht am Rande eines großen Ganzen, das dabei helfen wird, die Welt zu einer besseren zu machen – oder zumindest diese Hoffnung zu haben.

Jede Reise in Raod 96 ist zwar auf ihre Weise anders, doch hat jede dabei dieselben Überlebensaspekte und ein gewisser Glücksfaktor liegt auch dabei: Finde ich genug Nahrung oder kann ich mich hinreichend ausruhen, um mein Ziel zu erreichen – und hatte ich dabei einen Einfluss oder bin ich doch nur eine arme Jugendliche, die es eben nicht über die Grenze geschafft hat?

Ich kann es schaffen… bestimmt

Manchmal ist es frustrierend, wenn das Ende der Reise schneller kommt, manchmal bin ich traurig, wenn ich die Grenze schon vor mir sehe und dann erwischt werde. Road 96 ist nicht immer ein einfaches Spiel, doch das gehört dazu, denke ich. Dafür punktet es wirklich mit einem recht emotionalen Soundtrack und einem guten Voice Acting, bei dem es gar nicht mal so schlimm ist, dass es teilweise asynchron ist.

Ich hatte vor der Demo übrigens Angst, dass mir Road 96 überhaupt keinen Spaß machen würde, da es auf eine first-person Steuerung setzt, die ich in anderen Spielen häufig nicht ausstehen kann. Hier ist es jedoch richtig gut umgesetzt und ich ecke nicht überall an. Es fühlt sich ziemlich gut an, auch auf der PS5. Und wenn ich einmal bei der Konsole selbst bin: Es gibt keine Einbrüche der Framerate, sodass sogar die schnellen Minispiele zwischendrin, bei denen ich beispielsweise ein Auto ziemlich schnell über die Straße steuern muss, problemlos spielbar sind. Da hat sich das Entwicklungsteam große Mühe gegeben, Road 96 auf die PS5 anzupassen.

Ein bisschen schade finde ich nur die Road 96 im Spiel. Das ist die größte Strecke im Spiel, die du selbst gehen kannst. Sie führt dich durch einen Wald mit Bäumen, Büschen und Gräsern, allerdings ploppen diese Dinge regelrecht mit jedem Schritt weiter ein. Es handelt sich hierbei um die wichtigste Stelle im Spiel, zumindest für jeden zufällig erschaffenen Jugendlichen, sodass es schon schade ist, dass hier nicht doch ein kleines bisschen mehr Zeit investiert wurde. Ich weiß, dass allein die verschiedenen Geschichten und die zufällig generierten Reisen viel Aufwand sind und das vermutlich meckern auf hohem Niveau ist.

Generell gibt es immer mal wieder einige Dinge in der Grafik, die mich ein wenig seltsam stimmten. Unter anderem auch die Animationen der Charaktere, diese wirken manchmal hölzern und nicht schön. Dafür gibt es eine Animation, bei der sich Zoe auf den Boden setzt – und das ist ziemlich gut umgesetzt wurden.

Hmmm. Minispiele

Ich habe die Minispiele in Road 96 schon mal grob angesprochen, aber nun widme ich ihnen einen gesonderten Abschnitt. Erstmal vorweg: Ich finde es wichtig, dass es auch in dieser bedrückenden Welt verschiedene Minispiele gibt. Das zeigt eben, dass es sich bei der Zielgruppe, die aus dem Land verlässt, doch um Jugendliche handelt. Also Menschen, die noch nicht laut Gesetz volljährig sind, und ich finde, dass man das durchaus je nach Route auch merkt. Mal werde ich zu einem Hütchenspiel aufgefordert, mal zu einer Runde Pong. Je nachdem, welche zufällig generierte Route ich bekommen habe, desto unterschiedlicher und häufiger sind diese Spiele.

Diese Spiele haben auch alle ihre Berechtigung und sind sinnvoll ins Spiel integriert. Weniger sinnvoll finde ich die plötzlichen Verfolgungsjagden auf der Straße in Road 96. Diese laufen irgendwie immer gleich ab: Ich bin in einem Fahrzeug, es gibt kaum Gegenverkehr oder überhaupt Verkehr. Plötzlich fährt ein bestimmter Wagen an mir vorbei, den die Charaktere der aktuellen Story gerade suchen, und ich muss diesen verfolgen. Jedes Mal ist dann aber der verfolgte Wagen schon meilenweit voraus und ich muss mich über eine plötzlich total belebte Straße retten. Das ist irgendwie nervig und nicht nachvollziehbar und macht mir absolut keinen Spaß. Die anderen Spiele sind wirklich in Ordnung, doch diese wirken super sinnfrei, zumindest von der Umsetzung her. Einer der wenigen Punkte, die mir an Road 96 nicht gefallen haben.

Fazit: Ich will doch nur über die Grenze.

Ich wusste nicht, ob Road 96 wirklich gut ist: Ein zufällig generiertes Spiel, bei dem ich als Jugendliche ein Land verlassen muss, wenn ich überleben will. Ich hab’s nicht so mit Überlebensspielen und auch nicht mit sogenannten Roguelites, aber irgendwie wollte ich es immer wieder versuchen. Jedes Mal, an dem ich scheiterte, wählte ich schon den nächsten jungen Menschen aus, mit dem ich es wieder über die Grenze schaffen wollte, den ich aus dieser beklemmenden Welt retten wollte. Klar, nach einer Weile fühlt sich jede Reise irgendwie ähnlich an, aber angestachelt hat es mich trotzdem. Jedes Mal, wenn meine Reise geglückt ist, habe ich mich gut gefühlt. Das erlebe ich selten bei Spielen. Road 96 hat mich beeindruckt, auch wenn es kleinere Mängel gibt, doch der Besuch dieses beklemmenden Szenarios ist allein für die Reisen und die verschiedenen, coolen Charaktere einen Blick wert.

ProContra
+ Zufällig generierte Reisen– Teilweise seltsame Minispiele
+ Motivierendes Gameplay– Animationen seltsam
+ Gelungenes Voice Acting– Road 96 am Ende mit aufploppenden Elementen
+ Dichte Atmosphäre, realistisch umgesetztes Szenario

Technik: 77

  • Grafik: 74
  • Sound: 83
  • Umfang: 80
  • Gameplay: 71

Spielspaß: 86

  • Story: Du versuchst, aus dem Land zu entkommen und es über die Grenze in die Freiheit zu schaffen.
  • Wiederspielwert: Sehr hoch, da sich jede Reise anders gestaltet und individuell ist.
  • Frustfaktor: Bei mir sind vor allem die Minispiele mit den Autos nervig, ansonsten hält sich der Frust in Grenzen.
  • Design/Stil: Road 96 verzeichnet einen interessanten Stil, der jedoch gut zum Gesamtwerk passt.
  • Musik/Sound: Die Synchronarbeit ist ziemlich gut, der Soundtrack passt.

Offenlegung

Wir haben einen Review Key zur PS5 Version von Road 96 von Koch Media erhalten.

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Beatrice Eichhorn
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