Seit über einem Jahr übe ich mich mit regelmäßiger Meditation. Meine bisher längste Strecke an täglicher Meditation habe ich Anfang des Jahres bis Ende März mit der App Simple Habit geschafft – seitdem wurde sie leider unterbrochen und ich habe es nicht mehr so regelmäßig geschafft. Umso erfreuter war ich, SoundSelf: A Technodelic zu finden, einer der frühesten Vertreter seiner Art. Ich habe mir diese Art der Meditation ein paar Tage angesehen und verrate euch, wie es mir gefallen hat.
Die Vorteile der Meditation
Das hier wird kein Test im klassischen Sinne, „Technik“ und „Spielspaß“ möchte ich hier nicht in Zahlen bewerten – stattdessen werde ich am Ende eine Gesamtwertung anhand meiner subjektiven und objektiven Eindrücke geben. Zunächst einmal: Warum überhaupt Meditation? Was bedeutet Meditation für mich?
Es dauert eine ganze Weile, Meditation zu üben, doch ich kann bestätigen, welche Effekte es gibt – vor allem, da ich sehe, dass die gegenteiligen Effekte aufgetreten sind, seitdem ich leider nicht mehr täglich meditiere, auch wenn es nur die fünf oder zehn Minuten in der Simple Habit App sind, oder anders gesagt: Ich bin wieder in alte Muster und Gefühlswelten zurückgefallen.
Das Meditieren hat mir beigebracht, meine Gedanken im Alltag zu ordnen, eine klarere Struktur zu haben und zu einem gewissen Grad auch mehr Selbstsicherheit zu finden. Aktuell geht es mir damit wieder nicht mehr so gut, und ich weiß daher, dass ich zur Meditation zurückkehren muss. Ein Technodelikum wie SoundSelf ist nun gar keine Meditation im klassischen Sinn, verfolgt aber ähnliche Ziele.
Was ist ein Technodelikum?
SoundSelf ist eins der ersten seiner Art – ein Technodelikum, wobei es bislang eigentlich nur den englischen Begriff technodelic gibt, im Spiel ist es aber so übersetzt. Robin Arnott, der Kopf hinter Andromeda Entertainment, den Machern von SoundSelf, hat sogar ein Manifest veröffentlicht, in dem er die Art und die Ziele eines solchen Programms genau umfasst. Kurz gesagt verfolgt auch diese Form der Meditation die gleichen Ziele: Wir sollen zu uns selbst finden, zu einem Beobachter unserer Gedanken werden, aber gleichzeitig soll ein technodelic in erster Linie durch die audiovisuellen Reize sehr positive Gefühle auslösen.
Leider versäumt es SoundSelf, innerhalb des Programms eine solche Erklärung oder generell ausreichende Tutorials zu liefern. Zwar gehört es auch zu dem Manifest, dass auf Worte und Zeichen wo auch immer möglich verzichtet wird, aber sogar mir ist der Einstieg schwer gefallen – und ich habe doch schon einige Erfahrung mit Meditation. Das Manifest innerhalb des Spieles oder wenigstens eine kurze Erklärung, worauf es ankommt, hätten dem Spiel gutgetan – allein schon die Einstellungsmöglichkeiten im Hauptmenü von SoundSelf bleiben – außer der Dauer – schon unklar. Gespielt werden sollte SoundSelf auf jeden Fall mit Kopfhörern bzw. einem Headset, da man auch ein Mikrofon benötigt.
Im Gegensatz zu einer klassischen Meditation, in der man die Augen meist geschlossen hat oder aber ruhig hält, arbeitet SoundSelf mit audiovisuellen Reizen, die von der eigenen Stimme beeinflusst werden. Aus meiner Sicht ist es keine geführte Meditation, denn man führt selbst und legt nur die Zeit fest.
Eine Meditation mit SoundSelf
Ich habe mehrere Runden mit SoundSelf meditiert und muss leider sagen, dass für mich keine großartigen Effekte eingetreten sind. Vorsichtig gebe ich aber einmal die Empfehlung heraus, SoundSelf auf jeden Fall mit einem VR Headset zu spielen – für diese wurde das Programm nun mal eigentlich entwickelt und ich denke, es kann dann seine Wirkung entfalten. Valve Index, HTC Vive und Oculus Rift sind kompatibel. Spielen kann man es auch ohne.
Audiovisuell bietet SoundSelf zwar durchaus ein gutes Erlebnis, das von der eigenen Stimme beeinflusst wird und sich dann wandelt und auch nur dann weiterbewegt, wenn man Töne von sich gibt, allerdings konnte ich für mich nicht immer einen direkten Effekt meiner Töne auf die Umgebung feststellen – ich habe mich oft eher gefragt, was passiert, wenn ich nichts mache.
Was einem klar sein sollte: Mit SoundSelf zu meditieren geht nicht in ruhigen Umgebungen mit anderen Menschen, denn man muss einatmen und danach möglichst lange Brumm- oder Summtöne von sich geben. Es reicht kein Seufzen, was gewöhnliche Meditationen sich manchmal zu nutze machen, sondern es muss ein längerer Ton sein. Außerdem ist die kürzeste Version davon schon 15 Minuten lang – ich weiß nicht genau, ob auch eine kürze Form den vorgesehenen Effekt zeigt, allerdings sind gerade zum Einstieg, und um eine regelmäßige Meditation von Anfang an zu gewährleisten, eher zehn oder gar fünf Minuten eine gute Wahl. Hier hätte ich mir mehr individuelle Einstellungen gewünscht.
Es gibt auch kein Fortschrittsystem oder ähnliches, sondern lediglich die Steam Errungenschaften, die etwas motivieren. Ein im Programm enthaltenes System wie zum Beispiel eine Info, welche „Welten“ man schon gesehen hat oder wenigstens, wie viele Tage in Folge man schon meditiert hat, sollten eigentlich selbstverständlich sein.
Die technische Seite
Die Einrichtung des essentiellen Mikrofons hat für mich bei SoundSelf insgesamt gut geklappt und die Eingaben im Mikrofon werden gut entgegengenommen und auch passend zurückgespielt. Während sich rein optisch beeindruckendes auf dem Bildschirm abspielt, finde ich die technische Seite an sich etwas wacklig. Es gibt keinerlei Einstellungsmöglichkeiten für die Auflösung oder Effekte, was okay ist. Erst beim Start der eigentlichen Meditation wechselt SoundSelf allerdings in den Vollbildmodus und von der Peformance her war es leider nicht perfekt.
Bei bestimmten Übergangen kam es sowohl auf meinem Rechner als auch meinem Laptop immer wieder zu einem Stocken, was oft auch von einem Aussetzer beim Ton begleitet war. Vor allem in einer Erfahrung wie dieser finde ich das eher suboptimal. Zusammen mit dem spartanischen Hauptmenü und den nicht erklärten Einstellungen macht SoundSelf nicht unbedingt einen komplett ausgereiften Eindruck.
Eine deutsche Übersetzung gibt es, und damit ist SoundSelf auch Deutsch vertont. Ich finde die englische Sprecherin wesentlich sympathischer und konnte mich auch von der deutschen Synchro her nicht komplett auf die Meditation einlassen, aber das ist immer eine Geschmacksfrage – da SoundSelf nur mit einer Sprecherin ausgestattet ist, kann man hier Glück oder Pech haben. Die Einführung und das Ende der Meditation sind zudem immer gleich – während so zwar der Fokus auf dem eigentlichen Erlebnis liegt, hätte ich mir hier etwas mehr Vielfalt gewünscht.
Fazit: Eine interessante Entwicklung, die für mich nicht ganz funktioniert
Ich bin einerseits fasziniert von SoundSelf, denn ich sehe das Potential, das in einem technodelic enthalten ist. Bei mir persönlich sind aber kaum Effekte eingetreten – entweder obwohl oder gerade weil ich seit über einem Jahr sehr regelmäßig ganz gewöhnlich meditiere. Ich denke, dass SoundSelf nur mit einem VR Headset sein volles Potential entfalten kann, welches mir nicht zur Verfügung steht. Audiovisuell wird jedenfalls tatsächlich ein befreiendes Erlebnis geboten, welches aber technisch durch kleine Aussetzer bei Ton und Bild nicht ganz sauber ist. Das Programm selbst versäumt es, eine ausführliche Einführung in die Besonderheiten der neuen Art des Technodelikums zu geben und selbst die Einstellungen im Menü bleiben unerklärt und unklar. Grundsätzlich sollte einem klar sein, dass eine Meditation mit SoundSelf mindestens 15 Minuten dauert und man intensiv seine Stimme benötigt – im hektischen Alltag in einer ruhigen Minute meditieren, geht mit dieser Art also nicht. Wie die Entwickler selbst sagen, befindet sich die Art des Programms noch in den Kinderschuhen – ich verfolge die Entwicklung gern, während ich aktuell noch nicht komplett überzeugt bin.
Pro | Contra |
---|---|
+ Eine neue Meditationserfahrung | – Kein Fortschrittsystem im Programm |
+ Audiovisuell beeindruckende Ereignisse | – Keine Anzeige über Tage in Folge |
+ Ein klares Ziel der Entwickler | – Technisch nicht ganz sauber |
– Nicht geeignet für ruhige und kurze Meditationen |
Offenlegung
Wir haben einen Reviewkey für SoundSelf: A Technodelic vom Entwickler erhalten.
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