Wie wäre es, wenn man seine VR-Brille aufsetzen und in ein richtiges MMO eintauchen könnte? Man erlebt alles hautnah, spricht mit den NPC und entdeckt nebenbei seine ganz eigene Geschichte. Das wär’s! Genau diesem Szenario folgt die Sword Art Online Reihe, die auf verschiedenen Manga und Anime basiert, doch wie spielt sich der neueste Teil? Wir haben einen Blick auf Sword Art Online: Hollow Realization auf der PlayStation 4 geworfen und verraten euch in unserem Test, warum wir vom dargestellten MMO nicht sonderlich begeistert waren und warum der Titel doch so einige Schwächen parat hat, die man hätte umgehen können.
Ach ja, die Story…
In der Sword Art Online Reihe ging es immer schon um verschiedene böse Machenschaften, die unter anderem viele Tote nach sich führten. Aus diesem Grund hatten wir große Hoffnungen in die Story gelegt, doch leider ist die Erzählstruktur wie in jedem anderen MMORPG auch, nur mit dem Unterschied, dass wir uns offline befinden: Die Story ist langweilig und kann an keiner einzigen Stelle unsere Aufmerksamkeit so catchen, dass wir wirklich wegen der Story weiterspielen wollen. Es geht zunächst um einen mysteriösen NPC, der wohl keine Statuswerte und keine richtigen Aufgaben hat. Kurz noch einmal für die Leser: In Sword Art Online: Hollow Realization spielen wir die Closed Beta Version eines neuen Videospiels namens Sword Art Origin, das quasi alle Fehler des ersten Spiels eliminieren soll und das zudem auch sicherer sein soll. Gespielt wird ingame übrigens durch eine erweiterte VR-Brille – wir selbst sitzen natürlich ohne VR und mit Controller bequem auf unserer Couch. Also, alles gut.
Wie gesagt, es gibt da diese NPC ohne offensichtliche Story. Es wird vermutet, dass es sich um einen Fehler im System handelt, immerhin spielen wir eine Beta, aber natürlich ist das nicht der Fall. Und irgendwie passiert dann auch mal irgendwas, aber unsere Aufmerksamkeit kann das Spiel einfach nicht so richtig behalten, stattdessen stromern wir lieber durch die Welt, greifen wahllos Gegner an, sammeln Gegenstände und sind nach wenigen Stunden für die Hauptstory schon viel zu überskillt. Wer sich langweilt, kann zudem einen Haufen typische Quests annehmen und so dem Ganzen noch einen Sinn geben – was wir getan haben und was uns auch in richtigen MMORPGs immer viel mehr fesselt und bannt als irgendwelche banalen Geschichten. Das Setting könnte im Grunde so gut sein, doch aufgrund vieler, vieler Umstände fühlt es sich einfach nicht echt an. Gern erklären wir euch alles in den folgenden Abschnitten.
Ich bin eine Frau, die einen Mann spielt, der eine Frau spielt
Zunächst einmal dürft ihr euch in Sword Art Online: Hollow Realization einen komplett eigenen Charakter erstellen. Was man euch dabei jedoch nicht verrät ist der Punkt, dass ihr eigentlich einen männlichen Spieler spielt, da ihr in der Sword Art Online Reihe immer aus der Sicht von Kirito spielt und der nun einmal männlich ist. Wer das nicht weiß, guckt in die Röhre – so wie wir. Voller Freude haben wir uns also in die Charaktererstellung einer Meykota begeben und uns gefreut, weil wir ihr eine Stimme geben konnten – bis wir dann in der ersten Cutscene im Spiel waren. Es gibt gezeichnete Cutscenes in Sword Art Online: Hollow Realization, in denen kein Stück auf euren gewählten Charakter eingegangen wird. Hier werdet ihr immer Kirito sehen, der die Hauptfigur spielt. Okay, kann man mal machen. Lustiger wurde es dann erst in den folgenden Cutscenes, bei denen unsere weibliche Figur gezeigt wurde, die jedoch Kiritos männliche Stimme hatte. Was waren wir überrascht! Wir dachten erst, dass hier jetzt die Tonspuren vertauscht wurden, aber nein. Es lag einfach am Spiel selbst – das hätte man irgendwo vielleicht einmal erwähnen sollen, gerade für Neueinsteiger ist das nämlich ganz schön verwirrend.
Apropos Neueinsteiger: Wenn ihr keine Ahnung von der Reihe habt, habt ihr im Grunde kaum Probleme – von der Charaktererstellung einmal abgesehen. Sehr viel wird euch erklärt, so könnt ihr euch beispielsweise die Geschichte der vorherigen Spiele noch einmal erzählen lassen, was optional ist, aber ihr bekommt auch eine gute Einführung in jeden Charakter, den ihr in ersten Stunde im Spiel trefft. Was wiederum sehr langweilig ist und gerade bei Spielern, die die Reihe kennen, zu großen Gähnanfällen führen kann. Uns selbst hat es auch gelangweilt. Zumal es auch für den Anfang absolut irrelevant ist.
Die Closed Beta Version eines Spiels
Sword Art Online: Hollow Realization gaukelt euch vor, Teil eines neuen Spiels zu sein, das soeben in die Closed Beta gestartet ist, doch es verletzt jegliche Regeln eines MMORPGS, das man aktuell auf dem Markt findet und kommt mit einer so plumpen KI daher, dass man sich fragt, ob die Entwickler jemals schon so ein Spiel gesehen haben. Doch beginnen wir zunächst einmal am Anfang. Wir befinden uns in der Closed Beta von Sword Art: Origin, die zum Zeitpunkt des Spielbeginns auch erst wenige Stunden zur Verfügung steht. In der Stadt der Anfänge sehen wir schon einige andere Spieler, die vom Level her sehr unterschiedlich sind. So gibt es einige, die im Bereich zwischen Level 8 und Level 10 unterwegs sind, aber auch andere, die bereits bei Level 25 angekommen sind. Mounts und Begleiter gibt es jedoch keine, aber dennoch fehlt genau diesen angeblichen NPC-Spielern das gewisse Etwas. Alle stehen nur zusammen herum und gehen manchmal ein Stück. Genau, sie GEHEN! Habt ihr schon einmal ein MMO gesehen, wo die Spieler gehen? Normalerweise stehen Spieler rum, um ihre tolle Ausrüstung zu präsentieren oder mit Angriffen anzugeben, oder sie rennen durch die Gegend, weil sie zu verschiedenen Händlern oder dergleichen eilen. Doch in Sword Art Online: Hollow Realization bewegt sich jeder gesittet – manchmal bleibt man dabei eben in der Wand stecken oder läuft sinnlos gegen einen Pfeiler. Kann schon mal vorkommen. Doch nicht nur in der Stadt der Anfänge ist die KI sehr, sehr fragwürdig.
Auch in den Gebieten außerhalb der Stadt trifft man auf KI-Spieler, die versuchen verschiedene Gegner anzugreifen. Hier wird bereits deutlich, dass die Kampf-KI sehr undurchdacht programmiert wurde. Während wir beispielsweise mit wenigen Schlägen ganz schwache Gegner niederstrecken, braucht die KI dafür eine halbe Ewigkeit. Zudem neigt auch diese KI dazu, irgendwo drin zu stecken. Doch auch die KI, die uns begleitet, scheint das Ganze nicht verstanden zu haben. In den seltensten Fällen greifen die KI-Figuren unserer Gruppe an. Zwar kann man sie hin und wieder durch verschiedene Kommandos steuern, doch sind sie eher schlecht als recht programmiert, sodass sie manchmal auch nicht auf gegebene Kommandos hören. Und so kämpfen wir viele Kämpfe allein, weil es die KI sehr lustig findet, uns von der Seite zuzuschauen. Spiele mit einem ähnlichen Muster bieten in der Regel auch die Möglichkeit an, dass man die KI „programmiert“, so kann man in Final Fantasy XII zum Beispiel festlegen, wann eure Begleiter was tun sollen – das wäre auch in Sword Art Online: Hollow Realization mal ziemlich sinnvoll gewesen.
Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass in Sword Art Online: Hollow Realization kein MMO-Gefühl aufkommt, da verschiedene Aspekte dazu beitragen, dass man sich wie in einer leeren Welt fühlt. Dazu tragen verschiedene Aspekte bei, wie beispielsweise auch die Ausrüstung, die man sichtbar anlegen kann. Wie kann es sein, dass eine Rüstung für Level 8 nach einer legendären oder sehr hochstufigen Rüstung aussieht? Das ist unwirklich. Wir wissen, dass es sich bei Sword Art Online: Hollow Realization um kein MMO handelt, doch es versucht eines zu sein, da das Spiel im Spiel namens Sword Art: Origins ein MMORPG ist. Was uns ebenfalls fehlt, ist die Individualität, die wir bereits im Vorfeld bei der Charaktererstellung angesprochen haben. Man kann zwar eine Hauptwaffe wählen, mit der man dann kämpfen kann, aber so ganz typische RPG-Klassen fehlen im Spiel irgendwie, ebenso wie eine gewisse Abwechslung durch ein Craftingsystem. Man kann zwar verschiedene Materialien sammeln und Asuna oder andere Spielfiguren erzählen einem auch, dass man Kochen kann, aber das ist nicht der Fall. Wir selbst als Hauptfigur können keine Craftingsysteme nutzen, sondern nur unsere Materialien dazu benutzen, beim Schmied etwas zu verbessern. Sehr schade. Wenn man schon versucht ein MMO nachzustellen, sollte man irgendwie darauf achten, dass man auch verschiedene MMORPG-Aspekte mit einbaut.
Asuna, mein Herz, ich lieeeebe dich!!
Wer die Geschichte von Sword Art Online kennt, wird wissen, dass sich Asuna und Kiritio im Laufe ihrer Abenteuer in einander verliebt haben. Das ist auch nicht weiter dramatisch und unserer Meinung nach fehlt der romantische Aspekt doch in einigen Spielen. Warum nicht einfach eine niedliche Liebesgeschichte nebenbei einbauen, um das Ganze ein wenig aufzulockern? Dagegen haben wir ja nichts, aber auch in Sword Art Online: Hollow Realization gibt es verschiedene Aspekte, die einfach nicht durchdacht sind. Beispielsweise gibt es ein Beziehungssystem und obwohl wir storytechnisch mit Asuna eine Beziehung führen, weiß das das Spiel an sich nicht, sodass wir hier mit Asuna auf weitere Dates gehen müssten, um mit ihr eine Beziehung zu führen. Und wenn uns danach ist, könnten wir sie auch eiskalt mit jemand anderem betrügen. Hierbei ist dann das Absurde, dass die Cutscenes darauf keine Rücksicht nehmen würden. Während wir also in Cutscenes schmalzige Gespräche mit Asuna führen, könnten wir sie außerhalb dieser eiskalt mit einer anderen Spielfigur betrügen. Perfekt für Fremdgeher, oder was meint ihr?
Ja, doch, das ist positiv!
Nachdem wir nun schon so viele störende Aspekte an Sword Art Online: Hollow Realization aufgeworfen haben, haben wir natürlich auch einige positive Punkte am Spiel gefunden, die wir euch selbstverständlich nicht vorenthalten wollen, schließlich ist Sword Art Online: Hollow Realization ja kein durchweg undurchdachtes Spiel. So hat uns zum Beispiel das Kampfsystem richtig gut gefallen, bei dem man seine Kombos zu einer wahren Angriffstriade kombinieren kann. Über das Skillmenü kann man auf diese Weise ganze Ketten selbst erstellen, was ziemlich cool ist. Zudem ist das Kampfsystem frei, es gibt also keine Arena oder etwas in der Art. Wenn einem der Gegner zum Beispiel doch zu stark war, was sehr wohl vorkommen kann, da die Gegner irgendwie stellenweise viel stärker sind als man selbst, kann man problemlos weglaufen – oder gar anderen KI-Spielern dabei helfen, ihren Gegner zu besiegen.
Wenn wir einmal beim Kampfsystem sind, was uns auch richtig gut gefallen hat waren die Ereignisse zwischendrin. Wer Final Fantasy XIV kennt, der wird mit dem Begriff FATE etwas anfangen können und genau nach diesem Prinzip funktionieren die Folge-Ereignisse in Sword Art Online: Hollow Realization: Auf der Karte ist ein Kreis markiert. Wenn ihr in diesen lauft, beginnt automatisch ein Event, das meist zu einer Eventreihe gehört, die wiederum ein großes Notorisches Monster am Ende hat, dessen Level in Richtung 100 geht. Ihr solltet diese Gegner also nicht einfach wahllos angreifen. Das weiß auch das Spiel, weswegen ihr beim Auftauchen eines solchen Monsters eine Warnung bekommt, dass ihr am besten schnellstens das Gebiet verlassen sollt. Was aber richtig cool an diesen großen Monstern ist: Sie erhöhen das Level aller anwesenden Monster. Wenn diese vorher also beispielsweise auf Level 1 waren, so sind sie nach dem Auftauchen dieses gigantischen Viehs um drei bis vier Level höher, so könnt ihr hier noch ein bisschen trainieren. Auch wenn das Levelsystem an sich etwas arg zu wünschen übriglässt, da Sword Art Online: Hollow Realization doch sehr mit Erfahrungspunkten geizt.
Zudem fanden wir die grafische Darstellung richtig gut. Es gibt eine Mischung aus normalen Cutscenes, Anime-Szenen und schlichten Gesprächen. Das ist eine sehr gute Abwechslung und macht auch Spaß anzuschauen, auch wenn die Story dadurch nicht spannender wird. Unterlegt wird das Ganze übrigens von einer japanischen Synchronisation, während das ganze Spiel selbst mit deutschen Untertiteln glänzt. Über die Verwendung japanischer Tonspuren lässt sich ja bekanntlich streiten, aber die deutschen Untertitel lockern das Ganze ordentlich auf, sodass man somit schon einmal auch ohne Englisch- oder Japanischkenntnisse versteht, worum es nun eigentlich geht. Zusätzlich finden wir den Soundtrack richtig gut und auch die Darstellung der Umgebungen. Diese sind zum Teil sehr liebevoll gestaltet und passen auch thematisch zum Spiel.
Fazit: Nicht unbedingt lohnenswert
Sword Art Online: Hollow Realization schickt euch in eine Welt, in der ihr mitten in einem ganz neuen MMORPG unterwegs seid, das sich aktuell noch im Closed Beta Modus befindet. Ihr entdeckt eine Geschichte, die uns leider an keiner Stelle packen konnte und seid von KI-Spielern umgeben, die offensichtlich alle noch nie ein echtes MMORPG gesehen haben und deswegen nur ziellos durch die Gegend oder gegen Wände laufen. Sword Art Online: Hollow Realization fehlt es leider hinten und vorne an dem ganz gewissen MMO-Feeling, sodass wir uns nur wie in einem generierten Spiel XYZ befinden und versuchen, unseren Weg zu bahnen. Die KI selbst ist dabei mehr als nur langweilig programmiert und ergreift in Kämpfen keine Initiative. Doch das ist nicht alles, auch die ganze Darstellung des MMOs ist fragwürdig. Zwar gibt es verschiedene Aspekte, die gut und gelungen sind, doch leider überwiegt der größere und somit auch negativere Teil sehr. Wir haben uns nicht wie in einem Offline-MMORPG gefühlt, sondern eher nur wie in einem drittklassigen JRPG.
Und dabei hat Sword Art Online: Hollow Realization beispielsweise eine schöne Welt, auf die man blicken kann und auch der Soundtrack ist definitiv nicht zu verachten, doch für uns hat es so viele Aspekte, die einfach zu negativ sind. Das fängt bei der Geschichte an, die uns nicht mitnimmt, und hört bei der schlechten KI oder der mauen Umsetzung eines MMORPGs leider noch nicht auf. Dazu kommt ein Beziehungssystem, das die eigene Story verschwinden lässt und ein Charaktererstellungssystem, das euch verwirrt zurücklässt, weil es euch verschiedene Dinge nicht verrät. Zwar hat Sword Art Online: Hollow Realization eine gelungenes und auch spaßiges, weil schnelles, Kampfsystem, doch leider können wir euch den Titel nur dann ans Herz legen, wenn ihr etwas mit der Reihe anfangen könnt. Wir halten Sword Art Online: Hollow Realization weder geeignet für Einsteiger noch für Kenner der Serie. Sehr schade, da die Idee doch ganz gut ist und wir mit ähnlichen Spielen viel Spaß hatten.
Pro | Contra | ||
+ Spaßiges Kampfsystem | – Charaktererstellung verwirrend | ||
+ Toller Soundtrack | – Einstieg sehr langweilig | ||
+ Gute grafische Darstellung | – KI unterirdisch (sowohl im Kampf als auch sonst) | ||
+ Ereignisse sorgen für Abwechslung | – Fehlendes MMO-Feeling | ||
+ Charakterdesign gut | – Story packt uns nicht | ||
– Beziehungssystem hebelt Story aus | |||
– Zu viel Schmalz in den Gesprächen | |||
– Kein Crafting möglich | |||
– Gegner werden viel zu schnell zu stark | |||
– Sehr langsames Leveln |
- Grafik: 85
- Sound: 87
- Umfang: 72
- Gameplay: 63
- KI: 13
Spielspaß: 40
- Story: Die Story ist banal und kann uns an keiner Stelle packen, dafür kann das Setting mehr oder weniger etwas überzeugen, da wir uns in einem MMORPG befinden und wir uns deswegen dabei entdecken, wie wir sinnlosen Quests hinterhereilen, die doch für Motivation sorgen, während die Story eher… Nun ja, sprechen wir nicht weiter drüber.
- Frustfaktor: Der ist recht hoch, da die Gegner doch sehr schnell sehr stark werden und wir nicht so schnell leveln können wie es uns beliebt, da wir für einige Monster nur wenige Erfahungspunkte bekommen. Hier hätte noch einmal nachgebessert werden sollen.
- Wiederspielwert: Für uns sehr gering, da die Story nicht fesselt und wir keine Motivation verspüren, wirklich groß weiter zu spielen – vom erneuten Spielen gleich einmal ganz abgesehen.
- Design/Stil: Der grafische Stil ist gut, vor allem das Charakterdesign weiß zu überzeugen.
- Musik: Immer passend, immer schön, hin und wieder sogar Ohrwurmgefahr.
Information: Vielen Dank an Bandai Namco für das Pressemuster von Sword Art Online: Hollow Realization.