Typoman (Wii U) im Test – Wortkundiger Platformer mit Rechtschreibschwäche

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Typoman kommt mit einem extrem interessanten Spielkonzept exklusiv auf die Wii U: Es handelt sich um einen düsteren Platformer, doch anstatt ausschließlich auf Schalterrätsel oder knifflige Sprungpassagen zu setzen, erweitert der Titel des deutschen Studios brainseed factory das Ganze um eine neue Dimension: Das Bauen von Wörtern aus Buchstaben, die in der Spielwelt verteilt sind, um mit dieser zu interagieren. Wir haben das Abenteuer mit dem sympathischen Helden HERO absolviert und liefern nun unser Fazit.

Info zu diesem Test:

Typoman hat bei uns mit eklatanten technischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Da uns das Testmuster ausgesprochen rechtzeitig vor dem Erscheinungstermin zur Verfügung stand, haben wir Kontakt mit dem Publisher aufgenommen, um diesen Sachverhalt zu klären und danach zu fragen, ob zeitnah ein Patch zur Verfügung steht. Tatsächlich wurde ein Patch für zumindest einen ärgerlichen Bug im Spiel bestätigt, unsere technischen Probleme wurden jedoch als ein „Einzelfall“ bezeichnet. Wir haben den Entwicklern Hilfe bei der Ursachenforschung zugesichert.

Unabhängig davon haben wir uns mit Kollegen mehrerer anderer Redaktionen besprochen, die uns die technischen Fehler ebenfalls bestätigen konnten. Laut Publisher bei Kontaktaufnahme ebenfalls „Einzelfälle“. Da uns das bestätigt, dass wir eben doch kein Einzelfall sind, werden wir Typoman nun im Ist-Zustand kurz nach dem Launch bewerten – So, wie wir das üblicherweise bei Spielen ohnehin tun. Zum Testzeitpunkt stand noch kein Patch im eShop zur Verfügung.

UPDATE 11. Februar 2016

Die Entwickler haben mittlerweile ein größeres Update für Typoman veröffentlicht – Dieses bringt nicht nur erfreuliche Überarbeitungen des Wortmischers, sondern soll auch die Performance bereinigen. Tatsächlich konnten wir Besserungen feststellen. Zwar bricht die Bildrate immer noch ein, aber wenigstens haben die Entwickler die kritischsten Bugs gefixt – Wir konnten keine „Game Breaker“ mehr feststellen in einigen erneuten Probeläufen. Somit können wir Typoman Englischkennern nun mit einigermaßen gutem Gewissen empfehlen.

Alptraum für Englischmuffel

Blenden wir die technischen Probleme zunächst mal aus, ist Typoman gerade in der recht flotten Anfangsphase ein unheimlich spannendes Abenteuer, das mal nicht ein Element nach dem anderen aus bestehenden Spielen recycelt. Die atmosphärische Spielwelt, in die die Worte beinahe nahtlos eingefügt wurden, zieht uns in ihren Bann. Manche Dinge sind zwar mechanisch dennoch nichts Neues, doch wenn die Buchstaben an vier Ranken, an denen wir uns entlanghangeln können „GRAB“ ergeben, ist das schon irgendwie cool.

Trotzdem ist Typoman für Englischmuffel vermutlich nichts: Übersetzt sind quasi nur die Menüs, die eigentlichen Spielelemente, die Worte, mit denen man Arbeiten und die man verstehen muss, sind auf Englisch verblieben. Das wirkt irgendwo unstimmig, gerade, wenn das Spiel aus Deutschland kommt, ist aber gleichwohl auch verständlich, denn jede Übersetzung hätte hier ja umfangreiche Arbeiten am Grundstock des Spieles erfordert. Das eigentliche Problem ist, dass einem manche der Worte vielleicht schlichtweg nicht einfallen – Hier gibt es jedoch eine umfassende Hilfe, die einem bei doppeltem Benutzung sogar das gerade zu erstellende Wort jederzeit golden in einem Text hervorhebt.

Dann muss man nur noch herausfinden, wie man das Wort kreiert: Das ist manchmal ganz schön knifflig, aber die Rätsel in Typoman sind erfreulicherweise immer logisch. Im Spiel erklärt werden könnte einem mal, dass sogar das Tablet benutzt wird. Dort steht nämlich nicht nur die Hilfe, sondern auch der „Wortmischer“ zur Verfügung: Anstatt die Buchstaben mühsam mit HERO herumzutragen und so zu sortieren, kann man sie einfach auf dem Bildschirm des GamePads in die richtige Reihenfolge bringen. Coole Sache.

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Einiges sieht knifflig aus, lässt sich aber logisch lösen.

Experimentierfreudigkeit ausgeschlossen

Ganz so klug, wie Typoman vielleicht sein möchte, ist es auf Dauer aber nicht: Dazu fehlten uns die Experimentiermöglichkeiten mit der Sprache, mit der wir eigentlich so gerne arbeiten. Uns sind an vielen Stellen mehrere Worte eingefallen, die wir mit den vorhandenen Buchstaben hätten bilden können, aber natürlich löst nur ein Effekt aus, wenn wir genau das Wort finden, das die Entwickler hier vorgesehen haben. Das ist ein wenig schade, denn manchmal wären andere Möglichkeiten durch den Levelaufbau oder das Rätsel sogar ebenso naheliegend wie die eigentliche Lösung.

Schwach sind unterdessen die Sprungeinlagen an sich, die zum einen unter den technischen Pannen (da sind wir wieder bei diesem Thema) und zum anderen durch die sehr träge Lauf- und Sprungsteuerung versaut werden. Manchmal wirkt Typoman sogar so, als passten die Inhalte nicht zur Umsetzung: Gerade, wenn man weglaufen muss oder über einstürzende Objekte hinwegspringen muss, fühlt man sich einfach machtlos, da HERO so extrem träge oder manchmal auch gar nicht reagiert.

Davon abgesehen setzt Typoman auch noch auf einige Trial & Error Passagen, die einfach völlig deplatziert wirken. Eine Brücke, auf der sich das Wort „Robust“ entlangschlängelt, die dann aber natürlich trotzdem in der Mitte zusammenbricht, wirkt wie ein Gag, den die Entwickler unbedingt mal einbauen mussten. Das kann man beim ersten Mal eigentlich nicht ahnen. Wir finden, solche Stellen haben im eigentlich klugen Typoman nichts verloren. Zum Glück halten sie sich von der Anzahl her in Grenzen.

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Atmosphärisch hat’s Typoman ziemlich drauf, auch wenn sich beispielsweise diese Verfolgerszenen sehr träge spielen.

Technische Pannen in der Überzahl

Am ärgerlichsten sind jedoch nach wie vor die zahlreichen technischen Probleme und Bugs, die uns in Typoman dauerhaft geplagt haben: Zum einen gibt es da die schwache Performance und den ca. 10-20-sekündigen Freeze nach jeder Ladezeit. Für einen Exklusivtitel auf einer Konsole einfach verdammt schwach.

Zum anderen stehen aber die zahlreichen Bugs im Vordergrund, die manchmal immer an der gleichen, manchmal auch immer an anderen Stellen wieder auftreten: HERO läuft plötzlich einfach nur noch nach rechts, oder verkantet sich an Buchstaben, sodass nichts mehr funktioniert. Abhilfe schafft nur ein Neustart des Levels. Ähnlich verhält es sich dann, wenn Skripts entweder gar nicht, oder ständig hintereinander auslösen und wir deshalb sterben (oder die Passage problemlos schaffen). Dadurch kommt es hin und wieder auch vor, dass Objekte in einer Dauerschleife gefangen sind und wir mit nichts mehr interagieren können. Das ist schade, denn auch dann müssen wir den Abschnitt neustarten. Zum Glück wird immer nach wenigen Minuten gespeichert, sodass der Frust zwar da ist, aber wenigstens nicht durch lange Passagen, die wiederholt werden müssen, verschlimmert wird.

Würde Typoman problemlos funktionieren, würde man ungefähr vier Stunden für einen Durchgang brauchen, schätzen wir. Danach gibt es leider nicht mehr großartig etwas zu tun, denn Sammelobjekte oder Herausforderungen sucht man vergebens. Dennoch: Typoman kann ein sehr kluges, atmosphärisches und vor allem frisches Abenteuer sein und diese vier Stunden sehr gut unterhalten. Um diesen Zustand zu erreichen, müsste es jedoch zumindest problemlos funktionieren. Wäre es dann noch hin und wieder klüger, als es de facto ist, hätte es gleich echtes Hitpotential.

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Seht ihr das weiße „W“? Dieses ist verbuggt und hindert uns am Voranschreiten. Neustart notwendig!

Fazit: Da haben wir den Wortsalat…

Wir hätten es nicht gedacht, aber wir sind von Typoman enttäuscht. Nach der Nindies@Home Demo und einigen Spieleindrücken waren wir ziemlich gehypt von diesem neuartigen Abenteuer, welches in seinen besten Momenten tatsächlich äußerst frisch und klug wirkt. Doch leider überwiegen, direkt nach der noch schön feingetunten Einstiegsphase, technische Ärgernisse wie die instabile Framerate, zahlreiche Bugs und sogar grundsätzliche Probleme bei den Skripts und Rätseln. Während wir Typoman mit viel mehr Feinschliff und kleinen Überarbeitungen eine sehr gute Wertung zutrauen würden, blieb in dieser Form unterm Strich leider nicht viel Spaß, sondern hauptsächlich Frust übrig. Da würden wir uns wünschen, dass die Entwickler genauer hinschauen – Und mit Problemen offenerer umgehen.

Pro Contra
+ Tolle Atmosphäre – Viele Bugs, die häufig einen Spielneustart erfordern, dadurch sehr frustrierend
+ Gelungene Soundkulisse – Sehr instabile Framerate
+ Optisch schön atmosphärisch – Deplatzierte Trial & Error Passagen
+ Rätsel fast immer logisch – Experimentierfreudigkeit kaum erlaubt
– Träge Steuerung
(- nichts für Englischmuffel)

Technik: 56

  • Grafik: 56
  • Sound: 85
  • Umfang: 65
  • Gameplay: 40
  • KI: 33

Spielspaß: 40

Einzelspieler 

  • Story: Alleine durch die Worte spannt sich eine Geschichte durch die düstere Welt, die man am besten selbst erleben sollte.
  • Wiederspielwert: Typoman lässt sich theoretisch in einem Rutsch in ca. vier Stunden durchspielen – Danach gibt es nicht mehr viel zu tun.
  • Frustfaktor: Leider sehr hoch – Durch einige weniger kluge Stellen und zudem durch viele technische Fehler.
  • Design/Stil: Das Design ist toll und schön düster und atmosphärisch. Es leidet jedoch auch unter den technischen Pannen.
  • Musik: Durch die Soundkulisse entsteht ein insgesamt sehr stimmiges Gesamtbild.

Wir bedanken uns bei Headup Games für den Reviewcode zu Typoman!

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Manuel Eichhorn
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