Wander (PS4) im Test – Gedämpfte Wanderlust

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Wander sorgte auch bei uns mit seiner Ankündigung für viel Aufmerksamkeit: Die Entwickler versprachen ein „anspruchsvolles Non-Combat MMO“, welches auf Erkundung und Zusammenarbeit ausgelegt ist. Das Spiel ist nun schon über zwei Wochen erhältlich, doch wir haben uns viel Zeit für den Test genommen und auch den ersten Patch für PS4-Version abgewartet. Ob uns das Spiel nun überzeugen kann, verrät der Test.


Die Geheimnisse der Insel

Wander wirft euch ohne große Einführung direkt ins Geschehen: Ihr erwacht als Oren, also in der Form eines Baumes, in einem Wald und müsst herausfinden, wo ihr seid und was es mit dem Ort auf sich hat. Wander ist tatsächlich ausschließlich auf die Erkundung ausgelegt: Während ihr über die frei begehbaren Inseln streift, findet ihr zum einen Sagensteine, bei deren Aktivierung Einblicke in die Geschichte geliefert werden, zum anderen auch Wandlungssteine, die es euch ermöglichen, andere Formen anzunehmen.

Die anderen Formen sind die Hira, eine menschliche Gestalt, mit der ihr besonders schnell zu Fuß unterwegs seid, Azertash, mit dem ihr die Unterwasserwelten erkunden könnt und der Greifen, der es euch ermöglicht, euch in die Lüfte zu erheben und beispielsweise die fliegende Insel zu erreichen, die hoch oben im Himmel thront. Nach dem ersten Auffinden des Steines kann die entsprechende Form über die Map jederzeit angenommen werden, was später das Erkunden etwas leichter macht. Wenn man merkt, dass eine bestimmte Stelle nur mit der Hira erreichbar ist, kann man dann sofort wechseln, was recht praktisch ist und die Motivation etwas oben hält. Nebenbei fragt man sich, wo die Tutorials im Spiel geblieben sind. Um nützliche Tipps zur Steuerung zu bekommen, muss man nämlich die offizielle Webseite des Spieles besuchen, keine besonders elegante Lösung.

Wenn es gut läuft, trefft ihr in Wander auch andere Spieler. Eine direkte Kommunikation gibt es nicht und ihr könnt sogar nur auf Knopfdruck herausfinden, wie der andere Spieler im PSN heißt. Das einzige Kommunikationsmittel ist die Sprache Rozhda, die ihr durch ebenfalls in der Welt platzierte Steine lernen könnt und die Phrasen wie „Schwimmen“, „ich“, „Fluss“, „ja“ und „nein“ und Einiges mehr beinhaltet. Wörter sprechen könnt ihr entweder durch das Zeichnen des entsprechenden Symbols auf dem PS4-Touchpad oder aber seit dem ersten Wander-Patch auch, indem ihr die entsprechende Phrase einfach aus dem Menü auswählt. Das ist eine sinnvolle Neuerung, da das Zeichnen größtenteils sehr unpräzise und entweder kein Wort oder ein beliebiges Wort ausgewählt wird. Euer Gegenüber muss übrigens die Phrase kennen und wissen, was ihr sagt – Und zudem euer Wort hören können. Eine Anzeige oder Hilfe, was gesagt wird, gibt es nämlich nicht. Sinnvoll wäre es, wenn bei jeder Kommunikation das zugehörige Symbol angezeigt werden würde.

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Was man sieht, kann man auch erreichen.

Einsames Wandern

Leider werdet ihr in Wander nicht allzu oft andere Spieler treffen. Uns standen glücklicherweise zwei Codes des Titels zur Verfügung, sodass wir uns die Spielwelt gemeinsam erschließen konnten, was zu einem gewissen Grad wirklich Spaß macht. Doch ob sich nicht allzu viele Spieler Wander gekauft haben, oder aber ob sie es einfach schon nicht mehr spielen, lässt sich aus unserer Sicht momentan nicht beantworten. Für beides gibt es gute Erklärungen.

Wander bietet eine wunderschöne Spielwelt und es gibt durchaus Einiges zu entdecken, aber die Schwächen liegen leider schon ganz tief im System: Beim Entdecken jagt man beispielsweise nur den Trophäen hinterher. Viel mehr gibt es dann aber auch eigentlich nicht zu sehen, denn das nächste Problem ist, dass die Spielwelt absolut statisch ist und man keinerlei Einfluss auf sie nehmen kann. Ebenso ist sie absolut unbelebt, denn abgesehen von den Spielern gibt es überhaupt keine Figuren, die in der Welt umherstreifen. Dem steht jedoch die Soundkulisse gegenüber, die einem vorgaukelt, dass es zumindest einen Haufen Vögel geben muss.

Wander wird von einigen enttäuschten Spielern bereits als „Walking-Simulator“ beschrieben. Natürlich trifft es diese Beschreibung nicht ganz, denn immerhin darf auch geschwommen, getaucht und geflogen werden, aber im Grunde ist es wirklich die einzige Aufgabe, die ihr habt. Euch umsehen, schöne Dinge entdecken und eine Trophäe dafür kassieren, dass ihr eine bestimmte Linie übertreten habt. Zwischenzeitlich halten die Sagensteine, die teilweise unpassend synchronisiert sind, interessante Geschichten über die Spielwelt bereit, die eigentlich danach schreien, dass es entsprechende Quests geben würde. Doch die bleiben leider aus.

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Die Umgebungen sind wirklich schön.

“Achieved with CryEngine“

Zu allem Übel kommt leider noch hinzu, dass das mit der CryEngine entstandene Wander schlichtweg nicht fertig ist. Der erste Patch, der für die PS4-Fassung veröffentlicht wurde, behob zwar bereits die gröbsten Schnitzer wie riesige Pop-Ups und zahlreiche Abstürze, dennoch kämpft Wander aber noch mit zahlreichen Schwierigkeiten und man merkt dem Spiel zudem an, dass es für die PS4 einfach nicht gut optimiert ist.

Beim Schwimmen und Fliegen kommt es regelmäßig zu Freezes von einigen Sekunden, da dann ganze Texturpakete nachgeladen werden. Auch sonst kommt es teilweise zu Framerateeinbrüchen und zudem ploppen viele Objekte noch immer ein: Insbesondere Korallen unter Wasser bauen sich erst wenige Meter vor einem auf, aber auch viele Objekte in der Welt, insbesondere, wenn man als Greif unterwegs ist.

Hinzu kommen noch viele Probleme in der Umgebung, so ist dann ganz gerne mal wo Wasser, wo eigentlich gar keins ist, sodass unsere Figur trotzdem schwimmt, mal ist Boden, wo gar keine ist, und die Felsen sind häufig keine abgegrenzten Objekte, sodass wir einfach hindurchclippen, was insbesondere das Klettern mit der Hira zur Geduldsprobe macht, wenn man das denn mal probieren möchte. Zum Glück gibt es direkt aus dem Hauptmenü heraus eine Funktion, sich zurücksetzen zu lassen, wenn man irgendwo stecken bleibt. Mit dem Patch hat Wander übrigens ein defektes User Interface erhalten, welches zwar funktioniert, aber sämtliche Einblendungen im Spiel nun beispielsweise mit „@ui_draw_rozhda“ oder auf ähnliche Art anzeigt.

Bisher sieht es daher einfach so aus, dass trotz einiger Aufgaben und schöner Entdeckungen verdammt schnell die Luft raus ist. Nach wenigen Stunden hat man die größten Dinge in Wander gesehen, und während es zu zweit doch noch Spaß machen kann, sich auf die Suche nach weiteren Sagensteinen zu geben, so fragt man sich zwischenzeitlich, Warum, da man sich einfach so viele interessante Quests, Aufgaben und weitere Geschichten in der Welt vorstellen könnte. Darüber hinaus werden Trophäenjäger nur wenig Spaß an Wander haben, denn einige Trophäen wirken zumindest zum aktuellen Zeitpunkt nicht erfüllbar oder sie benötigen mindestens zwei Mitspieler, die es, wenn es nicht gerade Freunde sind, wohl kaum geben dürfte.

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Gemeinsam kann man durchaus ein wenig Spaß haben.

Fazit

Auf der einen Seite möchten wir Wander für die schöne Spielwelt und das sehr ruhige und entspannende Spielprinzip loben, auf der anderen Seite fehlt es an viel zu viel, um überhaupt echtes Lob kassieren zu können. Insbesondere zu zweit macht das Erkunden der tollen Spielwelt zu Beginn wirklich Spaß, doch das fehlende Leben in der Welt, die fehlende Dynamik und die komplette Abwesenheit von Quests lassen trotz einiger interessanter Geschichten ganz schnell den Sinn vermissen.

Darüber hinaus kämpft Wander mit zu vielen technischen Problemen wie Rucklern, Pop-Ups und Clippingfehlern, die auch Erkundungen auf den Hauptwegen zu Geduldsproben werden lassen können. Zudem ist auch das eigentlich interessante Kommunikationssystem unausgegoren und nicht unbedingt zu echter Kommunikation geeignet. Wir hoffen trotz allem, dass die Entwickler ihre Arbeit an Wander fortsetzen, müssen aber gleichzeitig sagen, dass das Spiel ganz dringend ein „Early Access“ Label hätte bekommen müssen und im aktuellen Zustand nicht final hätte veröffentlicht werden dürfen, schon gar nicht für 25€.

Pro Contra
+ Schöne Spielwelt – Viele technische Probleme: Freezes, Pop-Ups etc.
+ Verschiedene Figuren – Zu statische und leblose Spielwelt
+ Einiges zu entdecken, Interessante Geschichten – Fehlende Quests und fehlender Sinn
+ Prinzipiell interessantes Kommunikationssystem… – … dem es an Praxistauglichkeit mangelt
+ Nutzung des DualShock4-Touchpads – Leider sehr unpräzise
– Unpassende Soundkulisse und fragwürdige Synchronisierung
– Fehlende Tutorials
– Fehlerhaftes User Interface

Technik: 49

  • Grafik: 52
  • Sound: 44
  • Umfang: 58
  • Gameplay: 41

Spielspaß: 48

  • Story: Die Sagensteine bieten einige interessante Geschichten – Aber gleichzeitig verlangt die Spielwelt nach so viel mehr.
  • Frustfaktor: Nicht vorhanden.
  • Wiederspielwert: Es ist schnell die Luft raus, obwohl Wander eigentlich Einiges zu entdecken bietet. Es fehlt eben ein wenig Sinn.
  • Design/Stil: Die Spielwelt ist wunderschön, die technischen Macken leider zu groß.
  • Musik: Grundsätzlich überzeugt die Soundkulisse, gerade durch die Geräusche, durch die man zu den Steinen findet. Die Synchro ist aber oft unpassend und es fehlt an echten Highlights und Abwechslung.
  • Stabilität (Online): Ohne Auffälligkeiten, teilweise kleinere Lags der Figuren.

Danke an das Wander–Entwicklerteam für die Bereitstellung des Reviewcodes!

Informationen zum Testgerät
Plattform: PlayStation 4
Hardware: Standard, ohne ausgetauschte Hardware
Alter des Geräts zum Testzeitpunkt: 1 Jahr, 7 Monate (PS4 Launchkonsole)

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Manuel Eichhorn
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