Zunächst einmal: Leider noch eine sehr große. Zwar ist unsere Welt mittlerweile ein gutes Stück weiter als noch vor 50 Jahren, doch sind wir immer noch meilenweit davon entfernt jeden so zu akzeptieren wie er ist und sein möchte. Das fängt bei unseren Massenmedien an und hört nirgendwo auf.
Ich ertappe mich häufig selbst dabei, dass ich nach einem Medium suche, mit dem ich mich selbst identifizieren kann. Ob das ein Jugendroman ist, der zumindest meiner romantischen Vorliebe entspricht – für die „sexuelle Vorliebe“ suche ich leider regelmäßig vergebens – oder ob es ein Spiel ist, bei dem ich vielleicht sogar eine Frau spielen kann. Glücklicherweise gehen viele Entwickler aktuell in die Richtung, den weiblichen Figuren den Vorzug zu lassen und so steuern wir in Spielen wie Sea of Solitude, Horizon: Zero Dawn oder der klassischen Heldin Lara Croft in Tomb Raider eine Frau. Ich persönlich finde das super, weil ich mich prinzipiell eher mit weiblichen Charakteren identifizieren kann als mit einem Mann.
Umso besser finde ich es dann, wenn man gar keinen festen Charakter vorgeschrieben bekommt, sondern vollkommen selbst basteln darf, wie beispielsweise im kommenden Cyberpunk 2077 oder auch aktuell in Godhood, denn hier darf ich meine Gottheit so erbasteln wie ich das will. Auch Cyberpunk 2077 möchte in diese Richtung gehen und die altbackenen Geschlechtergrenzen sprengen. In Godhood ist es sogar nicht nur während der Erstellung der Gottheit so, dass auch eure Anhänger entsprechend „Frauen“ mit Bärten sein können, was ich ziemlich cool finde. Der Editor schmeißt hier schlicht alles zusammen, was geht und wisst ihr, was das beste ist? Es passt irgendwie und es ist total egal, ob nun Izma einen Bart trägt oder nicht, Izma ist ein verdammt guter Druide.
Ich habe mich passenderweise hierzu kürzlich mit einem anderen Gamer unterhalten, der dieselbe Meinung wiedergespiegelt hat, die ich immer wieder höre: Wenn er schon einen Charakter erstellen kann, dann macht er einen weiblichen, denn es ist besser, auf einen Frauenhintern zu starren als auf den eines Mannes. Wirklich? Objektivieren wir schon wieder Frauen? Ich bin der Meinung, dass jeder Gamer den Charakter erstellen sollte, der zu ihm passt und mit dem er sich auch identifizieren kann. Aus diesem Grund finde ich, dass Godhood und übrigens auch viele andere Indiespiele in genau die richtige Richtung gehen: Viele haben zwar noch die beiden Geschlechter, doch lösen sich die Unterschiede relativ schnell bei der Kleidung, der Frisur oder beim Make-Up vollkommen auf. Und genau dahin sollten wir gehen.
Zumal in Videospielen bisher selten unterschieden wurde, ob der männliche Charakter jetzt zum Beispiel stärker ist und der weibliche vielleicht schlauer um die Ecke denkt. Diese Merkmale haben die Charaktere nämlich aus dem einfachen Grund nicht: Man würde sich benachteiligt fühlen. Immerhin hier haben viele Spiele schon Gleichberechtigung, warum also dann nicht ganz davon weggehen und die Geschlechtergrenzen einfach aufheben? Dann kann sich auch jeder mit seinem Charakter identifizieren.