Whispering Willlows (PS4) im Test – Ein kleiner Ausflug in die Geisterwelt

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Es gibt Geschichten, die sollen und wollen uns das Fürchten lehren. Die Angst vor Monstern, Geistern oder Zombies soll uns in Fleisch und Blut übergehen, sodass wir uns des nachts nicht einmal mehr trauen, die Schranktüren offen zu lassen, und vorsichtshalber jeden Abend doch noch einmal einen Blick unters Bett werfen. Doch es gibt auch Geschichten, die bedienen sich zwar dieser Idee, nutzen sie jedoch nicht dazu, um uns Angst einzujagen, sondern um eine hervorragende Hintergrundgeschichte zu liefern. Wir haben einen Blick auf Whispering Willows auf der PlayStation 4 geworfen und verraten euch, was es mit dem seichten Horror-Adventure aus dem Hause Night Light Interactive auf sich hat.

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Retten wir den Vater!

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Der Story-Einstieg zu Whispering Willows ist zunächst verwirrend: Ihr seht ein Mädchen, das sich auf die Suche nach etwas zu einem gruseligen alten Haus begibt. So ganz ersichtlich, worum es eigentlich geht, ist die Einstiegssequenz allerdings nicht – muss sie aber auch nicht ganz, da sich nach wenigen Minuten alles ein bisschen klärt, oder auch nicht. Ihr schlüpft in Whispering Willows in die Rolle von Elena, die aufgrund ihres Blutes in der Lage ist, zwischen unserer Welt und der Anderswelt zu wandeln. Auf diese Weise ist es ihr möglich, mit Verstorbenen zu sprechen und so etwas mehr von der Story zu erfahren. Leider wird dieses Detail so nicht im Spiel erklärt, was ein wenig sehr schade ist. Zwar trefft ihr auf Flying Hawk, den Geist eines Indianers, der zu eurem Stamm gehörte, der euch das Ganze ein bisschen erklärt, aber die wichtigen Details lässt er natürlich aus. Aber gut, man kommt schließlich ganz von allein drauf.

Moment, Geister? Richtig, die Villa der Familie Willows ist vollkommen mit Geistern überhäuft, wenn wir das mal so ausdrücken dürfen. Und schnell wird klar: Hier hat sich ein furchtbares Massaker abgespielt. Whispering Willows bietet euch ein interessantes Adventure, bei dem ihr gleich noch ein bisschen Detektiv spielen müsst, denn um mit der Story voranzukommen, müsst ihr den Verstorbenen helfen, ihre letzte Ruhe zu finden. Aber keine Sorge, sonderlich schwierig ist das nicht unbedingt, auch wenn das Spiel über eine oder zwei fiesere Stellen verfügt.

Die Geschichte von Whispering Willows kann sich nach dem höchst merkwürdigen Einstieg allerdings sehen lassen – auch wenn die Atmosphäre weitaus besser gewesen wäre, wenn die wenigen Cutscenes synchronisiert worden wären. Das soll jedoch nicht heißen, dass es über keine gute Atmosphäre verfügt, die ist nämlich ziemlich gut gelungen, auch wenn die Soundkulisse doch etwas zu wünschen übrig lässt. Aber gut, man kann bei einem Indiespiel leider auch nicht alles haben.

Ich beiß’ mir keine Zähne aus

Neben der Story und der recht dichten Atmosphäre von Whispering Willows spielen die Rätsel eine wichtige Rolle. Diese sind sehr selten wirklich schwierig, was jedoch nicht schlimm ist. Lieber setzen wir uns an eine gute Story mit normalen Rätseln als uns an einer arg dämlichen Geschichte die Zähne auszubeißen. Es gibt im Grunde nur zwei Stellen im Spielen, die wirklich tricky sind – in den meisten Fällen reicht es vollkommen aus, wenn ihr den Geistern richtig zuhört und nicht einfach nur den Text wegdrückt.

Die eine Stelle kommt einer Trial & Error Geschichte gleich – zumindest genau so lange, bis man sie verstanden hat. Bei dieser Stelle muss man durch einen Gang laufen, wird jedoch von einem – nennen wir ihn mal “Geistfresser” immer wieder angegriffen. Die Zauberwörter heißen hier “Rauch” und “Reflektion an der Decke”. Wenn man das einmal verstanden hat, ist es absolut kein Problem mehr, weiter zu kommen. Die eine Stelle ist das Ritter-Rätsel, für das man auch eine Trophäe bekommt. Hier müsst ihr nur ein bisschen herumprobieren – die Bilder, die sich nah bei den Rittern befinden, sollten euch einen guten Hinweis bieten. Ansonsten sind die Rätsel wirklich logisch und sehr gut nachzuvollziehen. Zwar hätten sie an einigen Stellen kniffliger sein können, aber so erlebt man wenigstens mal ein paar gelungene Erfolgserlebnisse im sonst so kniffligen Adventure-Genre.

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Gute Geister, böse Geister

In Whispering Willows trifft man auf jede Menge verschiedene Geister, doch neben halbwegs munteren Verstorbenen, die das eine oder andere Liedchen für euch spielen werden, gibt es auch jene, die euch ans Leder wollen. Ja, tatsächlich, ihr könnt in Whispering Willows sogar sterben, doch dank sehr gut gesetzter Speicherpunkte sollte das nie wirklich ein Problem sein. Die meisten Stellen, an denen euch böse Geister begegnen, sind ohnehin recht einfach zu lösen, sodass ihr recht schnell entkommen solltet, sofern ihr euch den Weg zum Ausgang auch gemerkt habt.

Die guten Geister in Whispering Willows hingegen haben viel zu berichten. Viele erzählen von ihrem Tod, doch nicht alle sind auch zur selben Zeit gestorben. Dieses Blutbad, von dem man zu Beginn ausgehen könnte, hat sich je zu einer anderen Zeit zugetragen. Und apropos: Wer nun denkt, dass Whispering Willows ein absolut düsteres Adventure ist, das man lieber bei sehr viel Licht spielen sollte, der irrt. Zwar ist der Titel im Horror-Genre angesiedelt, erschreckt jedoch in keiner Sekunde – was wiederum auch nicht tragisch ist, da so die Geschichte nicht unter diversen Schreckmomenten leiden muss. Zudem passt diese Art von “Horror” sehr gut zu einer Altersfreigabe von 12. Diese jungen Spieler dürften vielleicht auch das eine oder andere Problem mit den Rätseln haben, Erwachsene dürfen da gern einen Blick über die Schulter werfen und hin und wieder helfen.

Neben bösen Geistwesen gibt es übrigens auch die manchmal böse Steuerung, die sich an einigen Stellen als sehr fies herausstellen kann – vor allem, wenn die Geist-Elena mal nicht so will, wie sie eigentlich soll und man sie einfach nicht durch diverse Öffnungen bekommt. Aber das lässt sich in den meisten Fällen nach einigem Rumprobieren überwinden und somit ist auch dieses Problem verschmerzbar. Dafür hat Whispering Willows jedoch ein Problem, über das man nicht sonderlich einfach hinwegsehen kann. Die Schriftart, die gewählt wurde, um die Story zu vermitteln, ist nur sehr schlecht lesbar. Sie ist von Haus aus fett und sehr eng zusammen, zwischen den einzelnen Buchstaben ist manchmal nicht so leicht zu unterscheiden. Hier hätte man eher zu einer anderen Schrift wechseln sollen, immerhin ist das Spiel doch an einigen Stellen eher textlastig.

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Preis-Leistung?

Gleich vorweg: Whispering Willows ist nicht sonderlich lang. Wenn ihr im Grunde nur der Story folgt, seid ihr in knapp zwei Stunden durch und könnt euch sogar über etwa 80% der Trophäen freuen. Hier wird es eher ein bisschen kniffliger, wenn ihr die 100 % erreichen wollt. Diese zwei Stunden reichen jedoch auch vollkommen, viel mehr hätte gar nicht sein müssen, da die Idee des Spiels dann vermutlich bereits überstrapaziert wäre und kaum Anreiz bieten würde. Fraglich ist dabei eher das Preis-Leistungs-Verhältnis. Im PSN kostet Whispering Willows 12,49 €, was für die kurze Spielzeit und den doch recht geringen Wiederspielwert ziemlich viel ist. Zwischen 8 und 10 € hätten es auch getan – Bei Steam kostet das Ganze im Übrigen nur 9,99 €.

Allerdings, und das muss man Loot Interactive, die für die Portierung zuständig waren, schon lassen: Die Umsetzung auf der PlayStation 4 ist mehr als gelungen. Ihr steuert Elena ganz normal mit dem Stick und nutzt das Touchpad, um in die Anderwelt hinüberzugleiten. Hier gibt es so gut wie keine Probleme und die Steuerung geht einem schnell in Fleisch und Blut über. Aufgrund dessen empfehlen wir das Ganze für die Konsole, auch wenn es hier ein bisschen teurer ist.

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Fazit: Wagen wir einen Schritt in die Geisterwelt!

Whispering Willows ist ein kurzes Horror-Adventure, dessen Gruselfaktor für 12-jährige geeignet sein sollte und es damit nicht sonderlich übertreibt. Es bietet einige Rätsel, die jedoch problemlos für einen Erwachsenen zu lösen sein solltet, weist jedoch eine sehr interessante Story auf, die zumindest ein bisschen für Verwirrung am Anfang sorgt. Man erfährt dennoch unheimlich viel, sofern man sich Notizen und Tagebücher durchliest, die während der Story verfügbar sind.

Die Umsetzung auf der PlayStation 4 ist mehr als gelungen und rechtfertigt den etwas höheren Preis im Vergleich zur Steam-Version, wie wir finden. Einige Stellen im Spiel können leicht haarig werden, doch wir empfehlen, einfach mal mit offenen Augen durchs Spiel zu gehen, dann kommt man meistens relativ problemlos dahin, wo man eigentlich hin möchte. Whispering Willows ist eine gelungene Geschichte mit einem Grafikstil, der zumindest vom Figurenkonzept an Spiele des gleichen Genres erinnert und sollte auf jeden Fall einen Blick wert sein – länger wird man für die Story leider ohnehin nicht brauchen. Dafür lohnen sich die knapp zwei Stunden Story wirklich, da ihr einige höchst interessante Schicksale erfahren werdet.

Pro Contra
+ Sehr interessante Geschichten… – … leider mit sehr schwachem Einstieg
+ Logische Rätsel – Sehr kurze Spielzeit (~ 2 Stunden)
+ Sehr gute Atmosphäre – Soundkulisse sehr schwach
+ Komplett auf Deutsch – Schrift schlecht lesbar
+ Sehr gute Umsetzung auf der PlayStation 4 – Manchmal leicht bockige Steuerung
+ Für Kinder bestens geeignet (USK 12 – Unsere Empfehlung)

Technik: 74

  • Grafik: 90
  • Sound: 60
  • Umfang: 60
  • Gameplay: 82
  • KI: 78

Spielspaß: 90

  • Story: Whispering Willows hat eine höchst interessante Story, die zu Beginn etwas lückenhaft ist, sich jedoch im späteren Verlauf als sehr gelungen entpuppt.
  • Wiederspielwert: Leider wohl eher nicht gegeben, da man mit einem Mal durchspielen auch schon fast alle Trophäen beisammen hat.
  • Design/Stil: Vom Stil her erinnert Whispering Willows an die alten Adventures im Zeichentickstil.
  • Musik: Bei der Soundkulisse hätte ein bisschen mehr sein können, da das manchmal doch ein bisschen dürftig war.

Information: Das Review Muster zu Whispering Willows wurde von Loot Interactive zur Verfügung gestellt.

Informationen zum Testgerät
Plattform: PlayStation 4
Version: Standard
Hardware: Standard, ohne ausgetauschte Hardware
Alter des Geräts zum Testzeitpunkt: 10 Monate

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Beatrice Eichhorn
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