All-Star Fruit Racing (Xbox One) im Test – Fruchtiger Kartracer

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Das Genre der Kart- bzw. Funracer kann aktuell nicht einen ganz so großen Hype für sich beanspruchen wie beispielsweise futuristische Rennspiele, allerdings gibt es dennoch mit einer gewissen Regelmäßigkeit Entwickler, die sich an einem Vertreter des Genres versuchen. Neuester Anlauf ist All-Star Fruit Racing des italienischen Entwicklerstudios 3DClouds. Wir haben die Xbox One Fassung unter die Lupe genommen.

Alles drin

Schon auf den ersten Blick ist All-Star Fruit Racing ein ambitioniertes Spiel: Rein von den Modi her lässt es wirklich keinerlei Wünsche offen: Es gibt einen umfangreichen Karrieremodus, Zeitfahren auf allen verfügbaren Strecken in drei Schwierigkeitsgraden, individuelle Meisterschaften, einen lokalen Koop-Modus für bis zu vier Spieler sowie einen Online-Multiplayermodus. Es ist mit all dieser verfügbaren Modi und der zahlreichen Strecken einer der vollständigsten und umfangreichsten Funracer, die man derzeit abseits von Mario Kart 8 Deluxe auf der Nintendo Switch bekommen kann.

All-Star Fruit Racing möchte offenbar auch bei den Großen mitspielen, was man nebenbei gesagt auch am Preis bemerkt: Die Konsolenversionen schlagen immerhin mit knapp 40 Euro zu Buche, was das Spiel auch zu einem der teuersten aktuellen Genrevertreter macht. In Anbetracht des Preises sollte man sich vor allem deutlich machen, dass sich die Nintendo Switch Version in einem wichtigen Punkt von den anderen Versionen unterscheidet: Auf den Onlinemodus muss man auf Nintendos Plattform verzichten! Wer lieber Freunde um den heimischen Fernseher versammelt, wird damit leben können, in Betracht ziehen sollte man es aber schon, wenn man auf mehreren Plattformen unterwegs ist und überlegt, wo genau man sich All-Star Fruit Racing zulegen möchte. Zum Test lag uns allerdings nur die Xbox One Fassung vor, weswegen wir zu technischen Unterschieden zwischen den Versionen sonst keine Aussagen machen können.

Den recht einfachen Karrieremodus hatte ich binnen eines Tages durch – wenn man hauptsächlich darauf steht, ist All-Star Fruit Racing angesichts des recht happigen Preises nicht unbedingt der beste Fang. Die Zeitrennen auf allen Strecken bieten dagegen eine wesentlich größere Herausforderung, die auch entsprechend Zeit in Anspruch nimmt. Vor allem auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad sind die Ziele wirklich nicht ohne – Spieler, die also das beste herausholen wollen, kommen hier auf ihre Kosten.

Anleihen von der Genrekonkurrenz lassen sich nicht abstreiten. Regenbogen Boulevard, anyone?

Erfrischende Kniffe

Ich kann zwar vorweg direkt sagen, dass All-Star Fruit Racing meinen Genrefavorit nicht vom Thron stoßen kann, aber für dieses Spiel gilt das Gleiche wie für viele andere: Frische Ideen, die einem Genreprimus auch guttun würden, bringt der Titel allemal mit, die vor allem dafür sorgen, dass der Karrieremodus nicht so furchtbar trocken ist und sich nur Rennen an Rennen reiht.

Ganz grundsätzlich versteckt sich ein erfrischender Kniff schon in einem Element, das zu jedem Funracer zweifelsohne dazugehört: Waffen, um die anderen Fahrer ein wenig zu ärgern. In All-Star Fruit Racing könnt ihr euch eure Waffen nämlich selbst zusammenmischen – aus nichts anderem als Früchten bzw. Saft. Dazu ist euer Kart mit einem „Juicer“ ausgestattet, der bis zu vier Früchte zu einer Spezialaktion mischt. Die Mischung aus vier Säften ist für jede der verschiedenen Charaktere eine individuelle Spezialattacke, ansonsten ist aber die jeweilige Attacke für alle Figuren gleich. Per Knopfdruck darf man den Juicer selbst bedienen und so eine einzelne Frucht oder eine Kombination von zwei bzw. drei Früchten auslösen – insgesamt gibt es so 15 verschiedene Waffen.

In den Rennen, in denen der Juicer zum Einsatz kommt, liegen die Früchte in Blasen auf der Strecke herum. Grundsätzlich gibt es vier Früchte, wobei eine für jede Jahreszeit steht: Kirschen für den Frühling, Melonen für den Sommer, Trauben für den Herbst und Kiwis für den Winter. Zusätzlich gibt es noch Bananen, die einfach die Tanks für alle Früchte füllen.

Es gibt aber auch Rennen, die auf anderen Modi basieren – entweder werden die Füllungen des Juicers und damit die Waffen nach Zufallsprinzip verteilt (so, wie man das aus den meisten anderen Kartracern kennt), oder es füllen sich alle 15 Sekunden die Tanks wieder auf, wobei man selbst entscheiden darf, welche man zum Einsatz bringt. Das alles bringt eine schöne Dynamik in den Karrieremodus und sorgt immer wieder für kleine Überraschungen. Auch schön: Bis zum Ende der Karriere lernt man immer wieder neue Strecken kennen, wobei sich die Wiederholungen sogar in Grenzen halten. Das hat mir sehr gut gefallen!

Diese möglichen Säftemischungen verstecken sich im Spiel.

Bist du schon ganz reif?

Was für mich viele Kart- und Funracer, die ich in den letzten Jahren zu Gesicht bekommen habe, eint: Auf dem Papier hat man die Chance, sich direkt zur Nummer Eins aufzuschwingen. Nur in der Realität fehlt dann das letzte bisschen Feinschliff, manchmal auch nicht nur ein bisschen, um wirklich rundum überzeugen zu können. Anders ist es auch im Fall von All-Star Fruit Racing nicht. Aber: Es ist kein besonders negatives Beispiel.

Hier und da sind jedoch einige Übergänge etwas unschön gelöst, das Kollisionsverhalten der Karts ist manchmal etwas abenteuerlich, ebenso verhalten sich die Waffen nicht immer so, wie sie sollen – und auch auf der Xbox One X gibt es gelegentlich Einbrüche der Bildrate, die sich allerdings in engen Grenzen halten. Außerdem ist mir das einmal beim Gestalten einer individuellen Meisterschaft abgestürzt. So etwas kann aber natürlich passieren und ist auch nicht nochmal vorgekommen.

Ansonsten gibt es bei All-Star Fruit Racing allerdings nur wenig zu meckern, einen Aspekt des Spieles möchte ich sogar als positiv hervorheben: Die KI. Diese arbeitet nämlich nicht nach typischem Rennspielmuster, sodass immer der gleiche KI-Fahrer gleich gut ist. Tatsächlich würfeln sich die Positionierungen der Widersacher ziemlich stark durcheinander im Laufe einer Meisterschaft. Das bedeutet allerdings auch, dass der Schwierigkeitsgrad der Karriere ziemlich niedrig ist – ihr könnt eine Meisterschaft gewinnen, ohne ein einziges Mal Erster gewesen zu sein, weil ihr die anderen Fahrer von der Punktzahl her immer noch schlagt. Eine Gemeinheit macht die KI ebenfalls nicht besser als in anderen Spielen: Manches Mal lässt sie euch ein ganzes Fünfrundenrennen in Ruhe, nur, um dann in der letzten Runde gebündelt zuzuschlagen, um euch auf einen der letzten Plätze zu verbannen. Frustrierend!

Die Strecken machen optisch Einiges her.

Sommer, Sonne … Herbst und Winter

Sehr gut gefallen haben mir in All-Star Fruit Racing die Strecken – optisch machen sie zum größten Teil etwas her, spielerisch sind manche von ihnen fragwürdig. Neben Rundkursen gibt es auch Sprintstrecken, was cool ist, vor allem der Avocado Roller ist aber so kurz und spielerisch seltsam, vor allem vom KI Verhalten her, dass hier kaum echter Spaß aufkommen kann. Andere Strecken, wie beispielsweise das Frozen Castle, sind optisch und auch von der Musikuntermalung her ein echtes Highlight und beinhalten viel Atmosphäre.

Während nicht nur die Früchte für eine Jahreszeit stehen, sondern auch die Strecken bzw. die Inseln, auf denen sie angesiedelt sind, nach Jahreszeiten unterschieden werden, machen sich diese hauptsächlich optisch bemerkbar. Spielerische Potentiale der Jahreszeiten hat man leider ungenutzt gelassen – nicht einmal eisige Streckenabschnitte auf der winterlichen Insel sind so wirklich rutschig. Schade!

Spielerisch bieten die Strecken ohnehin recht wenig Herausforderungen. Schön ist, dass sie uneben sind und man hier und da auch mal über den Rand hinausrasen kann, abgesehen von einigen (beweglichen) Hindernissen auf den Strecken gibt es aber nur wenige Gefahren. Teils gibt es Ansätze von Veränderungen auf der Strecke, was aber meistens nur daraus besteht, dass Runde für Runde das gleiche Event ausgelöst wird. Gibt es mal ein Event, das erst in der letzten Runde auslöst, wie beispielsweise einen losstapfenden Dinosaurier, ist das meistens eher unspektakulär. Eins hat mich bei manchen Strecken aber noch so richtig genervt: Manche Soundeffekte hätten wirklich lieber außen vor gelassen werden sollen. Vor allem in der Nähe von Bambusrohren und ähnlichen Objekten ziehen sich Soundeffekte durch die Umgebung, die einen daran zweifeln lassen, ob Konsole und TV noch richtig funktionieren…

Für Motivation sorgt auch über den Karrieremodus hinaus die Möglichkeit, zahlreiche Dinge freizuschalten: Neue Charaktere sowie Anpassungsmöglichkeiten für die Karts, die zwar allesamt optischer Natur sind, es euch allerdings ermöglichen, jeder Figur ein individuelles Kart zur Verfügung zu stellen.

Euer Kart darf individuell mit freigeschalteten Objekten angepasst werden.

Fazit: Erfrischender Funracer

Ohne viel Tamtam: All-Star Fruit Racing ist der beste Funracer, den ich seit einer Weile gespielt habe. Das Spiel bringt die erfrischende Idee des Säftemischens für die obligatorischen Waffen mit, und das nebst einem abwechslungsreichen, wenn auch nicht allzu umfangreichen Karrieremodus. Die schönen und teils sehr atmosphärischen Strecken tun ihr Übriges dazu, dass man mit All-Star Fruit Racing sehr viel Spaß haben kann. Zudem bietet es dank vielfältiger Modi, individuell erstellbaren Meisterschaften und Multiplayer offline und online eine sehr große Vollständigkeit. Nur der Preis von 40 Euro kommt mir ehrlich gesagt ein wenig happig vor – wer auch den Mehrspielermodus auskosten möchte, ist sehr gut bedient, wenn ihr allerdings hauptsächlich an der Karriere interessiert seid, solltet ihr auf ein Angebot warten. Vor allem auf Nintendo Switch gilt das, denn hier fehlt der Onlinepart gleich komplett. Mich hat All-Star Fruit Racing auf jeden Fall solide erfrischt und zum Safttrinker gemacht.

Technik: 73
Grafik: 82
Sound: 60
Umfang: 73
Gameplay: 72
KI: 80

Spielspaß: 71

  • Frustfaktor: Stellenweise vorhanden – wenn die KI in der letzten Runde auf dumme Gedanken kommt.
  • Wiederspielwert: Vorhanden, vor allem, wenn euch die Zeitrennen fesseln und ihr Mitspieler begeistern könnt bzw. online Mitspieler findet.
  • Design/Stil: Optisch und atmosphärisch machen die Strecken etwas her – der Stil ist gelungen und ist stimmig.
  • Musik: Die Musikuntermalung passt gut zu den Strecken, die Soundeffekte sind aber an vielen Stellen unterdurchschnittlich.
ProContra
+ Große Vielfalt an Modi, inklusive Couch- und Online-Multiplayer– Kollisionsverhalten teils merkwürdig, ebenso Waffenverhalten
+ Innovatives Juicer System für Angriffe– Soundeffekte teils unterdurchschnittlich
+ Abwechslungsreicher Karrieremodus– Gelegentliche Framerateeinbrüche
+ Gestaltung individueller Meisterschaften möglich– Switch-Version ohne Online-Multiplayer, daher happiger Preis
+ Schöne Strecken– KI Verhalten manchmal frustrierend
+ Immer wieder neue Strecken in der Karriere– Spielerische Potentiale der Strecken/Jahreszeiten nicht genutzt
+ Passende Musikuntermalung zu Strecken
+ Karts umfangreich (optisch) anpassbar
+ Viel Freischaltbares

Wir bedanken uns bei PQube für das Pressemuster zu All-Star Fruit Racing!

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Manuel Eichhorn
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