The Metronomicon (Steam) im Test – RPG, Taktik und das ganz große WOW!

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The Metronomicon war eines meiner ganz großen Highlights der gamescom – Das Entwicklerteam Puuba versucht unter der Regie von Danny Garfield RPG und Musikspiel à la Rock Band zu vereinen. Nun steht uns die Testfassung zur Verfügung – Geht das Konzept auf? Oh ja, und wie! Warum kamen wir nicht schon viel früher in den Genuss eines solchen Spieles?

Die Musik macht’s

Ich mag Musik- und Rhythmusspiele. Ich mag sie verdammt gerne. Und trotzdem habe ich die Neuauflagen aus dem letzten Jahr alle ausgelassen. Denn erneut hätte ich mich gefragt: Wozu klimpere ich mir hier einen ab? Ja, ich weiß, dass es genügend Spiele da draußen gibt, die versuchen, Musik und „sinnvolles“ Gameplay miteinander zu vereinen. Aber ich habe noch keines gefunden, dass diese Aufgabe so gut bewältigt, wie The Metronomicon.

Grundsätzlich muss man festhalten: Vom aktiven Gameplay her ist The Metronomicon deutlich mehr Musikspiel als RPG. Wenn wirklich was los ist auf dem Bildschirm, dann kämpft ihr darum, Noten auf dem Bildschirm richtig zu treffen – Nur eben, dass ihr mit erfolgreichen Aktionen Angriffe und Zauber eurer vier Spielfiguren auslöst, die gerade mitten in einem rundenbasierten Kampf gegen fiese Monster stecken.

The Metronomicon hat keine Open-World, ja nicht einmal Erkundung. Dennoch leiht es sich zum einen Begrifflichkeiten und pflegt sie in das Musikspiel ein. So gibt es Nebenquests, wie zum Beispiel: Spiele einen Song und teile 5.000 Schaden aus. Was winkt? Na, Loot natürlich! Eure Figuren verfügen, je nach ihrer Klasse, nicht nur über verschiedene Fertigkeiten, sondern können auch mit bis zu zwei Ausrüstungsgegenständen versehen werden, die nicht nur Stats wie Stärke oder Magie nach oben schrauben, sondern die eventuell für höheren Schaden oder für mehr Resistenzen sorgen.

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Die Auswahl des nächsten Tracks ist hier die Erkundung der Spielwelt.

20 Noten für den Feuerball

Was The Metronomicon von klassischen Musikspielen unterscheidet: Es ist schön, wenn ihr die Noten trefft, doch das alleine bringt euch nichts. Es ist entscheidend, welche Noten ihr trefft. Jeder Held verfügt über eine eigene Spur während des Songs – Somit müsst ihr jeweils zur richtigen Spur wechseln und dann auch die richtige Anzahl von Noten treffen. Jeder Held kann maximal drei Fertigkeiten mitnehmen. Mit getroffenen Noten füllt sich die Skilleiste und ihr arbeitet euch von der ersten zur dritten Fertigkeit vor – Verpasst oder verspielt ihr eine Note, leert sich die Leiste, der letzte aktivierte Angriff (also maximal der zweite) wird ausgelöst. Schafft ihr alle Noten bis zur Füllung, wird die dritte Fertigkeit ausgelöst. Diese ist nun auch stärker, als wenn sie ganz vorne gelegen hätte, denn ihr musstet ja auch mehr Noten treffen.

The Metronomicon verlangt euch unheimlich viel Konzentration und Können ab. Tatsächlich ist das Spiel wirklich ziemlich schwer. Es hat bei mir lange gedauert, bis ich mich überhaupt an den mittleren Schwierigkeitsgrad für einzelne Songs herangetraut habe. Im Grunde braucht man echte Multitaskingfertigkeit, denn um einen Kampf zu bestehen, sind ungefähr die folgenden Dinge nötig: Die richtige Figur auswählen, Noten treffen, sinnvoll angreifen, das heißt, beim richtigen Angriff „stoppen“ (und nicht aus Versehen weiterspielen und einen in diesem Moment nutzlosen Skill auslösen), Buffs und Debuffs beobachten und ggf. entgegenwirken/neu buffen, bei Bedarf heilen, Element des Gegners im Auge behalten, um mit dem richtigen Zauber gegenhalten zu können…

Und wisst ihr was? Genau deshalb macht The Metronomicon so verdammt viel Spaß. Der einfache Schwierigkeitsgrad ist so gestaltet, dass man als halbwegs passabler Spieler ganz gut durchs Spiel kommt, aber trotzdem mit der einen oder anderen Herausforderung konfrontiert wird. Nach oben hinaus ist das Spiel für absolute Profis, und übrigens kann es tatsächlich nicht nur mit dem Keyboard oder einem Controller, sondern auch mit einem Gitarrencontroller gespielt werden. Puuba hat hier keine Mühen gescheut!

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Aufmerksamkeit, Taktik, schnelle Reaktionen und Rhythmusgefühl sind notwendig – Wie hier bei diesem ersten Boss!

Loot und Helden

Im Spielverlauf gibt es dann auch noch erstaunlich viel Loot und nach und nach schaltet man weitere Helden frei, sodass man ausreichend mit verschiedenen Teams, Fertigkeiten und Ausrüstung experimentieren kann. Spätestens dann hat The Metronomicon auch den RPG-Fan in mir gepackt.

Damit die Herausforderung nicht zu kurz kommt, gibt es neben den drei Schwierigkeitsgraden auch noch eine Arena, wo ihr mit vorgegebenen Heldentruppen bestimmte Songs und Gegner überstehen müsst – Hier ist dann eben eine gute Kenntnis der Helden und Fertigkeiten vorausgesetzt. Im freien Spiel könnt ihr ganz schnell eine eigene Heldengruppe zusammenstellen und einen beliebigen Song klimpern. Gut, wenn ihr mal aus ausprobieren wollt, ohne eure bestehende Gruppe im Story-Modus zu verändern.

Die entsprechenden Menüs sind eine der wenigen Schwächen von The Metronomicon, zumal die deutsche Übersetzung mit Formulierungen wie „Helden einsetzen“ nicht gerade weiterhilft. Kurzum: Es gibt ein Menü, um eure Helden und die Ausrüstung zu verwalten und eines, um ihre Position innerhalb der Gruppe zu bestimmen. Auch die sonstige Navigation in der Kampagne ist nicht wirklich elegant gelöst. Habt ihr einen Controller angeschlossen, reagiert das Spiel zudem weder auf Maus noch Tastatur – Eventuell wird hier noch nachgebessert.

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Helden können individuell ausgerüstet werden – Optimalerweise so, dass es zum Helden passt (Stats etc.)!

Musik und Geschichte?

Um das gesamte musiklastige Spielerlebnis aufzubessern, erzählt der Kampagnenmodus natürlich auch eine Story – Hier gibt es die eine oder andere Pointe und witzige Begegnung, aber niemand würde natürlich erwarten, dass ihr hier mit einem epischen Skript à la The Witcher III: Wild Hunt unterhalten werdet. In erster Linie bieten die Sequenzen eine nette Verschnaufpause vom Spielgeschehen.

Während The Metronomicon eher in kleinen Dosen genossen werden sollte, dafür aber immer wieder zu einer Rückkehr auf die Bühne motiviert, wird es im Bereich der Musik nicht so schnell langweilig. Ich bin mit der Auswahl der Stücke und Künstler sehr zufrieden. Größtenteils sind hier Indies vertreten, aber auch etwas bekanntere Bands wie Shiny Toy Guns oder Pertubator, die schon in anderen Spielen zu hören waren. Die Tracklist steckt auf jeden Fall voller Abwechslung, und auch wenn sicher nicht alles für jeden etwas ist, gibt es in The Metronomicon auf jeden Fall ordentlich was auf die Ohren.

Zu guter Letzt: The Metronomicon läuft auf unserem System absolut flüssig und schnell und überzeugt mit seinem zwar etwas ungewöhnlichen, aber absolut stimmigen Stil, der es auch vermag, RPG und Musik zu vereinen. Abgesehen von den etwas holprigen Menüs spiegelt The Metronomicon ein extrem hohes Maß an Feinschliff wider, da es sich weder spielerisch noch technisch erkennbare Schnitzer erlaubt. Das ist großes Lob wert!

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Oh ja, ihr werdet berühmt sein!

Fazit: Zeit für ‘nen soliden Beat!

The Metronomicon ist für mich das erste Spiel seit langem, welches einen echten WOW-Effekt auslöst – Und zwar nicht, weil es irgendein hochpolierter AAA-Blockbuster mit letztlich mehr vom gleichen ist. Stattdessen, weil The Metronomicon zwar nicht unbedingt etwas Neues macht, aber eine einzigartige Kombination von Spielelementen versucht und diese auch herausragend durchführt. Das Entwicklerstudio Puuba hat zudem erkennbar viel Mühe in das Projekt gesteckt, wodurch The Metronomicon nicht nur hochpoliert wirkt, sondern auch stilistisch ganz einzigartig herüberkommt und sogar Unterstützung für Gitarrencontroller anbietet. Dass die Musikauswahl ausnahmslos überzeugt, das Spiel sogar echte RPG-Fans dank genügend Loot, Helden und Fertigkeiten auch ohne Open-World oder traditionelle Quests ansprechen kann, ist da beinahe schon nur noch das i-Tüpfelchen. Glückwunsch Puuba, The Metronomicon dürfte definitiv eines unserer größten Jahreshighlights sein!

Pro Contra
+ Tolle Musikauswahl (viel Indie) – Menüs etwas verwirrend
+ Anspruchsvolles und herausforderndes Gameplay – Deutsche Übersetzung mit kleinen Schwächen
+ Gelungene RPG-Elemente (Elemente, Loot, Fertigkeiten,…) – Für ein „RPG“ in sehr kleinen Einzeldosen zu genießen
+ Viel Loot
+ Gute Heldenauswahl
+ Einzigartiger und gelungener Stil
+ Macht süchtig, motiviert zum Wiederkommen
+ Arenamodus für zusätzliche Herausforderung
+ Drei Schwierigkeitsgrade + Bestenlisten
+ Sehr flüssiger Spielablauf
+ Unterstützung für Gitarrencontroller
Technik: 96
  • Grafik: 95
  • Sound: 100
  • Umfang: 100
  • Gameplay: 95
  • KI: 90

Spielspaß: 96

  • Story: Nette Pointen und kleine Verschnaufpausen. Niemand erwartet hier eine großartige Story, aber sie erfüllt ihren Zweck.
  • Frustfaktor: Stellenweise vorhanden, aber die Schwierigkeitsgrade bieten für jeden etwas.
  • Wiederspielwert: Riesig.
  • Design/Stil: Einzigartig, bunt, effektreich, gelungen.
  • Musik: Seine Königsdisziplin meistert The Metronomicon mit Bravour. Viele Indies, viel Abwechslung, fette Beats!

Wir bedanken uns bei Kasedo Games für das Pressemuster zu The Metronomicon.

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Manuel Eichhorn
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