Google Stadia – Die ersten Eindrücke nach einigen Tagen im Test

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Google Stadia ist seit gut zwei Wochen am Start und begrüßt immer mehr Spieler. Die Plattform ist nicht nur Googles Einstieg ins Gaming Business, sondern auch ein Blick in die Zukunft. Wie bereit sind wir bereits im Streamingbereich? Google Stadia wagt hier – in dieser Form – als „fertig veröffentlichtes“ Produkt die ersten Gehversuche. Ich habe jetzt nach anfänglicher Odyssee auch einige Tage auf Stadia gespielt und berichte euch von meinen ersten Eindrücken.

Google Stadia – Die Einrichtung

Die Einrichtung von Google Stadia gestaltet sich trotz der Vielzahl der zu verwendenden Hardware nicht als sonderlich kompliziert: Auf jeden Fall benötigt man aber ein Smartphone und – sofern man vorher noch keinen Chromecast genutzt hat – dort sowohl die Google Home als auch die Stadia App. Ich habe für alles den in der Founder’s Edition enthaltenen Chromecast Ultra genutzt.

Wie fast schon zu erwarten ist alles recht schnell eingerichtet. Nur am Ende der Einrichtung hat mir die Google Home App angezeigt, dass der Chromecast nicht mehr zu erreichen ist – während dieser auf irgendeine Eingabe auf dem Smartphone wartete. Ich hab dann einfach mit der Stadia App weitergemacht und da ging’s. Im Endeffekt war alles trotz Firmwareupdates des Chromecasts nur eine Sache von wenigen Minuten.

Es war eine lange Reise, doch schließlich konnten wir Stadia auspacken.

Google Stadia – Der Controller

Anfängliche Berichte machten wir etwas Sorgen, denn ich las oft von einem schlecht verarbeiteten Controller von Google Stadia. Die gute Nachricht: Bisher stimme ich dem nicht zu. Ich finde den Controller sehr angenehm in der Handhabung und vom Spielgefühl her. Was allerdings stimmt: Er fühlt sich nicht wie ein 60€ Controller an, ich würde ihn etwas günstiger, vielleicht auf 40€, einschätzen.

Die oberen Schultertasten hinterlassen durch ihren Klick keinen sehr hochwertigen Eindruck, es wirkt aber auch nicht so, als würde der Controller sofort kaputtgehen. Alle Tasten und auch die Sticks reagieren gut. Zum Aufladen verfügt er über einen USB C Port.

Wunderwerk Technik: Der Google Stadia Controller kommuniziert nicht per Bluetooth mit dem Chromecast, um eure Befehle im Spiel umzusetzen. Über die Google Stadia App richtet man stattdessen am Anfang eine WLAN Verbindung des Controllers ein. Das heißt also, der Controller schickt eure Befehle direkt über eine Internetverbindung an den Google Server. Logisch betrachtet geht das schneller, als würde er die Befehle per Bluetooth an den Chromecast und dieser dann an den Google Server schicken. Somit bleibt der Chromecast eben auch nur das reine Streaminggerät.

Hardware in der Google Stadia Founders Edition.

Google Stadia – Das Streamingerlebnis

„Uh, das hat jetzt aber schnell geladen“ – das war Bea, als ich im Hauptmenü von Destiny 2 angekommen war. Danach folgte zwar eine ewige Ladezeit bis zur Ankunft im Turm, aber die dürfte ehr an den Destiny Servern gelegen haben.

Ich werde euch keine ausführliche Analyse von Bildraten, Auflösungen oder technischen Details liefern, sondern meine ganz subjektiven Eindrücke. Dazu gehört in erster Linie: Destiny 2 enttäuscht mich technisch auf Google Stadia, doch insgesamt bin ich – vor allem durch Darksiders Genesis – einfach nur begeistert vom Erlebnis.

Ich hatte bisher kaum nennenswerte Streamingprobleme: Einmal unter der Woche abends kam es in einer längeren Sitzung immer mal zu kurzeren Aussetzern. D.h. das Bild hing für einen Sekundenbruchteil, danach war alles noch kurz pixelig und dann ging es problemlos weiter. Insgesamt war das Spielerlebnis trotzdem rund – aber ja, mir ist bewusst, dass ein solcher Hänger für ein schnelles Spiel tödlich sein kann.

Ich habe viel mit Shadow gespielt und gefühlt läuft auf Stadia das Streaming etwas besser – vor allem der Ton ist einwandfrei. Hier kommt es manchmal bei Shadow zu kleinen Hängern. Bisherige Streamingprobleme haben sich ausschließlich aufs Bild bezogen.

Richtig genial ist jedoch, dass Stadia vom Prinzip her ja komplett anders funktioniert als Shadow: Während dort ja einfach ein „Rechner“ läuft, der immer noch alles runterladen muss, Updates braucht und so weiter, nur eben sehr schnell ans Internet angebunden ist, greift man mit Stadia direkt auf die Spiele auf den Google Servern zu.

Ich habe mir diese Woche Darksiders Genesis gekauft und war keine 20 Sekunden später im Hauptmenü – Runterladen, Updates? Gibt es nicht. Runterladen muss man die Spiele nicht, denn sie liegen schon im Datenzentrum, Updates werden natürlich eingespielt, doch Stadia ist die erste Gamingplattform, auf der man nichts davon mitbekommt. Das schließt leider auch ein, dass man nirgends Patchnotes nachlesen kann oder generell sieht, dass ein Spiel überhaupt geupdatet wurde.

Und die Reaktionszeiten? Während ich bei Shadow manchmal kleinen Delay spüre, hatte ich diesen Eindruck bei Stadia bisher noch gar nicht. Darksiders Genesis wird sich auf einer Xbox One X auch nicht anders anfühlen, da bin ich mir sicher, eher gibt es noch mehr Bildrateneinbrüche. Die gibt es übrigens in der Stadia Version auch, doch insgesamt wirkt das Erlebnis sehr stabil und wesentlich stabiler als die Konsolenspiele, die ich kürzlich gespielt habe.

Ich habe heute meine Xbox One X angeschaltet – erst mal installierte sie zehn Minuten ein Update und dann noch jede Menge Updates für Apps und Spiele. Und während ich mich danach durch den Store ruckelte, wurde mir das Potential bewusst, dass im Streaming wartet. Dass muss man sich einfach realistisch vor Augen führen.

Wir nutzen übrigens eine 200 Mbit Leitung von Vodafone im Kabelnetz.

Die Stadia App umfasst den Store und die wichtigsten Einstellungen

Google Stadia – Was bisher fehlt

Man muss sich klar machen, dass Google Stadia im Grunde immer noch keinen öffentlichen Launch hingelegt hat. Aktuell darf man nur mit Stadia Pro zocken – die „kostenlose“, öffentlich zugängliche Variante, bei der man nur die Spiele kaufen (und dafür z.B. nur in Full-HD) zocken darf, startet erst Anfang 2020.

Es ist erstaunlich, dass Spielestreaming schon so gut funktioniert – und genau darüber hat sich Google anscheinend auch so sehr gefreut, dass man fast alle sonstigen Features, die eine Spieleplattform bietet sollte, bisher einfach nicht eingebaut hat. Während ich es bei manchen Sachen noch verstehe, fehlt Einiges einfach wirklich schmerzlich.

Von Social Features brauchen wir gar nicht großartig sprechen, loggt man sich auf seinem Chromecast mit dem Controller in Stadia ein, werden einem die verfügbaren Spiele angezeigt und fertig. Einstellungen und alles andere werden über die App oder – ebenfalls sehr eingeschränkt – über die Stadia Webseite vorgenommen.

Bei den folgenden beiden Dingen finde ich es allerdings wirklich sehr ärgerlich, dass sie fehlen:

  1. Store: Man kann Spiele über die mobile App und auf der Stadia Webseite kaufen – über den Chromecast geht es nicht. So schnell es dann nach dem Kauf auch mit dem Spielen geht, so ärgerlich ist es, dass man immer erst auf ein zweites Gerät zugreifen muss.
  2. Screenshots: Man kann per Knopfdruck Screenshots mit dem Stadia Controller aufnehmen. Man kann die Screenshots in der Stadia App abrufen. Und dann? Nichts. Man kann sie höchstens löschen. Man kann die Screenshots weder teilen, so richtig irgendwo abspeichern, noch wenigstens auf dem Fernseher anzeigen lassen (!).

Dass man mit den Screenshots von Stadia nicht mehr machen kann, finde ich lächerlich und peinlich. Sicher: Das Feature wird im kommenden Jahr sicher ausgebaut. Doch in Zeiten, in denen das Teilen von Spielerfahrungen selbstverständlich ist, ist es absolut ärgerlich, dass man nicht mehr mit seinen Bildern machen kann. Es gibt zwar Drittanbieterlösungen, die ich allerdings bewusst nicht verwenden will (sie plündern quasi das Stadia Konto).

Fazit: Streaming ist die Zukunft

Erst Shadow, jetzt Stadia: Ich arbeite mit beiden Plattformen unheimlich gern und bin mir mittlerweile sicher, dass Streaming die Zukunft sein wird. Ja, der Stadia Dienst an sich ist abgesehen vom herausragenden Streamingerlebnis unheimlich unausgereift und es fehlen essentielle Features, und wir müssen noch dazu die bestehenden Herausforderungen mit stabilen Internetverbindungen und Volumenverbindungen im Ausland lösen, doch für mich ist es viel Wert, dass ich ein tolles Spielerlebnis auf leiser, kleiner und stromsparender Hardware bekomme, die weder minutenlang Updates und ggf. länger Spiele runterladen muss, noch besonders fehleranfällig ist. Ein gutes Display dazu, fertig. Stadia an sich muss sich wirklich noch stark weiterentwickeln, um mit anderen Plattformen mithalten zu können. Daher denke ich auch, dass die nächste Konsolengeneration, die Ende 2020 startet, noch safe ist und auch, dass Stadia vielleicht nicht unbedingt der Dienst sein wird, den wir in zehn Jahren noch aktiv benutzen – aber wir werden darüber sprechen, denn er zeigt, was geht und ebnet den Weg für die Gamingzukunft.

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Manuel Eichhorn
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