Afterparty (Xbox One) im Test – Eine ziemlich lahme Party

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Mit Afterparty liefert das Night School Studio nach dem Erfolg Oxenfree ihr zweites Spiel ab – mit ähnlichem Gameplay, aber einem anderen Ansatz bei der Story: Überraschend verstorben, versuchen zwei Collegeabsolventen, wieder aus der Hölle zu entkommen, indem sie Lucifer beim Trinkspiel besiegen. Ob die Höllentour überzeugt, verrät unser Test.

Am Ende landen wir doch alle in der Hölle

Die beiden Protagonisten Milo und Lola beschäftigt durchaus die Frage, wie sie gestorben sind – wenn man es dann in Erfahrung bringt, ist der Grund ziemlich profan und vielleicht genau dadurch ärgerlich. Doch warum sind sie eigentlich in der Hölle gelandet? Nun ja, Afterparty lehrt einen recht schnell, dass wir doch am Ende alle in der Hölle landen. Afterparty hat nicht nur einen herausragenden Humor, sondern wirft auch einen herrlich kritischen Blick auf die aktuelle Gesellschaft.

Nein, nur weil du immer Freilandhühnchen isst, wird das nicht verhindern, dass du in der Hölle landest. Zugang zur VIP Area bestimmter Clubs haben nur Dämonen und Walmart-Manager – und so weiter. Die Strafen, die dabei in der Hölle warten, sind wirklich hart – das „processing“ ist immer die erste Stufe der Abarbeitung und im nächsten Schritt wird über die tägliche Strafe entschieden, durch die man bis in alle Ewigkeit durch muss. Ein junger Mann muss sich jeden Tag an seinem Geschlechtsteil aufhängen lassen für irgendetwas, das er in der Vergangenheit getan hat. Aua!

Doch es gibt eine einzige Chance, und genau die möchten sich Lola und Milo zunutze machen: Wer es schafft, Lucifer im Trinkspiel zu schlagen, bekommt die Chance gewährt, die Hölle wieder zu verlassen und auf die Erde und damit ins alte Leben zurückzukehren. Na dann mal los.

Das Trinken ist ein zentraler Teil des Spieles – und es macht Spaß, die verschiedenen Drinks auszuprobieren.

Ein ziemlich gemächlicher Höllentrip

Wer jetzt erwartet hat, dass Afterparty ausschließlich aus Trinkspielen und Party besteht, der irrt sich: Freilich ist es gar nicht so einfach, überhaupt Zugang zu Lucifers Privatparty zu erhalten. Und um letztlich zu seinem Trinkspiel anzutreten, ist noch mehr nötig: So schickt einen Afterparty durch verschiedene Stationen der Hölle, um zunächst ein Ticket zu erhalten, um überhaupt an der Party teilnehmen zu können, und später, um Siegel von anderen Dämonen zu erhalten, um fürs Trinkspiel qualifiziert zu werden.

Auf dem Weg dahin darf man mehrere Entscheidungen treffen und auch verschiedenen Pfaden folgen – zum Beispiel gibt es in Afterparty zwei Möglichkeiten, um Zutritt zu Lucifers Anwesen zu erhalten. Das lockert das Spielerlebnis auf, hilft aber nicht dabei, den Trip spannender oder flotter zu machen: Ich hatte bei Afterparty ständig den Eindruck, dass Spielgeschwindigkeit und Inhalt gar nicht zusammenpassen. Eigentlich haben wir nämlich auch nur eine einzige Nacht in der Hölle.

Afterparty besteht aus viel zu viel Gequatsche, währenddessen wir uns nur im Schneckentempo vorwärts bewegen können. Das Highlight des Spieles sind die Minispiele, wie Tanzen, ein klassisches Trinkspiel oder Beer Pong – doch davon gibt es am Ende nur eine Handvoll. Und ausgerechnet das Finale, das Trinkspiel gegen Satan, wird durch das Gequatsche und die immer gleichen Abläufe auch unnötig in die Länge gezogen – es ist sehr schade, denn im besten Fall halten auch die Dialoge während des Spieles noch viel Witz und gute Geschichten bereit. Doch vor allem in der zweiten Spielhälfte wiederholen sich aus irgendeinem Grund viele Dialoge auch noch, zum Beispiel zwischen den beiden Protagonisten. Unser persönlicher Dämon nervt ganz nebenbei auch noch – doch der geht auch Lola und Milo auf den Keks und somit ist Afterparty immerhin etwas selbstironisch. Der Trip durch die Hölle soll vermutlich gar nicht als angenehm in Erinnerung bleiben.

Ein eigenes soziales Netzwerk hat die Hölle auch – Bicker.

Unterirdische Performance

Schlechter, um genau zu sagen gar nicht, verzeihen kann ich Afterparty dagegen die technisch schwache Umsetzung: Wir haben es mit einem technisch im Grunde eher simplen Spiel zu tun, immerhin gibt es wieder eine riesige offene Welt, noch besonders viele Interaktionsmöglichkeiten. Doch sogar mit dem Darstellen der Welt ist das Spiel regelmäßig überfordert und sogar auf der Xbox One X gibt es krasse Performanceprobleme. Teils hält das Spiel regelrecht für ein paar Sekunden an oder wir ruckeln uns durch die Gebiete.

Die Spitze erreichen die Probleme dann mit der in der zweiten Hälfte regelmäßig vorkommenden Meldung, dass das Speichern nicht durchgeführt werden konnte – mit einem zweiten Versuch klappt es dann. Afterparty sieht mit Kantenflimmern und dank immer wieder gegen Hindernisse laufende NPCs nicht mal besonders beeindruckend aus – doch die technische Optimierung auf die Xbox One ist umso ärgerlicher. Afterparty reiht sich ohne Mühen zu einigen der ganz schlimmen Telltale Episoden ein.

Am Ende bin ich nicht überrascht, dass der Erfolg zum Abschluss des Spieles ein seltener ist – allzu viele Spieler haben es nicht aus der Hölle herausgeschafft, dabei hält sich die Spielzeit mit rund fünf Stunden in Grenzen und Afterparty ist eigentlich auf mehrere Durchgänge ausgelegt. Das grundsätzliche Potential dafür ist ja auch vorhanden, denn der Stil der Hölle lädt von Anfang an zum Erkunden ein und die Story mit ihrem Humor ist einfach ziemlich cool, doch darüber hinaus gibt es halt ziemlich wenig, angefangen beim tatsächlichen Gehalt der Welt.

Hiermit erreichen die Performanceprobleme ihren Höhepunkt.

Fazit: Ich habe mir die Hölle anders vorgestellt

Der Humor und der gesellschaftskritische Blick von Afterparty sind seine ganz großen Aushängeschilder beim Trip durch die Hölle – und auch die beiden Protagonisten haben wir doch schnell ins Herz geschlossen. Ihr eigentliches Ziel, nämlich Lucifer unter den Tisch zu trinken, ist aber am Ende beinahe nur eine Randnotiz und spielerisch ist das Abenteuer durch die Hölle trotz einiger freier Entscheidungen mit alternativen Wegen bei weitem nicht so aufregend wie erwartet: Es gibt nur wenig zu tun, viel zu oft laufen wir viel zu langsam durch die Hölle und hören uns viel zu viel Gequatsche an, das sich mit der Zeit auch noch wiederholt. Dazu kommen einige Bugs und die selbst auf der Xbox One X unterirdische Performance – dass aktuell nur rund fünf Prozent der Spieler Afterparty auf der Xbox abgeschlossen haben, überrascht mich wenig. Trotz vieler guter Ansätze und einem interessanten Stil bleibt Afterparty leider nur als lahme Feier in Erinnerung.

ProContra
+ Guter Humor– Unterirdische Performance
+ Gesellschaftskritischer Blick– Spielerisch nicht aufregend
+ Stil gelungen– Spieltempo wird unnötig ausgebremst
+ Minispiele sehr gelungen…– … doch es gibt zu wenige davon
+ Englische Synchro sehr gut– Speichern schlägt regelmäßig fehl

Hinweis: Afterparty ist nicht auf Deutsch, sondern nur auf Englisch spielbar.

Technik: 65
Grafik: 53
Sound: 77
Umfang: 84
Gameplay: 54
KI: 58

Spielspaß: 58

  • Story: Die Geschichte gefällt mir ihrem Witz und auch guten Dialogen – wird aber durchs Gameplay ausgebremst und steht teils sogar im Widerspruch dazu.
  • Frustfaktor: Gibt es, aber nur, weil manches zu lange dauert.
  • Nachhaltigkeitswert: Afterparty hätte das Potential, hier zu punkten – doch ich nehme an, als mehr als eine lahme Party wird es nicht in Erinnerung bleiben.
  • Design/Stil: Stil und Design sind stimmig und passend.
  • Musik und Sound: Hier liefert Afterparty eine solide Kost, die allerdings auch nicht in Erinnerung bleibt – die Synchro ist gut.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Wenn ihr euch sicher seid, dass das Spiel das richtige für euch ist, dann ist es die 20€ wert.

Offenlegung

Wir haben Afterparty im Rahmen des Xbox Game Pass heruntergeladen.

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Manuel Eichhorn
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