Aristotle and Dante Dive into the Waters of the World – So wholesome ein Buch sein kann

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Ein gutes Buch zu schreiben, braucht Zeit. Viel Zeit. Und zwischendurch mag es auch so wirken, als würden sich die eigenen Ideen niemals zu einem großen Ganzen zusammentun. Ich vermute sehr stark, dass es Benjamin Alire Sáenz so mit Aristotle and Dante Dive into the Waters of the World gegangen sein muss – bereits vor neun Jahren ist der erste Band erschienen, der als Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums auch auf Deutsch erschienen ist. 2021 war das Jahr, in der die Geschichte der Protagonisten fortgesetzt wurde – eine Geschichte, die mich sehr stark fasziniert hat.

Aristotle and Dante Dive into the Waters of the World ist ein umfangreiches Buch. Mit mehr als 500 Seiten ist es länger als die meisten anderen Jugendbücher, die ich in den letzten Monaten gelesen habe. Es ist auch ein Buch, das sehr viel erzählt – und sehr viel erzählen will. Für einen kurzen Moment dachte ich zwischendurch, es könnte möglicherweise zu viel sein, was es beinhaltet. Doch letztlich täuschte ich mich.

Wir befinden uns in den 80er Jahren, es ist eine aufreibende Zeit für Dante und Aristoteles: Schwul zu sein hält man lieber geheim, die AIDS Pandemie ist in Medien und bei Familiengesprächen allgegenwärtig und sorgt für noch mehr Vorurteiler gegenüber schwuler Männer. Doch auch abseits der sexuellen Orientierung wissen die beiden Jungs nicht, wohin sie gehören: In die USA? Nach Mexiko? Sie scheinen überall und nirgends hinzugehören.

“You know, Ari, we’re screwed.” “Yup, we’re screwed.” “We’ll never be Mexican enough. We’ll never be American enough. And we’ll never be straight enough.”

Aristotle and Dante Dive into the Waters of the World, Seite 188

Aristoteles‘ Gefühlswelt wird nicht nur von diesen Zweifeln und Ängsten bestimmt, sondern auch von seinem Verlangen nach Dante. Aristotle and Dante Dive into the Waters of the World geht extrem reflektiert mit jugendlicher Liebe und Sexualität um – lieben darf man in dem Alter noch nicht, denn man weiß ja gar nicht, was Liebe bedeutet, sagen die Erwachsenen. Da ist sich auch Ari noch nicht so sicher, ob er das weiß. Doch Sex? Ja, da ist ihm als 17-Jährigen sehr oft danach. Doch auch den darf er nicht haben, schon gar nicht mit einem Jungen.

Doch dank eines Campingtrips und viele anderer Gemeinsamkeiten entdecken die beiden Jungen, was es wirklich bedeuten kann, zusammen zu sein. Und so prägen sie gemeinsam die Weltkarte – die Weltkarte ihres Lebens. Doch sie lernen auch, was es heißt, in Krisen hineinzusteuern: Wie wird das nach der High School? Es ist typisch für die USA: Nach der Highschool verstreut es dich und deine Freunde manchmal übers ganze Land. Sind die beiden dem gewachsen?

Dem Ganzen kommt noch ein persönlicher Schicksalsschlag für Ari dazwischen, der völlig unerwartet ist. Durch diesen lernt er nicht nur, die Karte für Dante und ihn zu schreiben, sondern auch seine eigene: Er lernt, was die Familie für ihn bedeutet, und wie er mit seinem im Gefängnis sitzenden Bruder umgehen sollte. Und dann ist da noch die Lehrerin, die sich allzu gern rassistisch äußert.

Selten habe ich ein Buch gelesen, welches ein so umfassendes Portrait zweier Jugendlichen zeichnet und welches dabei so voller Rückschläge und Trauer steckt, aber auch so voller Freude und ein großes Ja an das Leben. Aristotle and Dante Dive into the Waters of the World ist ein echtes wholesome book für mich. Und nimmt hier auch definitiv den Spitzenplatz 2021 ein. Ich hoffe, dass auch dieser Band demnächst auf Deutsch erscheint. Aktuell ist das Buch auf Englisch* erhältlich.

And what was it about human beings that wanted to measure love as if it were something that could be measured?

Aristotle and Dante Dive into the Waters of the World

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Manuel Eichhorn
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