Atelier Firis (PS4) im Test – Gaming im Wandel der Zeit?

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Die Videospielwelt entwickelt sich stetig weiter. Während wir nun Schlauchdungeons und Egospiele doch mehr oder weniger hinter uns gelassen haben, versuchen wir endlich einen waschechten Fuß in die Openworldspiele zu bringen. Besonders das Jahr 2017 versucht sich dabei selbst mit Horizon: Zero DawnToukiden 2 und The Legend of Zelda: Breath of the Wild zu übertrumpfen. Auch der japanische Entwickler GUST möchte in diese Nische schlagen und beschert uns mit Atelier Firis: The Alchemist and the Mysterious Journey einen mehr oder weniger offenen Openworldtitel auf der PlayStation 4 und ihrem Schwesterhandheld. Warum GUST aber immer noch auf der PlayStation 3 stecken geblieben ist, warum einiges doch noch an die PlayStation 2 erinnert und warum das Ganze irgendwie gar nicht passt, verraten wir euch in unserem Test zur PlayStation 4 Version von Atelier Firis: The Alchemist and the Mysterious Journey.

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Ich werde Alchemist!

Wer schon einmal ein Spiel aus der Atelier-Reihe gespielt hat, weiß, dass die Ziele der Protagonistinnen sich in den meisten Fällen erst im Laufe der Zeit entwickeln und dass man mehr oder weniger in alles hineinstolpert. Nun Atelier Firis toppt das Ganze und treibt es fast schon in eine pure Sinnlosigkeit. Während vorherige Spiele mit verschiedenen Schicksalen und Ideen aufwarteten, begleiten wir zu Beginn der Geschichte Firis. Sie lebt in einem Dorf, das von der Außenwelt mehr oder weniger abgeschnitten ist und sich tief in einem Felsen befindet. Nur wenige Auserwählte können durch ein großes Tor dieses Dorf verlassen und Firis‘ größter Wunsch ist es, irgendwann die Welt da draußen zu sehen. Bis hierhin ist die Geschichte auch noch logisch und nachvollziehbar, doch die seltsamen Wendungen folgen auf dem Fuße.

Während wir das Dorf erkunden, kommen wir natürlich auch an diesem ominösen Tor vorbei, durch das wir Geräusche und Stimmen hören. Wenige Minuten später wird die große Tür, die uns seit vielen Jahren schützt, durch Sophie und Plachta weggesprengt. Die beiden kennen wir bereits aus dem Vorgängerspiel Atelier Sophie – Und genau hier haben wir den ganzen Kniff des Spiels, ohne den wir unser Dorf niemals verlassen hätten: Sophie ist eine Alchemistin und natürlich setzt sie der naiven Firis gleich einen ganzen Sack voll Flöhe ins Ohr. Natürlich will Firis jetzt auch Alchemistin werden, doch bevor wir das werden können, müssen wir uns auf eine magische Reise begeben.

Was nun nach einem großen Abenteuer klingt, ist im Grunde mit wenigen Worten erklärt: Die magische Reise ist nichts Weiteres als dass sich Firis zu dem Ort begeben muss, in dem die Prüfung der Alchemisten stattfindet. Somit kennen wir unser Ziel und nur die Reise an sich könnte spannend werden, wenn man nicht verschiedene Dinge eingebaut hätte, die alles irgendwie so sonderlich abstrus machen. Die Ideen waren alle nicht schlecht, nur an der Umsetzung hapert es an vielen Stellen doch noch sehr. Vor allem was die Technik und die optische Darstellung betrifft.

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Das ist so was wie eine Openworld!

Was einem gleich zu Beginn auffällt: Atelier Firis hat ziemlich große Gebiete. Man darf nur nicht damit anfangen und Atelier Firis mit anderen Spielen wie beispielsweise Horizon: Zero Dawn vergleichen, soweit ist GUST nämlich noch lange nicht. Deswegen gibt es keine richtige offene Welt, sondern nur riesige, voneinander abgetrennte Gebiete. Jedes Gebiet weist übrigens genau eine Art von Klima, bzw. Vegetation auf. So gibt es beispielsweise die weite Ebene und den dichten Wald, doch so vieles fehlt der Welt, um halbwegs normal und lebendig zu wirken. Atelier Firis bleibt einfach in allen Dingen hinter den aktuellen Standards zurück und das ist wirklich schade.

Jedes Gebiet ist ziemlich groß und bietet viel Platz zum Entdecken, doch so groß die Gebiete auch sind, so leer sind sie auch. Während andere Spiele und sogar ältere Spiele wie beispielsweise Final Fantasy XIII wenigstens durch ihre Gegner auf der großen Ebene ein gewisses Leben in die Welt brachten, ist Atelier Firis doch sehr kahl und arm. Beispielsweise kann man auf NPC treffen, sofern es in dem Gebiet zum Beispiel ein Dorf oder ein Gasthaus gibt, doch wirken die NPC so sehr wie aus einem PlayStation 2 Spiel entsprungen, dass man sich wirklich stellenweise fragt, auf welcher Plattform man spielt.

Während alle anderen Spiele mit einem Wettersystem herummachen, kommt natürlich auch Atelier Firis mit diesen ganz neuen Erfindungen einher: Es gibt einen Tag- und Nachtwechsel und sogar ein Wettersystem. Beides wirkt allerdings ganz stark wie die ersten Gehversuche, die GUST unternommen hat. Ein ganzer Tag beispielsweise dauert 2 Minuten und knappe 30 Sekunden. Das heißt, ihr durchquert im Grunde einmal ein ganzes Dorf und schon habt ihr wieder den nächsten Morgen. Das finden wir ganz schön kurz und auch sehr merkwürdig, wenn man von einem Tag- und Nachtwechsel spricht. Aber immerhin gibt es wenige Unterschiede zwischen den beiden Tageszeiten: Nachts gibt es beispielsweise Geister statt grüne Schleime, während auch die NPCs einfach verschwinden und zum Tagesanbruch wieder aufploppen. Was das soll, haben wir nicht so ganz verstanden, da viele NPCs in anderen Spielen immerhin Gehanimationen haben, um in ihre Häuser zurückzukehren. Genauso undurchdacht ist das Wettersystem. Hin und wieder regnet es, doch man merkt es im Grunde nur dadurch, dass sich der Bildschirm verdunkelt und graue Bindfaden gen Boden fallen. Auf dem Boden selbst oder auf irgendwelchen anderen Flächen sieht man nicht, dass es regnet. Das ist sehr schade, da diese beiden Elemente doch die beiden Hauptmerkmale von Atelier Firis im Vorfeld waren.

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Technik: Nice try, GUST

Was uns in Atelier Firis recht schnell negativ auffiel, war die Technik. Während die Vorgänger zwar nun auch keine Perlen waren, haben sie sich doch relativ viel Mühe gegeben, um wenigstens schöne Landschaften zu schaffen oder tolle Charaktermodelle. Auch mit dem Aufploppen von Spielelementen gab es kaum Probleme. Sicher, hin und wieder brach auch mal die Framerate ein, doch nie gab es so viele Aussetzer. Gleich zu Beginn fielen uns die etwas merkwürdigen Charaktermodelle auf, denn Münder sind nur schwerlich erkennbar. Die ganzen Charaktere wirken irgendwie lieblos, obwohl Firis beispielsweise über ein schönes Outfit mit vielen verschiedenen Details verfügt. Und wenn man einmal von den Modellen der Hauptcharaktere absieht, so sticht gleich das nächste ins Auge: Viele NPC sehen exakt identisch aus. Hier wurde sich nicht einmal die Mühe gegeben, verschiedene Farben zu verwenden, sondern in jedem Dorf trifft man immer wieder dieselben NPC. Das ist heute wirklich nicht mehr zeitgemäß.

Doch das ist noch nicht alles, was uns sauer aufstieß – und das wäre auch noch irgendwo zu verkraften gewesen. Nerviger und technisch ebenfalls sehr unpassend sind hierbei die grafischen Fehler. Es gibt Stellen im Spiel, die bauen sich erst nach und nach auf, während beispielsweise im Wald oder auf der Ebene ganze Buschregionen aus dem Nichts aufploppen oder vor sich hinflackern. Das Ganze wäre irgendwie verschmerzbar, wenn die Welt voll mit Details wäre, aber auch die Städte selbst sind sehr lieblos gestaltet und wirken wie fix aus einem Baukasten zusammengesetzt, um sie in eine Landschaft zu stellen. Gerade im Vergleich mit anderen Spielen fragt man sich doch, ob nicht die PlayStation 2 irgendwann anruft und nach seiner Spielwelt fragt. Von den unplastischen Häusern, die auch noch alle gleich aussehen, einmal ganz zu schweigen.

Zusätzlich weißt Atelier Firis immer wieder recht starke Einbrüche der Framerate auf, sodass wir uns manches Mal doch durch die Gegend ruckeln müssen. Das geht einfach heutzutage nicht – vor allem nicht in einem Spiel, das so seicht aussieht. Wir hätten uns hier sehr viel mehr Liebe zum Detail und zur Optimierung gewünscht – vor allem, weil sich bei vorherigen Spielen derselben Reihe doch viel, viel mehr Mühe gegeben wurde und weil wir von GUST auch definitiv anderes gewohnt sind. Gefallen hat uns zum Beispiel die Welt in Nights of Azure viel besser gefallen, auch wenn es hier ebenfalls hin und wieder zu Einbrüchen der Framerate kam. Aber so langsam sollte sich der Entwickler doch einfach auch mal weiterentwickeln können.

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So, Butter bei die Fische: Was gibt es Gutes?

Doch natürlich ist Atelier Firis nicht durchgehend schlicht, denn es hat doch seine lichten Momente. Gleich zu Beginn möchten wir unbedingt den Soundtrack hervorheben, auch wenn einige Stücke doch sehr an The Legend of Zelda von der Art her klingen. Allerdings kann der Soundtrack wirklich durchgehend überzeugen. Jedes einzelne Musikstück passt hervorragend ins Gesamtkonzept. Einen so schönen Soundtrack haben wir schon lange nicht mehr gehört und sind ganz hin und weg, sodass wir uns hin und wieder dabei ertappen, dass wir einfach nur der Musik lauschen.

Außerdem ist das Konzept vom Sammeln der Ideen doch ganz nett, wenn auch ein wenig gewöhnungsbedürftig: Mit Atelier Sophie hat GUST das System eingeführt, dass man bestimmte Aufgaben erledigen muss wie beispielsweise Gegner besiegen oder etwas sammeln, um neue Rezeptideen zu erhalten. Bei Atelier Shallie beispielsweise noch konnte man Bücher kaufen, um die Rezepte zu erhalten. In Atelier Firis nun muss man also wieder verschiedene Aufgaben erledigen. Im Grunde bekommt man einen groben Hinweis über das Startmenü, sodass man relativ grob weiß, was man tun muss. Das motiviert immerhin, alles Mögliche im Spiel zu erkunden und so viele Gegner wie möglich zu vernichten, damit man ein noch besserer Alchemist wird. In einigen Fällen jedoch wird leider nicht deutlich, was man wirklich tun muss, um nun das Rezept zu erhalten. Das ist definitiv noch verbesserungswürdig.

Im Grunde hat Atelier Firis das Problem, dass viele Dinge auf den ersten Blick relativ hübsch wirken, doch wenn man unter die aufgehübschte Fassade, die doch nicht mit anderen Titeln mithalten kann, blickt, wird man feststellen, dass der Titel leider nicht mal mit den Vorgängern der Reihe mithalten kann.

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Fazit: Nochmal zurück ans Zeichenbrett, bitte?

Atelier Firis: The Alchemist and the Mysterious Journey erzählt die Geschichte der jungen Firis, deren Ziel es zunächst nur ist, die Stadt im Berg zu verlassen. Erst im weiteren Verlauf entwickelt sie ein starkes Verlangen danach, Alchemistin zu werden – und das ist so ziemlich alles, was man so über die Geschichte erzählen kann. Es gibt keine wirklich spannenden Abschnitte, keine Wendungen und keine mitreißenden Schicksale. Die Geschichte von Atelier Firis ist so belanglos wie der Einkauf beim Bäcker, und das ist wirklich schade, besonders im Vergleich zu den anderen Titeln der Reihe. Doch wenn die Geschichte schon so belanglos ist, hat denn der Titel sonst noch etwas, was ihn irgendwie ganz besonders hervorhebt? Nun, wenn man nicht unbedingt von der schlechten Grafik, bzw. den entsprechenden Einbrüchen und den seltsamen Umsetzungen bezüglich des Tag- und Nachtwechsels und seltsamen Wettereinbrüchen achtet, könnte man noch die Einbrüche der Framerate in den Vordergrund rücken. Aber von den negativen Punkten einmal abgesehen, so kann Atelier Firis auf einen fantastischen Soundtrack zurückblicken.

Wer mit der Atelier Reihe beginnen möchte, sollte mitunter nicht mit Atelier Firis anfangen, denn dann bekommt ihr womöglich ein ziemlich schlechtes Bild der Reihe. Dann beginnt lieber mit Atelier Sophie, auch wenn dieser Titel nun auch keine magische Meisterperle war, aber immerhin war die Technik doch weitaus besser als bei Atelier Firis. Wir sind jedoch weitaus Besseres von GUST gewöhnt und hoffen darauf, dass die nächsten Teile wieder besser werden.

ProContra
+ Klasse Soundtrack– Starke Einbrüche der Framerate
+ Einige positive Eindrücke– Aufploppen von vielen Elementen
+ Firis‘ Kleid ist schön– Grafisch auf dem Niveau eines guten PS2-Spiels
+ Rezeptideensystem ist ganz nett– Die Charaktermodelle wiederholen sich immer wieder
+ Tag- und Nachtwechsel…– … der nicht sonderlich ausgereift ist
+ Wettersystem– Nervige Synchronstimmen
 – Sinnlosigkeit der Geschichte
 – Wettersystem nicht aufgereift
 – NPC ploppen zum Wechsel der Tageszeit aus dem Nichts auf oder verschwinden
 – Schwache Charaktere

Technik: 58

  • Grafik: 43
  • Sound: 81
  • Umfang: 79
  • Gameplay: 49
  • KI: 38

Spielspaß: 47

  • Story: Die Geschichte könnte belangloser nicht sein. Sie wirkt sehr an den Haaren herbeigezogen und kann an keiner Stelle wirklich fesseln oder begeistern. Schade.
  • Frustfaktor: Man müsste ihn eher Ärgerfaktor nennen und sich fragen, warum man in der heutigen Zeit noch so ein Spiel auf den Markt schickt.
  • Wiederspielwert: Nein.
  • Design/Stil: Zwar bleibt Atelier Firis im typischen Stil der Atelier Spiele, allerdings kann es aufgrund der technischen Macken einfach nicht überzeugen und steckt viel zurück.
  • Musik: Immerhin etwas, was wirklich bombastisch ist!

Information: Vielen Dank an Koch Media für das Pressemuster von Atelier Firis: The Alchemist and the Mysterious Journey.

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Beatrice Eichhorn
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