Entwickler und das schwache Geschlecht: GUST

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Diese Woche habe ich mir GUST, den japanischen Entwickler, der unter anderem die Atelier Reihe und die Nights of Azure Reihe ins Rennen schickte, ausgesucht, um mir einmal im Detail die Entwicklung bezüglich des schwachen Geschlechts hier anzuschauen und bin auf einiges Interessantes gestoßen.

Wenn ich grob überlege, welche Spiele mir von GUST einfallen, die sie entweder selbst entwickelt oder gepublisht haben, kommt mir als allererstes die Nights of Azure Reihe in den Sinn. Einfach aus dem Grund, weil mir die Story der Reihe unheimlich gut gefällt und die Charaktere verankert blieben. Besonders auffällig hierfür ist, dass die Protagonisten allesamt weiblich sind, während die männlichen Charaktere zu Nebenfiguren wie zum Beispiel Händler heranreifen. Den Rest übernehmen die Frauen. Doch auch hier haben wir eine zusätzliche ganz interessante Struktur. So gibt es in der Reihe Nights of Azure immer eine Art Wächterin oder Ritterin, die eine heilige junge Dame beschützen muss. Im Grunde haben wir hier also die klassische Ritter und Prinzessin Struktur – nur mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass unsere Ritterin Dämonenblut in sich trägt und nicht ganz die weiße Ritterin ist.

Und unsere Heilige? Nun, diese ist eher die schwache von beiden und wird jeweils durch Arnice oder Aluche geschützt. In Nights of Azure 2 tauchen noch einige weitere Kriegerinnen auf, sodass es nicht mehr ganz nur auf das Konzept Ritterin und Heilige hinausläuft, doch die Grundidee bleibt dieselbe. Doch im zweiten Teil hat sich das Machtgefüge etwas gewandelt. Denn nun beschützt die Ritterin nicht nur ein schwaches Mädchen, sondern bekommt auch gleichgesinnte und gleichstarke Heldinnen zur Seite, sodass wieder eine Balance geschaffen wird. In diesem Titel bleiben die männlichen Protagonisten sogar mehr oder weniger ganz auf der Strecke. Doch man braucht sie auch nicht.

Vom Konzept her ähnlich verhält es sich in der Atelier Reihe. In den meisten Fällen haben wir hierbei die schwache Protagonistin, die irgendwie Alchemistin ist – entweder sie 

beschließt eine zu werden, übernimmt ein Atelier oder ist noch in der Ausbildung – und Unterstützung durch andere Figuren benötigt. In dem Fall ist es nicht einmal so, dass unsere Alchemistin so wirklich alleine etwas auf die Beine stellen könnte, denn in Kämpfen geht sie, besonders zu Beginn der Spiele, zumeist einfach unter. Erst im späteren Verlauf kann sie auch solche Bomben produzieren, die Gegner großen Schaden zufügen. Ihre physischen Angriffe sind in der Regel nicht der Rede wert. Meistens bekommt unsere Alchemistin Unterstützung von „Kriegerinnen“ wie beispielsweise in Atelier Firis, in der uns Firis‘ Schwester zur Seite stand. Diese Figuren sind stark, nicht nur auf körperlicher Ebene.

Manchmal entschließt sich GUST auch, dass den Protagonistinnen einige männliche Figuren zur Seite gestellt werden. Das Erstaunliche, finde ich, ist, dass diese Männer meistens sehr jugendlich sind oder doch schon fast androgyn. So wirklich männliche Männer gibt es so gut wie nicht. Meistens sind die jungen Männer eher lauchig und gut aussehend aus, eher weich statt ultramännlich. Sicherlich gibt es auch hier Ausnahmen, wie beispielsweise im kommenden Nelke & The Legendary Alchemists, in denen eine wirklich männliche Fee einen Auftritt hat. Die anderen wirken eher wie Schönlinge, die unserer Alchemistin gefallen sollen – obwohl es in keiner wirklichen Story um die Liebe geht.

Und dann gibt es in der Atelier Reihe noch bestimmte Paare. Hier hat GUST einiges probiert und unterschiedliche Ergebnisse erzielt. Beispielsweise in Atelier Shallie gab es gleich zwei Alchemistinnen, die man spielen konnte und die beide die Alchemie beherrschten. Beide sind ungefähr gleich stark, kommen nur mit unterschiedlichen Hintergründen daher. In Atelier Escha & Logy jedoch gibt es eine Alchemistin namens Escha, die man spielen kann, und eine Art Krieger namens Logix (Logy), in dessen Rolle man schlüpfen kann. Schon die Rollenverteilung macht deutlich, dass beide Figuren nicht ganz gleichberechtigt sind. Doch besonders Escha und Logy scheinen die Grundsteine für Nights of Azure gelegt zu haben.

Ich mag beide Spielreihen unheimlich gerne, auch mit dem Aspekt, dass in Nights of Azure noch so viel mehr steckt, denn wer braucht schon wirklich männliche Figuren, um trotzdem die Welt zu retten? Beide Reihen zeigen, dass Frauen, auch wenn sie manchmal schwach sind, das Herz am richtigen Fleck haben und ganze Welten beschützen können. Ich bin gespannt, wie sich beide Reihen in Zukunft noch entwickeln werden.

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Beatrice Eichhorn
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