Final Fantasy XV (PS4) im Test – Der Weg eines Königs

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Es war eine lange und beschwerliche Reise – Für Square Enix und die Spieler. Vor über zehn Jahren wurde das Spiel, das nun für PS4 und Xbox One als Final Fantasy XV veröffentlicht wurde, als Final Fantasy Versus XIII angekündigt. Kann bei so einem Projekt am Ende noch alles zusammenpassen? Ich habe die Reise mit Noctis Lucis Caelum und seinen Gefährten absolviert – Und mich manches Mal gewundert, geärgert – Aber auch Spaß gehabt. Unser Test verrät mehr.

Vom Prinzen zum König, vom Jungen zum Mann

Wenn ich an Final Fantasy denke, dann denke ich an zahlreiche epische Momente, wunderhübsche Rendersequenzen, und die unzähligen Stunden, die man mit den Spielen verbringen kann. Ich weiß noch, als ich als Jugendlicher nach dem ersten Wochenende mit Final Fantasy X 24 Stunden auf dem Counter hatte. Wahnsinn! Hatte ich viel vom Spiel gesehen? Nicht einmal ansatzweise. Die Geschichte spielt dabei natürlich eine sehr wesentliche Rolle.

Final Fantasy XV präsentiert sich im Bereich der Geschichte von einer komischen Seite. Square Enix hat mittlerweile ein ganzes Universum rund um das Spiel aufgebaut – Es gibt nicht nur noch das Spiel A King’s Tale als quasi-Prequel, sondern auch einen Film und eine Serie rund um Noctis und seine Begleiter. Das Spiel fällt, betrachtet man den ganzen Hype und wie episch Square Enix versucht hat, das alles aufzuziehen, von der Geschichte her arg schwachbrüstig aus. Der Anfang ist gelungen, der junge Prinz und seine Begleiter brechen in eine neue Welt auf. Doch in all den Open-World-Aktivitäten nimmt die eigentliche Geschichte recht schnell eine Nebenrolle ein. Irgendwann, nach vielen Stunden, kommen durchaus epische Momente, die einen auch emotional berühren – Doch dabei geht es eher um Noctis‘ Geliebte Lunafreya als um den Prinzen selbst, der eine ganze Weile in einer Identitätskrise und Bockphase steht, was auch zum Streit mit seinem Wächter Gladiolus führt. Und dann irgendwann kommt das Ende – Ein komischer Abschluss, in den alle Ideen aus zehn Jahren Entwicklung geflossen zu sein scheinen.

Doch wisst ihr, was mich unterm Strich am meisten wundert? Nach fünfunddreißigeinhalb (35,5) Stunden habe ich den Abspann von Final Fantasy XV gesehen. Was habe ich größtenteils gemacht? Nebenquests und die Welt erkundet, Dinge gesehen, die vielleicht noch gar nicht für meine Augen bestimmt waren, da sich beispielsweise Gegner viel zu hohen Levels in bestimmten Gebieten tummelten und ich nach einigen kläglichen Versuchen wieder umgekehrt bin. Was ich damit sagen möchte: Vom Gefühl her hätte sich die Story, inhaltlich wie spielerisch, in ein Spiel von rund sieben, acht Stunden Spielzeit quetschen lassen. Das ist erstaunlich – Und irgendwie habe ich am Ende nicht den Eindruck gehabt, wirklich den Untergang eines Königreichs und den beschwerlichen Aufstieg eines Königs erlebt zu haben, Dinge, die Final Fantasy XV alle versucht zu erzählen. Final Fantasy XV mag in manchen Bereichen episch sein, aber nicht sonderlich bei der Geschichte. Da helfen auch Elemente wie ein Zeitsprung nicht sonderlich weiter.

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Ein Blick aufs Ende (aber natürlich ohne Spoiler!). Dieses Abschlusszertifikat ist cool, hinterlässt aber auch einen flauen Beigeschmack.

Eine Welt mit wenig Versuchungen

Am meisten Spaß gemacht hat mir in Final Fantasy XV das Erkunden der Welt und das Erledigen von Nebenmissionen – In erster Linie aber deshalb, weil alles herrlich unkompliziert ist und das meiste schnell geht. Wirklich in seinen Bann ziehen kann Eos leider nicht. Dazu fehlt es an spannenden Herausforderungen, Abwechslung und dem gewissen Etwas, das die meisten anderen offenen Spielwelten in letzter Zeit durchaus mitbrachten.

Die Nebenmissionen in Final Fantasy XV bestehen größtenteils aus „Hole“ und „Bringe“. Das ist soweit bewährt und es ist ja auch nicht so, dass es keinen Spaß machen würde. Eos fehlen jedoch Entscheidungen, die andere Rollenspiele auch in Nebenmissionen bieten können, und spontane Events. Liegengebliebene Autofahrer, denen man ein Pannenset überreichen muss, zu erwerben im Shop des eigenen Fahrzeugs, des Regalia, oder Jäger, die alle gleich aussehen und verletzt in einer Ruine liegen und einen Heiltrank eingeflößt bekommen müssen, haben nach spätestens dem zweiten Mal den Reiz und Überraschungseffekt verloren. Ansonsten gibt es nur kleine Nuancen bei den Jagdaufträgen, die die herausforderndsten Nebenaufträge in Final Fantasy XV sind: Manche der großen Bestien, für deren Erledigung man mit Gil und materiellen Belohnungen ausgezahlt wird, sind beispielsweise nur nachts an ihren Orten zu finden. Doch auch dann muss man nur zur Markierung auf der Karte laufen, ggf. warten, bis sie spawnen, und dann draufhauen. Mit Spurensuche oder Mitdenken hat (fast) keine der Aufgaben in Final Fantasy XV etwas zu tun – Dazu ist das Spielsystem und die Welt nicht wirklich gemacht und am Ende wird fast alles auf der Karte markiert. Die wenigen Ausnahmen arten dann recht schnell in eher nervige Beschäftigungen aus, wie, wenn man für eine Wissenschaftlerin Frösche fangen oder für einen Jäger alte Fallen entschärfen soll.

Nachts treten in Final Fantasy XV die Siecher auf den Plan, jene aus der Dunkelheit entschlüpften Wesen, die Eos so sehr zu schaffen machen und deren Ursprünge im Laufe der Handlung geklärt werden. Zu Spielbeginn sollte man sich von den Siechern auf jeden Fall fernhalten und rechtzeitig eine Unterkunft aufsuchen – Entweder an einem der Zeltplätze oder in einer Ortschaft, wo man für etwas Bares in einem Motel, einem Campingwagen oder einem Hotel übernachten kann. Das bringt zusätzliche Erfahrungspunkte am nächsten Tag, doch dafür gibt es nichts zu essen, obwohl die Übernachtung Geld kostet. Zeltet man, kocht Ignis automatisch etwas Leckeres für die Gruppe, was am nächsten Tag entsprechende Boni einbringt. Noch mehr, wenn es sich um das Leibgericht eines der Gruppenmitglieder handelt.

Die Jagd nach Zutaten und nach Rezepten ist etwas, was mich in Final Fantasy XV immer wieder motiviert hat und was die normale Monsterjagd gekonnt untermalt. Mittlerweile habe ich einen großen Katalog an Rezepten zur Verfügung. Ignis entdeckt manche Rezepte mit dem Sammeln der in der Spielwelt wachsenden (oder lebenden) Zutaten automatisch, andere muss man kaufen oder in der Welt finden, weil beispielsweise irgendwo ein Magazin mit dem entsprechenden Rezept herumliegt. Auch wenn es spielerisch nicht nötig wäre, so viele Rezepte zu haben, wird man hin und wieder für genaues Hinsehen belohnt, denn wenn man ein Rezept bekommt, das zu großen Boni wie einem gewaltigen Zuwachs an Angriffskraft und LP führt, merkt man die Effekte im Kampf deutlich.

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Eos ist schön und die Atmosphäre passt!

Zwischen PS3 und PS4 (Pro)

Eos zeichnet sich als Spielwelt in erster Linie dadurch aus, dass es wirklich ansehnlich ist. Egal ob bei Sonne oder bei Regen – Für die richtige Atmosphäre und einige Wow-Effekte ist gesorgt. So manches Mal bin ich einfach nur stehen geblieben, um die Aussicht zu genießen. Gut ist es auch, wenn man im Regalia unterwegs ist. Das Fahren mit dem Auto der Truppe ist an sich komplett misslungen – Ich habe nur vom Automatischen Fahren und später von der Schnellreise, die gerade mal 10 Gil kostet, Gebrauch gemacht. Das Manuelle Fahren bringt einem reichlich wenig – Man kann nur auf den vorgegebenen Straßen unterwegs sein, die wenigen KI-Verkehrsteilnehmer benehmen sich absolut daneben, und schlussendlich ist man mit dem eigenen Chocobo schließlich beinahe genauso schnell unterwegs wie mit dem Regalia, zumindest, wenn der Chocobo einige Levelaufstiege hinter sich hat. Somit ist die Schnellreise dann der einzige sinnvolle Zweck des Regalia, wobei man dennoch ans Tanken denken sollte, sonst bleibt man früher oder später liegen. Das Tanken kostet generell auch nur 10 Gil und ist eines der Beispiele für die etwas reduzierten Spielmechaniken von Final Fantasy XV.

Bei genauerer Betrachtung sieht Final Fantasy XV nur oberflächlich so richtig gut aus – Viele Texturen sind bei genauem Hinsehen matschig, Bäume und Büsche sehen teils unterdurchschnittlich aus, in der Ferne tummeln sich gerne viele Grafikfehler und Objekte, die ständig ein- und ausploppen. Für die NPCs in der Spielwelt gibt es nur wenige Modelle, ansonsten unterscheidet sich nur die Farbe der immer gleichen Kleidung. Regelmäßig hat Final Fantasy XV auch mit Framerateproblemen zu kämpfen. Insgesamt steht das Spiel im Widerspruch, an manchen Stellen erkennbar auf PS3-Niveau steckengeblieben zu sein, während die Entwickler auf der anderen Seite versucht haben, das Spiel sogar auf PS4 Pro Niveau zu pushen. Was entsteht, ist im Prinzip genau die Inkonsequenz, die man von einem Projekt erwartet, das so lange in der Entwicklung war.

Die PS3 Herkunft erkennt man an vielen schlechten Scripts und peinlichen NPC-Interaktionen. Man kann Final Fantasy XV auch während der Haupt- und Nebenmissionen wunderbar ärgern, indem man beispielsweise in der Story schon weitermacht, die Nebenquests aber auf einem niedrigen Level hält, oder umgekehrt. Dann haben wir beispielsweise Iris schon längst in Lestallum getroffen, doch als wir viel später eine Nebenquest abschließen, regt Gladio sich lauthals darüber auf, wie lange wir Iris ja warten lassen würden… Hmpf. Wenn wir in der offenen Welt unterwegs sind, hat Square es nicht geschafft, Interaktionen zwischen den vier Freunden realistisch wirken zu lassen. Noctis soll gefühlt alle fünf Minuten seine Jacke ausziehen, weil ihm so heiß ist – Von anderen Gesprächen gibt es nur Fetzen oder sie werden abgebrochen, wenn wir das nächste Skript auslösen.

Flottes Kampfsystem mit Tiefgang (?)

Bestes Beispiel: Noctis und seine Jungs unterhalten sich grade und dann lösen wir einen Kampf aus. Da werden Gespräche gern abrupt unterbrochen. Übrigens merkt man den Figuren generell nicht an, wenn sie sich gerade unterhalten. Es wird zwar lautstark über irgendetwas gewettert, aber man sitzt natürlich trotzdem stocksteif auf seinem Chocobo. Aber zurück zum Kampf: Es ist eines der vielen Dinge, mit denen ich in Final Fantasy XV viel Spaß hatte, die aber dennoch ein genauerer Betrachtung nicht so recht standhalten – So wie schon die Welt und das Regalia-System.

Grundsätzlich: Die Kämpfe in Final Fantasy XV sind spaßig und zumeist erstaunlich schnell erledigt. Die Gefährten handeln größtenteils automatisch, jedoch gibt es „Kommandos“, von denen sie auch mithilfe verdienter Fertigkeitenpunkte (FP) neue lernen können. Für diese Kommandos gibt es einen Aktionsbalken mit drei Abschnitten, der sich im Kampfverlauf füllt – Im besten Fall könnt ihr also drei Gefährten gleichzeitig ein Kommando ausführen lassen, manche der mächtigeren benötigen jedoch auch zwei Aktionsbalken. Vor allem bei Prompto bin ich aber bis zum Ende beim Standard-Kommando „Durchschuss“ geblieben, welches einem oder mehreren Gegnern recht viel Schaden mit der Pistole zufügt. Danach kann Noctis, wenn man im richtigen Moment eine Taste drückt, auch nochmal draufhauen. Viele andere Kommandos, auch der anderen Gefährten, fand ich für mich relativ unnütz. Ich bin fast das ganze Spiel beim gleichen Kommando geblieben und habe zwischendurch nur einmal gewechselt.

Abgesehen von den Kommandos handeln die Gefährten im Kampf automatisch und ihr habt die Gewalt über Noctis. Der Anspruch des Kampfsystems besteht natürlich darin, die Schwächen des Gegners zu kennen oder herauszufinden. Welcher Waffentyp ist am effektivsten? Gibt es Elementresistenzen oder -Schwachstellen? Meistens sind diese logisch, euer verursachter Schaden wird als Hilfe sogar farblich markiert, sodass ihr nicht mal die Zahlen miteinander vergleichen müsst. Ist ein Gegner gegen etwas resistent, zum Beispiel gegen Dolche als Waffen, wird der damit angerichtete Schaden in lila angezeigt, sodass ihr nicht selbst bemerken müsst, dass 200 offenbar weniger als 3.500 ist, die ihr mit einem Schwert mit Feuer anrichten könntet. Besonders mächtig als Angriff ist Magie – Zaubersprüche stellt man selbst mithilfe an Sammelstellen eingesaugter Elementarmagie in Magieflakons zusammen und kann ihnen dank sämtlicher Elixiere im Inventar zusätzliche Effekte verpassen. Ich habe Magie in Final Fantasy XV nur selten eingesetzt – Aber wenn, war es ein richtig cooles Event, denn optisch macht der Einsatz von Magie einiges her. Dann ist zum Beispiel auch die komplette Umgebung eingefroren. Doch Vorsicht: Auch alle Gefährten im Gebiet sind von der Magie beeinflusst!

Dass die KI-Kollegen selbstständig handeln, heißt nicht, dass man nicht mit ihnen interagieren kann. Ich fand die Kämpfe jedoch alles in allem zu unübersichtlich, um mich wirklich auf Kombos zu konzentrieren. Ab und zu habe ich zufällig eine Parade- oder Überraschungsangriff-Kombo ausgelöst, die dann auch ordentlich Schaden gemacht hat.

Dementsprechend habe ich noch schneller herausgefunden, wie absurd die Technikbewertungen sind, die nach jedem Kampf verteilt werden. „Zeit“ und „Offensive“ sind logisch und durch meinen Spielstil habe ich hier meistens eine glatte „S“ kassiert, die Technikwertung hat mich aber immer wieder verwundert. Das Spiel scheint hier nur aufzuaddieren, wie oft man gute Aktionen wie Kombos oder den Einsatz von Kommandos vollführt. Konkrete Beispiele: Den einen Kampf schließe ich in zehn Sekunden ab, weil wir gut aufgestellt sind und die elementaren Schwächen der Gegner ausnutzen und kassieren selbst keinen Schaden. Technik D. Der nächste Kampf dauert länger, ich weiche zwar oft aus und nutze Noctis‘ Warp-Fertigkeiten (der Warp dient nicht nur zum Ausweichen, sondern auch zur LP- und MP-Regeneration und ist ziemlich cool) und schaffe ein paar Kombos, muss Noctis und seine Kollegen aber durch eigene Dummheit auch mehrfach mit Phönixfedern (die wachsen in Final Fantasy XV übrigens geradeso auf Bäumen und liegen überall in der Welt herum) wiederbeleben – Technik S. Das fand ich selten dämlich und die Technikbewertungen haben für mich oft so gar keinen Sinn ergeben.

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Der Einsatz von Magie macht optisch Einiges her!

Viele Elemente, geringer Anspruch

Was mir in Final Fantasy XV unterm Strich gefehlt hat, war echter Anspruch. Vom Gefühl her ist der Großteil des Spieles viel zu einfach, und dann gibt es einige sehr unfaire Stellen. Bestes Beispiel: Typisch Square Enix sind Gegner im Areal des Endgegners beinahe unschaffbar schwer, wenn man mit der vorgesehenen Stufe dort unterwegs ist. Alle Kämpfe kann man jedoch problemlos umgehen, der Endkampf selbst ist dann auch mit der vorgesehenen Stufe oder leicht darunter aber keinerlei Herausforderung.

Final Fantasy XV war eines der ersten JRPGs, in dem ich nicht wirklich mit der Charakterentwicklung auseinandergesetzt habe, einfach weil ich den Eindruck hatte, dass ich es nicht wirklich musste. Zwar gibt es unzählige Fertigkeiten mithilfe der verdienten FP und verschiedenen Kategorien (Skilltrees) zu verdienen – Zum Beispiel „Kampf“, „Team“, „Erkundung“ und so weiter – Jedoch erklären sich mögliche Kombinationen von ganz alleine und ich habe quasi immer nur das gewählt, was gut klang. Davon, dass man sich hier lange mit irgendetwas beschäftigen muss, habe ich nichts bemerkt.

Im Endeffekt haben sich mir auch nicht die genauen Rollen der sammelbaren Königswaffen und der Beschwörungen erschlossen. Beschwörungen sind nur möglich, wenn es euch im Kampf gerade schlecht geht oder wenn Final Fantasy XV beschließt, dass man mal eine Beschwörung erlauben konnte. Alles folgt zwar einer Logik, wirkt aber unheimlich holprig ins Spiel implementiert. Nach dem Druck auf die L2-Taste war ich doch jedes Mal erstaunt, wenn tatsächlich was passierte. Es ist dann zwar super cool zu sehen, wie beispielsweise Titan auf die Welt herabfährt (zu sehen ist dann wirklich! das Gebiet, in dem ihr gerade kämpft) und alles verwüstet, aber letztlich ist auch das wieder nur eher Grafikblenderei als spielerische Finesse.

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Das Fahren des Regalia ist auch mit Cockpit-Ansicht selten dämlich.

Torn from the Heavens – Ein musikalischer Genuss

Immer wieder habe ich mich selbst ein bisschen gewundert, dass mir Final Fantasy XV tatsächlich so viel Spaß macht. Doch im Endeffekt haben die Entwickler vermutlich genau durch die vielen Lücken, losen Fäden und oberflächliche Mechaniken geschafft, ein halbwegs rundes Paket abzuliefern. Final Fantasy XV ist für mich ein wahnsinnig unkompliziertes Abenteuer, das euch in eine hübsche Welt entführt, in der es letztlich genauso viel zu tun gibt, dass insgesamt dem Spiel nicht die Puste ausgeht. In einer Disziplin überzeugt Final Fantasy XV aber natürlich voll und ganz und sorgt damit wie immer für die richtigen Gefühle: Beim Soundtrack!

Die Musikuntermalung von Final Fantasy XV ist ausnahmslos sehr passend und unterstreicht die Ereignisse sehr gelungen. Am besten gefallen hat mir, dass man im Spielverlauf verschiedene Alben sammeln kann – Dabei handelt es sich nicht nur um die Final Fantasy XV eigene Musik, sondern es gibt auch Alben zu sämtlichen vorhergegangenen Ablegern. Somit könnt ihr auch der Musik aus Final Fantasy I bis Final Fantasy XIV lauschen. Zunächst nur im Regalia, aber man kann auch einen Musikplayer erwerben, den man dann auch jederzeit anschalten kann, wenn man zu Fuß unterwegs ist.

Abgesehen von der Musik gibt es auch an den Soundeffekten nichts auszusetzen. Erstaunlich gut gefallen hat mir nach einigen Startschwierigkeiten auch die deutsche Synchronisierung – Ja, nach der lückenhaften Synchro von Final Fantasy XIV ist Final Fantasy XV der erste Serienableger, der komplett auf Deutsch vertont ist. Letztlich sind die Besetzungen sehr passend – Am überzeugendsten fand ich Dina Kürten (z.B. Elsa in Die Eiskönigin – Völlig unverforen) als Lunafreya und Linus Kraus (bekannt aus zahlreichen weiteren JRPGs) als Prompto. Noctis‘ Stimme (er wird gesprochen von Marco Sven Reinbold) fand ich sehr sympathisch, weil ich an eine Mischung aus Tobias Müller (Detektiv Conan) und Konrad Bösherz (bspw. Standardstimme von Jesse Eisenberg) denken musste. Hin und wieder klang er mir aber ein bisschen zu gelangweilt.

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Omom! Das Kochen empfand ich als sehr gelungenes Element.

Fazit: Es passt… Irgendwie

Final Fantasy XV ist wahrlich schwer zu beurteilen. Ich hatte viel Spaß mit dem Spiel, keine Frage. Doch eine Frage hat mich vor wie nach dem Abspann immer wieder beschäftigt: Was genau hat Square Enix zehn Jahre lang getan? Dass Final Fantasy XV viele Unstimmigkeiten vor allem im technischen Bereich aufweist und mal wie ein PS3, mal wie ein waschechter PS4 (Pro) Titel wirkt, lässt sich mit der langen Entwicklungszeit ja problemlos erklären. Dass jedoch spielerisch und inhaltlich dermaßen viele Oberflächlichkeiten und lose Enden bestehen, wie beim Regalia, dem Kampfsystem, der Spielwelt und sogar der Story – Das deutet unterm Strich sogar eher auf Zeitmangel hin. Im Endeffekt muss ich jedoch auch sagen, dass Final Fantasy XV merkwürdigerweise genau deshalb als Gesamtpaket funktioniert: Es ist ein sehr unkompliziertes, rasantes Abenteuer in einer wunderschönen, wenn auch nicht fordernden Welt, das immer wieder für einige Stunden gut unterhält. Die epischen Ausmaße und Gefühle, die ich von einem Final Fantasy gewohnt war, erreicht es jedoch nicht. Final Fantasy XV ist keinesfalls ein schlechtes Spiel und sicherlich eine gute Übung, vor allem darin, wie man Ideen und Elemente aus zehn Jahren dann doch in ein passables Spiel packt, für die Zukunft wünsche ich mir bei Square aber mehr Konsequenz – Und mehr Substanz!

Pro Contra
+ Teils wunderschöne Spielwelt… – … aber stark schwankende Grafikqualität und Bildratenprobleme
+ Unkomplizierte und spaßige Aufgaben und Erkundung – Nebenaufgaben hauptsächlich „hole“ und „bringe“
+ Umfangreiche Charakterentwicklung – Insgesamt fehlender Anspruch
+ Grandioser Soundtrack, auch aus den Vorgängern – Lächerliche Technikwertung in Kämpfen
+ Größtenteils gelungene dt. Synchro – Viele Elemente absolut oberflächlich (Regalia, Beschwörungen, Kämpfe…)
+ Flottes und spaßiges Kampfsystem – Story lässt sich in eine Achtstunden-Kampagne stecken
+ Sammeln von Zutaten und Rezepten motivierend – Viele schlechte Scripts und KI-Pannen

Technik: 74

  • Grafik: 69
  • Sound: 94
  • Umfang: 75
  • Gameplay: 68
  • KI: 67

Spielspaß: 76

Singleplayer:

  • Story: Final Fantasy XV bietet an sich eine solide Story im Coming-of-Age Bereich – Vom Jungen zum Mann, vom Prinzen zum König. Für so ein großes Universum hält sich alles aber ziemlich kurz. Die Story ließe sich in ein Achtstunden-Spiel quetschen, wirklich emotionale Momente gibt es nur wenige, das Ende wirkt, als ob Ideen aus zehn Jahren zusammengepappt worden wären.
  • Frustfaktor: Gering – Insgesamt fehlt eher Anspruch, wobei manche Stellen übertrieben unfair sind.
  • Wiederspielwert: Auch nach Abschluss der Story gibt es noch einiges zu erkunden, sodass Final Fantasy XV dann doch mindestens 50 Stunden gut unterhält.
  • Design/Stil: Solide. Technik schwankt alles sehr stark, die Welt ist aber prinzipiell wunderschön.
  • Musik: Der herausragende und umfangreiche Soundtrack überzeugt, die dt. Synchronisierung kann überzeugen.

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Manuel Eichhorn
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