Headliner: NoviNews (Nintendo Switch) im Test – Die Macht der Meinungsbildung

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Mit Headliner hat das Indiestudio Unbound Creations schon einmal bewiesen, wie emotional es sein kann, einem die Leitung der Nachrichten zu überlassen. In Headliner: NoviNews tut man genau das wieder, allerdings in einem anderen Staat und mit anderen Geschichten, die sich entwickeln können. Wir waren auf der Switch Headliner und berichten euch von den Erfahrungen.

In Novistan ist nicht alles, wie es scheint. Schon die ersten Minuten des ersten Durchgangs machen deutlich, dass etwas Großes geschehen wird – manches offensichtlich, manches hinter den Kulissen. Headliner: NoviNews zeichnet eine geniale Atmosphäre aus, die man nicht nur optisch sicher getroffen hat, sondern auch mit einem wunderbar futuristischen Soundtrack untermalt. Das Gesamtbild macht deutlich, dass man hier nicht nur in der Zukunft unterwegs sind, sondern eben auch in einer eher dystopischen Zukunft.

Modifikationen für den menschlichen Körper sind Standard, in Novistan zwar weniger als in Galixia, dem Schauplatz des ersten Headliner Titels, der aber auch tief in die Handlung des Nachfolgers verankert ist, allerdings dennoch allegegnwärtig. Gleiches gilt für Medikamente, Alkohol und andere synthetische Stoffe, die einem ein Hochgefühl verschaffen: Der Markt mit synthetischen Mitteln boomt in Novistan.

Mir gefällt richtig gut, dass einem als Spieler auch nach mehreren Durchgängen nicht klar wird, wer jetzt wirklich hinter was steckt. Vermutlich ist auch die Realität komplizierter als das. Wir kommen allerdings mit allem Berührung, was auch im echten Leben eine Rolle spielt: Da stellt ein Großkonzern Gelder zur Verfügung, wenn die Berichterstattung über sein Produkt gut ist, außenstehende Informanten mischen sich in unsere Arbeit ein und behauptet, die Regierung sei für die derzeitige Krise verantwortlich, und ja, schließlich werden wir sogar von der Regierung selbst bedroht…

Der Ladebildschirm macht schon Einiges deutlich…

Inspirationen in der echten Welt

Auch wenn Headliner: NoviNews in der fiktiven Stadt Novistan spielt, so sind viele Elemente einige Elemente ziemlich offensichtlich von unserer Welt inspiriert. Im Mittelpunkt der Ereignisse steht eine mysteriöse Erkrankung, die immer mehr Menschen plagt, für die aber kein Grund oder Auslöser erkennbar ist. Würde ein staatliches Gesundheitssystem hier für Abhilfe sorgen oder alles nur schlimmer machen? Das ist eine der Fragen, denen man sich stellen muss.

Tagtäglich beeinflussen eure Entscheidungen als Headliner in Headliner: NoviNews die Stimmung der Bevölkerung ungemein. Ihr könnt mit jedem zugelassenen oder abgelehnten Artikel eurer Redakteure die Stimmung in eine Richtung drücken und zum Beispiel entweder Weltoffenheit oder Rassismus vermitteln. Sehr gut haben die Entwickler hier allerdings umgesetzt, dass ihr in Headliner: NoviNews keineswegs alle beeinflusst. Wenn ihr nach der Arbeit durch die Straßen wandelt, werdet ihr immer den Gruppen begegnen, die eure Berichterstattung als beeinflusst oder gelogen hinstellen – und bisweilen tut das sogar der Regierungschef selbst und das NoviNews Gebäude ist mit „fake news“ beschmiert. Ihr seht also, wo die Inspirationen herrühren…

Headliner: NoviNews ist darauf ausgelegt, mehrfach gespielt zu werden. Ich habe in fünf Durchgängen einige, aber längst nicht alle Variablen im Spiel gesehen. Leider gibt es nach dem zweiten Durchgang nicht wirklich etwas Neues, das ins Spiel kommt. Ab dem zweiten Durchgang könnt ihr bei einer Mordermittlung helfen, aber das war es dann auch schon an Elementen, die neu dazukommen. Das bedeutet, dass jeder Durchgang nach dem zweiten von vielen gleichen Gesprächen und Wiederholungen geprägt ist, was etwas schade ist. Hier muss man dann aufmerksam genug sein, um sich nicht zu langweilen und die richtigen Auswahloptionen zu treffen, wenn man neue Ereignisse triggern will.

Die Äußerungen des Regierungschefs wecken bestimmte Assoziationen…

Kleine Fehler im System

Bisweilen verbringt man in Headliner: NoviNews mehr Zeit außerhalb der Arbeit als mit eigentlich genehmigen oder ablehnen von Artikeln. Diese Handlung läuft auch immer fast vollständig unabhängig von den Ereignissen in der Spielwelt ab, und eure außerhalb der Arbeit vertretenen Ansichten müssen natürlich nicht dem entsprechen, was ihr in den Nachrichten teilt. Dennoch sind die Ereignisse miteinander verknüpft: Wenn in Novistan alles komplett den Bach runtergeht, wird die Polizei mit der Mordermittlung etwas anders verfahren, als wenn alles gut läuft, vom Ablauf her für euch ändert sich aber dennoch nichts.

Man kann wirklich krasse Szenen in Headliner: NoviNews sehen, da nimmt sich der zweite Teil nichts mit dem Vorgänger. Am Ende des Spieles, nach zwei Wochen in eurer Arbeit, wie auch immer dieses Ende dann aussehen mag, fasst das Spiel noch einmal die Kernpunkte für euch zusammen. Habt ihr die Stadt in Flammen gesehen durch Protest, oder nicht, aber dadurch vielleicht erst recht eine düstere Zukunft geschaffen? Leider fehlt Headliner: NoviNews auf der Nintendo Switch die Funktion, die Ergebnisse speziell irgendwo zu teilen. Lediglich im Hauptmenü wird einem der Ablauf eines der letzten Headliner, also eines der letzten Spieler, angezeigt.

Man hat recht schnell raus, welche Entscheidungen welche Folgen bedingen und auch beim Blick auf die Steam Errungenschaften des Titels, die Headliner: NoviNews auf der Switch in keiner Form mitbringt, wird deutlich, dass ich mir hier noch etwas mehr gewünscht hätte. Wirkliche Überraschungen hält der Ablauf nach zwei, drei Durchgängen nämlich nicht mehr bereit.

Nach diesen ersten paar Durchgängen habe ich dann bewusst versucht, bestimmte Ereignisse in Headliner: NoviNews herbeizuführen bzw. zu schauen, ob es diese Ereignisse überhaupt gibt. Auffällig war dabei, dass es sehr schwierig ist, einen angefangenen Kurs wieder abzuändern. Wenn man regierungskritisch berichtet, wird man nach einigen Spieltagen darauf hingewiesen und gebeten, diesen Kurs zu ändern. Das war mir aber gar nicht möglich: Zum einen bekam ich nicht an allen Tagen positive Artikel von meinen Redakteuren zugespielt, wobei diese Artikel durchaus in anderen Durchgängen existieren, die Artikel aber zu einem gewissen Grad zufällig ausgespielt wurden, und zum zweiten hatten die positiven Artikel, die ich anschließend ausschließlich veröffentlicht habe, keinerlei Einfluss mehr auf das Bild von der Zeitung – es kam dennoch zu Protesten in der Stadt und das Spiel lief genauso ab, als hätte ich nur regierungskritisch berichtet. Hier hätte ich mir feinere Reaktionen und eine Art Zwischenstufe gewünscht, de aber offenbar nicht existiert.

Es gibt wirklich krasse Folgen eurer Entscheidungen…

Fehler in der Software

Die Umsetzung von Headliner: NoviNews auf die Nintendo Switch ist aktuell nicht hundertprozentig sauber. In meinen ersten vier Durchgängen stürzte das Spiel immer an meinem zweiten Spieltag ab, drei mal davon direkt vor dem Speichern und dem Übergang zum dritten Tag, ein mal zum Beginn des dritten Tages. Bei den drei Malen musste ich also Tag 2 komplett neu spielen, was eher nervig war.

Es gibt ansonsten kleinere Bildratenprobleme, im Großen und Ganzen läuft das Spiel aber sauber. Lediglich bei der Bedienung hat man gepatzt: Kommen in der Wohnung des Protagonisten mehrere Objekte auf einem Fleck zusammen, gibt es in manchen Situationen keine Möglichkeit, eine Interaktion zu starten, da alle parallel ausgewählt sind. Im Handheldmodus hat Headliner: NoviNews zum Glück vollständige Touchscreenunterstützung und man kann einfach auf das passende Symbol klicken – mit dem Controller muss man dann herumlaufen und hoffen, dass das Spiel lediglich ein Objekt oder eine Person ins Visier nimmt, was zwar meistens klappt, aber dennoch etwas nervig ist.

Die Wohnung des Headliners kann man mit dem nötigen Kleingeld nach und nach mit weiteren Objekten und sogar Hund und Drohne ausstatten, was nette Boni sind, spielerisch allerdings kaum Folgen hat. Gibt man dem Hund ein Leckerli, stellt der Protagonist gemeinsam mit ihm einige Vermutungen über die aktuellen Ereignisse an – spätestens ab dem dritten Durchgang ist aber auch das keine sinnvolle Ergänzung des Spieltages mehr.

In dieser Situation funktioniert die Steuerung mit Controller nicht.

Fazit: Kein Job für die Ewigkeit

Auch in Headliner: NoviNews sind wir ein weiteres Mal gern in die Rolle des Headliners geschlüpft und haben hautnah erlebt, wie die Beeinflussung der öffentlichen Meinung funktioniert und wie anspruchsvoll das Leben des Headliners sein kann – und wie schnell es unter Umständen auch vorbei sein kann. Die Atmosphäre im fiktiven Staat Novistan ist phänomenal, während das Spiel mit den einzelnen Elementen klug verhandelt und vor allem auch euch als Spieler bis zum Ende nicht aufklärt, wer jetzt wirklich für was verantwortlich ist, und das, obwohl wir Zeuge von wirklich krassen Ereignissen werden. Es fehlt Headliner: NoviNews auf Dauer allerdings dennoch an frischen Elementen, und so ist einem nach zwei bis drei Durchgängen eigentlich dennoch alles klar und man weiß, welche Hebel man in Bewegung setzen muss, um ein bestimmtes Ergebnis zu bekommen. Bisweilen ist aber auch das nicht so einfach, weil man von einem angefangenen Kurs nur schwer wieder abkommen kann. Auch kleinere technische Probleme trüben den Eindruck – so ist Headliner: NoviNews für den abgerufenen Preis von knapp 14€ auf jeden Fall einen Blick wert, allerdings solltet ihr nicht erwarten, besonders lange in dem Job zu verbringen.

ProContra
+ Tolle Atmosphäre– Leichte Bildratenprobleme
+ Starker Stil– Folgen von Handlungen schnell klar
+ Top Soundtrack– Spielablauf legt sich schnell fest
+ Mehrere verschiedene Handlungselemente– Langzeitmotivation nicht wirklich gegeben
+ Spielszenen, die in Erinnerung bleiben– Bedienung mit Controller nicht vollkommen rund
+ „Schuldfragen“ werden nicht komplett aufgeklärt– Abstürze am zweiten Spieltag während des Testzeitraums (Fehler an Entwickler gemeldet)

Technik: 75
Grafik: 84
Sound: 88
Umfang: 58
Gameplay: 73
KI: 70

Spielspaß: 69

  • Story: Die Story spielt mit vielen verschiedenen Elemente, die man als Presse hautnah mitbekommt – eingebettet in einen futuristschen, dystopischen Staat. Spannend!
  • Frustfaktor: Kaum vorhanden – außer, das Spiel stürzt mal wieder an Tag 2 ab.
  • Wiederspielwert: Headliner: NoviNews ist explizit darauf ausgelegt, mehrfach gespielt zu werden. Für einige Durchgänge und somit ein paar Stunden ist auch genug Material da – doch dann lässt die Motivation schnell nach.
  • Design/Stil: Sehr gut gelungen.
  • Musik und Sound: Die Musik passt hervorragend, manche Soundeffekte stecken allerdings zurück.

Wir bedanken uns bei Unbound Creations für das Pressemuster zu Headliner: NoviNews.

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Manuel Eichhorn
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