Heart & Slash (Xbox One) im Test – Roboter mit Herz in grausamer Roguelike-Welt

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Was passiert, wenn alle Roboter in einer von ihnen beherrschten Welt verrücktspielen und nur noch ein kleiner Roboter mit Herz übrig ist? Das erfahrt ihr in Heart & Slash. Der Titel des spanischen Indie-Entwicklers A Heartful of Games war vor einiger Zeit erfolgreich bei Kickstarter. Noch bevor man auf Steam die Early Access Phase verlässt, startet der Titel nun am 24. Juni auf PS4 und Xbox One durch. Was euch in dem Roguelike-Abenteuer erwartet, verrät der Test. Gespielt haben wir Heart & Slash auf Xbox One!

Der Weg ist das Ziel

Lektion Nummer Eins für Heart & Slash: Verabschiedet euch davon, gleich Erfolg zu haben. Heart & Slash ist ein waschechtes Roguelike mit Permadeath, heißt: Sterbt ihr, ist der Spieldurchgang vorbei und ihr fangt wieder von vorne an. Auch wenn ihr es irgendwann mal ins zweite Level, hinaus aus der Roboterfabrik, in die Stadt geschafft habt, gilt das. Es gilt aber auch: Pausenlos arbeitet in Heart & Slash im Hintergrund ein Fortschritts-System, sodass ihr euch immer weiterentwickelt. Somit bekommt das Spiel einen sehr belohnenden Charakter… Nur, dass euch eure Belohnungen nicht sicher sind.

Ob ihr eure „Belohnung“ nämlich letztlich auch einheimsen könnt, ist rein vom Zufall abhängig. Eine Belohnung heißt in Heart & Slash nämlich nicht, dass ihr eine super gute Waffe bekommt und euch in Zukunft problemlos durchs Level metzelt, sondern: Eine durch eine erfüllte Aufgabe freigeschaltete Waffe wird dem Pool der verfügbaren Waffen hinzugefügt. Welche Waffen aber im nächsten Spieldurchgang in entsprechenden Ausrüstungsräumen auftauchen und wie viele, ist aber ganz dem Zufall überlassen. Stichwort (mal wieder): Prozedurale Generierung.

Schon zum Beginn eines jeden Durchlaufs erhaltet ihr für Heart drei Ausrüstungsgegenstände: Hier ist nur sichergestellt, dass jedes Mal mindestens eine Waffe dabei ist, sodass ihr angreifen könnt. Theoretisch können aber drei Waffen ebenso droppen wie eine Waffe und zwei Ausrüstungsgegenstände. Somit ist jeder Spieldurchgang nicht nur vom Aufbau der Spielwelt, sondern auch mechanisch prinzipiell etwas anders: Ein mit Schwert ausgestatteter Heart spielt sich gänzlich anders als ein mit Boxhandschuhen ausgestatteter. Generell gilt in Heart & Slash: Man muss sich immer den (zufällig generierten) Gegebenheiten anpassen und darf die Flinte nicht so schnell ins Korn werfen. Dennoch lässt sich festhalten: Wer die ersten paar Durchgänge übersteht, bekommt bald tendenziell besseres Waffenarsenal, sodass man sich nach einigen Durchgängen relativ problemlos durch das erste Level metzeln oder prügeln kann. Trotzdem ist auch dauerhaft denkbar, dass ihr mit eher suboptimalem Waffenarsenal sehr vielen Gegnern gegenübersteht. Die Schwierigkeit der Durchgänge kann in Heart & Slash mitunter stark schwanken.

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Keep calm and carry on! Wäre das bei all den Feinden mal immer nur so einfach…

Slash: Freund oder Feind?

Mit den freigeschalteten Waffen sind die Dinge, die sich auch über Durchgänge hinweg übertragen, noch längst nicht erschöpft. Einerseits sind da die erwähnten Aufgaben, die ihr nebenbei quasi automatisch abarbeitet, von denen man aber leider keine Liste in Heart & Slash einsehen kann. Gezielt auf das Freischalten bestimmter Dinge hinzuarbeiten ist also nicht möglich. Wichtig, und durchaus von euch beeinflussbar, sind aber die Begegnungen mit Slash, den ihr euch im Laufe des Spieles vom Antagonisten zum Freund, oder auch zum Erzrivalen züchten könnt.

Bei der ersten Begegnung mit Slash kommt ihr nicht drumherum, mit ihm zu kämpfen. Dieser Kampf ist bockschwer, wenn man versucht, genauso zu kämpfen wie mit den anderen Gegnern. Erfolg hat nur, wer wirr herumspringt und ihn in genau den richtigen Momenten trifft. Ein Treffer von Slash zieht euch nämlich mächtig Gesundheit ab, sodass ihr schon nach drei, vier Treffern in eure Einzelteile zerfliegt und dann natürlich von vorn anfangen müsst.

Könnt ihr euch von dem Frust losreißen, sind, abhängig von euren Entscheidungen, verschiedene Konsequenzen möglich, die euch entweder in diesem Durchgang oder auch über Durchgänge hinweg erwarten. Slash kann zu Freund oder Feind werden. Nebenbei steht euch übrigens auch Dr. Sympathico zur Seite, ein Wissenschaftler, der die Roboter einst einmal erschuf, und der nun als KI noch in Computersystemen existiert. Er stellt euch auch regelmäßige Aufgaben und hilft euch mit Items und Herzcontainern weiter. Netter Kerl, auch wenn er auf Dauer ziemlich unnütz ist, da sich seine Herausforderungen schnell ähneln und eher langweilig werden.

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Freund oder Feind?

Rasant mit Ecken und Kanten

Heart & Slash ist ein rasanter Brawler bzw. ein blitzschnelles Hack & Slash (im wahrsten Sinne des Wortes) – Mit dieser Schnelligkeit geht auch eine gewisse Portion an Unübersichtlichkeit und mangelnder Präzision einher. Das Kampfsystem ist auf schnelles Prügeln ausgelegt und geht auch gut von der Hand. Habt ihr mehrere Waffen ausgerüstet, greift ihr standardmäßig mit der Hauptwaffe an, durch Gedrückthalten der jeweiligen Schultertasten greift ihr aber auch mitten im Kampf zu den maximal zwei anderen Waffen, die ihr dabei haben könnt. Jede Waffe verfügt über andere Kombos und eigentlich kann man auch Schwächen und Resistenzen der Feinde ausnutzen bzw. muss sie beachten, jedoch ist es ja ganz vom Zufall abhängig, ob ihr überhaupt die richtige Waffe dabei haben könnt.

Das Anvisieren von Gegnern ist nicht möglich, und vor allem in engen Gebieten spielt die (frei steuerbare) Kamera gerne mal verrückt – Vor allem bei vielen Gegnern mangelt es Heart & Slash an der entscheidenden Präzision, die wir uns manchmal wünschen würden. Das wird zwar durch die hohe Schnelligkeit teilweise wettgemacht, aber vor allem das Angreifen in der Luft schwebender Gegner wird durch die schwierige Einschätzung von Höhe und Entfernung teilweise zur Geduldsprobe. Auch technisch ist Heart & Slash bei Weitem (noch) nicht rund: Gerne kämpft das Spiel an Kanten mit Problemen bei der Kollisionsabfrage, sodass wir uns verheddern. Selbiges passiert auch der KI, die dann an Ort und Stelle umhertänzelt. Auch die Framerate ist bei vielen Feinden in einigen Räumen sehr instabil, was das unpräzise Kampferlebnis nicht gerade angenehmer macht.

Während unserer Testphase wurde bereits ein Patch für Heart & Slash veröffentlicht, der die Probleme teilweise anging und viele der Probleme bereits auf ein erträgliches Maß reduziert hat. Die uns zunächst übermittelte Fassung für Reviews hätte stark das Prädikat „Game Preview“ verdient gehabt, was angesichts der Tatsache, dass sich die Steam-Version noch bis August im Early Access befinden soll, wohl auch gerechtfertigt gewesen wäre. Mittlerweile ist Heart & Slash schon durchaus gut, wenn auch mit einigen Abstrichen spielbar. Wir hoffen dennoch auf einen weiteren Patch rechtzeitig zum Launch, der auch die letzten Probleme fixt und werden den Test dann ggf. noch einmal anpassen. Vor allem im Stadtlevel sollte die Framerate noch deutlich aufpoliert werden.

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In den rasanten Kämpfen fehlt es manchmal an Präzision.

Zwischen 3D-Pixeln und Entwicklerliebe

Von den technischen Problemen abgesehen, die auf eine eher schwächliche Konsolenportierung auf Xbox One schließen lassen, merkt man Heart & Slash an vielen Stellen an, dass A Heartful of Games tatsächlich viel Herzblut ins Spiel gesteckt hat. Obwohl der Stil der Level eigentlich eher gräulich und eintönig ist, wirken die Level nie langweilig, ganz im Gegenteil, durch Dinge wie eine Pixel Mona Lisa sogar sehr detailverliebt.

Die Musikuntermalung ist des Spieles ist einerseits sicherlich Geschmackssache, andererseits aber auch ein echter Ohrwurm, der auch auf Dauer nicht langweilig wird. Zusammen mit der 3D-Pixelartigen-Optik ergibt sich ein toll gelungener audiovisueller Gesamtstil, der von der Stimmigkeit her viele größere Produktionen übertreffen kann. Eine Kostprobe bekommt ihr natürlich in unserem Gameplayvideo.

Übrigens wäre Heart & Slash kein waschechtes Spiel seiner Zunft, wenn man nicht auch noch mehr spielbare Figuren freischalten. Das geht hier keinesfalls automatisch, sondern ist ebenfalls an Bedingungen verknüpft. Fürs Freischalten aller Schwerter/messerartigen Waffen bekommt ihr beispielsweise eine Figur, die mit festgelegtem Waffensatz kämpft – Freilich nur verschiedene Schwerter. Wer Heart & Slash an Halloween spielen wird, bekommt auch einen passenden Roboter zum Spielen. Cool gemacht!

Fazit: Harter Brocken für echte Gamer

Heart & Slash ist eine anspruchsvolle Spielerfahrung für Gamer, die sich durchbeißen wollen. Insbesondere am Anfang braucht ihr nicht zu erwarten, dass ihr irgendwas reißen könnt. Doch nach einer Weile kommt nicht nur der Augenblick, wo einer der prozedural generierten Welten etwas netter zu euch ist, sondern wo das im Hintergrund arbeitende herausragende Fortschrittsystem seinen Belohnungscharakter entfaltet: Mehr Waffen, bessere Waffen, mit ein bisschen Glück solche, die euch Spaß machen. In Heart & Slashmuss man sich immer an die zufälligen Gegebenheiten anpassen und sich mit dem durchschlagen, was einem gegeben wird. Abgesehen von einigen technischen Problemen, die die Entwickler mit einem während unserer Testphase veröffentlichten Patch schon etwas verbessert haben, ist Heart & Slash ein motivierender und stilistisch völlig stimmiger Titel, in den das kleine Entwicklerteam A Heartful of Games erkennbar viel Herzblut gesteckt hat. Als abschließenden Verbesserungsvorschlag abgesehen von weiteren technischen Verbesserungen würden wir uns noch ein wenig mehr Präzision in den Kämpfen wünschen – Vielleicht bessern die Entwickler in dieser Hinsicht ja auch noch nach.

Pro Contra
+ Audiovisuell sehr gelungener Gesamtstil – Technische Macken (Framerate, Kollisionsabfrage, …)
+ Tolles Fortschrittssystem im Hintergrund – Immer wieder recht großes Frustpotential
+ Sehr rasantes Kampfsystem mit Tiefe… – … dem es an Präzision fehlt
+ Gutes Questsystem, auch über Durchgänge hinweg – Fehlender Überblick über Aufgaben
+ Gegebenheiten erkennen und sich ihnen anpassen… -… auch wenn echter Einfluss natürlich völlig fehlt bzw. die Schwierigkeit schwankt
+ Verschiedene Waffen spielen sich sehr unterschiedlich
+ Verschiedene Figuren mit witzigen Freischaltbedingungen

Technik: 78

  • Grafik: 69
  • Sound: 90
  • Umfang: 85
  • Gameplay: 77
  • KI: 68

Spielspaß: 84

Einzelspieler

  • Story: Der letzte (?) Roboter mit Herz in einer Welt voll Fehlfunktionen (?). Heart & Slash entfaltet mit der Zeit eine gelungene Story in einem guten Setting, in der ihr sogar Entscheidungen über die Durchgänge hinweg treffen könnt!
  • Wiederspielwert: Sehr groß – Allein, bis man dieses Spiel durch hat, vergeht Zeit. Fans von freischaltbaren Objekten kommen zudem voll auf ihre Kosten.
  • Frustfaktor: Stellenweise sehr groß – Durch zufällige Unfairness, die unpräzise Kamera und Steuerung oder einige andere Ärgernisse.
  • Design/Stil: Audiovisuell ist Heart & Slash stilistisch fast ohne Abstriche absolut gelungen. Grafisch schwächelt die technische Seite.
  • Musik/Sound: Eine gute Musikuntermalung, die überraschenderweise nie nervig wird.

Informationen zum Testgerät (Xbox One)
Plattform: Xbox One
Edition: Standard (500GB), ohne ausgetauschte Hardware
Hardware: Titel auf externer Festplatte (2TB, USB 3.0)
Alter des Geräts zum Testzeitpunkt: 1 Jahr, 8 Monate

Wir bedanken uns bei Badland Games für das Pressemuster zu Heart & Slash!

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Manuel Eichhorn
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