Kandagawa Jet Girls (PS4) im Test – Jetracer auf der Überholspur

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Vermisst ihr nicht auch die guten alten Jetracer wie Wave Race? Ein neuer Ableger davon ist uns schon lange nicht mehr vergönnt gewesen. Wie gut, dass Marvelous im vergangenen Jahr das Multimediaprojekt Kandagawa Jet Girls gestartet hat und jetzt mit dem zugehörigen Videospiel von Honey Parade Games auch in Europa durchstartet. Jet-Ski-Rennen gibt es hier auf jeden Fall – und Einiges Drumherum. Wie genau das Gesamtpaket überzeugt, erfahrt ihr in der Review.

Von Leistungsdruck, Stars und Jetracing

Kandagawa Jet Girls lässt einen im Storymodus verschiedene Arcs spielen – es handelt sich dabei um die Geschichten der verschiedenen Teams und Schulen aus dem Anime. Wer diesen und die markanten Figuren schon kennt, hat möglicherweise einen Vorteil – doch ich finde, Kandagawa Jet Girls erzählt gut und verständlich. Freunde japanischer Vertonung kommen auf ihre Kosten: Es gibt japanische Stimmen bei englischen Untertiteln, mehr nicht.

Die Storyabschnitte und die Erzählung, die wie in einer hübsch animierten Visual Novel dargestellt wird, nehmen ähnlich viel Zeit ein wie die Jet-Ski-Rennen: Vor und nach jedem Rennen kommen die Figuren ins Gespräch. Die Gründe für die Rennen sind dabei manches Mal recht platt, denn jede Herausforderung und jede Gefühlslage kann man anscheinend mit einem Jet-Ski-Rennen gegen ein anderes Team lösen, doch darum herum liefert Kandagawa Jet Girls erstaunlich viele Einblicke in die japanische Kultur.

Ob vom Leben von angehenden Idols, also Sängerinnen, vom Leistungsdruck der Gesellschaft oder davon, bestimmte verkappte Probleme nicht ansprechen zu können: Kandagawa Jet Girls behandelt vielfältige Motive und auch wenn die Gespräche teils sehr lang sind und somit durchaus viel Lesearbeit, wenn man des Japanischen nicht mächtig ist, sind die Dialoge und Geschichten mitunter spannender als die Rennen.

Die Inszenierung der Gespräche überzeugt.

Turbos, Drifts & Tricks – und der erste Platz

In einem recht umfassenden Tutorial stellt einem Kandagawa Jet Girls die Basics des Gameplays vor: Neben dem richtigen Einsatz von Drifts und Turbos gibt es auch Waffen, denn auf jedem Jet befindet sich ein Jetter und ein Shooter, der versucht, den anderen Schaden zuzufügen, um dem eigenen Team so die Pole Position zu sichern. Bei Sprüngen darf man außerdem Tricks ausführen – nicht nur, um hübsch auszusehen, sondern weil sie die Turboleiste füllen und oft Bedingung für die „Nebenmissionen“ in den Rennen sind – erfüllt man all diese Bedingungen einer Mission, kann man in jeder Kampagnenmissionen in Kandagawa Jet Girls ein optisches Accessoire für die Spielfiguren freischalten.

Viele verschiedene Elemente auf der Strecke – zum Beispiel für Turbos.

Als schwierigstes Element in den Rennen erweisen sich die Tricks, denn es erfordert sehr genaues Timing, um sie überhaupt auslösen zu können: Mit vier Stickkombinationen sollen die beiden Frauen auf dem Jet Tricks ausführen, doch allzu oft gelingt es nicht. Im genau richtigen Moment nach dem Absprung muss man die Kombination auslösen, sonst wird kein Trick ausgeführt. Hier zeigt sich Kandagawa Jet Girls ungewohnt bockig – während der Rest des Spieles lächerlich einfach sind.

Die Rennen in Kandagawa Jet Girls gehören zu den einfachsten, die ich jemals absolviert habe: Der Schwierigkeitsgrad ist lächerlich niedrig. Es gibt im ganzen Spiel nur wenige Ausnahmen: Meist sind es Duelle gegen ein anderes Team, die ein klein wenig schwieriger sind. Doch für den Großteil der Rennen im Spiel gilt, dass man nach einer halben Minute auch ohne viel Geschick den Gegnern eine halbe Runde oder mehr voraus ist: Zu spannenden Gefechten oder zum wirklich gelungenen Einsatz der Waffen kommt es kaum. Um Ziele wie den fünffachen Waffeneinsatz zu erreichen, musste ich mich oft mit Absicht zurückfallen lassen, um überhaupt die Chance zu haben, einen Gegner anzugreifen.

Eingesammelte Waffen können nach hinten gefeuert werden.

Eine gelungene Mischung

Grundsätzlich ist die Gameplaykombination aus Fahren, Driften, Springen und den teils anspruchsvollen Kursen durchaus gelungen, doch ich habe mich mehrmals gefragt, ob ich eine Schwierigkeitsgradeinstellung in Kandagawa Jet Girls übersehen habe – habe ich anscheinend nicht. Das Spiel ist einfach wirklich so einfach – fängt man dann noch an, seine Jets mit Upgrades zu versehen, haben die gegnerischen Teams mal gleich gar keine Chance mehr.

Es geht ein ganzes Stück Spannung durch den niedrigen Schwierigkeitsgrad verloren: Durch Siege wird man mit neuen Upgrades für Jets und einem Haufen Accessoires für die Spielfiguren belohnt. Die Jets haben dabei sogar ein gewisses Ausrüstungsbudget, sodass man unter Umständen gar nicht alle Upgrades auf einmal installieren kann. Nur braucht man sie halt auch nicht unbedingt.

Die Anpassung der Spielfiguren dagegen macht Spaß: Man kann jede Figur in das Kostüm der anderen stecken und mit diversen optischen Anpassungen versehen: Auch Frisuren und Haarfarben dürfen vollumfänglich angepasst werden. Das macht Spaß und wird auch in den Rennen und den Sequenzen von Kandagawa Jet Girls berücksichtigt.

Eins der Minispiele

Technisch den Anschluss verloren

Die Grafikeffekte „ergänzen“ sich erstaunlich gut mit dem Tearing, sodass es während der Rennen kaum auffällt.

Technisch haben wir es kürzlich nicht mit vielen überzeugenden Auftritten traditioneller japanischer Entwickler zu tun bekommen und da ist auch Kandagawa Jet Girls keine Ausnahme: Während die Kurse optisch überzeugen, ist man technisch bestenfalls auf frühem PS4 Status stehengeblieben. Die Optik gefällt zwar durchaus, doch Tearing, lange Ladezeiten und eher instabile Menüs sorgen für wenig Freude. Der erste Patch zu Kandagawa Jet Girls sorgte für etwas flüssigere Menüs, doch vor allem das Tearing müsste wirklich nicht sein – es ergänzt sich aber erstaunlich gut mit den Wind- und Wassereffekten auf dem Bildschirm. Vielleicht hat man sich deshalb keine Mühe gegeben, es zu entfernen.

Wer zwischendurch noch etwas Abwechslung von den Rennen und Gesprächen braucht, kann die Minispiele absolvieren: Sollte man ohnehin machen, wenn man Geld verdienen möchte – die Minispiele bringen nämlich im Vergleich zu den Rennen unverhältnismäßig viel Geld ein, für die es kaum Belohnungen gibt. Egal ob „Mopping“, die Jet-Ski-Reinigung oder das Laufband: Die Minispiele, die meist richtiges Timing bei Quick-Time-Events oder aber einfach nur präzises Steuern erfordern, die sind eine nette Abwechslung und es macht Spaß, sich durch die verschiedenen Schwierigkeitsgrade zu meistern und jede Menge Kohle zu verdienen.

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Fazit: Immer die Nummer 1

Kandagawa Jet Girls präsentiert sich etwas wie ein spielbarer Anime mit Jet-Ski-Rennen. Während die Inszenierung überzeugt und die Geschichten viele Einblicke in die japanische Kultur ermöglichen, fehlt es ausgerechnet den Rennen an Spannung: Der Schwierigkeitsgrad von Kandagawa Jet Girls ist lächerlich einfach. Spannende Rennen gibt es kaum, und damit verlieren nicht nur die Waffen, sondern auch die zahlreichen Freischaltungen und Upgrades für die Jets an Bedeutung. Auch technisch kann Kandagawa Jet Girls im Gesamtpaket nicht überzeugen, obwohl die Kurse ansprechend gestaltet sind. Mit den zahlreichen Anpassungsmöglichkeiten, witzigen Minispielen und der umfangreichen Erzählung ist Kandagawa Jet Girls durchaus ein ansprechendes Gesamtpaket, doch bei den Rennen hatte ich mir etwas mehr spannendes Waveracing erhofft. Der zentrale Teil des Spieles bleibt einfach platt.

ProContra
+ Abwechslungsreiche Geschichten– Viel zu leichter Schwierigkeitsgrad
+ Viele Anpassungsmöglichkeiten– Technisch durchwachsen
+ Grundsätzlich gelungene Gameplaymischung– Tearing
+ Spaßige Minispiele– Elemente verlieren an Bedeutung (Upgrades)

Technik: 65
Grafik: 71
Sound: 84
Umfang: 85
Gameplay: 53
KI: 30

Spielspaß: 70

  • Story: Kandagawa Jet Girls erzählt mehrere Geschichten, die recht vielfältig sind.
  • Frustfaktor: Nicht vorhanden. Es ist wirklich eher zu einfach.
  • Nachhaltigkeitswert: Der Umfang ist ausreichend und man kann sich gut mehrmals die Missionen anschauen, um alles freizuschalten. Ob uns Kandagawa Jet Girls in einigen Jahren noch beschäftigen wird? Ich denke eher nicht.
  • Design/Stil: Ein gut gelungener Stil, technisch aber nur abseits der Rennen überzeugend.
  • Musik und Sound: Musik und Sound passen gut zusammen.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: 40€ wirken für Kandagawa Jet Girls angemessen.

Offenlegung

Ein Reviewkey zu Kandagawa Jet Girls wurde uns vom Publisher zur Verfügung gestellt.

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Manuel Eichhorn
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