Die großen Videospielmessen werden auch im Jahr 2021 nicht so stattfinden, wie wir es aus der Vergangenheit kennen – doch: Ist dieses Konzept nicht schon längst fällig, überdacht zu werden?
Ja, ich gebe es ehrlich zu: Ich liebe die gamescom, nicht immer die Struktur und auch nicht immer, wie man mit den Besucher/-innen umgeht oder wo man diese langschickt, aber ich liebe das Konzept. Damit wir nicht aus den Gedächtnissen der großen Publisher verschwinden, besuchten wir hin und wieder auch die großen an ihren Ständen, doch wirklich fasziniert haben uns bisher immer nur die kleinen Indieentwickler/-innen, deren Augen strahlen und funkeln, wenn sie uns von ihrem Herzensprojekt erzählen, an dem sie gerade arbeiten.
Das ist das einzige, was ich momentan bei solchen großen Messen vermisse. Dass ich von den Entwickler/-innen angesteckt werde und manchmal nur gehypet auf ein Indiespiel bin, weil die Vorstellung so ansteckend war. Und das soll auch gar nicht verschwinden, doch warum Hybridlösungen nur selten angeboten werden, verstehe ich nicht.
Im letzten Jahr hatte uns nur ein Publisher (astragon Entertainment) zu einer digitalen Vorstellung eingeladen, die anderen waren entweder nicht so präsent oder gingen in den Emails unter. In meinem Kopf können große Messen wie die gamescom jedoch eine grandiose Hybridlösung bekommen: Die Studios, die es sich leisten können und wollen, können wie immer einen Stand buchen, entweder im Entertainmentbereich oder nur im Businessbereich. So bekommt man doch Laufkundschaft, die mal stehen bleibt und neugierig auf die Bildschirme lugt. Das ist definitiv nicht zu vernachlässigen.
Und diejenigen, die es sich nicht leisten können, haben einen digitalen Stand: Dafür müssen sie nicht einmal ihre Heimatstadt verlassen, sondern können direkt ihre Spiele vorstellen – und zwar nicht nur in halbstündigen Slots. Lediglich eine Bühne müssten sie finden, damit sie nicht untergehen. Hier finde ich jedoch, dass die Messen selbst aktiv werden müssen: Medienvertreter/-innen wählen sich in einen Verteiler ein und können dann einstellen, dass sie bei Neuanmeldungen von „Veranstalter/-innen“ benachrichtigt werden. So gehen auch kleinere Studios nicht unter. Oder besser: Ich finde die kleinen Studios dann schneller.
Haben wir uns einmal gefunden, vereinbaren wir einen Termin und Dank Remote könnte man sogar direkt auf der Messe ein Spiel ausprobieren. Das wäre auch eine super Lösung für alle, die nicht zur Messe fahren können (auch wir beispielsweise).
Und wenn wir doch vor Ort sind, haben wir immer noch die Möglichkeit, auch an normalen Terminen teilzunehmen und das mitzunehmen, was vor Ort. Besonders auf der gamescom waren die Terminkalender von Manuel und mir immer sehr voll – und wenn dann eben dazwischen noch virtuelle Termine sind, sollte die gamescom eben für ein stabiles Internet sorgen (das war meistens ziemlich gut).
Was denkst du, wie sich die Messen entwickeln werden?