Rescue HQ (Steam) im Test – Rettungseinsätze mit Wuselfaktor

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Die stillalive studios aus Innsbruck haben in den letzten Jahren vor allem mit zwei Auflagen des Bus Simulators viel Aufmerksamkeit erregt. Nun versucht man sich an einem Titel, der deutlich an die Tycoons von früher angelehnt ist – und damit an einem weiteren Genre, welches in letzter Zeit wieder viel Beliebtheit erlangt hat. In Rescue HQ obliegt uns die Verwaltung eines kompletten städtischen Rettungsdienstes. Ob wir unseren Job mögen, erfahrt ihr im Test.

Wie in einem neuen Job gewünscht fängt man in Rescue HQ erst mal langsam und behäbig an. Mit etwas Witz wird man durch die Anfänge und den ersten Aufbau der Rettungswache in der ersten Kampagne geführt. So freuen wir uns beispielsweise über die ersten Patienten, die direkt bei uns behandelt werden und nicht unbedingt ins Krankenhaus müssen, denn na ja, das Geld der Versicherung für die leichte Behandlung ist nun mal unser Geld.

Unsere Rettungswache vereint nämlich drei Berufsgruppen: Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst. Während es manche Einsätze erfordern, dass nur ein Streifenwagen mit zwei Polizeibeamten ausrückt, sind andere Einsätze eine logistisch größere Aufgabe: Hier werden dann alle drei benötigt.

Ein einzelner Einsatz ist in Rescue HQ jetzt nicht unbedingt eine Herausforderung. Wenn ein Auftrag reinkommt, klickt man fix das benötigte Personal und die notwendige Ausrüstung sowie die Fahrzeuge zusammen, bekommt direkt die Erfolgschance angezeigt und los geht’s. Dabei bleiben auch die Einsätze sehr blass: Ich bekomme nicht wirklich mit, weswegen ich eigentlich ausrücke. Die Herausforderung liegt in etwas anderem: Was, wenn gleich an mehreren Stellen die Hütte brennt?

Jeder fängt mal klein an – unser erstes Feuerwehrfahrzeug!

Alles eine Frage der Erfahrung

Ich war vor allem am Anfang ein paar Mal genervt, denn die Aufträge in Rescue HQ verlangen manchmal Dinge, die wir einfach noch nicht bieten können. Das Gute: Eine Zusatzausrüstung wie die „Schutzausrüstung“ oder mobile Feuerlöscher für unsere Feuerwehrmänner werden zwar bei manchen Aufträgen als „notwendig“ angezeigt, sind es allerdings nicht. Wenn sonst alles – also die richtige Anzahl an Einsatzkräften und das passende Fahrzeug – vorhanden ist, dann mindert etwas Fehlendes unsere Erfolgschancen maximal um wenige Prozent, vor allem dann, wenn wir schon erfahrene Männer und Frauen in den Einsatz schicken. So wird fehlende Ausrüstung wettgemacht.

Es ist dennoch auffällig, dass zum Beginn der Kampagnen häufig Ausrüstung gefordert wird, die wir wegen mangelnden Ansehens schlicht und einfach noch nicht kaufen konnten, während uns andere Ausrüstung bereits zur Freischaltung zur Verfügung steht, aber schlicht und einfach nicht gebraucht wird. Mitunter macht es einem das Spiel so schwer, Prioritäten zu setzen, denn bis man alle dieser eventuell benötigten Dinge freigeschaltet hat, geht doch einige Zeit ins Land. Und es ist frustrierend, wenn man dann schließlich etwas – oder andere Ausrüstung – schon gekauft hat, aber die halbe Kampagne lang nicht benötigt. Hier wünsche ich mir ein besseres Balancing.

Der restliche Ausbau unserer Rettungswache ist nämlich äußerst stimmig. Wir benötigen nach und nach nicht nur mehr Schließfächer, um mehr Personal einstellen zu können, sondern auch mehr Ausrüstung und Fahrzeuge, aber nicht zuletzt auch Betten, Toiletten und Duschen sowie Ruheräume, damit die persönlichen Bedürfnisse unserer Retter nicht zu kurz kommen. Die Behandlungsräume und ein eigenes Gefängnis mit Bänken für die Verbrecher runden unsere Wache ab.

Auch ein Büro für den Papierkram gehört zum Alltag.

Gut geplant?

Der Fokus in Rescue HQ liegt voll und ganz auf unserer Einsatzzentrale – die Stadt drum herum bleibt eher blass. Das ist aber auch gar nicht schlimm, denn es macht viel Spaß, dem Geschehen dort zuzuschauen. Der Stil von Rescue HQ ist eher einfach und comicartig gehalten. Wirklich einzigartig ist das nicht, aber es ergibt auch in der Kombination mit der Musik ein stimmiges Gesamtbild, auch wenn das Spiel optisch keineswegs beeindruckend ist. Dafür läuft es auch bei besser ausgestatteten Rettungszentralen äußerst flüssig und zudem ist das Spiel mit gerade mal gut 300 MB auf der Festplatte ungewöhnlich kompakt.

Mit der Zeit bekommen man dann noch raus, wie man selbst gut Prioritäten setzen kann: So brennt es tagsüber häufiger als nachts, während nachts tendenziell öfter die Polizei ausrücken muss. So kann man die Dienstpläne richtig anpassen oder gleich sinnvoller einstellen. Am Ende jeder Woche kann man das Personal auch neu auf Tag- und Nachtschichten verteilen.

Etwas mehr Planung und Voraussicht erfordern auch die größeren Events von uns. Diese sind – ganz wie im echten Leben bei Polizei oder Rettungsdiensten – schon vorher bekannt. Wenn also ein großes Fußballspiel in der Stadt stattfindet oder ein Klimagipfel tagt, wissen wir schon vorher, was bis dahin bereit stehen sollte – und dann überlegen wir uns zwei Mal, ob wir kurz vorher nochmal jemanden losschicken.

Wenn wir beispielsweise auf einen großen Industriebrand nicht antworten, gibt es leider keine echten Konsequenzen. Doch dafür haben wir die Ausrede, dass es einfach jemand anders gemacht hat. Wir können uns übrigen sowieso jederzeit Unterstützung von anderen Wachen holen, was uns allerdings Ansehen kostet, was wir lieber für Upgrades und neue Freischaltungen unserer eigenen Rettungszentrale nutzen.

Einsätze ablaufen zu lassen bedeutet dafür, dass unsere Erfolgsrate sinkt, was wiederum dafür sorgt, dass wir nur langsamer in der Ansehensstufe aufsteigen, was wiederum bedeutet, dass der Ausbau unserer Einheit langsamer vorangeht. Gut beraten ist also, wer effizient plant und sich gut überlegt, wen er wohin schickt. Das braucht in Rescue HQ durchaus Einiges an Planungsvermögen und Weitsicht, vor allem, wenn es um den Kauf der richtigen Ausrüstung geht.

Nach und nach nimmt unsere Zentrale Gestalt an.

Fazit: Motivierende Rettungseinsätze

Ich habe viel Spaß mit Rescue HQ gehabt. Was mir gut gefällt ist, dass die Stärken und der Anspruch des Spieles weniger im Offensichtlichen, als vielmehr in den Feinheiten liegen. Zunächst mag Rescue HQ durch die kompakte Größe und eher zweckmäßige Optik sogar einen eher unscheinbaren Eindruck machen, doch auf Dauer gibt es viel zu entdecken und in der Rettungszentrale mit Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst muss man wirklich darauf achten, dass alle Stellschrauben richtig stehen. Dass Freischaltung und Anforderung von Ausrüstung nicht zusammenpassen, ging mir auch auf Dauer ziemlich auf die Nerven, doch der Ausbau der Rettungszentrale und das effiziente Antworten auf die Einsätze macht über alle Kampagnen hinweg Spaß. Der Witz im Spiel ist richtig dosiert und sorgt für die eine oder andere heitere Minute. Dass die Einsätze und die Stadt, für die eigentlich da sind, dabei eher blass bleiben, ist schade. Die größeren Ereignisse, die wir dafür schon lang genug vorbereiten können, machen das jedoch wieder wett und Rescue HQ zu einem wirklich gelungenen Titel.

Technik: 75
Grafik: 70
Sound: 70
Umfang: 78
Gameplay: 79
KI: 80

Spielspaß: 81

  • Story: Die größeren Events in der Spielwelt ergeben eine Rahmenhandlung, wobei die normalen Einsätze eher blass bleiben.
  • Frustfaktor: Dann vorhanden, wenn Ausrüstung von uns verlangt wird, die wir noch gar nicht haben können, während andere Ausrüstung einfach nicht gebraucht wird. Dennoch ist der Schwierigkeitsgrad eher moderat.
  • Wiederspielwert: Vorhanden, vor allem, wenn man sich weiter verbessern will.
  • Design/Stil: Stimmig, ohne etwas Besonderes zu sein.
  • Musik: Stimmig, ohne etwas Besonderes zu sein.
ProContra
+ Gute Planung erforderlich– Normale Einsätze bleiben eher blass
+ Größere Ereignisse steigern Anspruch– Freischaltung/Anforderung von Sonderausrüstung unausgewogen
+ Absolut flüssiges Spielerlebnis– Optisch eher zweckmäßig
+ Stimmiges audiovisuelles Erlebnis

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Manuel Eichhorn
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