Startup Panic (PC) im Test – Frust, Frust und Frust

()

Manchmal träume ich davon, meinen Job im Kundenservice an den Nagel zu hängen und einfach mein eigenes Ding zu drehen, meine ganz eigene Chefin zu sein, ohne dass mir jemand sagt, was ich zu tun habe. Also habe ich das virtuell getan und mit Startup Panic bei Steam mein eigenes Startup gegründet. Dass ich dadurch jedoch vermutlich mehrere graue Haare bekommen habe, sollte meine Review erklären. !B

Im Hintergrund ist ein kleines Schlafzimmer zu sehen. Im Vordergrund ist links ein rothaariges Mädchen mit einer Brille, rechts eine Büroklammer zu sehen, die an das Maskottchen von Word aus den 2000ern erinnert.
Den kennen wir doch von Word!

Ich kündige!

In einem muffigen und engen Großraumbüro fing für mich alles an: Um mich herum dutzende andere Menschen, die auf Computertastaturen einhacken, um die gewünschten Programme fertig zu bekommen. Und dann kommt der Chef und sagt, niemand könne nach Hause gehen, bis nicht alle Features fertig sind. Doch nicht mit mir! Ich nutze diesen Moment, um zu kündigen und meinem eigenen Traum eines Techunternehmens in die Tat umzusetzen.

Gesagt, getan. Wenige Spielminuten später sitze ich in meinem eigenen Ein-Zimmer-Appartement und kreiere eine Landingpage. An meiner Seite habe ich die berühmte Büroklammer des Words der 2000er Jahre, die mir mit irgendwelchen Stories das Leben ein bisschen schwer macht. Die Büroklammer ist die treibende Kraft, die immer wieder neue Missionen ins Spiel bringt und mich manchmal vor fast schon unschaffbare Aufgaben stellt, denn neben den Quests ist Startup Panic vor allem am Anfang eins: Anstrengend.

Ich weiß nicht, wie oft ich Startup Panic nun schon begonnen habe. Immer auf der einfachsten Schwierigkeitsstufe. Zunächst dachte ich, dass es wirklich einfach auf „einfach“ ist, bis ich aus meinem eigenen Zimmer hinaus in ein größeres Büro zog. Doch erstmal langsam: Startup Panic orientiert sich beim Gameplay an anderen Titeln des Genre wie beispielsweise Game Dev Tycoon. Das bedeutet, dass du in unspektakulären Menüs ein Feature für dein Produkt aussuchst, anschließend eine oder mehrere Personen darauf ansetzt und über Schieberegler verschiedene Punkte verteilst, die dann möglicherweise für gute Kritiken für das neue Feature sorgen. So viel zur grauen Theorie.

Besonders die ersten Features sind relativ einfach: Als CEO bringst du gleich ein paar gute Statistiken mit, doch schon bald reichst du nicht mehr aus. Du brauchst mehr Leute, die mit dir arbeiten und unterschiedliche Fähigkeiten haben, doch alles ist ein bisschen wie ein großes Glücksspiel. Manchmal gibt dir Startup Panic noch ein paar Hinweise, worauf du beim Entwickeln Wert legen solltest, doch in den meisten Fällen bist du auf dich allein gestellt, um das richtige zu raten. Und wehe, deine Mitarbeitenden sind nicht motiviert genug. !B

Zu sehen ist ein kleines Büro, in dem vier pixelige Charaktere umher laufen. Rund herum ist das User Interface mit verschiedenen Menüpunkten zu sehen.
Es ist dabei egal, ob die Unterstützung negativ oder positiv war – in der Übersicht links oben ist immer alles negativ.

Sinkende Motivation, sinkende Zahlen

Jede Person, die in Startup Panic für dich arbeitet, dich als CEO eingeschlossen, hat ein Motivationslevel. Das kennst du vielleicht schon aus ähnlichen Spielen des Genres. Sinkt das Motivationslevel, wird der Ruf nach Urlaub laut und die abgelieferte Arbeit sinkt. Soweit ganz klassisches Genreverhalten. Bei Startup Panic sinkt die geleistete Arbeit bereits dann, wenn die Motivation unter 80 fällt, doch nicht immer ist genug Geld da, um gleich jemand in den Urlaub zu schicken. Ja, in diesem Tycoon bezahlst du den Urlaub deiner Mitarbeitenden aus eigener Tasche. Je länger der Urlaub ist, desto teurer wird er und desto motivierter wird zurückgekehrt. Doch das ist stets von kurzer Dauer.

Besonders am Anfang ist das Büro noch nicht mit allem möglichen voll, was zur Erholung dient – zumindest ist das meine Erklärung, dass deswegen die Motivation so schnell sinkt. Kaum kommt jemand aus dem Urlaub zurück und soll an einem Projekt arbeiten, gehen dabei wieder rund 40 % der Motivation flöten, sodass man direkt wieder zurück in den Urlaub gehen kann. Hin und wieder bitten deine Mitarbeitenden darum, dass der Urlaub verlängert wird – das hat jedoch kaum einen Einfluss auf das Motivationslevel, wenn sie zurückkehren. Ich war stets eine gute Chefin und habe den Verlängerungen zugestimmt, doch motivierter war am Ende niemand. Bei einer Ablehnung sinkt jedoch die Motivation gleich wieder.

Dazu kommt, dass ich an sich meine Mitarbeitenden auch schulen muss, damit ihre Werte steigern – das kostet jede Menge Geld und bringt häufig nur 1 bis 3 zusätzliche Skillpunkte (später werden das mehr). Allerdings unterstützt jede Schulung nur genau einen einzigen Wert. Es gibt also keine Schulungen, die beispielsweise Benutzerfreundlichkeit und Ästhetik gleichzeitig steigern – so wie es in anderen Genrevertretern der Fall ist. Später gibt es noch Gruppenschulungen, die jedoch nach demselben Muster ablaufen und die an sich gleich nochmal einen Tacken teurer sind.

Parallel zu den Urlaubsanfragen der Mitarbeitenden gibt es immer wieder klassische andere Events. Mal wollen Studenten ein Praktikum bei dir machen, mal möchte ein UTuber ein Video zu deinem Produkt machen oder ein Sender fragt nach Product Placing im nächsten Film an. Alles Dinge, die einem klassischen Zufallsprinzip folgen. Entscheide ich mich beispielsweise dafür, dass die Studenten bei mir ein Praktikum machen, kann das gut oder schlecht sein – die Praktikanten selbst kann ich übrigens nicht steuern, sie sind irgendwo unsichtbar und arbeiten an irgendwelchen Features, die ich ihnen weder zugewiesen habe, noch die am Ende im fertigen Produkt auftauchen.

Die meisten dieser Events haben eine gewisse Dauer: Spricht beispielsweise ein UTuber über mein Produkt, so sorgt das für den Moment für mehr Nutzende meines Produkts. Wenn das Event jedoch rum ist, verschwinden auch die zusätzlichen Benutzer meines Produkts. Außerdem erhalte ich dann netterweise immer den Hinweis, dass der negative Effekt durch das Video nun vorbei ist. Vielleicht sieht es Startup Panic nicht gerne, wenn ich Erfolg habe. !B

Fünf weinende Personen stehen vor einem blauen Bildschirm. Die Aufgabe wurde nicht geschafft.
Unsere Motivation war nicht hoch genug…

Die perfekte Strategie

Ich glaube, die perfekte Strategie für Startup Panic entwickelt zu haben, bin mir jedoch auch sehr sicher, dass das zu Beginn des Spiels nicht umsetzbar ist. Damit alles funktioniert, brauchst du ein Team, das sich um neue Features deines Produkts kümmert. Ein Team, dass alte Features überarbeitet. Ein Team, das sich nur um Auftragsarbeiten kümmert, um nebenbei noch ein bisschen was zu verdienen. Gleichzeitig solltest du aber auch so viel Personal haben, dass immer auch jemand in Schulungen oder im Urlaub sein kann, wofür du allerdings auch wieder Geld brauchst, weswegen die Auftragsarbeiten wichtig sind.

Generell solltest du das Geld nie aus den Augen lassen: Nicht nur Urlaube und Schulungen kosten Geld, sondern auch die Überarbeitung oder Erarbeitung von Features. Ist dein Konto im Minus, hilft dir zwar mal deine Oma und mal die Büroklammer um die Ecke, aber so richtig hilfreich ist das auch nicht. Dann kannst du noch einen horrenden Kredit von der Bank aufnehmen, an dem du dich aber dumm und dämlich abzahlst (für dich getestet). Und dann gibt es da noch die Konkurrenz, die dich immer wieder mit Hackangriffen auf Trab hält.

Ich kenne viele Spiele, die so sind wie Startup Panic, doch selten hatte ich auf einem einfachen Schwierigkeitsgrad solche Herausforderungen wie ich sie hier habe. Ja, meistens ist die Balance zwischen Urlaub und Projekt, doch nicht so heftig wie hier. Außerdem haben einige der Mitarbeitenden auch noch bestimmte Charakterfertigkeiten, die wiederum auch noch gewisse Schwierigkeitsgrade mit sich bringen. An sich fehlt Startup Panic ganz klar ein gut gemeintes Balancing. Und wenn „Einfach“ schon so ist, will ich gar nicht wissen, wie höhere Schwierigkeitsgrade sind.

Du kannst Startup Panic auf Deutsch spielen, allerdings musst du dich dann auf falsche Übersetzungen wie beispielsweise „mich empfehlen“ (wenn das Spiel die was vorschlagen soll) und Texte, die nicht in die vorgegebenen Kästen passen, einstellen. Hin und wieder wirst du auch englischen Texten begegnen. AB

Das Positive

Jetzt habe ich ganz schön viel über Startup Panic geschimpft, sodass es fast den Anschein erweckt, als hätte ich gar keinen Spaß mit dem Titel gehabt. So ein bisschen Spaß hatte ich schon, vor allem ganz am Anfang in meinem eigenen Zimmer, wo ich gerade erst anfange und plötzlich meinen Rivalen im Zimmer stehen habe. Der erste Rivale gehört übrigens zu einem großen Techunternehmen – mir ist nicht so ganz klar, warum ich gefährlich für ihn bin, wo ich gerade mal eine Landingpage kreiert habe. Aber gut.

Ebenso begeistert hat mich der Grafikstil. Startup Panic setzt auf einen angenehmen Pixelartstil, den ich vor allem mobilen Spielen kenne. Ich mag die relativ große Vielfalt verschiedener Charaktere, die ich einstellen kann und dass hier Wert darauf gelegt wurde, dass die auch wirklich unterschiedlich aussehen. Außerdem mag ich den Soundtrack vom Spiel. Klar, es ist immer die gleiche Melodie, aber sie ist so amüsant im Hintergrund, dass sie fast schon nicht mehr auffällt. Trotzdem mag ich den Klang der Musik sehr, auch wenn es sonst ein bisschen an Tönen fehlt.

Zusätzlich mag ich den Aspekt, dass vor allem die ersten paar Runden motivierend sind: Habe ich vielleicht irgendwo eine falsche Entscheidung getroffen? Beim nächsten Mal probiere ich erst nur Auftragsarbeiten, bevor ich mich um mein Produkt kümmere… All diese Gedanken hatte ich bei den ersten Runden. Nach dem vierten oder fünften Neustart gingen diese Gedanken jedoch verloren und es wurde nur noch lästig.

Ich hoffe für Startup Panic auf eine Überarbeitung des Balancing, denn aktuell ist es wirklich eher ein Kraftakt, wirklich auf Dauer positive Zahlen zu schreiben. Es mag sein, dass es später im Spiel besser wird, wenn man mehr Personal hat, aber wenn ich es mit fünf Mitarbeitenden schon anstrengend finde, möchte ich gar nicht wissen, wie es mit mehr ist. !B

Ein Bildschirm wird gezeigt, auf dem man verschiedene Charaktere mit unterschiedlichen Fertigkeiten einstellen kann.

Fazit: Ich mag meinen regulären Job

Startup Panic lässt dich deinen Job kündigen und ein eigenes Startup gründen: Als eigener Boss entscheidest du, wohin dein Hase läuft und stellst dich aller Konkurrenz in den Weg. Einfacher gesagt als getan, denn selbst auf „Einfach“ hatte ich wahnsinnige Herausforderungen, bin ich nicht kontrollierbare Zufallsevents gestürzt und versuchte das richtige Balancing zwischen Auftragsarbeit, Arbeit am eigenen Projekt und Urlaub und Schulungen zu finden. Ich versuchte es, und bin kläglich gescheitert. Besonders in den ersten Spielstunden wirkt Startup Panic für mich mehr als unfair vom Balancing her, sodass ich schlicht keine Chance habe, meinen Fuß wirklich in die Techwelt zu setzen und öfter mit dem Game Over Bildschirm konfrontiert werde als mir persönlich lieb ist. Das ist mir einfach zu stressig. Positiv hervorheben kann ich den pixeligen Grafikstil, der möglichst viele unterschiedliche Charaktere versucht darzustellen, und den einfachen Soundtrack, doch sonst fällt es mir schwer, wirklich was Gutes zu finden. Wenn du Tycoons magst und dich unfairen Herausforderungen stellen möchtest, ist Startup Panic vielleicht was für dich.

ProContra
+ Klangvoller Soundtrack– Zufallsevents seltsam
+ Schöner Pixelartstil mit unterschiedlichen Charakteren– Balancing zwischen Motivation und Arbeit nicht ausgeglichen
+ Anfang ist schön und wirkt einfach– Schwierigkeitsgrad stellenweise zu hoch (trotz auf Einfach)
– Übersetzungen fehlerhaft
– Glücksspiel bei der Entwicklung von Features

Technik: 57
Grafik: 85
Sound: 80
Umfang: 58
Gameplay: 41
KI: 23

Spielspaß: 40

  • Story: Lass deinen alten Job hinter dir und gründe dein eigenen Startup Unternehmen.
  • Design/Stil: Ich mag den Pixelartstil von Startup Panic und die verschiedenen Charaktere, hier wurde Wert auf Vielfalt gelegt.
  • Musik und Sound: Ich mag auch den Soundtrack am Spiel, auch wenn es jetzt keine große Soundkulisse ist, dafür aber ein ganz angenehmes Musikstück im Hintergrund.
  • Frustpotential: Lies am besten die Review, ich fang hier nicht noch extra an.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Startup Panic kostet rund 13 €, was ich angemessen finde.

Offenlegung

Wir haben einen Key zum Spiel kostenlos vom Publisher erhalten.

Wie gut hat dir der Beitrag gefallen?

Durchschnittsdaumen: / 5. Bisher abgegebene Daumen:

Bis jetzt gibt es noch keine Daumen! Sei dier erste, der einen abgibt.

Du findest uns nützlich?

Dann folge uns doch in den sozialen Netzwerken!

Erzähl anderen von diesem Beitrag
Beatrice Eichhorn
Neugierig?
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen