Strayed Lights (Xbox) im Test – Erwachen, Verstehen und Parieren

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Mit Strayed Lights liefert das Straßburger Studio sein Embers sein erstes Spiel – ein Action-Adventure in düster-mysteriöser Welt, das auch beim Kampfsystem etwas Besonderes zu liefern versucht, während atmosphärisch wortlos erzählt wird. Hauptsächlich sind es frustrierende Elemente und technische Mängel, die den ganz großen Spielspaß verhindern – auch wenn ich in Strayed Lights viel Potential sehe, was Erzählung und Atmosphäre angehen. Ich habe das Spiel auf Xbox Series S gespielt und ziehe hier ein Fazit.

Verteidigung ist alles

Strayed Lights erzählt kunstvoll und wortlos: Atmosphärisch kann mich das Spiel ab der ersten Minute packen. Du wandelst als kleines, schwaches Wesen in einer düsteren Traumwelt und musst dich selbst, deinen inneren Dämonen und deine Familie beruhigen, in dem du ihre Monster besiegst. Nebenbei gewinnst du selbst Stärke und lernst ein paar Dinge über die Spielwelt, in der du unterwegs bist. Die Erzählweise gefällt mir gut, auch wenn die Welt ihr vorhandenes Potential nicht wirklich nutzt.

In Strayed Lights gibt es immer wieder richtig schöne Momente und die Welt mag mit ihren lila-düsteren Tönen verzaubern. Die einzelnen Abschnitte sind für heutige Verhältnisse ungewöhnlich linear und ihre Geheimnisse nicht besonders gut versteckt, letztlich ist alles etwas zu sehr Kulisse – Kulisse für die Kämpfe, die in regelmäßigen Abständen in der Spielwelt warten.

Auch beim Kampfsystem versucht Strayed Lights, etwas Besonderes zu liefern: Der effektivste Angriff ist das Parieren. Es geht nämlich nur sekundär darum, eine Gesundheitsleiste beim Gegner leerzumachen, sondern vor allem bei den Bossen darum, die eigene Energieleiste hin zu einem besonders starken Angriff zu füllen, und das geht am schnellsten mit dem Parieren. Aktiv angreifen kannst du auch, aber der Effekt davon ist vor allem bei den Bossen eher zu vernachlässigen – kleinere Gegner in der Spielwelt kann man vor allem später durchaus aggressiver angehen.

Hinzu kommen zwei Farben, die du annehmen kannst: Parieren in der korrekten Farbe, Rot oder Blau, verhindert nicht nur Schaden, sondern stellt auch Gesundheit her, während Parieren in der falschen Farbe lediglich den Schaden blockt. Es ergibt sich so ein recht dynamisches Kampfsystem, das in einigen Kämpfen sein volles Potential entfacht: Der Wechsel zwischen den Phasen und das Parieren im richtigen Moment kann wirklich viel Spaß machen. !B

Spielfigur pariert Angriff des Gegners, was durch einen leuchtenden Schein um die Figur herum angezeigt wird.
Perfekt pariert ist halb gewonnen.

Eine Frage der Routine

Die Folge des Kampfsystems von Strayed Lights ist klar: Jeder Gegner verfügt über bestimmte Angriffsreihenfolge und das Rezept zum Erfolg besteht darin, die Angriffsmuster zu erkennen und im richtigen Moment zu parieren. Vor allem die Bosskämpfe gleichen genau genommen eher einem Rhythmusspiel als irgendetwas anderem. Zum Parieren kommt letztlich noch das Ausweichen dazu, denn Gegner in Strayed Lights können auch eine lila Phase annehmen – Angriffe, die nicht pariert werden können.

Drei Spezialfertigkeiten runden das Kampfsystem in Strayed Lights ab – somit gibt es eine sehr übersichtliche Charakterentwicklung, die die Möglichkeiten im Kampf etwas erweitert, einen aber auch nicht besonders mächtig werden lässt. Vor allem die Bosse bleiben die ganze Zeit über knackig – und mitunter auch frustrierend. Die Zeitfenster für das Parieren sind nämlich in der Tat sehr klein und es gibt vom Spiel nicht immer klares Feedback ob es geklappt hat oder nicht. Manches Mal habe ich mich wirklich gefragt, ob ich nun erfolgreich war oder nicht – und Bosskämpfe laufen letztlich so lange, bis man seine eigene Energieleiste geladen hat und diese aktivieren kann.

Die kleineren Gegner in den Weltabschnitten werden dagegen schnell zur Routine und besonders spannend sind diese Kämpfe in der zweiten Spielhälfte nicht mehr. Absolvieren sollte man die Kämpfe dennoch, da man mit ihnen Punkte verdient, um seine Spielfigur weiter zu verbessern. Doch vor allem in der zweiten Spielhälfte fühlte sich Strayed Lights für mich nur noch so an, als ob man letztlich nur noch von Boss zu Boss unterwegs ist, um schließlich die Geschichte auch abzuschließen. Die Spielzeit bleibt dabei insgesamt auch überschaubar – je nachdem, wie oft du in Kämpfen scheiterst (Speicherpunkte sind sehr fair gesetzt!) wirst du vermutlich zwischen vier und acht Stunden für Strayed Lights brauchen. !B

Spielfigur steht vor zwei leuchtenden Kugeln, die auf Knopfdruck aufgesammelt werden können.
Leuchtende Kugeln wie diesen erhöhen, wenn genügend gesammelt werden, den Energiegewinn im Kampf.

Wacklige Technik auf Xbox Series S

Was die rasanten Kämpfe teils nicht leichter macht: Die technische Umsetzung von Strayed Lights auf Xbox Series S. Hier fehlt erkennbar Feinschliff, denn vor allem in Abschnitten mit vielen beweglichen Elementen wie Bäumen ist die Performance des Spieles leider nicht besonders gut. In einem Level sank die Bildrate bei mir fast durchgehend in den kritischen Bereich und ich musste auch einen Bosskampf so absolvieren.

Immer wieder kommt es auch zu kompletten Aussetzern des Spieles, sodass Strayed Lights schlichtweg für zwei bis fünf Sekunden komplett einfriert und danach erst weiter abgespielt wird. Optisch gibt es auch noch ein unschönes Phänomen in einigen Abschnitten: Beim Schwenken der Kamera ist es da am Bildschirmrand regelmäßig weiß und erst dann baut sich wieder die Welt auf. Für die Xbox Series S ist Strayed Lights also einfach nicht gut optimiert und mich interessiert wirklich sehr, wie es auf Xbox Series X aussieht, allerdings gibt es Strayed Lights ja auch noch für Xbox One.

Was die Soundkulisse angeht, so liefert das Spiel eine solide Untermalung, jedoch kann ich mich bewusst an keine Effekte oder Musik erinnern – somit fällt das für mich eben wirklich in die Kategorie solide, ohne als außergewöhnliche Musik in Erinnerung zu bleiben.

Unterm Strich bleibt die Welt ein optisches Highlight, in die ich immer wieder gern tiefer eintauchen würde und nicht nur zum nächsten Gegner laufen würde – doch oberflächlich ist die Welt genauso mysteriös wie die Erzählung in Strayed Lights, etwas, das mich grundsätzlich begeistern kann. !B

Spielfigur läuft durch einen dunklen Wald, zwischen den Bäumen scheint Licht hindurch.
Viele Szenen sehen beeindruckend aus.

Fazit: Erstling mit viel Atmosphäre und wackliger Technik

Gamer's Palace Score 65 von 100

Embers zeigt mit Strayed Lights, das sie auch ohne Worte gute Geschichten erzählen können und vor allem, dass sie überaus atmosphärische Spielwelten auf den Bildschirm bringen können! Auch das Kampfsystem hat einen besonderen Ansatz und macht das Parieren zur wichtigsten Waffe. Vom flüssigen Kampfsystem bleibt auf der Xbox Series S durch die stellenweise wacklige Technik in manchen Momenten nicht so viel übrig: Hinsichtlich Bildrate und Stabilität hätte diese Fassung von Strayed Lights noch viel Feinschliff vertragen können. Die wunderschöne Spielwelt kratzt inhaltlich nur an der Oberfläche ihrer Möglichkeiten und wird, wenn die Kämpfe gegen die kleineren Gegner zu sehr zur Routine werden, viel zu sehr zur schlauchartigen Kulisse zu den nächsten Bosskämpfen. Die können teilweise – durch die wacklige Technik und etwas fehlendes Feedback beim Parieren – ganz schön frustrieren. An diesen Stellen müsste Embers noch nachbessern, damit Strayed Lights eine vollumfängliche Empfehlung wird. Doch wenn das Studio sich seine Atmosphäre beibehält, freue ich mich schon auf die kommenden Titel.

ProContra
+ Sehr atmosphärische Spielwelt– Instabile Technik (Bildrate)
+ Kampfsystem mit interessantem Ansatz– Frustrierende Abschnitte
+ Übersichtliche und nachhaltige Charakterentwicklung– Kleine Gegner werden zu sehr Routine
+ Gelungene Erzählweise– Spielwelt am Ende nur noch Weg zum nächsten Bosskampf

Offenlegung

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Manuel Eichhorn
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