Faszinierend ernüchternd: Ein Besuch in Azeroth – Nach 14 Jahren

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2005 war es, als ich als 13-Jähriger Stunden in World of Warcraft verbrachte – die Phase hielt bis Ende 2007 an, noch weit vor dem Release des zweiten Add-Ons Wrath of the Lich King bin ich ausgestiegen. So lang war ich also wirklich nicht dabei, sieht man sich die Geschichte dieses riesigen MMORPGs an. Doch vergangenes Wochenende bin ich zurückgekehrt – für rund zwei Stunden war ich in Azeroth unterwegs. Das war eine tolle Reise – die faszinierend und ernüchternd zugleich war. Meine Erfahrungen hier.

Meine Zeit in World of Warcraft, auch wenn sie jetzt betrachtet ja wirklich kurz war, ist für mich heute noch der Inbegriff eines gelungenen MMORPGs: Eine großartige Welt, eine herausragende Atmosphäre, und ein sozialer Charakter des Spieles, der notwendig war, ohne wirklich aufgezwungen zu wirken. Natürlich musste man sich Azeroths Gefahren teilweise in der Gruppe stellen.

Und wie sozial das am Anfang war: Gruppen suchte man sich über den Chat. Man stand vor einem Dungeon, hat Leute angeflüstert, hat an Orgrimmar, Unterstadt oder Sturmwind (damals übrigens noch Undercity und Stormwind) nach Mitspielern geplerrt – und hat sich in der Gruppe durch die Dungeons gearbeitet. Spieler:innen, die nicht so gut Bescheid wussten, wurden an die Hand genommen, und hatte der Jäger mal die Pfeile vergessen, na ja, dann war das so.

Mal kurz zu Gast.

Serverausfälle durchstand man gemeinsam und oh, was war Azeroth eine Welt voller Geheimnisse. Spieler:innen, die sich Plugins installierten, die Questziele anzeigten, konnte ich nicht ausstehen. Ich wollte mir Dinge selbst erarbeiten, und ja, dadurch bin ich schnell zurückgefallen, konnte die geniale Atmosphäre von Azeroth aber voll und ganz genießen, Da musste man sich noch mit den Questtexten beschäftigen und im Chat mit Fragen wie dieser auskommen: „Wo ist eigentlich dieser Hogger?“

Auch bei meinem Besuch in Azeroth habe ich mir wieder einen Untoten Krieger erstellt. Der Einstieg ins Spiel ist mittlerweile ein gänzlich anderer. Meine Eindrücke und die Faszination, die ich damals beim ersten Start in Tirisfal gesammelt habe, als die Server zum Launch von World of Warcraft endlich liefen, wird nichts mehr ersetzen können – es einfach unglaublich faszinierend, mit all den Spieler:innen dort loszulegen.

Doch mittlerweile ist World of Warcraft ohnehin ein anderes Spiel, auch wenn es sich sofort vertraut anfühlte: Meine Fähigkeiten kannte ich noch, die Steuerung, die Kämpfe, das Looten, das bisweilen problemlos zu funktionieren scheint. Anscheinend wurde der Lootbug zwischenzeitlich mal gefixt. Die Animationen, die Sprachausgabe, alles bekannt, und erinnert mich einfach an eine großartige Zeit.

Die Welt – ja, solche Welten baut nur Blizzard gemeinsam mit wenigen anderen. Die angestaubte Optik stört mich kein Stück, Detailgrad, Atmosphäre, Musik – allein die Insel der Verbannten ist atmosphärisch ein Meisterwerk. Doch vieles andere, was World of Warcraft für mich ausmachte, ist verschwunden: Quests, Ziele, ja sogar die Kisten sind jetzt auf der Karte markiert, der Start wirkt unnötig linear, cooler Elemente zum Trotz.

Und ja, die Gruppensuche. Ich glaube, kein Mensch stellt sich mehr vor Instanzen und liest sich wirklich eine Gruppe aus der Menge heraus. Oder? Korrigier mich bitte, wenn ich falsch liege. Dafür gibt es jetzt einen Eventkalender, und das Erlebnis fühlt sich gleichermaßen vertraut, wie auch ganz anders an – doch in erster Linie modernisiert auf eine Weise, die für mich einen guten Teil der Faszination verlorengehen lässt.

Eine coole Gruppeninteraktion kam dann doch zustande – ganz von allein.

Ich liebe die Atmosphäre von Azeroth und mit einer gut funktionierenden Gruppe, die diese Welt gemeinsam genießen würde, würde ich World of Warcraft glaube ich nochmal anfangen, aber ganz langsam, wie damals. Ich hatte nie eine Figur auf Stufe 60, sondern ca. auf Stufe 50, glaube ich. weil ich mir Zeit ließ und vieles alleine oder mit spontan entstandenen Gruppen erforschte.

Doch de facto werde ich wohl kein World of Warcraft mehr spielen, aber ich wünsche mir ein RPG mit dieser Art von Atmosphäre, mit solch einer starken Welt. Und trauere wirklich etwas dieser Anfangszeit hinterher. Heftig ist wirklich, wie gut meine Erinnerung an diese Zeit noch ist – manch anderes Spiel, das ich dem Alter gespielt habe, ist mir nicht mehr so gut in Erinnerung geblieben. World of Warcraft war einfach etwas Besonderes.

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Manuel Eichhorn
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