Karen: An Outrage Simulator (PC) im Test – Einmal ausrasten

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Erst arbeitete das kanadische Entwicklerstudio Vagabond Dog jahrelang an einem Spiel – und dann ließen sie im selben Jahr einfach noch ein zweites erscheinen. In diesem spiele ich eine typische „Karen“. Was es damit auf sich hat und wieso der Fehler eher in der Kommunikation liegt, verrate ich euch in meiner Review zu Karen: An Outrage Simulator.

Ich werde zur ultimativen Karen

Möglicherweise kennt ihr das auch: Menschen, die schlichtweg zu ihren Namen passen, und Eigenschaften, die sich auf genau diese Menschen zuordnen lassen. Das meiste davon ist Zufall, dennoch wird es irgendwann auffällig und dann fängt man an, Klischees zu bilden. So auch das kanadische Entwicklerstudio Vagabond Dog, die mit ihrem Karen: An Outrage Simulator mal eben alle Karens in eine Ecke stellen. Doch die Idee liegt meiner Meinung nach nicht im Namen, sondern im generellen Punkt.

Ich arbeite mittlerweile seit fast fünf Jahren im Kundenservice, habe sowohl am Telefon, per Chat und per Email mit den verschiedensten Kundenanliegen gedealt. Mal war es eine zerknitterte Bauanleitung, mal fehlte die Erstattung, mal lief die Aktion erst gestern aus, mal gab es eine Geschenk nicht mehr gratis zur Bestellung. Die Anliegen der Kunden sind wirklich vielseitig, doch so ganz typische Menschen sind immer dabei. Menschen, für die das Unternehmen gleich disgusting ist, wenn ein kostenloses Geschenk nicht bei lag. Menschen, die ausrasteten, weil die Aktion am Tag zuvor endete und sie keinen Anspruch mehr hatten. Menschen wie Karen im Spiel.

Karen findet zum Beispiel einen Rabattgutschein, der bis gestern gültig war, oder bekommt einen falschen Kaffee ausgegeben, und dann eskaliert Karen. Eine Karen lässt sich das nicht gefallen. Sie wurde schließlich lange genug unwürdig behandelt, jetzt ist ihre Zeit. Und so schimpfe und argumentiere ich durch sechs verschiedene Level und lande am Ende sogar bei Vagabond Dog selbst. Karen: An Outrage Simulator ist so schrecklich ehrlich, dass er schon wieder albern ist. Doch ich kann euch sagen: Ja, es gibt diese Menschen da draußen.

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Der kommunikative Aspekt

Durch meine langjährige Erfahrung weiß ich, dass mitunter nicht nur Karen in Karen: An Outrage Simulator den Ursprung des Konflikts darstellt – und das sieht man wunderbar im Spiel. Ja, Karen hat ein schwieriges Anliegen, doch sind mir während des Spielens viele Möglichkeiten eingefallen, wie man Karen hätte abholen können, wie man auf sie eingehen und sie dennoch glücklich machen könnte – ohne das sie vollends austickt.

Sicherlich wäre das Spiel nicht mal halb so lustig, wenn der Kundenservice funktionieren würde – und sind wir einmal ehrlich: In wenigen Unternehmen funktioniert der Kundenservice in diesem Sinne.

Eine der Grundregeln im Kundenservice lautet: „Sag dem Kunde nicht, was du nicht kannst, sondern was du kannst.“ Wenn ich mir da das erste Beispiel anschaue, in dem Karen einen Rabattgutschein findet. Easy peasy. Nicht nur das Level selbst, aber auch der Kundenservice wäre eine wahre Meisterleistung gewesen, wenn sich der Kassierer drauf eingelassen hätte. Sicher gab es andere Dinge im Laden, die im Angebot waren, sicher wusste er bereits von der nächsten Rabattaktion. Warum also nicht das Karen mit an die Hand geben?

Ich bin mir sicher, mit den richtigen Argumenten und den richtigen Lösungen an der Hand hätten fast alle Level auch dazu führen können, dass Karen am Ende besänftigt und trotzdem glücklich ist. Diese Möglichkeit gibt es in Karen: An Outrage Simulator leider nicht, aber das würde auch nicht zum Titel passen.

Nicht lange Karen sein

Karen: An Outrage Simulator basiert auf derselben Engine wie auch schon Sometimes Always Monsters, das auch dieses Jahr vom selben Entwickler erschien. Das bedeutet, dass alles ein bisschen wie ein überarbeiteter RPG Maker aussieht, aber genau das macht hier den Charme aus, wie ich finde. Doch auch wenn ihr mit diesem Stil nicht unbedingt etwas anfangen kann, so lohnt sich die Erfahrung wirklich sehr, denn zum einen kostet das Spiel knapp 2 €, zum anderen kommt es auch nur mit ungefähr einer Stunde Spielzeit daher. So wirklich was falsch machen, kann man also fast nicht.

Es ist auf jeden Fall eine sehr spaßige Erfahrung, die man mal gemacht haben sollte – wie übrigens auch prinzipiell mal im Kundenservice zu arbeiten. Die Erfahrung, einmal in der Rolle der Kundin zu sein, war gelungen und hat für mich mal die andere Seite gezeigt. Allerdings fand ich die Antwortmöglichkeiten manchmal nicht passend, manche Situationen waren schwierig zu entwirren, sodass man mehrere Anläufe braucht – und man kann die Szenen zuvor nicht überspringen, sodass man sich immer durch die komplette Situation klicken muss.

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Fazit: Wie kann das nur zwei Euro kosten!?

Karen: An Outrage Simulator ist ein äußerst interessantes Spiel, in dem man in die Rolle einer sich über alles beschwerenden Kundin schlüpft. Natürlich will man seine Ziele erreichen und als Sieger herausgehen, nicht immer ist das einfach, nicht immer reagiert der Servicemitarbeiter gut. Manchmal hätte auch die richtige Kommunikationsstrategie dafür gesorgt, dass Karen trotzdem glücklich ist. Es ist ein albernes und gleichzeitig so wahres Spiel und für einen kurzen Nachmittag voller Lachen hervorragend geeignet, auch wenn ich manchmal für meinen Geschmack zu viele Anläufe gebraucht habe.

Ich hatte wirklich viel Spaß mit dem Titel und kann ihn euch wärmstens empfehlen.

ProContra
+ Äußerst spannende Idee– Antwortmöglichkeiten nicht immer klar
+ Sehr humorvoll– Situationen lassen sich nicht überspringen
+ Kurze Spieldauer– Servicemitarbeiter hätten gekonnter reagieren können
+ Witzige Karen-Situationen

Technik: 75
Grafik: 82
Sound: 80
Umfang: 85
Gameplay: 86
KI: 41

Spielspaß: 85

  • Story: Karen: An Outrage Simulator lässt uns in die Rolle von Karen schlüpfen, die sich über alles beschwert und die glaubt, dass die Welt nach ihrer Nase tanzt.
  • Nachhaltigkeitswert: Karen hat es verdient, dass wir sie im Gedächtnis behalten. Ich kann sie mir gut in einem Coaching im Kundenservice vorstellen.
  • Frustpotential: Manchmal dadurch vorhanden, dass man die komplette Situation erneut spielen muss, wenn man verloren hat.
  • Design/Stil: Der grafische Stil ist nicht jedermanns Geschmack, bleibt aber dem Studio Vagabon Dog treu.
  • Musik und Sound: Die musikalische Untermalung ist genau an den richtigen Stellen, manchmal fehlt es dennoch an Abwechslung.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Knapp 2 € zahlt man für Karen und das ist absolut passend.

Offenlegung

Wir haben uns Karen: An Outrage Simulator auf Steam selbst gekauft.

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Beatrice Eichhorn
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