Es ist schon eine ganze Weile her, da kämpfte ich mit Sora gegen Ansem, lernte Roxas kennen, verliebte mich in Naminé und Kairi, begab mich auf die Suche nach dem König und verlor meine besten Freunde, um sie wieder zu finden. Ich schlief ein ganzes Jahr lang einen Datenschlaf, schlug mich mit Träumen herum, entdeckte eine Geschichte vor Soras Geschichte und erkannte, dass Herzen nicht immer nur schwach sind. Ich erlebte eine Geschichte, die Emotionen in mir weckte: Liebe, Trauer, Wut, Freundschaft, Glück und Hass. Und dann kam Kingdom Hearts III. Wie ich dieses Erlebnis fand, verrate ich euch in meinem Test der PlayStation 4 Version.
The Story so far
Zugegebenermaßen hab ich vor Kingdom Hearts III nicht noch einmal alle Spiele der Reihe gespielt, nur die ersten beiden Hauptteile haben es somit nochmal in meine Freizeitbeschäftigung geschafft, aber das ist auch nicht ganz so dramatisch. Im Spiel wird noch einmal – ziemlich kurz – alles versucht, anzuschneiden, damit man eine grobe Vorstellung vom Ganzen hat. Im Grunde versteht man ohnehin nicht ganz alles, auch wenn man der Story versucht, ziemlich genau zu folgen.
Ich persönlich fand den Einstieg in Kingdom Hearts III verwirrend und irgendwie nicht passend. Die erste Stunde dachte ich, dass ich mich in einem Spiel befinde, das zu PlayStation 2 Zeiten seinen Ursprung fand – was ja auch irgendwie der Wahrheit entspricht. Und zu dieser Zeit überlegte ich auch, ob ich das Spiel nicht einfach abbrechen soll. Ich meine, ich mochte die Hercules Welt noch nie besonders, und dann beginnt gleich das ganze Spiel damit… Glücklicherweise wurde es dann etwas besser, dennoch fühlt sich das ganze Storytelling nicht sonderlich gut an.
Man merkt Kingdom Hearts III einfach viel zu sehr an, dass es bereits vor Jahren in die Entwicklung ging. Ich versuche das Ganze mal für euch genauer in Worte zu fassen: Sora und Co. sollen insgesamt sieben Wächter des Lichts finden, um die dreizehn Spackos der Dunkelheit zu vernichten. Nebenbei sind auch noch Aqua, Terra und Ven verloren gegangen, die wir auch noch finden und die passenderweise zu unseren Lichtwächtern zählen. Klingt also nach einer ganz typischen Geschichte aus dem Kingdom Hearts Universum, schließlich suchen wir ja meistens irgendjemanden. Allerdings gibt es einen gravierenden Unterschied. In den vorherigen Titeln fühlte es sich so an, als würde jede Welt wirklich etwas zur Story beitragen und wenn es am Ende nur dazu reichte, um Sora mehr Mut und Kraft zu geben.
In Kingdom Hearts III habe ich dieses Gefühl nicht. Irgendwie fühlen sich die Welten einfach immer gleich an: Es gibt die Story des Films, es gibt ein paar hin und wieder nervige Minispiele und dann gibt es den Endgegner mit Soras immer wieder gleichen Gerede über Herzen und Verbundenheit. Das ist fast schon ein wenig zu hardcore auf Friede-Freude-Eierkuchen getrimmt – und wird erst in der allerletzten Welt hin zum Endgegner besser. Bei jeder Welt habe ich mich gefragt, ob man wirklich jede gleich aufbauen muss. Das ist wirklich schade.
Kingdom Hearts III: Black Flag
Ich muss ja sagen, dass ich kein sonderlich großer Fan dieser bescheuerten Fluch der Karibik Welt in Kingdom Hearts II war und als man dann auch noch bekanntgab, dass es auch im dritten Teil eine solche Welt geben wird, grauste es mir schon. Gegner, die nur im Licht angreifbar sind, sind einfach mal ziemlich beschissen. Doch ich muss sagen: Darf ich bitte ein ganz eigenes Spiel haben, das diese Welt beinhaltet? Man ist hier super viel auf dem Schiff unterwegs, liefert sich Schlachten und erkundet verlassene Inseln, um nebenbei von Herzlosen angefallen zu werden. Aber: Alter, macht das Spaß! Das Schiff steuert sich super – ja, es ist nicht realistisch, aber was ist das in diesem Spiel schon? – und sogar das Kämpfen auf dem Schiff macht unheimlich viel Spaß.
Normalerweise habe ich zudem Angst in Videospielen, wenn Wasser eine Rolle spielt. Man kann sich schlecht bewegen unter Wasser und manchmal kann man auch nicht kämpfen und manchmal kommt hinter jeder Ecke ein Hai und greift einen an. Das tun die echt! In den meisten Fällen spielt mein Gehirn einfach verrückt, aber das macht es in einem Reallife Pool auch, ist also bei mir nichts Neues. In Kingdom Hearts III hab ich mich zunächst auch nicht ins Wasser getraut. Bis ich mich daran erinnert habe, dass es hier ja gar keine anderen Tiere gibt und dass mich nur Herzlose erwarten. Also bin ich reingehüpft und hatte so viel Spaß wie in meinem ganzen Leben nicht mehr – und das im Wasser und auf einem Schiff.
Mit der Fluch der Karibik Welt hat sich Square jede Menge Punkte im Spiel gesammelt, jedoch war es echt ein Akt, erst einmal bis dahin zu kommen. Ich dachte wirklich, dass die Welt ziemlich doof wird, weswegen ich sie erst ganz zum Schluss gemacht habe – man sollte sie eher mitten rein setzen.
Charaktere zum Verlieben?
Ich muss zugeben, dass ich eigentlich schon immer einen Crush auf Riku hatte. Im zweiten Teil habe ich mich gefragt, auf welcher Parkbank eigentlich die letzten beiden Jahre verbracht hat, doch jetzt in Kingdom Hearts III hab ich ihn wieder in mein Herz geschlossen und so langsam wird er von Sora verdrängt. Obwohl ich die Momente genoss, in denen man selbst Riku spielen konnte. Das ist super, doch Sora wird langsam zu einem kleinen Hottie (dass ausgerechnet ich diesen Begriff mal verwende, ist schon witzig). Dafür war ich regelrecht von Kairi in Kingdom Hearts III enttäuscht, denn sie wirkt viel, viel jünger als noch zuvor. In Kingdom Hearts II war sie wirklich super hübsch, doch jetzt im dritten Teil wirkt sie von der Art her sogar fast jünger als noch im allerersten Teil, was ich auch ziemlich schade finde.
Sora hingegen hat mich manchmal ganz schön genervt, weil er auf der einen Seite erwachsen wirken sollte mit seinen Moralapostelsprüchen und auf der anderen Seite ist er dann doch wieder der typisch kindische Sora, den ich so sehr durch seine Art ins Herz geschlossen habe. Besonders liebte ich den Moment, als er das erste Mal das Gumifon in der Hand hält und sich wundert, warum es klingelt. Hervorragend! Generell ist der Humor wirklich gut und man merkt Sora an, dass er nun auch mal in der Pubertät angekommen ist. Ich bin hier wirklich gespannt, wie sich unser kleiner Held noch weiter entwickelt. Donald hingegen wirkte eher wie die Glucke, die auf Goofy und Sora aufpassen muss.
Kingdom Hearts III hat so viele Aspekte, die mich aufregen, aber auch so viele Aspekte, die wirklich gut sind. Ich persönlich finde es gut, dass noch einmal viele Figuren eine Rolle spielen, so beispielsweise Aqua, auch wenn das Ende dann doch sehr plötzlich kommt und sich nicht so anfühlt, als sei man nun schon bereit dafür.
Was mich so richtig wurmt…
Kingdom Hearts III war für mich ein gefühltes halbes Leben in der Entwicklung und gestaltet sich nun eher als müder Aufguss der ersten beiden Hauptteile. Es fehlt die Passion. Es fehlt dieses: Unsere Freundschaft steht über allem. Es fehlt dieses Ziel, dieses Kindliche, es fehlt der Sinn. Ja, irgendwie geht es darum, die Welt zu retten, schon klar, aber das ist fast schon abgedroschen. Ich hatte gehofft… Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht so genau, was ich mir gewünscht hätte. Vielleicht mehr Innovation wie beispielsweise in der Welt von Fluch der Karibik, vielleicht weniger Filmabklatsch, vielleicht mehr Neues. Ich habe das Gefühl, dass Kingdom Hearts Reihe auf der Stelle tritt, zwar hat der dritte Teil viel Neues und Anderes, aber dennoch kann es genauso ein Aufguss der ersten Teile sein, denn es hat sich eher so angefühlt, als müsse Square jetzt noch diesen Teil machen, ohne wirklich einen festen Grund dafür zu haben.
Es ist nicht so, dass ich Kingdom Hearts III nicht gerne gespielt hätte, aber vieles war einfach nervig. Die Welten zum Beispiel sind alle unterschiedlich lang, in manchen ist man irgendwie gefühlt nur eine Stunde, aus anderen kommt man einfach nicht raus. Da hatte ich zumindest bei den Vorgängern das Gefühl, ein runderes Konzept gespielt zu haben. Ganz cool fand ich auf jeden Fall die Sache mit Remy aus Ratatouille, da mir das Kochen sehr viel Spaß gemacht hat, wenn es auch sehr einfach ist.
Manches wirkt aber einfach zu viel, wie beispielsweise die Gummijetsache, die ich immer als ganz nettes Nebenbei gesehen habe, doch diese wird ziemlich in den Vordergrund gesetzt, was ich persönlich sehr nervig finde.
Fazit: Ganz okay, aber…
Kingdom Hearts III ist für mich ein schönes Spiel, jedoch geht es mir an vielen Stellen auf die Nerven und fühlt sich für mich eher wie ein Aufguss der Vorgänger an. Besonders die Welten sind eher mau und linear. Ich dachte, dass wir offenere Welten bekommen, doch am Ende sind sie doch nur mehr oder weniger linear, mal von der Toy Story Welt abgesehen. Ich habe mir nach all der Zeit irgendwie deutlich mehr erhofft und auch gewünscht, doch den Charme der vorherigen Spiele hat Kingdom Hearts III für mich keineswegs mehr inne und da sich der Anfang als … kreativ gestaltet, wird es für mich vermutlich auch keinen weiteren Durchlauf mehr geben. Dafür fehlt mir einfach das gewisse Etwas. Doch das ist in Ordnung.
Ich bleibe dann einfach bei meinen Vorgängertiteln und lass diejenigen Kingdom Hearts III spielen, die es mögen und verfolge einfach nur weiter, wie sich Sora zu einem Hottie entwickelt und hoffe, dass Kairi doch wieder erwachsener wird. Mal sehen, was die Zukunft der Reihe bringt, zum aktuellen Zeitpunkt würde ich jedoch von einem weiteren Teil der Reihe absehen.
Pro | Contra |
+ Die Fluch der Karibik Welt | – Recht lineare Welten, die keinen wirklichen Sinn in der Story zu haben scheinen |
+ Der für die Reihe typische Humor | – Soras ewig gleiche Rede als Moralapostel |
+ Das Kampfsystem… | – … wenn auch die Attraktionen eine schreckliche Erweiterung sind |
+ Die Musik | – Der Charme der Vorgänger fehlt irgendwie |
+ Der grafische Stil, der gleich geblieben, aber dennoch gut ist | – Es geht gefühlt nur um Weltrettung, die eigentliche „Suche“ kehrt in den Hintergrund |
Technik: 79
Grafik: 87
Sound: 86
Umfang: 71
Gameplay: 72
Spielspaß: 83
- Story: Das sprengt den Rahmen. Kurz zusammengefasst: Der Kampf aller Kämpfe steht an und Sora und Co. müssen weitere Krieger des Lichts finden, um die Dunkelheit zu besiegen.
- Frustfaktor: Durchaus vorhanden, nicht jedoch im Kampf, diese sind recht leicht, dafür aber im Spiel selbst.
- Wiederspielwert: Für mich eher unwahrscheinlich.
- Design/Stil: Gute Erweiterung der Vorgänger.
- Musik: Kennen wir aus den Vorgängern.