Mulan – Überraschend in Ordnung

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Schon 1999 schrieb ich in einer Filmrezension, um mich damit beim Kinder Film- und Fernsehfestival Goldener Spatz zu bewerben, dass mich Disneys Mulan fasziniert. In diesem Film geht es um die junge Fa Mulan, die für ihren Vater in den Krieg zieht, um das Land vor den Hunnen zu verteidigen. Ich schrieb, dass ich es bewundere, wie Mulan „ihren Mann steht“, auch wenn ich aus heutiger Sicht schreiben würde, dass sie locker jeden Mann in die Tasche steckt.

Nun versuchte sich Disney jedoch an einer Live-Action Verfilmung des von mir geliebten Zeichentrickfilms. Ich hatte zuvor viel Schlechtes über den Film gehört – allein der Fakt, dass es kein „Möchtest du für immer bleiben?“ am Ende des Films geben wird, schreckte mich ab. Besonders Disneys Zeichentrickfilme zeichnen sich für mich nicht nur durch die Geschichten aus, die sie erzählen, sondern durch den Humor, sodass jede noch so düstere Geschichte *hust* Der Glöckner von Notre Dame *hust* nicht mehr ganz so düster wirkt.

Mulan nun begeisterte mich durch den Humor, durch die Charaktere und durch den Zeichenstil, der sich mir bereits im zarten Alter von zehn Jahren als sehr gut präsentierte: Man legte viel Wert darauf, dass die Charaktere auch ihre ganz eigenen Charakterzüge im Aussehen widerspiegelten. Etwas, das mir heutzutage manchmal fehlt – und etwas, das besonders in Filmen mit echten Menschen nicht so zum Tragen kommt. Ich konnte mir einen Film ohne Mushu und Gesang nicht so richtig vorstellen. Wie sollte denn ein Disney Film eine Geschichte erzählen, ohne dass dabei gesungen wird?

Und nachdem ich so viel Schlechtes über die Neuverfilmung gelesen und gehört habe, musste ich mir selbst ein Bild davon machen, das Disney da verzapft hatte. Und ich wurde überrascht.

Nach den ersten paar Minuten habe ich noch gedacht, ich habe eine weitere schlechte Version eines Sets erhalten, wie beim Live-Action Film zu Aladdin: Die Farben waren ziemlich grell, irgendwie hat alles so gewirkt, als würde man einen Zeichentrickfilm in Realität verwandeln, was mir vom Stil her gar nicht gefallen hat. Dafür hat mich jedoch eine Person ganz besonders gebannt: Mulan. Schon als kleines Mädchen wurde deutlich, dass hier etwas Großes geschehen wird und dass Mulan einfach nicht dafür geschaffen ist, eine brave Hausfrau zu sein. Hua Mulan, wie sie nun in der Neuverfilmung nach dem historischen Original benannt wurde, ist ein geliebter Teil ihrer Familie. Ihr Vater blickt auf zu ihr, auch wenn es aus anderen Beweggründen ist: Er sieht in ihr den Jungen, der sie hätte werden können, wenn sie nun mal kein Mädchen geworden wäre. Um jedoch die Ehre für das Haus zu halten, muss sie den Traditionen folgen.

Bis eines Tages der Aufruf kommt, dass der chinesische Kaiser eine Armee aufstellt, um das Land zu schützen. Da Mulans Vater keinen Sohn hat, den er schicken kann, will er selbst gehen, doch Mulan sieht das anders. Wie im Trickfilm auch schnappt sich das Mädchen die Rüstung des Vaters und begibt sich auf dem Weg zum Lager der Soldaten. Sie lernt, wie man richtig im Kampf umgeht und wird die tapferste und stärkste Kriegerin der Einheit – obwohl sie vorgibt, ein Mann zu sein.

Erst als sie im Kampf auf die feindliche Hexe trifft, die ihr sagt, dass sie sich versteckt und deswegen ihre Stärke niemals ausnutzen kann, erkennt Mulan, dass es falsch ist, sich zu verstecken. Sie kehrt als Frau zurück aufs Schlachtfeld und besiegt die Gegner. Als Bestrafung wird sie verbannt – obwohl Tod die richtige Strafe gewesen wäre – und kehrt zurück, um den Kaiser und ganz China zu retten.

Ich liebe es sehr, dass Disney mit Hua Mulan eine deutlich mächtigere Mulan geschaffen hat als noch im Trickfilm. Sie ist stets auf sich selbst gestellt, hat keinen Mushu, der ihr zur Seite steht. Sie beweist mit den richtigen Ideen, ihrer Kreativität und ihrer Stärke, dass sie in der Lage ist, eine ganze Armee anzuführen und die Gegner vollends zu besiegen. Mulan ist für mich eine der mutigsten Frauen der Geschichte, denn sie hat’s einfach drauf, auch wenn sie in der Neuverfilmung nicht singt. Sie ist stets mutig und wortgewandt, versteckt sich, um zu eigener Größe zu wachsen und zeigt erneut, dass wir Frauen keineswegs hinter Männern zurückstecken müssen. Und genau das ist es, was Disney für mich erneut eindrucksvoll verpackt hat – wie mit meiner Heldin.

Wenn du schon immer mal die Zeichentrickversion sehen wolltest, aber dir in Disneyfilmen prinzipiell zu viel gesungen wird, dann ist die Neuverfilmung von Mulan des Jahres 2020 vielleicht das Richtige. Und wenn du dann noch klassische chinesische Filme mit Springen und Fliegen magst, dann bist du erst Recht bei Mulan an der richtigen Adresse. Ganz wichtig ist dabei nur, dass du beide Filme nicht miteinander vergleichst, sondern ihnen das Recht gibst, unabhängig voneinander zu existieren, denn abgewandelt sind die Geschichten voneinander. Ich würde Mulan auf jeden Fall wieder gucken, sowohl als Trickfilm als auch als Live-Action Film.

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Beatrice Eichhorn
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