Over the Alps (Steam) im Test – Eine waghalsige Reise

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Eine Reise über die Alpen mit britischen Geheimagenten mitten in der Nazizeit klingt nicht nur spannend, sondern hat auch definitiv mein Interesse geweckt, denn Over the Alps verspricht ein imposantes Abenteuer zu werden, das über Postkarten erzählt wird. Wie sich das Ganze spielt und ob es eine Empfehlung gibt, verrate ich euch in meiner Review zur PC Version von Over the Alps.

Die Magie der Postkarten

Mich hat Over the Alps vor allem wegen seines interessanten Settings und auch seines Gameplays fasziniert, denn im Grunde ist das Spiel ein interaktiver Roman, der über Postkarten erzählt wird und so definitiv ein ganz besonderes Erlebnis bietet. Wir spielen in Over the Alps einen britischen Geheimagenten namens Smith, der in Italien einen Kontaktmann treffen soll, um einen neuen Auftrag entgegenzunehmen. Tja, ganz so helle wie es zunächst scheint, ist unser Spion dann leider nicht, denn natürlich treffen wir direkt im Zug nach Italien unsere Gegenspielerin: Das deutsche Fräulein Wolff, das uns immer mal wieder einen Strich durch die Rechnung machen wird.

Sobald wir unseren Kontaktmann treffen, beginnt eine ziemlich turbulente Reise über die Alpen, die mit Verfolgungsjagden und Ziegen nicht gerade geizt und manchmal doch mit ein paar Längen daherkommt, die nicht hätten sein müssen. Dabei wird die Geschichte über Postkarten erzählt, die Smith an Aubrey schreibt. Wer das ist, wird über die gesamte Zeit hin nicht geklärt, ist aber auch nicht wirklich wichtig. Die Geschichte wird durch die Postkarten vorangetrieben, während ich mich häufig entscheiden kann, welche Briefmarke ich drauf klebe, um somit meine Entscheidung für Situationen zu treffen. Will ich der Gentleman sein oder ziehe ich Tarnung eher vor? So gibt es viele Möglichkeiten, wie ich diese Geschichte beeinflussen kann.

Das wirklich Geniale ist hierbei, dass sich die Geschichte zwar mit jedem Durchlauf am gleichen Grundgerüst entlanghangelt, aber doch bestimmte Situationen nur durch gewisse Reaktionen ausgelöst werden. So hatte ich im zweiten Durchlauf ganz andere Möglichkeiten als beim ersten Mal – und das ist ziemlich cool.

Etwas unglücklich und fast schon nervig sind nur zwischendrin Momente, in denen uns wieder das Fräulein einen Strich durch die Rechnung macht – oder doch das viele Lesen. Vielleicht hätte man zwischendrin doch ein paar kleinere Szenen machen können, um die Längen zu kürzen und so doch noch ein bisschen mehr Würze ins Spiel zu bringen.

Die richtigen Briefmarken

So cool das Konzept mit den Briefmarken und den Postkarten auch ist, so ist das ganze Projekt vielleicht ein bisschen zu groß, um es wirklich im ganzen Blick zu behalten. So habe ich beim mehrmaligen Durchspielen doch verschiedene Dinge aufgefallen, die verwirrend sind und nicht zusammenpassen. Beispielsweise habe ich bewusst im zweiten Durchgang darauf geachtet, nicht meinen Namen zu nennen – und trotzdem kannten ihn dann irgendwie alle Beteiligten. Oder auch zwischenzeitlich konnte ich Figuren etwas fragen, was wir im zweiten Durchgang gar nicht gemacht haben, wohl aber im zweiten. Das ist sehr schade und nimmt mir ein bisschen den Reiz des Spiels.

Was ich auch ein bisschen merkwürdig finde, sind die Polizeiberichte, die es immer mal wieder zwischen den einzelnen Orten gibt: Sie werden überhaupt nicht erklärt im Spiel und zeigen mir auch keinen wirklichen Mehrwert, denn zwischen vielen Orten habe ich auch nur eine Route, um sie zu nehmen und so den Ort zu wechseln. Manchmal, wenn ich mehrere Wege habe, gibt es auf der rechten Seite einen Kompass, der mir sagt, wie gefährlich die Route ist – oft habe ich aber wirklich keine Wahl. Und ich weiß auch nicht, was der Kompass bedeutet oder was es genau mit dem Bericht auf sich hat.

Manchmal glaube ich, dass es anzeigt, wie sehr mir die Polizei auf der Spur ist. Doch manchmal habe ich das Zweifel dran. Beispielsweise war ich wirklich unvorsichtig und habe Spuren hinterlassen. Im Text steht dann jedoch, dass ich der Polizei entkommen bin, doch plötzlich erhalte ich die Information, dass mich die Polizei geschnappt hat. Das ist seltsam. Und ein anderes Mal sagte mir der Bericht, dass sie mich geschnappt hat, aber nichts passierte. Ein sehr verwirrendes und unnachvollziehbares Element, dessen Sinn ich wirklich nicht erschließen konnte. Hier fehlt mir prinzipiell ein kleines Tutorial oder irgendeine Möglichkeit, um mich darüber zu informieren, was es damit auf sich hat.

Wunderschöne Alplandschaft, poetische Malerei

Auch wenn ich in Over the Alps nicht aktiv die Städte bewundern kann, durch die wir reisen, so beschreiben die deutschen Texte doch wunderbar das Äußere. Das ist wirklich schon Poesie an manchen Stellen, sodass ich gar nicht mehr sehen brauche, wie die Landschaften und Orte wirklich aussehen. Wunderbar! Passend dazu habe ich mir einen Soundtrack gewünscht, der nicht nur leise ist und in bestimmten Situationen mit sensationellen Klängen um sich wirft. Ein paar schöne Melodien im Hintergrund wären schön gewesen, sodass ich mich nicht so ganz alleine gefühlt hätte. Dennoch hat diese Stille der Schönheit der einzelnen Gebiete keinen Abbruch getan, auch wenn ich mir mehr Musik gewünscht habe.

Auch so fehlt mir manchmal im Spiel der Überblick, das Hauptmenü zum Beispiel hat erst Overlays, wenn ich mit der Maus oder der Pfeiltaste drüber gehe und es somit anklicke oder markiere. Hovere ich mit der Maus drüber, sehe ich nicht, worum es sich handelt. Das ist schade und solche Dinge sind es, die Over the Alps zu einem noch besseren Spielerlebnis gemacht hätten. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass hier noch einmal Patches nachgeschoben werden und kleinere Dinge somit verbessert werden.

Fazit: Eine langwierige Reise über die Alpen

Over the Alps ist ein intuitiver Krimi, der euch ins Jahr 1939 versetzt. Ihr seid ein britischer Geheimagent, der auf der Suche nach seiner Kontaktperson in eine ziemlich abstrakte Geschichte kommt, in der auch deutsche Fräuleins eine Rolle spielen. Erzählt wird die Geschichte auf grandiose Weise über Postkarten und Briefmarken, die jeweils über Situationen und Gespräche entscheiden. Das ist ziemlich innovativ und gut umgesetzt, auch wenn es manchmal Situationen gibt, in denen die Story vergisst, welche Entscheidungen ich im Vorfeld getroffen habe, was wiederum ein wenig verwirrend ist.

Over the Alps punktet jedoch mit einer malerischen Poesie bei der Beschreibung der Orte und Landschaften, hinkt jedoch ein kleines bisschen im Soundtrack. Der ist zwar richtig Hammer, wenn er mal da ist, aber dafür ist er zu selten da. Es ist dennoch ein sehr interessantes Spiel, das zu empfehlen ist und da kann man auch mal über Mängel oder Unzulänglichkeiten in der Erzählstruktur hinwegsehen.

Hinweis: Aktuell ist erst ein Fall in Over the Alps verfügbar.

ProContra
+ Schöner Soundtrack…– … wenn er denn mal da ist
+ Interessante Story– Polizeibericht wird nicht erklärt und scheint keinen Sinn zu haben
+ Malerische Poesie– Manche Storyelemente passen nicht zusammen
+ Packende und dichte Atmosphäre…– … die manchmal ihre Längen hat
+ Innovatives Gameplay

Technik: 76
Grafik: 90
Sound: 71
Umfang: 86
Gameplay: 69
KI: 62

Spielspaß: 83

  • Story: Im Jahre 1939 seid ihr ein britischer Geheimagent, der auf der Suche nach seiner Kontaktperson die spannendste Geschichte seines Lebens erlebt.
  • Frustfaktor: Eigentlich eher weniger vorhanden.
  • Wiederspielwert: Sehr hoch, da es viele verschiedene Entscheidungen gibt und es immer wieder spannend ist, der Story zu folgen.
  • Design/Stil: Malerische Poesie.
  • Musik: Könnte deutlich häufiger vorhanden sein, denn wenn der Soundtrack mal hörbar ist, ist er ein Meisterwerk!

Offenlegung

Wir haben uns Over the Alps auf Steam selber gekauft.

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Beatrice Eichhorn
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