Persona 5 Royal (PS4) im Test – Die Phantomdiebe stehlen eure Zeit

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Die Phantomdiebe haben uns 2017 schon einmal beschäftigt: Damals erschien Persona 5 für PS3 und PS4 in Europa. Etwas mehr als drei Jahre später legt Atlus mit Persona 5 Royal noch eins drauf: Noch mehr Inhalte für ein ohnehin schon episches JRPG? Ja, das geht. Doch Persona 5 Royal bringt insbesondere für Spieler in Europa noch weitere Neuerungen mit. Wie gut uns die Reise mit den Phantomdieben jetzt gefällt, verrät unser Test.

Echte Figuren, echte Story – wie ein guter Anime?

Wir haben auch schon Persona 5 getestet. Doch eins ist ganz wichtig: Damals hat Bea die Phantomdiebe begleitet, während Persona 5 Royal nun ich gespielt habe. Daher wird der Test so ein Zwischending aus dem Test einer verbesserten Version und einem komplett frischen Test. Ich hab damals auch schon ziemlich viel von Persona 5 gesehen, allerdings nicht selbst gespielt – ich hab es also nun in vollem Umfang zum ersten Mal selbst erlebt. Als Bezugspunkt empfehle ich euch durchaus, auch mal einen Blick auf den Persona 5 Test zu werfen.

Was mich in Persona 5 Royal direkt ab der ersten Minute begeistert hat: Die Story. Nicht nur inhaltlich, sondern auch vom Setting und von den Figuren her inszeniert Atlus hier vollumfänglich einen Titel, der ab der ersten Minute in seinen Bann ziehen kann. Mal fühlt sich Persona 5 an wie ein gutes Jugendbuch, mal wie ein guter Anime, und zwischendurch darf man auch etwas spielen, während alles ziemlich mysteriös bleibt: Was hat es mit den mysteriösen Ereignissen in Tokio auf sich? Warum werden wir eigentlich von der Polizei verfolgt? Und warum ist eigentlich alles nur eine große Rückblende? Vor allem am Anfang sind die Anteile zum aktiven Spielen eher klein, doch bei Persona 5 Royal hat mich das herzlich wenig gestört, eben weil es inhaltlich und auch technisch sehr hochwertig erzählt.

Im Vergleich zu sämtlichen vorher in Europa veröffentlichten Persona Spielen bringt Persona 5 Royal eine ganz große Neuerung mit sich: Es ist auf Deutsch verfügbar. Bei den Stimmen gibt es die Auswahl zwischen Japanisch und Englisch, allerdings wurden sämtliche Texte inklusive Untertitel auf Deutsch übersetzt und sind auch in anderen Sprachen verfügbar. Während Bea behauptet, man könne Persona 5 definitiv nicht auf Deutsch spielen, gefällt mir die deutsche Übersetzung überaus gut. Atlus wird so auch neue Spielergruppen ergründen und alles in allem ist die Übersetzung gut gelungen. Hier und da haben sich aber kleine Fehler eingeschlichen. Glücklicherweise passiert es nur bei nicht relevanten Stellen, allerdings scheinen manchmal falsche Textschnipsel eingefügt worden zu sein. So wird uns zum Beispiel mitgeteilt „es regnet“, obwohl das schönste Wetter draußen ist und eigentlich nur unsere Homeshopping-Bestellung angekommen ist. Solche Situationen gibt es noch öfter.

Joker ist einfach der sexiest protagonist ever!

Spielerische Freiheit und künstliche Beschränkungen in einem

Dass in JRPGs vor allem am Anfang meist erst mal mehr gucken und hören als spielen ist, ist ja wenig überraschend und auch in Persona 5 Royal ist das nicht anders. Hier ist es allerdings durchaus so, dass sich dieser Umstand auch im Spielverlauf zumindest stellenweise nie ganz auflöst – immer wieder gibt es längere Dialoge, Filmsequenzen oder auch einfach nur die Nebenaktivitäten unseres Protagonisten, diesmal Jasper getauft, bei denen wir „nur“ zuschauen dürfen.

Entschädigt wird man allerdings auch mit einem Spiel, in dem es so viel zu tun, zu planen und zu überlegen gibt, dass Persona 5 Royal Spieler wie mich, wie gern „alles“ machen würden, fast schon verzweifeln lässt. Nein, wir sprechen hier nicht von einer mit sinnlosen Tätigkeiten vollgepackten Open-World, sondern wir sprechen von vielen verschiedenen Aktivitäten, die im Spiel Zeit vergehen lassen: Einen Abend kann ich beispielsweise damit verbringen, Kaffee zu kochen, Wäsche zu waschen, zu trainieren, oder (später im Spiel) mich in die Welt der Dates zu begeben.

Persona 5 Royal lässt euch durch die verschiedenen Aktivitäten Werte eurer Spielfigur steigern, Beziehungen zu anderen Figuren verbessern, Gegenstände herstellen, Geld verdienen und vieles mehr: In diesem Spiel habt wirklich ihr die Zügel in die Hand, wenn es darum geht, wie ihr euren Protagonisten entwickelt und wie gut ihr auf eine bestimmte Situation vorbereitet seid. Das macht Persona 5 Royal anspruchsvoll und wahnsinnig vielfältig. Spielerisch bleibt vieles davon aber eher oberflächlich, denn aktiv spielt man nur wenige dieser Aktivitäten, das meiste – wie Kaffeekochen oder Trainieren – läuft vollautomatisch und innerhalb weniger Sekunden ab.

Der großen Freiheit bei der Wahl der Aktivitäten stehen die teils künstlichen Beschränkungen gegenüber, mit denen ich nicht so viel anfangen kann: Immer wieder darf ich nicht in Läden gehen oder überhaupt das Haus verlassen, weil es das Spiel gerade so will. Durch einige inhaltliche Änderungen in Persona 5 Royal hat sich gegenüber der Originalversion hier auch zum Spielbeginn ein kleiner Fauxpas eingeschlichen, denn während mir das Spiel erklärt, ich habe nun eine Woche zum Erkunden und Aktivitäten wählen, werde ich direkt danach für eine Stunde durch vorgegebene Passagen geleitet, wobei danach die erwähnte Woche auch schon vorbei ist. Künstliche Beschränkungen mag ich nicht und Persona 5 Royal setzt sie relativ regelmäßig ein. Trotzdem kann ich festhalten, dass ich mich nie so richtig eingeschränkt fühle.

Immer feste druff!!!

Der Alltag eines Phantomdiebs

Das liegt ganz einfach daran, dass Persona 5 Royal so unheimlich viele Spielelemente mitbringt, dass einem nie langweilig wird – seien es die vielen optionalen Aktivitäten, der Schulalltag der Phantomdiebe oder das Infiltrieren der Paläste, um Sinneswandel bei Personen zu bewirken: Es greift alles einfach wunderbar ineinander und sorgt dafür, dass es immer was zu tun gibt und man nie vor einem losen Ende steht. Außerdem führt Persona 5 Royal auch noch nach Stunden neue Spielelemente ein und überhaupt fühlt man sich in Stunde 15 noch so, als habe man gerade so die Einführung ins Spiel gemeistert.

Persona 5 Royal macht seine Geschichte und den Alltag der Hauptfigur einfach viel nachvollziehbarer als andere Spiele, allein schon dadurch, dass zur Schule gehen auch für euch als Spieler bedeutet, immer mal Fragen in den einzelnen Fächern zu beantworten und euch am Ende auch den Prüfungsfragen zu stellen – das ist nicht immer leicht und fordert manchmal auch mathematisches, sprachliches oder kulturelles Wissen. Auch bei diesen Aufgaben ist die Übersetzung übrigens sehr gut gelungen – und es ist einfach cool, wie viel Vielfalt hier im Spiel steckt.

Die Erkundung der Paläste ist dagegen der actionreichste und durchaus auch abwechslungsreichste Teil von Persona 5 Royal – die Paläste warten jeweils mit ihrer eigenen Architektur und spielerischen Facetten auf. Gegner gibt es natürlich auch viele verschiedene mit ihren eigenen Stärken und Schwächen. Die Schwierigkeitsgrad ist manchmal nicht ganz ausgegoren, allerdings in erster Linie durch ein paar Kämpfe, bei denen man beim ersten Mal wohl eher scheitern muss, um beim zweiten Mal durch Kenntnis ihres Ablaufs problemlos zu überleben. Doch in Persona 5 Royal habt ihr auch relativ einfach innerhalb der Paläste oder in Mementos, dem übergeordneten Palast, die Möglichkeit zum Leveln und Personas sammeln – so seid ihr dann gut gerüstet. Nicht aus den Augen verlieren darf man dann nur die zeitliche Beschränkung für den jeweils aktiven Palast.

Während man sich einen Ruf als Phantomdieb erarbeitet, ist ausgiebiges Essen wichtig.

Ein Phantomdieb kennt Stärken und Schwächen

Einen extra Abschnitt hat sich nochmal das Kampfsystem verdient, welches mich absolut begeistert. Manchmal bin ich etwas ratlos, was ich tun sollte. Das liegt daran, dass Persona 5 Royal ebenso wie im Alltag der Phantomdiebe viele verschiedene Elemente allein in den Kämpfen bereithält, die man im besten Fall perfekt miteinander kombinieren kann.

Resistenzen und Schwächen gegenüber Elementen spielen bei den Gegnern eine große Rolle, denn manches Mal heißt das, dass ihr einfach keinerlei Schaden anrichten könnt, während ihr bei der Ausnutzung der Schwächen des Gegners gleich nochmal angreifen und schließlich eine besonders tödliche Attacke auslösen könnt, bei der alle zusammenarbeiten – oder aber ihr kommt ins Gespräch mit dem Widersacher.

So kann man neue Personas sammeln oder um Geld oder einen Gegenstand bitten – vorausgesetzt allerdings, ihr wählt die richtigen Dialogoptionen und die Persona ist empfänglich für eure Worten. Das wiederum könnt ihr teils mit euren Beziehungen zu Verbündeten oder euren eigenen Charakterwerten beeinflussen.

Persona 5 Royal ist einfach eine Kombination aus perfekt miteinander funktionierenden Spielelementen. Sieht man sich jetzt noch an, wie lang euch das Spiel beschäftigen kann, braucht ihr wahrscheinlich 2020 kein anderes Spiel mehr. Nein, auch für diesen Test konnte ich Persona 5 Royal nicht durchspielen, doch auch nach all den Stunden fühlt es sich noch nicht so an, als habe ich wirklich etwas erreicht. Das sagt schon Vieles aus – der Umfang von Persona 5 Royal ist jedenfalls ein Volltreffer.

Hier war der Kampf erfolgreich.

Technisch leicht angestaubt

Technisch ist Persona 5 Royal auf der PS4 (Pro) im Jahr 2020 zwar sauber, aber nicht mehr taufrisch – man merkt dem Spiel einfach an, dass es ja auch noch für die PS3 entwickelt wurde. Es läuft somit zwar sauber, wirkt allerdings rein optisch nicht immer wie aus einem Guss, weil vor allem das Innenleben der Paläste manches Mal nicht wirklich konkurrenzfähig ist. Der Atmosphäre tut das keinen Abbruch, allerdings wirkt es auch nicht so, als sei hier etwas überarbeitet worden.

Beim Soundtrack dagegen macht Persona 5 Royal alles richtig: Die Musikuntermalung ist super vielfältig und sehr gelungen und auch die englische Synchro ist super gelungen. Da gibt es nichts auszusetzen, ebenso wenig an anderen technischen Aspekten.

Die Paläste sind optisch aufwändig, aber technisch nicht immer taufrisch.

Fazit: Der Ultimative Auftritt der Phantomdiebe

Persona 5 Royal macht fast alles richtig: Dieses JRPG ist ein vorzügliches Spielerlebnis, welches nicht nur wahnsinnig viel Inhalt bietet, sondern auch noch jede Menge Vielfalt, eine großartige Story und vor allem auch noch ein Setting, das ab Minute eins in seinen Bann zieht. Neben noch mehr Inhalten gegenüber der Originalversion aus 2017 und damit Hunderten Spielstunden bringt Persona 5 Royal vor allem eine deutsche Übersetzung mit. Diese ist alles in allem richtig gut gelungen und wird Persona helfen, auch in Deutschland richtig Fuß zu fassen. Hier und da haben sich aber kleine Fehler eingeschlichen, sodass offensichtlich falsche Textschnipsel angezeigt werden.

Rein spielerisch bin ich persönlich kein Freund der etwas zu häufig eingesetzten künstlichen Beschränkungen, die der eigentlich überaus großen Freiheit gegenüberstehen. Wenn alle eigentlich vorhandenen Aktivitäten blockiert werden, nervt mich das, doch andererseits treibt Persona 5 Royal so die Erzählung voran und lässt es mich bei nächster Gelegenheit wieder vergessen. Denn dafür wartet fast in jedem einzelnen Spielelement wie auch im Kampfsystem schon jede Menge Vielfalt, während ich teilweise auch die Schulaufgaben für meinen Protagonisten lösen muss. Wer bisher noch kein Persona gespielt hat, hat spätestens mit Persona 5 Royal auch durch die deutsche Übersetzung die Gelegenheit dazu: Diese Version hat den Namen Royal verdient, denn es ist eine richtig gute Erfahrung, die euch lange – und gut – beschäftigen wird.

ProContra
+ Vielschichtige und gute Story– Technisch leicht angestaubt
+ Sehr viele Spielelemente, die perfekt ineinandergreifen– Teilweise künstliche Beschränkungen
+ Viel Abwechslung– Kleine Fehler in der Übersetzung
+ Komplexes Kampfsystem– Schwierigkeitsgrad nicht komplett ausgewogen
+ Großartiger Soundtrack
+ Gute deutsche Übersetzung
+ Hunderte Stunden Spielzeit

Technik: 92
Grafik: 83
Sound: 100
Umfang: 100
Gameplay: 96
KI: 80

Spielspaß: 96

  • Story: Die Geschichte zieht von Anfang in ihren Bann. Sie ist vielfältig, tiefgründig, aktuell und abwechslungsreich. Wahnsinn!
  • Frustfaktor: Stellenweise vorhanden, da der Schwierigkeitsgrad nicht ganz ausgegoren ist und man bei manchem irgendwie einmal scheitern muss, um es dann zu schaffen.
  • Nachhaltigkeitswert: Persona 5 Royal beschäftigt unheimlich lang und beschäftigt sich mit vielen wichtigen Themen. Es wird in Erinnerung bleiben!
  • Design/Stil: Sehr abwechslungsreich und gelungen, teilweise technisch nicht mehr ganz frisch.
  • Musik und Sound: Musik und Sound sind vielfältig und top!
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Persona 5 Royal ist jeden Vollpreis wert.

Offenlegung

Wir haben einen Reviewkey für Persona 5 Royal vom Publisher erhalten.

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Manuel Eichhorn
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