Tales of Berseria (PS4) im Test – Warum können Vögel fliegen?

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Rache ist ein durchaus beliebtes Thema für Videospiele, doch ist sie wirklich so wichtig, wenn man einmal über den Tellerrand schaut? Ich habe für euch im Let’s Play Tales of Berseria gespielt und verrate euch nun in meiner Review zum Spiel, ob sich das Ganze auch für euch lohnt oder ob ihr lieber auf Tales of Arise warten solltet.

Die Dämonenpest

Auch wenn Tales of Berseria schon einige Jahre auf dem Buckel hat, so beginnt die Story noch immer grandios mit dem Ausbruch der Dämonenpest, die Velvets Schwester fordert. Velvet ist unsere Protagonistin, mit der wir einen friedlichen Start in einer wunderbaren, wenn auch gefährlichen Welt nach dem Intro hinlegen. Wir entdecken ihr Heimatdorf und lernen, dass sie ihren Bruder Laphicet über alles liebt und für ihren Schwager Artorius einiges übrig hat, der gleichzeitig auch ihr Mentor ist.

Doch Tales of Berseria wäre nicht Tales of Berseria, wenn es ein friedliches Spiel wäre. Und so dauert es nicht lange, da hintergeht uns Artorius, tötet Laphicet, verwandelt Velvet in einen Dämon und schmeißt sie in den tiefsten Kerker der Gefängnisinsel Titania. Und genau hier geht das richtige Abenteuer los, denn Velvet und auch ich sind definitiv nicht happy, dass uns Artorius so etwas angetan hat. Wir befinden uns auf einem Rachefeldzug und finden, während wir aus dem Gefängnis ausbrechen, weitere Mitstreiter mit ganz persönlichen Zielen und Motiven.

Und dann geht alles erst los: Eine Geschichte, die vor allem mit vielen Reisen zu tun hat. Ich bemerke dabei jedoch immer mehr, dass sich Velvet in jemanden entwickelt, mit dem ich mich absolut nicht mehr identifizieren kann. Sie verfolgt stur ihre Rache, auch wenn wir im Laufe der Story Dinge erfahren, die sie umdenken lassen sollte. Das finde ich ein bisschen sehr schade. Sie scheint nicht zu reflektieren, sondern steckt einfach nur in ihrer selbst gesetzten Mission fest. So wie auch viele der anderen Charaktere. Ich habe lediglich das Gefühl, dass sich Magilou und Phi weiterentwickeln, während alle anderen stur ihrer geschriebenen Story folgen.

Das ist zwar nicht unbedingt falsch und ich liebe das Design und die Hintergründe der Charaktere sehr, dennoch habe ich mir hier eine andere Entwicklung gewünscht. Dennoch liebe ich es, wie die Charaktere miteinander umgehen, wie sich Eizen und Rokuru Käferturniere liefern und was Magilou für Geschichten erzählt. Diese Harmonie passt einfach und es macht Spaß, der Gruppe zuzuhören. Nur eine Entwicklung hätte ich mir noch gewünscht.

Ebenso wie eine Entwicklung in der Story. Die ersten paar Spielstunden fand ich noch in Ordnung, doch nach einiger Zeit kann ich der Story nicht mehr ganz folgen. Ich habe den Überblick verloren, wer nun eigentlich der Feind ist und was wir an sich tunt. Das ist schade und wirkt stellenweise so, als würde die Story einfach nur in die Länge gestreckt werden, zumal es fast die ganze Zeit an sinnvollen Nebenquests mangelt, um die Story eben strecken zu können.

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X, X, X und X?

Was mir in Tales of Berseria richtig gut gefällt, ist das Kampfsystem. Typisch für die Reihe ist es, dass ich verschiedene Artes – also Angriffe – erlernen und dann selbst zu einer Kombo kombinieren kann. Ich kann also festlegen, welche Kombo auf X oder O liegen soll. Alle Angriffe haben unterschiedliche Auswirkungen auf die Gegner und einige profitieren von den Schwächen meiner Kontrahenten.

Ich kann zudem auch den Anführer wechseln, wenn ich also keine Lust mehr auf DPS durch Velvet habe, kann ich auch einfach zum Beispiel Magilou spielen und somit magischen Schaden machen oder die Gegner eben mit bestimmten Buffs einfach langsamer werden lassen. Das ist ziemlich cool und gibt dem Ganzen einen anderen Anstrich. Ich bin nicht gezwungen, Velvet zu spielen, wenn ich mit ihr ein Problem habe.

Bevor ihr aber den Charakter im Kampf wechselt, empfehle ich euch unbedingt die Artes festzulegen, sonst geht es euch wie mir und ihr habt keine funktionierende Kombo zur Hand, um im Kampf den Gegnern an den Kragen zu gehen. Das macht das Ganze zwar sehr komplex, aber auch ein bisschen unüberschaubar.

Was mir ziemlich gut am Kampfsystem selbst gefällt, ist die Möglichkeit, mit Velvet beispielsweise den dämonischen Teil in ihr zu aktivieren und dann deutlich stärkere Angriffe zu vollführen. Das macht Spaß und sorgt für Abwechslung, auch wenn diese Angriffe natürlich von etwas abhängen, das ich im Kampf durch die Gegner sammeln kann. Generell sind diese Punkte, die ich sammle dafür zuständig, wie viele Angriffe ich am Stück machen kann, bevor die Punkte aufgebraucht sind. So muss ich manchmal in schwierigen Kämpfen warten, bis die Energie wieder voll ist und ich die anderen unterstützen kann.

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Die KI eines Tales of

Ich lobe Tales of Berseria auf jeden Fall für die KI. Sie unterstützt mich in den Kämpfen wirklich hervorragend und setzt Angriffe, Zauber und Buffs effektiv ein. Sie sorgt sogar dafür, dass ich mich theoretisch jedes Mal an den Spielfeldrand stellen und zuschauen könnte, da sie wirklich von alleine agiert und agieren darf. Auch Kämpfe kann die KI auf diese Weise beenden – etwas, was in anderen Spielen nicht immer möglich ist. In anderen Spielen habe ich es schon erlebt, dass die KI beispielsweise keine Kämpfe beenden darf oder generell kaum Schaden macht. In Tales of Berseria ist das definitiv nicht so, was ich gut finde.

Da die Story linear ist und Velvet und ich keinerlei Entscheidungen selbst treffen dürfen, gibt es auch nichts, wo die KI mit schlechten Antworten oder seltsamen Entscheidungen reagieren könnte. Das ist auf der einen Seite schade – denn gerade auch diesem Tales of würde es gut tun, wenn es eine gewisse Entscheidungsfreiheit hätte. Gerade mit dem Schiff im Spiel und den vielen verschiedenen Inseln wird vorgegaukelt, dass ich Freiheiten nutzen kann – doch vieles macht mir die Story einfach kaputt, sodass ich viele Häfen einfach nicht ansteuern kann. Ganz abgesehen davon, dass sich dort eh nichts mehr finden lässt, was relevant wäre.

Die Städte in Tales of Berseria folgen größtenteils demselben Stil, und nur wenige unterscheiden sich auch grafisch und vom Aufbau her voneinander, das finde ich wiederum schade. Genauso wie die grafische Darstellung des Ganzen, denn hier und da gibt es dann doch hässliche Matschtexturen, die den an sich schönen Anime-Stil trüben. Generell wirken die Umgebungen detailarm, während sich vor allem bei wichtigen Charakteren jedoch Mühe gegeben wurde. Hier bin ich grafisch vom Spiel doch ein wenig enttäuscht, habe es aber schon beim Vorgänger gesehen und habe einfach große Hoffnungen in den nächsten Part der Reihe.

Die englische Synchro kann sich hingegen sehr hören lassen. Die Stimmen passend gut zu den Charakteren und untermalen alles sehr gut, vermutlich auch einer der Punkte, warum ich zu den Charakteren eine relativ große Bindung aufgebaut habe. NPC hingegen wirken häufig teilnahmlos und beim Soundtrack habe ich das Gefühl, dass es nur drei Stücke gibt, die ich bewusst immer und immer wieder wahrnehme. Auch schade.

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Fazit: Ganz nett, aber sehr linear

Ich mag an Tales of Berseria die Charaktere. Sie sind frisch und lebendig und entwickeln sich allerdings kaum nachvollziehbar weiter. Weniger frisch und lebendig hingegen wirkt die Spielwelt, deren NPC, die teilweise sehr teilnahmslos scheinen, und die lineare Geschichte, in der es keine Zeit für Nebenaktivitäten gibt, denn diese gibt es generell so gut wie nicht. Es ist schade, dass ein so großes JRPG noch immer so wenig Mühe in die NPC und deren Aktivitäten investiert, dass die Texturen teilweise sehr matschig sind und viele Umgebungen doch kaum Details besitzen, während wiederum die Charaktermodelle der Figuren wunderschön sind. Hier habe ich deutlich mehr erwartet.

Die Story selbst wirkt ab einer bestimmten Stundenanzahl nur noch gestreckt und scheint ihr eigentliches Ziel aus den Augen verloren zu haben, denn so wirklich wissen weder das Team noch ich, warum wir tun, was wir tun – einfach, weil wir es wirklich nicht wissen und nur eine alte Schrift entschlüsseln. Das ist schade und wirkt über große Strecken hinweg sehr willkürlich, obwohl die Story ziemlich stark begann.

Tales of Berseria ist ein solides JRPG mit einer ewig langen Story, fehlenden Nebenaktivitäten und ziemlich gelungenen Charakteren, die sich auch mal ein verbales Duell über Käfer liefern können. Selten habe ich so viel mit den Charakteren gelacht, wie in diesem Spiel. Schade nur, dass der Rest nicht sooo wirklich überzeugen möchte.

ProContra
+ Interessante, witzige Charaktere– Matschtexturen
+ Kampfsystem gut gelungen– Grafisch eher enttäuschend, Umgebungen detailarm
+ Interessante Geschichte– NPC häufig teilnahmslos
+ Gute Bindung zu den Charakteren möglich– Soundtrack wiederholt sich zu häufig
+ Guter Einsatz der KI– Sehr wenige Nebenaktivitäten, sehr linear
– Kaum Entwicklung der Charaktere vorhanden
– Nach einiger Zeit wirkt Story eher gestreckt

Technik: 69
Grafik: 60
Sound: 61
Umfang: 59
Gameplay: 84
KI: 82

Spielspaß: 63

  • Story: Tales of Berseria geht mit einer Rachegeschichte los und verliert sich dann ein bisschen selbst.
  • Frustfaktor: Kommt auf den Schwierigkeitsgrad an und manchmal kann die Story frustrierend sein.
  • Nachhaltigkeitswert: Eher nicht, dafür wirkt es zu belanglos.
  • Design/Stil: Typischer Tales of Stil – schöne Charakterdesigns, eher maues Weltendesign.
  • Musik und Sound: Die Musikstücke sind zwar schön, wiederholen sich aber für meinen Geschmack zu häufig.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Für die Anzahl an Stunden als Vollpreistitel gut geeignet, 20 € sind allerdings auch sehr angemessen.

Offenlegung

Wir haben uns Tales of Berseria auf der PlayStation 4 selbst gekauft.

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Beatrice Eichhorn
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