Bus Simulator (PS4 Pro) im Test – Endlich auf Konsolen!

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Das hat es nun lange nicht gegeben: Simulatoren haben vor einigen Jahren einen echten Boom erlebt und seitdem ist auch die Qualität einiger Genrevertreter spürbar gestiegen. Doch auf Konsolen haben es vor allem diese besseren Spiele noch nicht allzu oft geschafft. Und in dieser Woche kommen nicht nur der Truck Driver, sondern auch der Bus Simulator auf Konsolen, der auf dem PC viele Fans um sich versammelt. Im Test zur PS4 Version verraten wir euch mehr.

Ein Kindheitstraum

Ich habe früher stundenlang verschiedene GTA Ableger nur als Busfahrer gespielt. Ja, das geht tatsächlich. Alles fing mit GTA III ein, wobei danach GTA: Vice City eine besondere Faszination ausübte, da dort NPCs an Haltestellen tatsächlich ein- und ausgestiegen sind. In GTA IV hatte ich dann auch unzählige Stunden, die nur dem Busfahren dienten, auf dem Zähler. Glaubt ihr mir also, dass ich mich wahnsinnig auf die Konsolenversion des Bus Simulators gefreut habe?

Das könnt ihr ruhig. Das Beste vorab: Zu einem guten Teil hat der Bus Simulator, bei mir getestet auf der PS4 Pro, meinen Wunsch nach einem solchen Spiel auf Konsolen erfüllt und ziemlich sicher werde ich nicht mehr auf GTA zurückgreifen, wenn ich eine Runde entspannt Bus fahren und Passagiere befördern möchte. Einige Dinge gibt es zwar, die GTA besser macht, auch wenn man nur mit einem Bus durch die Gegend fährt, aber im Kern ist der Bus Simulator eben wirklich der bessere Bus Simulator.

Hinterm Steuer. Das bei Stillstand aktivierbare Menü macht die Steuerungsoptionen erreichbar.

Hinterm Steuer und all das drumherum

Für Spieler der PC Version wird der Bus Simulator nicht allzu viel Neues bereithalten: Inhaltlich, spielerisch und von den Busmodellen her ist die Konsolenversion eine ziemlich genaue Adaption des letzten PC Ablegers. So ist man auch hier im Städtchen Seaside Valley unterwegs, und wird sich nicht nur um die Beförderung der Fahrgäste kümmern, sondern gleich auch noch die städtischen Verkehrsbetriebe aufbauen.

Wäre das mal im echten Leben so, würde mit den öffentlichen Verkehrsmitteln vermutlich Einiges besser laufen, im Bus Simulator sorgen die seichten Wirtschaftsaspekte aber eben dafür, dass man nicht nur stundenlang durch die Straßen fährt. Manche Simulatoren wie der Euro Truck Simulator werden manchen Spielern ja mitunter genau deshalb langweilig.

Im Bus Simulator besteht schon allein deshalb keine Gefahr, als dass die Strecken meist nicht allzu lang sind. Zwar darf man diese selbst planen, allerdings lohnt es sich eher, mehrere kürzere Strecken zu planen. Selbst, wenn man diese dann hin und zurück fährt, ist man im Durchschnitt maximal 20 Minuten unterwegs – da gehe ich jetzt von den Strecken aus, die ich so geplant habe.

Die Wirtschaftsaspekte sind alles in allem jetzt auch nicht furchtbar anspruchsvoll: Bankrottgehen kann man sogar ausschalten, es lässt sich aber ohnehin mit halbwegs sinnvoller Planung auch kaum erreichen. Kauft man einen Bus auf Kredit, muss man zwar auch Zinsen zahlen, doch wenn man nicht gerade komplett furchtbar fährt und ständig Fußgänger anfährt und Schaden am Bus anrichtet, macht man eigentlich mit jeder Fahrt genug Gewinn, um langsam wieder ins Plus zu kommen. Nur wirklich schlechte Fahrer sollten sich in Acht nehmen. Belohnungen für erreichte Kampagnenziele sind auch groß genug, um wieder ins Plus zu kommen. Bis man die immerhin acht Busse freigeschaltet und gekauft hat, dauert es aber dennoch etwas, da diese auch an bestimmte Level gebunden sind.

Die optische Anpassung der Busse darf nicht fehlen.

Glückliche Fahrgäste, glückliche Fahrer

Die letzte Version des Bus Simulators auf dem PC habe ich gar nicht gespielt – der letzte war der Bus Simulator 2016. Ich kann aber immer noch sagen, dass der aktuelle für Konsolen sehr stark mit ihm verwandt ist: Das Verhalten der Fahrgäste ist immerhin besser und sie finden immer (meist auch auf Anhieb) ihren Weg in den Bus und später wieder hinaus, allerdings sind sie immer noch recht einsilbig und gefühlt hat man die gleichen fünf Dialoge einfach mit mehreren verschiedenen Leuten aufgenommen. Besonders spannend und realistisch ist das nicht – und angepöbelt von Fahrgästen werdet ihr maximal, wenn ihr zwei Mal hintereinander ihre Fahrkarten sehen wollt. Diese verkauft ihr optional übrigens vorher selbst, was dank der Wechselgeldherausgabe eine Art spaßiges Minispiel im Bus Simulator ist.

Etwas anders ist freilich das Steuerungskonzept und dieses ist gut auf die Konsolen umgesetzt worden. Häufig genutzte Funktionen wie Blinker und Türen wurden auf die Controllertasten gelegt, während die restlichen Funktionen entweder direkt im Cockpit mit den entsprechenden Tasten oder einem Schnellmenü abrufbar sind. Das funktioniert soweit zuverlässig – wesentlich besser als die normalen Menüs des Spieles außerhalb der Strecke, denn die sind im Bus Simulator teilweise äußerst fummelig und unübersichtlich und zudem buggy. Blendet man beispielsweise die Aufgabenliste ein, lässt sich diese oft nicht mehr ausblenden und macht alles andere unbrauchbar, bis sie nach einiger Tastenakrobatik dann doch wieder verschwindet.

Die normalen Menüs verdienen also eine Überarbeitung, auf der Strecke steuert sich der Bus Simulator allerdings sehr gut und auch realistisch – die Umsetzung auf den DualShock 4 ist unterm Strich gut gelungen. Somit bin ich als Fahrer glücklich und meine Fahrgäste meist auch – eine perfekte Fahrt mit fünf Sternen abzuliefern ist allerdings mitunter die größte Herausforderung im Bus Simulator, denn dazu darf man wirklich kein einziges Schlagloch treffen, muss immer perfekt anhalten und am besten auch immer mit perfektem Timing ankommen. Steht man mal länger im Stau, ist das aber gar nicht immer so einfach.

Der Ticketverkauf gehört auch zum Busfahreralltag!

Technisch durchwachsen

Die Kulisse ist Stärke und Schwäche im Bus Simulator. Auf der einen Seite ist die Stadt durchaus groß genug und man hat es gut geschafft, verschiedene Viertel einzubauen und den Verkehr recht realistisch darzustellen. Besondere Szenarien wie Feiertage oder der Feierabendverkehr sorgen zudem für etwas Abwechslung und der Verkehr (Stau etc.) wirkt auch realistisch.

Vollkommen begeistern würde mich der Bus Simulator jetzt noch, wenn die Spielwelt mit anderen aktuellen Welten auf der PS4 Pro mithalten könnte – das kann sie klar nicht. Ganz hässlich ist das Spiel zwar nicht, allerdings fehlt es hier und da dennoch an Details, viele Texturen sind vollkommen verwaschen und ich habe einfach nicht wirklich den Eindruck, in einer wirklich lebendigen Welt unterwegs. Auch die NPCs werden aktuellen Ansprüchen nicht gerecht, und während die Busmodelle detailgetreu gestaltet sind, ist auch hier im Cockpit alles unscharf, während die sonstigen Automodelle auf den Straßen auch maximal an die letzte Konsolengeneration erinnern – immerhin haben sie aber Lichter und Blinker, wobei sie letzteren manchmal einfach reihenweise in die falsche Richtung setzen…

Die angestaubte Optik hätte ich dem Bus Simulator verziehen, wenn die Performance astrein wäre, doch auch das ist leider nicht der Fall. Es kommt regelmäßig zu Einbrüchen der Framerate. Wirklich störend ist das nicht, aber es fällt eben vor allem angesichts der nicht taufrischen Optik eben auf und nimmt mit mehr freigeschalteten Gebieten zu. Einziges optisches Highlight ist somit im Bus Simulator praktisch der Regeneffekt, der vor allem eine schlechte Sicht sehr gut simuliert. Im Cockpit eines Busses sorgt er allerdings dafür, dass auch die Oberflächen innerhalb des Busses feucht werden – ups.

Der Regeneffekt ist optisch nett und verringert die Sichtweite deutlich.

Kollegen online und offline

Ich mag den Spielablauf des Bus Simulators. Weitere Fahrer einzustellen und ihnen Bus und Strecke zuzuweisen, wirkt und ist erst einmal auch oberflächlich, doch es gibt zusätzlichen Gewinn und wird spätestens dann cool, wenn ihr einen Kollegen zum ersten Mal auf der Strecke trefft: Ja, die KI Busse fahren tatsächlich auch durch eure Stadt und es kann daher passieren, dass sich eure Wege kreuzen.

Ich liebe es, dass ich blinken und ordentlich bremsen sowie genau an den Haltestellen halten muss, für alle unschöneren Aktionen gibt’s Punktabzug. Schade ist, dass das zu frühe Losfahren nicht wirklich darunter zählt, nur selten gibt’s dafür Abzüge, wobei das Warten an der Haltestelle, wenn man wirklich mal zu früh ist, mitunter auch eine Aufgabe des Fahrers ist … na ja, wenn ich genauer darüber nachdenke, fahren zumindest die LVB dann doch meist früher los.

Cool ist auch, dass man jederzeit aus dem Fahrersitz steigen und sich frei in der Spielwelt bewegen kann. So könnt ihr beispielsweise die Fahrkarten prüfen und Schwarzfahrer mit 120€ bestrafen, oder theoretisch auch die ganze Stadt zu Fuß erkunden. So richtig etwas bringt euch das nicht, ist allerdings eine gute Grundlage für den Online-Multiplayer: Hier könnt ihr euch frei bewegen, um beispielsweise die Fahrkarten in den Bussen der anderen Spieler zu kontrollieren, das ist schon wirklich cool.

Mega verwirrend: Während der Kampagne gibt euch das Spiel zwischendurch die Aufgabe, Strecken im Rundfahrt-Modus zu spielen. Diesen gibt es aber dem Namen nach gar nicht, wer jetzt denkt, dass es der Loop-Modus ist, irrt sich: Nur im Modus Ping-Pong fährt man die Strecke hin und wieder zurück. Der Sinn des Loop Modus ist mir gar nicht ganz begreiflich. Mal abgesehen davon sollte man hier auf jeden Fall das Wording vereinfachen, zumal der Ping-Pong Modus, auch bekannt als Rundfahrt, der Arbeit eines echten Busfahrers ja noch am nächsten kommt, wenn man im Bus Simulator schon keine kompletten Touren fährt.

Es ist jederzeit möglich, den Bus zu verlassen.

Fazit: Endlich auf Konsolen

Einige der bekannten und guten Simulatoren haben es in den letzten Jahren nicht auf die Konsolen geschafft: Mit dem Bus Simulator macht nun ein weiterer Vertreter den Schritt. Ein wirklich frisches Spielerlebnis ist es dabei nicht, sondern bringt im Wesentlichen die bereits bekannte PC Version auf Konsolen. Das ist auch nicht schlimm, denn abgesehen von den fummeligen und etwas verbuggten Menüs ist die Umsetzung recht solide gelungen. Der Bus Simulator bietet dabei eine entspannte Mischung aus Busfahren und leichten Wirtschaftsaspekten und ist unterm Strich nicht besonders anspruchsvoll, aber dennoch recht realistisch gehalten. Mit Streckenplanung, Ticketverkauf und Fahrkartenkontrolle gibt es zudem genug Abwechslung im Alltag. Ich hoffe, dass es nicht der letzte Busfahrerjob auf der PS4 und der Xbox One war – fürs nächste Mal wünsche ich mir in erster Linie eine noch ansprechendere Kulisse, eine Welt, die auch mit aktuellen Standards mithalten kann und flüssig läuft. Technisch ist der Bus Simulator nämlich ziemlich angestaubt. Dieser Titel in einer gewaltigen Kulisse wie die von GTA V – damit wäre mein Kindheitstraum dann endgültig erfüllt.

ProContra
+ Steuerung ordentlich umgesetzt– Fummelige und mitunter verbuggte Menüs
+ Genügend Abwechslung im Gameplay– Unscharfe Texturen, grafisch angestaubt
+ Cooler Multiplayermodus– Bildrateneinbrüche
+ Wirtschaftselemente lockern Spielerlebnis auf– Überschaubare Vielfalt an Bussen
+ Ticketverkauf und -kontrolle– Einsilbige Fahrgäste
+ Realistische Szenarien (Rush Hour, Feiertag)– Etwas leblose Kulisse

Technik: 73
Grafik: 51
Sound: 69
Umfang: 85
Gameplay: 79
KI: 80

Spielspaß: 79

  • Story: Der Aufbau eurer eigenen Verkehrsbetriebe – viel Geschichte gibt’s nicht, aber die nötige Rahmenhandlung.
  • Frustfaktor: Kaum bis gar nicht vorhanden.
  • Wiederspielwert: Hoch – und wenn es nur für eine Runde entspannten Fahrens ist.
  • Design/Stil: Realistisch und stimmig, aber nichts Besonderes.
  • Musik und Sound: Die Soundkulisse ist in Ordnung und ist realistisch, insgesamt aber auch nichts Besonderes, denn die Effekte außerhalb der Busse sind eher einfach.

Wir bedanken uns bei astragon entertainment für das Pressemuster zum Bus Simulator.

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Manuel Eichhorn
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