CarX Street ist ein wankelmütiger Kandidat: Nachdem das Spiel seinen Ursprung auf Android und iOS hat, kam 2024 der Sprung auf den PC – in diesem Jahr geht es auf den Konsolen weiter, zunächst auf Xbox, ab 24. Juli 2025 auch noch auf der PS5. CarX Street ist nun irgendwo gefangen zwischen Mobil- und Konsolenspiel, mit einer Technik, die sich irgendwo zwischen „wunderschön“ und „schrecklich“ bewegt und einem Gameplay, das viel Spaß machen, aber auch unglaublich frustrieren kann.
Die Stadt ist dein Spielplatz
CarX Street wirft dich in eine offene Spielwelt, in der es deine Aufgabe ist, dir mit dem Gewinnen von Rennen einen Ruf zu erarbeiten, immer weitere Clubs zu besiegen, dir immer schickere und schneller Fahrzeuge zu besorgen und dir auch in der ganzen Stadt Apartments und Häuser zu besorgen. Es gibt im Spiel den Versuch einer Story und auch einige Zwischensequenzen, zum Beispiel zum Beginn und beim Abschluss eines neuen Clubs. Hand aufs Herz: Mehr als der müde Versuch, dem ganzen Renngeschehen einen Rahmen zu verpassen, ist das nicht.
Das Setting einer recht großen Stadt mit Stadtteilen und einer relativ weitläufigen Umgebung finde ich mal wieder ziemlich verlockend, und was die Gestaltung der Spielwelt angeht, liefert CarX Street auch: Die Spielwelt ist detailreich und abwechslungsreich, vor allem mit dem Fotomodus lassen sich immer wieder richtig hübsche Bilder schießen. Leider gibt es abseits der Rennen nicht so viel zu tun: Es gibt zwar Sammelobjekte, Teile- und Autolieferungen und Rennen abseits der Clubs, aber die sind alle nicht besonders aufregend, spielen sich alle gleich und sind zudem lediglich dafür da, zusätzliches Geld in die Kassen zu spülen, welches auch dringend benötigt wird.
Kleinere Aktivitäten, wie Radarfallen, oder direkt in die offene Welt integrierte Driftaktivitäten oder Ähnliches, wie sie in den meisten anderen Open-World-Rennspielen mittlerweile Standard sind, gibt es in CarX Street nicht. Ich finde das grundsätzlich gar nicht so schlimm, es lässt die offene Spielwelt aber auch etwas leblos und langweilig wirken. Es bleibt eine hübsche Kulisse, zu mehr reicht es nicht.
Trotzdem mangelt es CarX Street nicht an Umfang, absolut nicht: Wenn du alle Clubs abschließen willst, inklusive der unzähligen Eliterennen, die nach dem Abschluss des Clubs freigeschaltet werden, kannst du unzählige Stunden mit dem Spiel verbringen – wirklich unzählige. Dann gibt es nämlich auch noch Wettbewerbe gegen die anderen Spieler*innen sowie die Möglichkeit, in Online-Lobbies mit- oder gegeneinander zu fahren. CarX Street bietet dir viel – wenn du mit dem Spiel warm wirst, brauchst du auf absehbare Zeit kein anderes Rennspiel mehr.
Die Fahrzeuge in CarX Street sind übrigens nicht lizenziert, allesamt orientieren sie sich aber sehr nah an echten Vorbildern. Neben den Tuningoptionen und optischen Anpassungen sind auch noch andere Komponenten am Fahrzeug entscheidend: So musst du deinen Tank im Auge behalten und früher oder später eine Tankstelle besuchen, zudem nutzen sich die Reifen des Fahrzeugs ab und können auch mit unterschiedlichen Reifentypen ersetzt werden.
Zwischen Spaß und Frust
CarX Street hat eine Besonderheit, die sich durch das ganze Spiel zieht: Es ist ein reines Chaos und Vieles passt nicht so richtig zusammen. Das englische Wort ‚mess‚ trifft es in meinem Kopf ganz gut: Technisch und spielerisch, das Spiel deckt qualitativ einfach die ganze Bandbreite mit seinen gebotenen Inhalten ab. Das trifft auch auf den Schwierigkeitsgrad zu. Man kann drei Schwierigkeitsgrade einstellen, die jeweils auch für mehr oder weniger Geldbelohnungen sorgen.
Ich habe meist auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad gespielt, über weitere Strecken ist CarX Street dann richtig einfach. Doch immer wieder starte ich dann Clubs oder einzelne Rennen, deren Schwierigkeitsgrad einfach viel zu hoch ist. Dann wechsele ich das Auto, tune es bis auf die Kante des im Rennen erlaubten – aber die KI-Fahrer*innen düsen einfach mit irrer Geschwindigkeit davon. Vor allem auf extrem kurvenreichen Strecken außerhalb der Stadt ist das KI-Verhalten einfach unberechenbar und sie verfügt über Fahrzeuge, die auch in der irresten Kurve einfach wie ein Brett auf der Straße liegenblieben – und mich ganz nebenbei von der Strecke rammeln können.
Dann gibt es Clubs, die nur auf Driftrennen basieren – mein persönlicher Nemesis in einem Rennspiel. Mir gefällt das Driften in CarX Street einfach nicht. Mir ist bewusst, dass das Driften eine Kompetenz des entwickelnden Studios ist, das immerhin auch CarX Drift Racing Online herausgebracht hat – aber mir gefällt es einfach nicht, dafür ist mir die Steuerung mit vielen Fahrzeugen und dem Xbox Controller einfach zu schwammig. Die Steuerung fühlt sich für mich in CarX Street auch mit verschiedenen Fahrzeugen, verschiedenen Teilen und Tuning-Einstellungen einfach nicht natürlich an, ich bekomme kein gutes Gefühl für das Fahrzeug – und dann geht das Driften schief. Die Driftrennen und -clubs habe ich deshalb schnell liegenlassen.
Führen mich die Rennen stattdessen über die Straßen der Innenstadt oder die Highways, entfaltet CarX Street für mich seine Stärken und dann macht es auch Spaß, mit den Fahrzeugen und dem Tuning ziemlich viel Spaß – wenngleich die ganzen zugehörigen Menüs einfach wahnsinnig unübersichtlich sind. Es macht wenig Spaß, sich durch die Kategorien zu klicken und etwas auszuwählen, da das Interface im Tuning-Shop einfach hoffnungslos überladen ist.


Zwischen dieser und der vorletzten Generation
Auch technisch deckt CarX Street die ganze Bandbreite zwischen einem modernen Spiel für die Xbox Series X und einem veralteten Rennspiel der letzten oder vorletzten Generation ab. Je nachdem wo man sich befindet und auf welche Teile des Bildes man achtet, zeigen sich völlig unterschiedliche Dinge. In manchen Situationen ist CarX Street richtig schön und begeistert mit guter Beleuchtung und vielen ansehnlichen Details. In anderen Situationen rücken eine instabile Bildrate und furchtbare Pop-Ups in den Vordergrund.
CarX Street ist schlecht auf die Xbox optimiert. Wenn du mal hören willst, wie ein Lüfter einer Xbox Series X pusten kann, betrete den Tuning-Shop. Meine Xbox ist eigentlich immer flüsterleise und ich habe sie auch bei anspruchsvollen Spielen noch nie gehört, doch im Tuning-Shop in CarX Street dreht sie so richtig auf, sobald ich ihn verlasse, ist wieder Ruhe.
Die größte technische Schwäche von CarX Street sind für mich die Pop-Ups im Streckenverlauf: Objekte, Straßenschilder und Co. bauen sich manchmal erst wenige Meter vor dem Fahrzeug auf. Auch in der Umgebung gibt es teils ziemlich hässliche Elemente wie Bäume und sonstige Vegetation. Hier könnte das Spiel noch eine deutliche Überarbeitung vertragen, um besser auf die Konsole optimiert zu sein.
Als mittelmäßig empfinde ich den Soundtrack: Die Soundeffekte sind okay, können aber nicht mit den Genregrößen mithalten. Die Musik in CarX Street passt gut, wiederholt sich aber im Spielverlauf sehr oft, ein paar mehr Tracks hätten gutgetan.


Fazit: Ein Ausflug in eine wirre Garage

CarX Street ist wie ein Wagen Marke Eigenbau, den man aus neuen und gebrauchten Teilen selbst zusammengeschraubt hat: Anti-Mainstream und es macht Spaß, die Pedale zu drücken und zu schauen, was dann passiert. Doch so richtig passen manche nicht zusammen, es reibt und kracht im Getriebe, auf dem Weg zum Ziel fällt mindestens auch noch der Auspuff ab: Den Sprung vom Handyspiel zur Konsolenversion hat CarX Street gut geschafft, doch weder der Schwierigkeitsgrad noch die technischen Aspekte des Spieles sind wirklich ausgegoren, an vielen Ecken fehlt es an Optimierung. Die Spielwelt ist groß und schön, aber recht wenig lebendig. Mit CarX Street kannst du – wenn du auch knifflige Driftrennen magst – viel und vor allem langfristigen Spaß haben, genauso kann dich das Spiel nach einigen Runden aber auch kalt lassen. Eine Probefahrt kann sich aber in jedem Fall lohnen.
Preiseinschätzung: Der Preis von 29,99€ ist angesichts des Umfangs des Spieles sehr angemessen.
Pro | Contra |
---|---|
+ Große, detailreiche Spielwelt | – Inkonsistente technische Umsetzung |
+ Umfangreiche Inhalt dank vieler Rennen und Clubs | – Überdeutliche Pop-Ups auf den Strecken |
+ Tuning-Optionen | – Unausgegorener Schwierigkeitsgrad |
+ Viele hübsche Szenen | – Unübersichtliches Interface |
– Welt insgesamt eher leblos |
Offenlegung
Wir haben CarX Street selbst gekauft.