The Unicorn Princess (PS4) im Test – Streu Glitzer drauf…

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Bei den wenigsten Videospielen funktioniert die Einhornregel: „Streu Glitzer drauf und alles wird gut“ – obwohl The Unicorn Princess vielleicht ein bisschen mehr Glitzer tatsächlich geholfen hätte. Da der Titel momentan für die PlayStation 4 im Angebot ist, konnte ich nicht umhin, mir dieses interessant klingende Spiel anzusehen – immerhin soll ich die Traumwelt retten. Ob ich das geschafft habe und ob sich der Titel lohnt, erfahrt ihr in meiner Review zur PlayStation 4 Version.

Ich bin Lena

„Hi, ich bin Lena“ werde ich direkt begrüßt, als ich ein neues Spiel in The Unicorn Princess beginne. Ich soll Lenas Kleiderschrank erkunden und dann mit ihr das Haus verlassen. Weder weiß ich, wer Lena ist, noch warum sie mir direkt etwas von Mittelalterkleidung erklärt und schon gar nicht, warum ihr Haus zum einen keine Erwachsenen beinhaltet und zum anderen aussieht wie aus einer sehr schlechten Möbelsoftware aussieht.

The Unicorn Princess ist, auch wenn es die Welt vorgaukeln mag, kein offenes Spiel, sondern man folgt sehr linear verschiedenen Quests, die netterweise fast alle nur damit etwas zu tun haben, das man irgendwem irgendwas bringen soll, das natürlich irgendwo auf der Map verteilt ist. Praktischerweise gibt es für alles Markierungen, also hier ist keine sonderliche hohe Schwierigkeit geboten. Die ist eher bei den Sammelobjekten – doch folgt man alleine der Story findet man hier bereits einen Großteil.

The Unicorn Princess möchte ein Spiel sein, in dem Lena, die Pferdeliebhaberin, natürlich im Vordergrund steht: Sie ist eine gutherzige Person und hilft jedem, den sie tritt. So auch Unica, dem Einhorn aus der Traumwelt, das ihre Hilfe braucht. Auch wenn The Unicorn Princess so gut, doch Pferde spielen keine große Rolle im Spiel. Sie dienen vielmehr nur dazu, dass Lena und ich schneller von A nach B kommen. Zwar wird mir am Anfang erklärt, dass ich regelmäßig mein Pferd auch pflegen soll, damit es mit mir arbeitet, aber in meinem ganzen Spieldurchlauf von circa 4 Stunden habe ich mein Pferd nur zweimal gepflegt – einmal fürs Tutorial und einmal einfach so. Mein Pferd war einfach nicht unglücklich genug, um gepflegt zu werden.

Wer hier auf eine tiefgründige Story ohne Klischees hofft, ist vollkommen fehl am Platz. Hier ist weder irgendwas tiefgründig, noch schwierig, noch komplex, noch gut durchdacht. Ja, ich bin nicht die Zielgruppe, sondern eher Kinder, doch aufgrund der Einfachheit sollte das Kind schon sehr klein – und dann sollte man es auf keinen Fall zum Vollpreis kaufen. So 7 oder 8 € sind vollkommen angemessen.

Guck mal, Artefakte!

Wenn man sich einmal damit angefreundet hat, dass The Unicorn Princess einfach nur ein Abgearbeite von Aufgaben ist, macht es fast so was wie Spaß – zumindest bekommt man auf diese Weise ziemlich schnell seine Gamerscore voll. Spannender wird es erst, wenn man sich The Unicorn Princess auf der technischen Ebene anschaut – und dann wird’s nicht spannend, sondern gruselig.

Dass The Unicorn Princess kein AAA-Titel ist, brauche ich euch nicht zu sagen. Dass es jedoch so ein krasses Low-Budget-Spiel ist, hätte ich nicht erwartet. Hier scheint keine Liebe im Detail zu sein, alles wirkt, als habe es ein Praktikant innerhalb eines Monats entwickelt. The Unicorn Princess scheint so gut wie kein Polishing bekommen zu haben: Gras und Bäume tauchen auf, verschwinden wieder, nur um wieder aufzutauchen. Immer wieder schiebt sich das Gras über den Boden, um „Wind“ vorzugaukeln. Immer wieder rutscht Lena vom Sattel und schwebt dann wie ein Drachen hinter ihrem Pferd hin und her.

Und immer wieder flimmern Artefakte über die Mitte des Bildschirms: Schreckliche Grafikelemente, die dort einfach nichts zu suchen haben. Kreativ verhalten sich auch Schatten: Ähnlich wie ihre Bäume tauchen sie einfach so auf, während Möbel in Häusern prinzipiell keine Schatten haben. Besonders auf der technischen Seite der Grafik war davon nicht mal irgendwas zu den Anfängen der Videospiele cool und erwünscht. Mal ganz von den Animationen der Pferde abgesehen. Eigentlich entwickelt das Studio schon seit einigen Jahren Spiele, in denen Pferde eine Rolle spielen, doch bei The Unicorn Princess merkt man davon wenig.

Zudem haben sich Rechtschreibfehler eingeschlichen, obwohl es von einem deutschen Entwicklerstudio entwickelt wurde. Und auch die Charaktermodelle sind nicht wirklich ansehnlich, zum Teil haben mir einige wie zum Beispiel Karl ganz schön Angst bereitet. Mir hat auch sehr ein gelungener Soundtrack gefehlt: Musik, die alles untermalt. Sonst war es ganz schön eintönig, allerdings war es gut, dass die Texte alle auf Deutsch vertont sind. Hier sollte wirklich nochmal nachgebessert werden. Von Einbrüchen der Framerate einmal ganz abgesehen.

Was mich zudem sehr aufgeregt hat, war die Kamerasteuerung: Spiele ich als Lena und laufe durch die Gegend, kann ich die Kamera frei bewegen. Reite ich auf meinem Pferd, kann ich die Kamera gar nicht mehr bewegen und bin somit aufgeschmissen, bzw. muss mein Pferd immer in die Richtung drehen, in die ich gucken möchte.

Hol mir dies, hol mir jenes

The Unicorn Princess ist voll mit Aufgaben, die nur darin bestehen, dass ich von A nach B laufe, um dort C zu holen und wieder zurückzubringen. Kreativ ist das nicht. In der Traumwelt wiederum habe ich zwei verschiedene Aufgaben. Zum einen absolviere ich hier „Rennen“, um verschiedenfarbige Reifen zu sammeln, zum anderen Suche ich in einem vorgegebenen Gebiet nach der Ausrüstung des Ritters, der die Traumwelt schützen soll und der diese verlegt hat. Alles ohne Stress.

Tatsächlich gibt es eine Trophäe, die verlangt, dass man eines der oben beschriebenen Rennen verlieren soll – was für mich gar nicht so einfach war, denn alle diese Rennen sind einfach. Es gibt kein Zeitlimit und keine Gegner. Ich kann mir so viel Zeit beim Reiten lassen, wie ich will, solange ich den vorgegebenen Markierungen folge und genügend Reifen der richtigen Farbe einsammle. Das ist auf der einen Seite cool, auf der anderen Seite unterstreicht es jedoch mein bereits vorgebrachtes Argument, dass Pferde und das Thema Reiten hier nur Mittel zum Zweck, nicht jedoch ein Hauptargument sind. Verrückte Pferdefans kommen so vermutlich nicht auf ihre Kosten, was wiederum schade ist.

Fazit: Dann lieber ohne Glitzer…

Ein bisschen Glitzer im Sinne von Polishing hätte The Unicorn Princess vielleicht tatsächlich helfen können, ein technisch besseres Spiel zu werden. Hätte man sich ein bisschen mehr Mühe gegeben, würde das Gras vielleicht nicht über den Boden tanzen, wenn es „windig“ ist, würden es nicht so viele Artefakte geben, die permanent über der Mitte des Bildschirms flimmern, würden die Bäume vielleicht nicht einen auf „Schwups, weg waren sie“ machen. The Unicorn Princess ist kein AAA Titel und wird es auch nicht werden, doch allein auf technischer Seite wirkt es eher wie ein Spiel, das ein Praktikant entworfen hat. Es gibt einfach viel zu viele Schwachstellen im Spiel, die nicht hätten sein müssen, das fängt bei den zum Teil gruseligen Charaktermodellen an und hört beim fehlenden Soundtrack auf.

Die Pferde, die eigentlich das Herzstück des Spiels bilden sollen, sind nur ein Mittel zum Zweck, ihre Pflege gerät in den Hintergrund, auch weil meinem Pferd einfach nicht der Sinn danach stand, gepflegt zu werden. Die ganze Thematik wird komplett vernachlässigt. Dafür ist es kein schwieriges Spiel, sondern eines, das man als Erwachsene problemlos innerhalb von vier Stunden perfektionieren kann. Auch Kinder werden hier vermutlich keine großen Schwierigkeiten haben, doch Pferdefans werden eher nicht auf ihre Kosten kommen. Sehr schade. Wäre die grafische und technische Seite mit mehr Achtsamkeit gestaltet worden, wäre es vielleicht zumindest eine Empfehlung wert gewesen.

ProContra
+ Sehr einfacher Schwierigkeitsgrad– Rechtschreibfehler
+ Sehr einfache Trophäen/Errungenschaften– Aufploppende Artefakte in der Mitte des Bildes
+ Dialoge auf Deutsch vertont– Einbrüche der Framerate
+ Verschiedene Pferdefarben– Pferde und Pferdethematik geraten in den Hintergrund
– Aufgaben nicht sonderlich kreativ oder abwechslungsreich
– Auftauchende und verschwindende Bäume, aufploppendes Gras
– Zum Teil schreckliche Charaktermodelle
– Fehlen von Musik
– Mangelhafte Kamerasteuerung
– Laufanimation der Pferde nicht gut

Technik: 43
Grafik: 20
Sound: 45
Umfang: 44
Gameplay: 56
KI: 50

Spielspaß: 35

  • Story: Das Einhorn bittet dich um Hilfe, die Traumwelt zu retten.
  • Nachhaltigkeitswert: The Unicorn Princess kann in vier Stunden perfektioniert werden. Es gibt nichts, was einen anstachelt, das Spiel nochmal zu spielen oder zu empfehlen.
  • Frustpotential: Nope, es sei denn, man ist Reviewer und ist von der Technik frustiert.
  • Design/Stil: Voll mit zu vielen Fehlern, viele Charaktermodelle sind eher gruselig.
  • Musik und Sound: Von welchem Soundtrack ist denn hier die Rede?
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: The Unicorn Princess liegt zwischen empfohlenen 20 € (Steam) und 35 € (Switch), was alles zu hoch ist. Ich habe es für etwa 7,50 € für die PS4 gekauft und das ist ein Preis, mit dem gehe ich mit.

Offenlegung

Ich habe mir The Unicorn Princess auf der PlayStation 4 selbst gekauft und auf der PlayStation 5 getestet.

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Beatrice Eichhorn
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