Hatoful Boyfriend (Steam) im Test – Tauben-Dating-Simulation mit unfassbarem Twist im Test

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In einer dystopischen Welt, in der die Menschen von den Vögeln regiert werden, hat ein Mädchen die Chance an eine Elite-Schule für Vögel zu gehen und ihren Weg zu meistern. Es kommt, wie es kommen muss: Das Mädchen verliebt sich in einen dieser Vögel, doch welcher wird es sein? Hatoful Boyfriend ist eine Visual Novel, die euch in eine abgedrehte Welt entführt, doch ob sich am Ende alles nur als simple Dating-Simulation entpuppt oder letzten Endes doch weitaus mehr dahinter steckt, verraten wir euch in unserer Review zum Spiel.

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Schräge Vögel!

Kurz zum Setting: Als der Virus H5N1 vor einigen Jahren sehr stark wütete, entwickelten die menschlichen Forscher ein Gegengift, das sie den Vögeln gaben. Allerdings führte das dazu, dass viele Vögel menschliche Intelligenz erlangten und ein Krieg zwischen Menschen und Vögeln ausbrach, den die Vögel gewannen. Seitdem leben die Menschen unter der Regierung der Vögel. Heute, viele, viele Jahre nach dem Krieg, hat ein menschliches Mädchen die Möglichkeit, eine Vogel-Elite-Schule zu besuchen.

Und genau dieses Mädchen seid ihr. Eure “Aufgabe” ist es quasi mit den verschiedenen Vögeln eine Beziehung einzugehen. Dabei steht euch beispielsweise Kazuyaki, der Mathelehrer zur Verfügung, der alle Nasenlang einschläft. Oder aber Yuuja, den ein finsteres Geheimnis umgibt. Oder Nageki, der aus irgendeinem Grund die Bibliothek nicht verlassen kann. Oder Ryouta, der beste Freund des Mädchens – der am Ende auch noch eine verdammt wichtige Rolle trägt, aber dazu verraten wir nicht mehr.

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Die Überraschung

Zunächst wirkt Hatoful Boyfriend wirklich wie eine simple Dating-Simulation, bei der es nur darum geht, die verschiedenen Vögel abzuschleppen. Was zudem auch noch motiviert, da die Spieldurchläufe etwa zwischen 30 und 60 Minuten dauern und sogar noch verkürzt werden, weil es einen Vorspulknopf gibt, den ihr so oft drücken könnt, wie ihr wollt. Somit könnt ihr dann schon bald den Anfang vom Spiel vorspulen, bei dem euch in 20 Minuten alle verfügbaren männlichen Vögel vorgestellt werden.

Insgesamt stehen euch 16 verschiedene Enden zur Verfügung, bei denen ein einziges nicht euch betrifft. Einige Enden gibt es sowohl in einer kurzen als auch in einer langen Version, was gleich noch mehr motiviert. Wir hatten innerhalb von knapp zweieinhalb Stunden bereits sechs verschiedene Enden gesehen, bis… Ohne jetzt groß zu spoilern, obwohl es uns auf der Zunge brennt, denn dieser Twist ist so unglaublich und unerwartet!

Nachdem sechsten Durchlauf etwa passiert nämlich etwas Anderes: Ihr habt plötzlich die Wahl zwischen zwei verschiedenen Spielmodi. Wollt ihr ein normales Leben beginnen, in dem es nur darum geht, Vögel zu daten. Oder wollt ihr ein vor langer Zeit gegebenes Versprechen einlösen, das euch eine Geschichte präsentiert, die Hollywoodfilme problemlos in die Tasche steckt und die alle möglichen Umstände an der Schule erklärt? Wir waren geschockt, das müssen wir ehrlich zu geben. Denn bei dem zweiten Modus hat das Ganze rein gar nichts mehr mit einer blöden Dating-Simulation zu tun. Es ist einfach nur schräg und gestört! Und hat uns mit offenen Mündern zurückgelassen. So etwas haben wir noch nie in einem Spiel gesehen. In einem Buch vielleicht, vielleicht sogar mal in einem Film, aber noch nie in einem Spiel. Und an der Stelle machen wir einen Cut, sonst verraten wir euch nämlich noch, worum es da geht. Nur so viel noch: In diesem Modus kommen alle Ungereimtheiten der einzelnen Liebesgeschichte auf ihren Höhepunkt und bilden ein großes Ganzes. Und plötzlich wirkt die angebliche Dating-Simulation wie der Prolog zu etwas Großem.

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Die Entscheidungen

Hatoful Boyfriend braucht einige Zeit, um heiß zu laufen. Man muss sich wirklich darauf einlassen, aber irgendwann vergisst man, dass es sich um Tauben handelt, die man trifft. Im Grunde läuft alles darauf hinaus, wie ihr euch innerhalb des Spiels entscheidet. Gleich zu Beginn zum Beispiel könnt ihr wählen, ob ihr in der Bibliothek arbeiten wollt, somit kommt ihr Nageki näher, oder ob ihr im Krankenflügel arbeiten wollt, damit erreicht ihr was bei Yuuja. So spinnen sich ein Haufen Entscheidungen durch das ganze Spiel.

Ein bisschen schlecht ist, dass euch das Spiel die passenden Antworten markiert, wenn es erkannt hat, mit welchem Vogel ihr euch treffen wollt am Ende. Würde man also die Vorspulknopf benutzen und die vorgegebenen Antworten, könnte man vermutlich schon innerhalb von 20 Minuten durch sein. Wie manche Spieler auf über 300 Stunden bei Steam kommen, ist uns schleierhaft.

Zwischenzeitlich gibt es auch die Möglichkeit, die verschiedenen Unterrichtsfächer zu wählen. Hier hat man einen kleinen Rollenspielaspekt eingebaut, der aber anscheinend auch nur dazu gedacht ist, mit den Vögeln auszugehen. So könnt ihr im Mathekurs eure Intelligenz, im Musikkurs euer Charisma und im Sportkus eure Vitalität steigern. Diese Werte erhöhen sich im Übrigen auch, wenn ihr verschiedene richtige Entscheidungen trefft. Allerdings fehlt stellenweise ganz stark die Abwechslung, da man nur selten selbst eine Entscheidung treffen kann, auch wenn einem das Spiel vorgaukelt, dass man häufiger entscheiden darf.

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Ein Anime für Zwischendurch?

Auch wenn Hatoful Boyfriend nie wirklich lange dauert, ist es keine grafische Perle. Die Zeichnungen sind nicht sonderlich detailliert und liebevoll, sondern wirken tatsächlich noch wie aus der Zeit als die ersten Animes zu uns kamen. Ja, Hatoful Boyfriend ist eine HD-Auflage eines Spiels, das bereits vor einigen Jahren in Japan erschien, aber ein bisschen mehr Detailverliebtheit hätte man sich wünschen können. Auch die verschiedenen Bilder der Vögel wie diese als Menschen aussehen würden, wirken nicht sonderlich liebevoll. Zwar detailliert, aber der richtige “Woah, ist der geil!!!”-Aspekt hat zumindest für meine Augen gefehlt.

Dafür sind die Vögel alle sehr hübsch gewählt und passen – nach mehrmaligem Durchspielen – auch zu ihren dargestellten Charakteren. Alle Vögel sind aus echten Vögeln erschaffen wurden, denn hierbei handelt es sich um Fotos von wirklich existierenden Vögeln. Und wenn wir gerade mal bei richtigen Vögeln sind, es gibt sogar Bezüge zu wirklich existierenden Orten, denn ihr besucht das Birdcafe und sucht dort eine Arbeit. Dieses Cafe existiert tatsächlich. Wer uns nicht glaubt, darf gern einen Blick auf das Birdcafe werfen.

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Kunst für die Ohren

Zwar verfügt Hatoful Boyfriend über keine Synchronisation, dafür verzaubert es aber mit sehr passenden und bekannten Musikstücken. So hat sich zum Beispiel auch ein Stück aus dem Nussknacker von Tschaikowski eingeschlichen, denn der “Tanz der Zuckerfee” ist das Thema des Doktors. Überhaupt lassen sich einige Werke Tschaikowskis finden, so auch sein Werk Zwölf Stücke op. 40. Hatoful Boyfriend verfügt über einen traumhaften Soundtrack, der zum Lauschen anregt. Allerdings wird er viel zu oft einfach unterbrochen, wenn die Szene endet. Dann wird das Stück einfach in einem Plopp abgeschnitten, was sehr unschön gelöst ist.

Is anybirdie here?

Besonders hervorzuheben ist bei Hatoful Boyfriend neben dem Soundtrack und der Story auch die Sprache, die speziell angepasst wurde. So heißt es nicht mehr “somebody” oder “anybody”, sondern “somebirdie” und “anybirdie”. Das ist auf den ersten Blick etwas verwirrend, aber ist sehr gut gesetzt, um das Setting festzusetzen. Ebenfalls gibt es aber auch verschiedene Dinge, die von den Menschen übernommen wurde, wie beispielsweise der Pulitzer-Preis, der immer noch verliehen wird. Schade nur, dass es hin und wieder Übersetzungs- und Tippfehler gibt.

Auch das Problem mit dem Namen des Spiels wird zwischenzeitlich gelöst, nämlich genau dann, wenn ihr euch dem besseren Spielmodus zuwendet. Auch das würden wir euch jetzt gern verraten, wie das gemeint ist, aber dann wäre ja der ganze Spaß dahin, oder? Aber so viel dürfen wir verraten, es hat nämlich etwas mit den Japanern und ihren minderbemittelten Englischkenntnissen zu tun.

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Bereit für die Vogelinvasion?

Hatoful Boyfriend ist ein Spiel, auf das man sich einlassen muss, aber mit dem man dann ziemlich viel Spaß haben kann. Es ist ein Spiel, das euch mit offenen Mündern und einem geschockten Blick zurücklässt, während ihr euch immer wieder fragt: “Was zur Hölle?!”. Nein, nicht alles in Hatoful Boyfriend ist eine Dating-Simulation, denn dann wäre es viel zu langsam. Es ist ein Gesamtkonzept, dass sich erst nach einigen Spieldurchgängen entschlüsseln lässt und euch dann eine Geschichte bietet, die selbst andere Blockbuster wie ein Nichts erscheinen lässt. Aber wir können euch viel erzählen, am besten wäre es, ihr würdet es selbst spielen und euch einen Eindruck davon machen.

Das Spiel besticht vor allem durch seine unglaublich faszinierende Story, die sehr vielfältigen Charaktere, deren eigentliche Hintergründe erst nach und nach erkennbar werden, das dystopische und schräge Setting und die sehr gut gewählten Musikstücke, die den Titel untermalen. Auch im Sprachbereich punktet Hatoful Boyfriend, denn auch hier wurde alles an die Vögel angepasst, schade nur, dass es auch hier Übersetzungsfehler gibt. Das trübt das Bild aber nur geringfügig. Der eigentliche Minuspunkt liegt in der Grafik, die zwar sehr hübsch ist, aber doch sehr detailarm und lieblos wirkt. Hier hätten wir uns ein paar mehr Details gewünscht. Das Gameplay selbst braucht eine ganze Weile bis es in Fahrt kommt, wird dann jedoch von immer währenden Wiederholungen getrübt und ist mit sehr wenig Abwechslung versehen.

Dennoch fesselt das Setting und die Geschichte und genau das lässt uns das Spiel für euch empfehlen, denn es macht Spaß, trotz der eher kleineren Mängel. Besonders durch die kurze Spielzeit der einzelnen Spieldurchgänge motiviert es, immer noch einmal von vorn anzufangen und zu schauen, welche Entscheidung sich wie auf die Geschichte auswirkt. Auch wenn Hatoful Boyfriend technisch kein Meisterwerk ist, so kann es euch eine Geschichte bieten, die unglaublicher nicht sein könnte. Dass ihr euch mit Vögeln trefft, werdet ihr angesichts dieser Tatsachen auch ganz schnell vergessen haben. Von uns gibt es eine klare Kaufempfehlung und das hätten wir zu Beginn niemals gedacht.

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Pro Contra
+ Unglaublich schräges Setting – Leider nur auf Englisch verfügbar
+ Faszinierende Geschichte… – … die ein bisschen Zeit zum Warmlaufen braucht
+ Angepasste Sprache – Tipp- und Rechtschreibfehler
+ Sehr guter Soundtrack… – … der häufig allerdings abrupt abgebrochen wird
+ Verdammt gelungene Charaktere – … die leider nicht ganz detailliert gezeichnet sind
+ Sehr schöne Vogelbilder – Umgebungen und Charaktere wirken lieblos und detailarm
+ 16 verschiedene Enden – So gut wie keine Abwechslung im Gameplay
+ Recht kurze Spielzeit pro Durchlauf… – … wo man sich manchmal mehr Tiefe gewünscht hätte
– Nicht allzu oft darf man Entscheidungen treffen

Technik: 75

  • Grafik: 67
  • Sound: 90
  • Umfang: 70
  • Gameplay: 72

Spielspaß: 89

  • Story: Nach einigen Durchgängen entpuppt sich die simple Datingsimulation als ein wahres Meisterwerk, das problemlos mit Hollywoodfilmen mithalten kann und Aufmerksamkeit erfordert, da man sonst die Zusammenhänge nicht bekommt.
  • Frustfaktor: Der ist nicht vorhanden, da die Spieldurchläufe sehr kurz sind und es somit kein wirklicher Verlust ist, wenn man ein bestimmtes Ende nicht erhält.
  • Wiederspielwert: Bei 16 Enden und noch dazu einer kurzen Spielzeit zwischen 30 und 60 Minuten pro Durchgang sehr wohl vorhanden.
  • Design/Stil: Der Anime-Stil wirkt stellenweise leider etwas lieblos und detailarm.

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Beatrice Eichhorn
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