My Time at Portia (PS4) im Test – Ich will zurück nach Portia!

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Auf einmal stehst du vor einer neuen Herausforderung: Du erhältst einen Brief und reist direkt nach Portia, einer kleinen niedlichen Stadt an der Küste, und übernimmst ab sofort die Werkstatt deines Vaters. Moment, diese Story kennen wir aus anderen Spielen? Doch damit hören die Ähnlichkeiten in My Time at Portia auch schon auf. Ich habe mir die PlayStation 4 Version des Spiels viele, viele, viele, viele Stunden angesehen, bin gerade eben aus Portia zurückgekehrt und verrate euch in meinem Test, warum es sich um eine kleine Perle handelt, der man unbedingt auch einen Besuch abstatten sollte.

Ich bin nur für die Review hier

In den ersten paar Minuten in My Time at Portia dachte ich, dass ich es gleich wieder ausschalten und mich irgendwie durch diese Review quälen werde. Das Erstellen des Charakters war für mich mit dem PS4 Controller eher eine unschöne Angelegenheit. Besonders bei der Wahl der Haarfarbe kann man nämlich die Töne beeinflussen und nimmt dafür den rechten Stick zur Hilfe. Dieser rutschte jedoch bei mir immer wieder zurück an eine andere Stelle, sodass ich nicht mit der Haarfarbe spielen konnte, die ich wollte. Lustigerweise kann man im Spiel einen Frisör freischalten, dort greift der Stick irgendwie sinnvoller. Nachdem ich also mit Müh und Not meinen Charakter erstellt habe, machte ich meine ersten Schritte mit Lucy in Portia. Ich wurde von Presley begrüßt, der mir in einem Tutorial zeigte, wie ich mich bewege und der mich in die Geschichte einweihte. Ich war in Portia, um die Werkstatt meines Vaters zu übernehmen. Was ich damit anstellte, ist meine Sache. Im Grunde. Und schon war ich mitten drin in My Time at Portia.

Eigentlich bin ich nur kurz für diese Review zurückgekehrt, das nächste Boot legt gleich wieder ab, damit ich mich weiter um meine Werkstatt kümmern kann. My Time at Portia vergleichen viele mit Harvest Moon – also mit den guten Teilen, nicht mit den seltsamen Spielen, die heute den Namen tragen – doch es ist so viel mehr. Im Grunde ist es vollkommen eure Entscheidung, was ihr aus der Werkstatt macht. Ihr könnt die Werkstatt selbst nutzen, um Aufträge der Gilde zu bearbeiten, ihr könnt euch auch einfach nur auf eure Ranch konzentrieren und Tiere groß ziehen oder nur Pflanzen aufziehen. Da ich mich jedoch auch bei Harvest Moon immer wieder dabei ertappte, jeden Morgen aufzustehen, meine Pflanzen zu gießen und Tiere zu füttern und wieder ins Bett zu gehen, ließ ich mich voll und ganz auf My Time at Portia ein. Es gibt nämlich so viel zu tun, dass ihr im Grunde gar nicht erst in die Verlegenheit kommt, nur aufzustehen, um gleich wieder ins Bett zu gehen.

Jeder Tag ist voll mit neuen Dingen, die ich mir selbst gebe. Mal verbringe ich den Tag in den Ruinen, kümmere mich um meine Tiere, hacke Holz, sammle Rohstoffe, erledige Aufträge und an ganz anderen Tagen koche ich einfach nur und versuche, meinen Platz in Portia zu finden. Es gibt so derart viel zu tun und die meisten Einwohner sind auch sehr nett zu mir und heißen mich willkommen. Schade ist hier nur, dass sie fast immer dasselbe sagen, dies auch bei den vielen Events, die in Portia stattfinden. Leider passt sich hier nichts an. Doch das ist eher ein geringeres Übel, denn ich fühle mich wohl mit den Bewohnern von Portia.

Mein Leben in Portia

My Time in Portia hat vieles aus der bekannten Reihe übernommen, was aber für ein hervorragende Simulation auch ein grandioser Schachzug ist. So gibt es jeden Monat verschiedene Events, an denen ich teilnehmen kann, mal ist es ein Pferderennen, mal lassen wir Laternen gen Himmel steigen. Das ist wunderschön und ich fühle mich schnell als Teil der Gemeinschaft. Ich gehöre dazu. Ich freue mich, wenn ich Post bekomme, ich freue mich, wenn ich diejenigen sehe, die ich digital zu meinen Freunden zähle. Ähnliches erlebte ich zuletzt bei Harvest Moon: Back to Nature, das seinerzeit auf der PlayStation 1 erschien. Während ich meinen Platz im Dorf finde, finde ich nebenbei auch die Liebe meines Lebens, kann heiraten – und ich profitiere von verschiedenen Freundschaften im Dorf, da sich bei vielen NPC bestimmte Boni einstellen, sodass ich beispielsweise günstiger einkaufen oder essen gehen kann. Das ist super.

My Time at Portia steht übrigens auch auf Deutsch zur Verfügung, was für mich das eine oder andere Schmunzeln auf die Lippen zeichnete, denn die Übersetzung ist nicht immer vollkommen rund. Beispielsweise möchte Emily immer mal wieder „eine Bestellung(en) Obstsalat“ essen oder beim Verlassen von Häusern bekommt man den Text „beenden“ angezeigt. Ich finde das ziemlich amüsant, jedoch können wir durchaus froh sein, dass My Time at Portia als Indiespiel überhaupt eine deutsche Übersetzung hat. Dennoch habe ich viele Stunden in Portia verbracht und mich davon nicht abhalten lassen.

Weniger schön sind die Cutscenes, die es in My Time at Portia gibt. Diese sind immer sehr hübsch und auch schön animiert, doch fehlt ihnen die Persönlichkeit: Keine Figur ist vertont, weswegen vor allem diese wunderschönen Cutscenes etwas vermissen lassen und kaum wirkliche Bedeutung haben. Das wünsche ich mir für die Zukunft, dass wir hier vielleicht doch noch eine Tonspur bekommen. Das wäre grandios!

Eine Welt, die einmal war

In My Time at Portia betretet ihr eine Welt, in der es unsere Zivilisation erst wieder neu gibt, sozusagen. Die Welt selbst war viele Jahre in Dunkelheit getaucht, die Bewohner lebten unter der Erde – zumindest, wenn ich den Erzählungen glauben darf, und erst jetzt haben sich wieder Orte und Dörfer gebildet. In den Ruinen findet man deswegen jede Menge Kram aus unserer Zeit, wie beispielsweise Motoren oder Waschmaschinen oder Telefonelemente, die man dann wiederum zu einem Telefon kombinieren kann. Das ist ziemlich cool – manchmal aber auch ärgerlich, da man nur beschränkten Platz im Inventar hat und der dann in den Ruinen vollgemüllt wird mit Zeug, nachdem man gar nicht gesucht hat. Trotzdem ist es ziemlich cool und bietet so noch viel mehr Möglichkeiten, seinen Platz in Portia zu finden.

Im Übrigen gibt es eine Telefonzelle aus der Peach Plaza, mit der man die Entwickler „anrufen“ kann, diese bedanken sich dann für euren Anruf und dass ihr das Spiel gekauft habt. Nettes Gimmick, wie ich finde. Nichtsdestotrotz hat My Time at Portia auch einige unschöne Stellen, die für mich jedoch keineswegs den Spielspaß trüben. So habe ich die Übersetzungen und das Erstellen des Charakters bereits erwähnt, doch geplagt ist es vor allem von langen Ladezeiten. Hierfür versprachen die Entwickler einen entsprechenden Patch nachzuwerfen, um die Ladezeiten zu verbessern, wir können also gespannt sein. Doch gerade nach dem Aufstehen ist es anstrengend, da erst die Nacht eine Ladezeit ist und anschließend wenn man das Haus verlässt, sitzt man wieder in einem Ladebildschirm. Hin und wieder friert das Spiel auch ein, sodass für kurze Zeit alles stehen bleibt. Das habe ich sowohl bei Aktionen (wie Holz hacken) beobachtet, aber auch wenn ich nur durch Portia gelaufen bin. Es ist also kein wirkliches Muster erkennbar. Lustigerweise sind die NPC ebenfalls davon betroffen, so ruckeln sich diese auch hin und wieder an ihre Plätze oder fallen gar durch Treppen wieder nach unten, um dann wieder nach oben laufen zu müssen. Doch das ist für mich alles nicht so dramatisch.

Fazit: Zurück nach Portia!

So, Leute, ich habe meine Review geschrieben und bin dann jetzt wieder auf dem Weg zurück nach Portia. My Time at Portia hat zusammengefasst einige Macken, doch allen in allem ist es ein rundes Spiel, das durchaus seine Berechtigung verdient hat. Es macht Spaß, alles zu entdecken und ein Teil der Gemeinschaft zu werden. Ich habe schon lange nicht mehr so für virtuelle Charaktere gefühlt wie in My Time at Portia, denn böse Zungen mögen behaupten, dass es nur ein Harvest Moon Klon ist, doch es ist so, so, so viel mehr. My Time at Portia ist eine kleine Perle unter den ganzen Indiespielen, die mit einer ganz eigenen Persönlichkeit daherkommt. Ich habe viele Stunden in Portia verbracht, meine Werkstatt aufgebaut, ein paar Hühner gekauft, hin und wieder etwas gepflanzt, die ganz große Liebe gefunden und bin ein Teil dieser wunderbaren Welt geworden. Von mir gibt es eine ganz klare Empfehlung und ich selbst nehme jetzt auch das Schiff zurück. My Time at Portia ist ein wunderschönes, niedliches, nicht ganz rundes, aber hervorragendes Spiel, das Fans dieses Genres auf jeden Fall glücklich stimmen kann.

Pro Contra
+ Viel zum Erkunden, viel zu tun – Seltsames Erstellen des Charakters
+ Nicht jeder Tag gestaltet sich gleich – Ruckelt immer mal, friert kurz ein
+ Sehr niedliche und passende Grafik – Lange Ladezeiten
+ Hervorragendes Weltbild – Charaktere verschwinden manchmal, ruckeln an ihre Plätze, sagen fast immer dasselbe
+ Nicht bloß „Harvest Moon“ Abklatsch – Cutscenes sind nicht vertont
+ Unheimlich lustige Events – Übersetzungen zum Teil amüsant

Technik: 82
Grafik: 77
Sound: 83
Umfang: 95
Gameplay: 86
KI: 69

Spielspaß: 96

  • Story: Ihr müsst die Werkstatt eures Vaters wieder auf Vordermann bringen und habt dabei relativ freie Hand, wie ihr euren Alltag gestaltet.
  • Frustfaktor: Der ist eigentlich ganz gering, da es doch relativ einfach ist.
  • Wiederspielwert: Sehr hoch – wie bei mir immer mit diesen Spielen.
  • Design/Stil: Niedlicher und passender Grafikstil, der nicht unbedingt realistisch, aber niedlich sein möchte.
  • Musik: Die Musik ist unheimlich schön und bleibt im Ohr, sodass ich das eine oder andere Mal bereits mitgesummt habe.

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Beatrice Eichhorn
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